Im Märzsturm

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
pandora

Beitragvon pandora » 22.03.2007, 10:18

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Zuletzt geändert von pandora am 15.03.2008, 17:25, insgesamt 4-mal geändert.

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.03.2007, 13:43

Hallo Pandora,

habe ich gerne gelesen. Allerdings nicht alles verstanden. Ich habe dir die Stellen mal Fett gemacht, vielleicht hilft es dir weiter.

Ich suchte Schutz in diesem Haus.
Sang sieben Lieder an die kahlen Wände.
Es schien so Brauch.
Jeder vor mir hatte das getan. Ist für mich eine unnötige Erklärung.
Meine Worte malten Aquarelle.

Du willst sie sehen?

Dann musst du warten.
Bis die Schatten träge werden und auf den Mauern dösen.
Wie alte Katzen.
Schließ’ deine Augen.
Leg’ die Hände auf die Steine und fühl’ hinein.
Nur manchmal schmerzt es.
Und ist.
Ganz leicht.
das verstehe ich nicht

Die blauen Maidechsen heißen dich willkommen. Eine Wortschöpfung? Das klingt seltsam und ergibt kein Bild für mich
Scheinen leise zu lachen, wenn sie die Köpfe heben.
Sei unbesorgt.
Nicht einmal lächeln können sie. Wenn es doch so scheint, als würden sie leise lachen, können sie nicht lächeln? Und warum ist es bedrohlich, wenn sie es könnten?
Sie sind nur.
Mein Bild.

Und ich?
Bin längst gegangen.

Wetterlinge gaukeln durch die Glut des wilden Weines. Was ist ein Wetterling?
Ob sie dich brennen?
Nein.
Sie sind nur Sehnsuchtsklang.
Ein Sommertraum.
Längst ausgeträumt.
Erfroren, als die Eisfrau an den Fenstern stand und ihrem Liebsten winkte. das gefällt mir sehr gut
Er wohnte einst in jenem Schloss auf hohem Berge.
Du siehst es nicht?
Dann ist ein Bild verblasst. das Bild
Verhallt mit dem Gesang.
Die Geschichte hat kein Ende. Verstehe ich nicht.

Mehr.

Die Schlangen, die aus Dielen kriechen, musst du nicht fürchten.
Sie sind hier, von Anfang an. waren
Aus fremden Liedern kamen sie.
Fernweh züngelt. züngelnd
Sie trinken saure Milch. das Bild sagt mir nichts
Und häuten sich.
Von Zeit zu Zeit.

Eine Greisin wacht im Garten.
Wenn der Pflaumenbaum blüht, wird ihre Haut rosig und sie lächelt in die Ferne.
sehr schön
Sie weiß um das, was wird.
Sie weiß.

Sing’ deine sieben Lieder an die kahlen Wände.
Es ist so Brauch. Warum ist es jetzt und scheint nicht mehr nur so?

liebe Grüße smile

pandora

Beitragvon pandora » 22.03.2007, 14:06

hallo smile,

danke für deine rückmeldung. du hast mir sehr nützliche hinweise gegeben. ich habe aus zeitgründen die anmerkungen zu den anmerkungen gleich in den text geschrieben.


Ich suchte Schutz in diesem Haus.
Sang sieben Lieder an die kahlen Wände.
Es schien so Brauch.
Jeder vor mir hatte das getan. Ist für mich eine unnötige Erklärung. ---> ok. nehme ich raus.
Meine Worte malten Aquarelle.

Du willst sie sehen?

Dann musst du warten.
Bis die Schatten träge werden und auf den Mauern dösen.
Wie alte Katzen.
Schließ’ deine Augen.
Leg’ die Hände auf die Steine und fühl’ hinein.
Nur manchmal schmerzt es.
Und ist.
Ganz leicht. das verstehe ich nicht ---> nur manchmal funktioniert das "hinterdiefassadeschauen". wenn es funktioniert, ist es ganz leicht. mitunter schmerzen die bilder, die man sieht.
Die blauen Maidechsen heißen dich willkommen. Eine Wortschöpfung? Das klingt seltsam und ergibt kein Bild für mich ---> ja, wortschöpfung. nichts von dem, was unter putz liegt ist real.
Scheinen leise zu lachen, wenn sie die Köpfe heben.
Sei unbesorgt.
Nicht einmal lächeln können sie. Wenn es doch so scheint, als würden sie leise lachen, können sie nicht lächeln? Und warum ist es bedrohlich, wenn sie es könnten?---> sie sind nur als phantasiegeschöpfe existent. gemalt. unfähig zur kommunkation. lassen sich lediglich betrachten.
Sie sind nur.
Mein Bild.

Und ich?
Bin längst gegangen.

Wetterlinge gaukeln durch die Glut des wilden Weines. Was ist ein Wetterling?---> fantasiegeschöpf.
Ob sie dich brennen?
Nein.
Sie sind nur Sehnsuchtsklang.
Ein Sommertraum.
Längst ausgeträumt.
Erfroren, als die Eisfrau an den Fenstern stand und ihrem Liebsten winkte.
Er wohnte einst in jenem Schloss auf hohem Berge.
Du siehst es nicht?
Dann ist ein Bild verblasst. das Bild ---> nein. ein bild. eins von vielen.
Verhallt mit dem Gesang.
Die Geschichte hat kein Ende. Verstehe ich nicht. ---> was aus der eisfrau und ihrem liebsten geworden ist, wird nicht mehr erzählt. das bild ist verschwunden.

Mehr.

Die Schlangen, die aus Dielen kriechen, musst du nicht fürchten.
Sie waren hier, von Anfang an.
Aus fremden Liedern kamen sie.
Fernweh züngelt.
Sie trinken saure Milch. das Bild sagt mir nichts ---> schlangen trinken keine saure milch. diese hier schon. /unrealistisch/ verweis auf die zeit.
Und häuten sich.
Von Zeit zu Zeit.

Eine Greisin wacht im Garten.
Wenn der Pflaumenbaum blüht, wird ihre Haut rosig und sie lächelt in die Ferne.
Sie weiß um das, was wird.
Sie weiß.

Sing’ deine sieben Lieder an die kahlen Wände.
Es ist so Brauch. Warum ist es jetzt und scheint nicht mehr nur so? ---> das lyrich nimmt zunächst nur an, dass es sich um einen brauch handelt. indem es der annahme folgt, erhebt es das singen zur tradition?

danke nochmals und liebe grüße
pan

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leonie
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Beitragvon leonie » 22.03.2007, 21:12

Liebe pandora,

das finde ich einfach schön, ein wenig wehmütig und mit vielen starken und originellen Bildern versehen. Du hast eine wunderschöne klare, fließende und doch hintergründige Sprache.

beeindruckte Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 23.03.2007, 16:24

Liebe pandora,

für mich ist das Lyrik - so fein...das hat einen Rhythmus...gibt es überhaupt einen Reim in dem Text (?) und doch...
..es erinnert mich an das Wort Elegie, ohne dass ich das wortangemessen meine (oder doch eben wortangemessen...einfach der Klang...)

und mir scheint auch, als sei der Text in Teilen eine Elegie deiner eigenen Texte...die eidechse erinnere ich als Motiv ...die beißende schlange und das ganze Thema...

Es klingt wie ein Lied, das als eine Ahnung weiter getragen wird von Leben zu Leben...das Lied von der Liebe (sicher geht es um mehr, aber ich kann es nur Liebe nennen ;-), das eigene Haus...und das, was einen ausmacht, was man ganz von allein tut) und das erst weitergetragen wird, wenn nicht nur die Zeit, sondern sogar das Bild schon davon verschwunden ist..(die Ahnung ist die Energie, mit der tradiert wird...)

Dabei ahnen die Sänger rund Zuhörer auf verschiedene Weise, erstere auf vergangene, altersblinde Weise und letztere auf vorahnende Weise...niemand kann sich entziehen von diesem Lied, das auf der Schwelle übergeben wird als Brauch...(den eigentlich ist es ja gar kein Lied, sondern eine Tat).

und die Strophe mit der Greisin erinnert mich dann (analog zu allem bisherigen Gesagten) wieder an Peer Gynt...

Ich hätte hier noch einen Vorschlag für einen Umbruch:

Dann musst du warten.
Bis die Schatten träge werden und auf den Mauern dösen.
Wie alte Katzen.

(Hier Leerzeile)

Schließ’ deine Augen.
Leg’ die Hände auf die Steine und fühl’ hinein.
Nur manchmal schmerzt es.
Und ist.
Ganz leicht.


Wetterlinge gaukeln durch die Glut des wilden Weines.


Eine Lesart zu den Wetterlingen:, Wetter(n) und Schmetterlinge, das Wetter und seine Kräfte (Wind, Sturm, Kälte, Hitze) flattert zwischen dem wilden lebendigen roten Wein...dort wo die Verstecke sind, oder die Grenzen (Hauswand) oder das glühen...


Sprachlich ist das wirklich...ja, genau mein Geschmack und von großer Schönheit.

Ich hätte diesen Text sehr sehr gerne in der HörBar von dir gelesen. Ob das möglich wäre, wenn der PC wieder...

per aspera ad astra deute stifter zu einem ganz ähnlichem Haus an und nannte es den Asperhof...

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

pandora

Beitragvon pandora » 29.03.2007, 10:47

liebe lisa,

nur auf die schnelle: danke für deine anmerkungen.

du hast in vielem recht. (u.a. beziehe ich mich auf eigene texte) den umbruchsvorschlag habe ich eingearbeitet.

wenn ich technikmäßig wieder fit bin, lese ich den text für die hörbar. versprochen.

lg
peh

Max

Beitragvon Max » 05.04.2007, 21:14

Liebe Pandora,

großes Kino!

Ganz gleichgültig, dass ich denke, dass es sich eigentlich um Lyrik handelt und nicht um Prosa! Dieser Text besticht durch einen ganz eigenen Rhythmus, der gefangen nimmt und hält, bis zur letzten Zeile.

Ich habe lange gesucht, um Stellen zu finden, die ich verbessern könnte - ich habe keine gefunden.

Lisas Wunsch einer Hörbarlesung schließe ich mich gnaz an.

Liebe Grüße
Max


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