de profundis
Hallo NJKahlen
de profundis clamavi ad te Domine
Domine exaudi vocem meam fiant aures tuae intendentes in vocem deprecationis meae
si iniquitates observabis Domine Domine quis sustinebit
quia apud te propitiatio est propter legem tuam sustinui te Domine sustinuit anima mea in verbum eius
speravit anima mea in Domino
a custodia matutina usque ad noctem speret Israhel in Domino
quia apud Dominum misericordia et copiosa apud eum redemptio
et ipse redimet Israhel ex omnibus iniquitatibus eius.
oder beziehst du dich auf Alfons Petzold oder Oscar Wilde oder Michael Oracz oder Georg Takl?
Der animierte Stein hat es mir besonders angetan.
Gern gelesen.
Gruß
Woitek
de profundis clamavi ad te Domine
Domine exaudi vocem meam fiant aures tuae intendentes in vocem deprecationis meae
si iniquitates observabis Domine Domine quis sustinebit
quia apud te propitiatio est propter legem tuam sustinui te Domine sustinuit anima mea in verbum eius
speravit anima mea in Domino
a custodia matutina usque ad noctem speret Israhel in Domino
quia apud Dominum misericordia et copiosa apud eum redemptio
et ipse redimet Israhel ex omnibus iniquitatibus eius.
oder beziehst du dich auf Alfons Petzold oder Oscar Wilde oder Michael Oracz oder Georg Takl?
Der animierte Stein hat es mir besonders angetan.
Gern gelesen.
Gruß
Woitek
Lieber Niko,
Dein Text bleibt mir rätselhaft, aber Sprache und Bilder gefallen mir.
Der Stein ist mehr als ein Stein, "hockt" und „noch wirbellos“ deuten darauf hin, dass der Stein beseelt ist (animiert, wie Woitek sagt). (Bei der Beschreibung, wie der Stein dort hockt, muss ich an Thomas Manns „Erwählten“ denken, wo Gregorius irgenwann auch nur noch wie ein Stein auf dem Felsen hockt, kaum noch Wirbeltier, von Moos bewachsen – so zumindest meine Erinnerung).
„noch wirbellos“ ist die Ankündigung einer Entwicklung, der Stein wird sich verwandeln. Ich denke an die pränatale Phase: dunkel (in der mauer), in Fötalposition (hockt), eng, unbewegt (schneebewachsen), Knochen müssen sich noch bilden (noch wirbellos).
Die zweite Strophe besteht für mich aus vielen lockenden Fragezeichen. Liedschatten: der Schatten, den ein Lied wirft? Wenn ein Gegenstand Schatten ins Licht wirft, wirft dann ein Lied Schatten ins Schweigen? Oder ist das Schweigen der Schatten des Liedes?
Was heißt es, dass „eine handvoll schweigen bricht“? Sie zerbricht? Sie bricht etwas anderes? Sie bricht sich (wie Licht)?
Auch wenn die Syntax mir nicht ganz klar ist lese ich so: Ein Lied bricht das Schweigen und bringt Leben in die Szene der scheinbar starren ersten Strophe.
Aber die letzte Zeile: Bezieht sie sich auf die drei vorangegangenen Zeilen und sagt, dass das Beschriebene nicht berührt? So möchte ich es nicht lesen, denn wie es klingt, berührt es mich sogar, ohne dass ich es verstehe. Eine Handvoll Schweigen bricht das, was nicht berührt?
Ich hör mal auf, die zweite Strophe ist mir noch zu schwierig. Auch die Verbindung zur ersten Strophe ist mir vage.
Trotz allem: Ich mag das sehr und bin gespannt.
Lieber Gruß, annette
Dein Text bleibt mir rätselhaft, aber Sprache und Bilder gefallen mir.
Der Stein ist mehr als ein Stein, "hockt" und „noch wirbellos“ deuten darauf hin, dass der Stein beseelt ist (animiert, wie Woitek sagt). (Bei der Beschreibung, wie der Stein dort hockt, muss ich an Thomas Manns „Erwählten“ denken, wo Gregorius irgenwann auch nur noch wie ein Stein auf dem Felsen hockt, kaum noch Wirbeltier, von Moos bewachsen – so zumindest meine Erinnerung).
„noch wirbellos“ ist die Ankündigung einer Entwicklung, der Stein wird sich verwandeln. Ich denke an die pränatale Phase: dunkel (in der mauer), in Fötalposition (hockt), eng, unbewegt (schneebewachsen), Knochen müssen sich noch bilden (noch wirbellos).
Die zweite Strophe besteht für mich aus vielen lockenden Fragezeichen. Liedschatten: der Schatten, den ein Lied wirft? Wenn ein Gegenstand Schatten ins Licht wirft, wirft dann ein Lied Schatten ins Schweigen? Oder ist das Schweigen der Schatten des Liedes?
Was heißt es, dass „eine handvoll schweigen bricht“? Sie zerbricht? Sie bricht etwas anderes? Sie bricht sich (wie Licht)?
Auch wenn die Syntax mir nicht ganz klar ist lese ich so: Ein Lied bricht das Schweigen und bringt Leben in die Szene der scheinbar starren ersten Strophe.
Aber die letzte Zeile: Bezieht sie sich auf die drei vorangegangenen Zeilen und sagt, dass das Beschriebene nicht berührt? So möchte ich es nicht lesen, denn wie es klingt, berührt es mich sogar, ohne dass ich es verstehe. Eine Handvoll Schweigen bricht das, was nicht berührt?
Ich hör mal auf, die zweite Strophe ist mir noch zu schwierig. Auch die Verbindung zur ersten Strophe ist mir vage.
Trotz allem: Ich mag das sehr und bin gespannt.
Lieber Gruß, annette
hallo
...und danke für eure reaktionen!
klara:
de profundis ist kein totengebet, sondern ein flehen: "aus der tiefe" ist wohl die übersetzung. hätt man natürlich auch nehmen können. aber dies gedicht hab ich mir geschrieben, wenn du so willst. ich bin sänger, bass, also mit tiefer stimme. es ist aber nicht nur die tiefe der stimme sondern auch die tiefe des "seins" gemeint.
von daher ist der liedschatten vom wort her schonmal erklärt. gemeint habe ich zum zeitpunkt des schreibens den schatten, den das lied, das gesungene, verklungene, wirft. kennst du den moment, wo ein lied (egal ob selbst gesungen oder gehört) endet? dieser besondere, innige moment, wo all das vorangegangene nachschwingt? das habe ich gemeint mit liedschatten. da ist dann auch diese handvoll schweigens, die etwas aufbricht, was unbrechbar, unberührbar ist. die erste strophe, deine erklärung dazu....ich könnts besser nicht erklären..gif)
perry:
ich denk mal, der liedschatten hat sich jetzt erklärt, oder? das mit dem ausbrechenden ego hat was.
woitek:
natürlich kenn ich das "de profundis". ich bin katholik und seinerzeit war ich sogar messdiener. da musste ich den ganzen krams noch auf latein aufsagen. heute singe ich es wenigstens. eine steigerung, wie ich finde. auf die klangvollen großen namen beziehe ich mich allerdings weniger. mich freuts, dass dir das gedicht gefällt in weiten teilen..
danke euch allen: Niko
...und danke für eure reaktionen!
klara:
de profundis ist kein totengebet, sondern ein flehen: "aus der tiefe" ist wohl die übersetzung. hätt man natürlich auch nehmen können. aber dies gedicht hab ich mir geschrieben, wenn du so willst. ich bin sänger, bass, also mit tiefer stimme. es ist aber nicht nur die tiefe der stimme sondern auch die tiefe des "seins" gemeint.
von daher ist der liedschatten vom wort her schonmal erklärt. gemeint habe ich zum zeitpunkt des schreibens den schatten, den das lied, das gesungene, verklungene, wirft. kennst du den moment, wo ein lied (egal ob selbst gesungen oder gehört) endet? dieser besondere, innige moment, wo all das vorangegangene nachschwingt? das habe ich gemeint mit liedschatten. da ist dann auch diese handvoll schweigens, die etwas aufbricht, was unbrechbar, unberührbar ist. die erste strophe, deine erklärung dazu....ich könnts besser nicht erklären.
.gif)
perry:
ich denk mal, der liedschatten hat sich jetzt erklärt, oder? das mit dem ausbrechenden ego hat was.
woitek:
natürlich kenn ich das "de profundis". ich bin katholik und seinerzeit war ich sogar messdiener. da musste ich den ganzen krams noch auf latein aufsagen. heute singe ich es wenigstens. eine steigerung, wie ich finde. auf die klangvollen großen namen beziehe ich mich allerdings weniger. mich freuts, dass dir das gedicht gefällt in weiten teilen..
danke euch allen: Niko
Lieber Niko,
Deine Erklärung hilft mir sehr. Die erste Strophe mochte ich gleich, weil ich sie wie Annette verstanden habe und sie so etwas "Verheißungsvolles" hat, dass aus dem Stein sich etwas entwickelt.
Das mit dem Liedschatten ist eine schöne Idee, nur habe ich mit der letzten zeile Probleme, weil es so klingt, als berühre das Schweigen nichts (setze also auch nichts in Gang. Mir scheint aber, dass Du von diesem Moment tief berührt bist, obwohl das Schweigen selber unberührbar ist.
Von daher wäre es für mich stimmiger, wenn Du in der letzten Zeile so etwas wie "unantastbar" schreiben würdest.
Liebe Grüße
leonie
Deine Erklärung hilft mir sehr. Die erste Strophe mochte ich gleich, weil ich sie wie Annette verstanden habe und sie so etwas "Verheißungsvolles" hat, dass aus dem Stein sich etwas entwickelt.
Das mit dem Liedschatten ist eine schöne Idee, nur habe ich mit der letzten zeile Probleme, weil es so klingt, als berühre das Schweigen nichts (setze also auch nichts in Gang. Mir scheint aber, dass Du von diesem Moment tief berührt bist, obwohl das Schweigen selber unberührbar ist.
Von daher wäre es für mich stimmiger, wenn Du in der letzten Zeile so etwas wie "unantastbar" schreiben würdest.
Liebe Grüße
leonie
Lieber Niko,
mit Deiner Erklärung gewinnt der Text für mich nochmal sehr. Die tiefe Stimme, das Lied und sein Ausklingen - gefällt mir sehr.
Was die letzte Zeile angeht, schließe ich mich leonie an: "was nicht berührt" ist (unter anderem durch den unklaren syntaktischen Bezug) irreführend. Wie wäre statt "was nicht berührt": "das Unberührbare" oder "das Unantastbare"?
Und gut, dass der Titel sich nicht direkt auf den Psalm, bzw. die Verwendung in der katholischen Kirche bezieht (geht es da nicht um die Buße der, bzw. für die Toten?). Das hätte für mich gar nicht hingehauen.
Lieber Gruß, annette
mit Deiner Erklärung gewinnt der Text für mich nochmal sehr. Die tiefe Stimme, das Lied und sein Ausklingen - gefällt mir sehr.
Was die letzte Zeile angeht, schließe ich mich leonie an: "was nicht berührt" ist (unter anderem durch den unklaren syntaktischen Bezug) irreführend. Wie wäre statt "was nicht berührt": "das Unberührbare" oder "das Unantastbare"?
Und gut, dass der Titel sich nicht direkt auf den Psalm, bzw. die Verwendung in der katholischen Kirche bezieht (geht es da nicht um die Buße der, bzw. für die Toten?). Das hätte für mich gar nicht hingehauen.
Lieber Gruß, annette
Hallo Niko,
die Idee mit dem Liedschatten finde ich sehr schön.
Noch ein paar Anmerkungen zu deinem zweiten Vers:
bricht das Schweigen im Liedschatten, oder bricht der Liedschatten das Schweigen?
Das Schweigen lebhaft brechen klingt für mich zu hart für den Liedschatten, da hätte ich eher an ein sanftes aufheben gedacht, aber vielleicht habe ich ein falsches Lied im Kopf
Das "was nicht berührt" irritiert mich wie Annette und Leonie.
der Liedschatten
hebt sanft
eine handvoll Schweigen
auf_leben berührt
wäre meine Variante gewesen.
liebe Grüße smile
die Idee mit dem Liedschatten finde ich sehr schön.
Noch ein paar Anmerkungen zu deinem zweiten Vers:
bricht das Schweigen im Liedschatten, oder bricht der Liedschatten das Schweigen?
Das Schweigen lebhaft brechen klingt für mich zu hart für den Liedschatten, da hätte ich eher an ein sanftes aufheben gedacht, aber vielleicht habe ich ein falsches Lied im Kopf

Das "was nicht berührt" irritiert mich wie Annette und Leonie.
der Liedschatten
hebt sanft
eine handvoll Schweigen
auf_leben berührt
wäre meine Variante gewesen.
liebe Grüße smile
liebe leonie, anette und smile!
wenn ich denn jetzt vor "was nicht berührt" ein simples"das" stellen würde? also wie folgt:
im liedschatten bricht
lebhaft
eine handvoll schweigen das
was nicht berührt
mit dem "was nicht berührt" ist ja gemeint, was man selbst, lyrich, für sozusagen "nicht berührbares potenzial" gehalten hat, wird nun feststellender weise durch diese handvoll schweigen "angegriffen".
ich gebe dir recht, smile - das lebhaft ist zu verspielt. eine nette wortspielerei, die weniger "voller leben" als im leben verhaftet" meinen sollte. hier irritiert es aber mehr und trägt schlussendlich nichts zum text bei. gedacht war es zunächst auchals "bricht eine handvoll schweigen das lebhafte". das schien mir aber noch verworrener. aber dennoch hab ich an dem wort festgehalten......
de profundis bezieht sich nicht direkt auf die katholische kirche. wobei die evangelische kirche diesen text natürlich genauso kennt. in deutsch natürlich. dennoch ist ein wink in die richtung natürlich schon drin, weil ich als sänger überwiegend im oratorienfach tätig bin. sprich geistliche konzerte. es ist ein begriff, der mir mehrere dinge in einem ausdrückt. zu dem liedschatten habe ich in vorangegangenen kommentar ja schonmal erklärt, smile. oder bleibt da noch etwas unverständlich?
ich danke euch für eure auseinandersetzung mit dem text!
lieben gruß: Niko
PS: lasst euch nicht in den april schicken.gif)
wenn ich denn jetzt vor "was nicht berührt" ein simples"das" stellen würde? also wie folgt:
im liedschatten bricht
lebhaft
eine handvoll schweigen das
was nicht berührt
mit dem "was nicht berührt" ist ja gemeint, was man selbst, lyrich, für sozusagen "nicht berührbares potenzial" gehalten hat, wird nun feststellender weise durch diese handvoll schweigen "angegriffen".
ich gebe dir recht, smile - das lebhaft ist zu verspielt. eine nette wortspielerei, die weniger "voller leben" als im leben verhaftet" meinen sollte. hier irritiert es aber mehr und trägt schlussendlich nichts zum text bei. gedacht war es zunächst auchals "bricht eine handvoll schweigen das lebhafte". das schien mir aber noch verworrener. aber dennoch hab ich an dem wort festgehalten......
de profundis bezieht sich nicht direkt auf die katholische kirche. wobei die evangelische kirche diesen text natürlich genauso kennt. in deutsch natürlich. dennoch ist ein wink in die richtung natürlich schon drin, weil ich als sänger überwiegend im oratorienfach tätig bin. sprich geistliche konzerte. es ist ein begriff, der mir mehrere dinge in einem ausdrückt. zu dem liedschatten habe ich in vorangegangenen kommentar ja schonmal erklärt, smile. oder bleibt da noch etwas unverständlich?
ich danke euch für eure auseinandersetzung mit dem text!
lieben gruß: Niko
PS: lasst euch nicht in den april schicken
.gif)
Lieber Niko,
ich lese aus den Zeilen - zumindest aus denen, die ich verstehe - weniger einen Anklang an das Totengebet, sondern ein Aufnehmen des eigentlichen Psalminhalts. Gerade in der zweiten Strophe, das Schweigen, das bricht, was nicht berührt, scheint mir gut zu den Anfangszeilen des 130. Psalms zu passen. Allerdings muss ich auch sagen, dass im direkten Vergleich diese tiefe Verzweiflung, die in dem Psalm mitklingt (für mich) in deiner ersten Strophe nicht realisiert wird. Oder verpasse ich da etwas?
Liebe Grüße
Max
ich lese aus den Zeilen - zumindest aus denen, die ich verstehe - weniger einen Anklang an das Totengebet, sondern ein Aufnehmen des eigentlichen Psalminhalts. Gerade in der zweiten Strophe, das Schweigen, das bricht, was nicht berührt, scheint mir gut zu den Anfangszeilen des 130. Psalms zu passen. Allerdings muss ich auch sagen, dass im direkten Vergleich diese tiefe Verzweiflung, die in dem Psalm mitklingt (für mich) in deiner ersten Strophe nicht realisiert wird. Oder verpasse ich da etwas?
Liebe Grüße
Max
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