Frühling

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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leonie
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Beitragvon leonie » 27.03.2007, 17:42

Streichst mir
welkes Laub
aus der Stirn.

Legst das Moos frei,
auf dem wir waren.

Deine Hände
zerstreuen die Jahre.

Ich atme Dir
Lindenblüten
ins lichte Haar.


Danke an Louisa, Elsa und Carl!

Erstfassung:

Streichst mir
welkes Laub
aus der Stirn.

Legst das Moos frei,
auf dem wir waren.

In Deinen Händen
zerfließen die Jahre.

Ich atme Dir
Lindenblütenluft
ins lichte Haar.
Zuletzt geändert von leonie am 28.03.2007, 23:39, insgesamt 3-mal geändert.

Julek

Beitragvon Julek » 27.03.2007, 20:47

Hallo Leonie,

heute war ein wunderbarer Fruehlinstag und es freut mich, jetzt, wo dieser Tag seinem Ende entgegen geht, ein so schoenes, ruhiges Fruehlingsgedicht von dir lesen zu koennen. Die Lindenbluetenluft ist mir als Wort etwas zu lang (bluehen denn die Linden schon?...hier noch nicht), aber das Bild vom Bluetenluftatmen ist sehr belebend, besonders ins lichte Haar gehaucht.

Fein...

Gruss

Julek

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leonie
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Beitragvon leonie » 27.03.2007, 21:59

Lieber Julek,

danke schön! Ich freue mich sehr, das Du es magst.
Die Lindenblütenluft enthält eine kleine Remineszenz an ein anderes Gedicht. Sie blühen übrigens noch nicht... Ich warte mal ob, ob sich noch jemand dazu äußert....

Liebe Grüße und schöne Frühlingstage!

leonie

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.03.2007, 22:46

Hallo Leonie!

Das ist sehr schön! Besonders diese Zeilen:

Streichst mir
welkes Laub
aus der Stirn.

Legst das Moos frei,
auf dem wir waren.


Beim "Lindenblütenduft" schließe ich mich meinem Vorschreiber an. Das ist mir auch zu lang...

Aber sonst mag ich das sehr gern! Es hat so etwas zartes und melancholisches :wub: !

Schönen Abend noch!
l.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 27.03.2007, 23:04

Liebe Leonie,

Ein Gedicht zum Einatmen, wunderschön!

Sehr gern gelesen,
lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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leonie
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Beitragvon leonie » 27.03.2007, 23:11

Liebe Louisa, liebe Elsa,

ich danke Euch. Über das "Lindenblütenluft" muss ich noch nachdenken.... Eigentlich wäre mir eher danach, das "licht" zu streichen. Aber es ist so schön doppeldeutig. Ich überlege noch.

Liebe Grüße

leonie

Louisa

Beitragvon Louisa » 27.03.2007, 23:15

Nein, bitte nicht das "lichte Haar" streichen! Reichen nicht auch "Lindenblüten" :smile: ? Dann ist es noch irrealer, also besser :smile: ...?

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 27.03.2007, 23:24

Ich atme dir
Frühling
ins lichte Haar?

Mir geht es wie Louisa, liebe leonie, ich könnte eher auf die Lindenblüten verzichten :-)

Der Titel gefällt mir nicht so sehr, wenn da was Spezielleres stünde, könntest du den Frühling in den Text nehmen.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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leonie
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Beitragvon leonie » 27.03.2007, 23:30

Hallo, Ihr zwei,

ich muss die Ideen noch ein wenig in meinem Herzen bewegen. Der Titel, Elsa, soll eigentlich beinhalten, dass es um einen zweiten Frühling geht, bzw. gehen kann. Aber ich wollte es nicht darauf festlegen, deshalb nicht "Zweiter Frühling". (Deshalb ist mir das lichte Haar auch wichtig). Ich denke weiter nach. Den "Lindenblüten"-Vorschlag finde ich auch schön. Oder ist das zu medizinisch?

Ich schlafe nochmal drüber.

Grübelnde Grüße und danken und gute Nacht!

leonie

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Beitragvon carl » 28.03.2007, 07:00

Liebe Leonie,

auch dieses Gedicht finde ich sehr schön!
Zwei Alternativen zum Bewegen im Herzen:
Vielleicht den Imperativ "Leg" und "Streich"?
Durch die Aufforderung wird es noch mehr zum Wechselspiel der Beziehung. Und duch den Indikativ in den Zeilen "In Deinen Händen/ zerfließen die Jahre" wird deutlich, dass er der Aufforderung gerade nachkommt.
"Ich atme Dir
Lindenblüten
ins lichte Haar. "
Durch "Atem" wird "Luft" überflüssig.

LG, C

P.S.: "Leg das Moos frei,/ auf dem wir lagen."?

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Beitragvon leonie » 28.03.2007, 10:59

Lieber Carl,

danke für Deine Rückmeldung, ich freue mich!
Ich habe mich inzwischen entschlossen, die Luft rauszulassen (nicht aus mir, sondern aus dem Text!).

Im Moment möchte ich das andere so lassen. "Lagen" hatte ich überlegt, aber dann habe ich in einer Srrophe zwimal "legen". Außerdem gefällt mir "waren", es hat so etwas, was die ganze Existenz betrifft.
(Ich kann das leider nicht anders ausdrücken, ich hoffe, es ist verständlich).

Und mit dem Imperativ wird es forscher als ich es meinte. Ich finde, es hat so den zarteren Ton.

Danke für Deine Gedanken dazu und liebe Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.03.2007, 11:09

Liebe leonie,

von den Kommentaren habe ich nur deine Antwort auf carl gelesen bisher (@begrenzter Internetzugang), aber dein Gedicht möchte doch gleich eine Antwort von mir :-)

Gefällt mir auch sehr...sehr zart und sehr leicht...ohne verwunschen zu sein, das gefällt mir.

Zwei Dinge sind mir aufgefallen:

1) das "waren" - würde ich gerne durch ein stärkeres Verb ersetzt sehen (ich würde zudem keine Vergangenheit wählen...warum waren und nicht sind? (für sind dann aber noch eine Alternative...;-))
2) das "zerfließen" passt für mich nicht in den Kontext...gäbe es viele verschiedene Bilder/Beduetungen, wäre das Ok, doch für mich fließt der Text um die Blätter/Moos/Blüten...das zerfließen fällt für mich dazu zu stark als Einzelgänger heraus...
(wenn es Licht gäbe in dem Text, wäre es vielleicht schon aufgefangener)

Mir gefällt das Lindenmotiv....ich habe so die Linde im Kopf...nicht nur wegen der Wortnähe zu lindern...sondern als Motiv für die mildernde, zarte Nähe...

Es passt zum Licht, das derzeit in den Tagen herrscht...

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Louisa

Beitragvon Louisa » 28.03.2007, 12:31

Hallo Leonie!

Ich würde ja auf keinen Fall "lagen" verwenden, denn das ist viel zu gewöhnlich (=> Mister Vogelweide...) -

Mit "waren" hatte ich kein Problem, aber Lisa hat schon Recht, wenn die da wirklich etwas "tun" würden, hätte es sicher noch mehr Reiz! Obwohl "waren" sich schön anhört...

Ich mag das jetzt sehr mit den geatmeten Blüten :blumen: !

Lichte Grüße!
l.

PS: Bei den zerfließenden Jahren in der Hand dachte ich an Transpiration :smile: ...

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.03.2007, 14:03

Hallo, Ihr zwei,

also, das mit dem "zerfließen" leuchtet mir ein. Wie findet Ihr:

Deine Hände
verwischen die Jahre

Kommt eigentlich dieser "Zweiter-Frühlings-Gedanke" rüber? Das ist der grund für "waren", nicht "sind". Es soll auch als eine Art "Wieder-Holung" nach langer Zeit gelesen werden können.

Liebe Grüße

leonie


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