Märzlich
Schilfrohrbraunes Wintergras
trinkt sich grün. Birkenzweige
berauschen sich am steigenden Saft.
Kälte schmilzt bis zur Neige.
Himmel färben sich. Wölben ihr Blau
strahlend über die Erde.
Graugänserufe verkünden laut
dass es nun Frühling werde.
Noch atmet die Luft den letzten Frost
im Dämmern. Bis am Morgen
das Lied der Amsel erklingt. Es hält
meine Sehnsucht in sich verborgen.
Märzlich
Liebe Kö,
da noch keiner etwas dazu geschrieben hat, wage ich mich mal ran, obwohl du bei deiner Geschichte im Monatsthema ja nicht mehr geantwortet hast.
Der Titel spielt mit der Klangähnlichkeit von "Märzlich" und "schmerzlich" (Vielleicht ginge noch mehr Maerzhaft?), so glaube ich nach dem Lesen zu verstehen. Analog dazu die visuelle Gestaltung des Textes, ein sehr fester quaderhafter "Brocken", verschlossen, abwehrend. Ich finde es interessant und erfrischend, den März (das Frühjahr) einmal so für einen Text zu verwenden, in einer Zeit des Aufbrechens (Blüten, neues Leben...), die für das Vegetative steht, und selbst wenn es noch nicht so ist, immer den Fokus auf ein "schon geschehen, schön schön" hat , dein text macht das anders, sozusagen ein Text, der im Inneren der noch geschlossenen Blüte seine Perspektive einnimmt.
Allerdings ist er zwar sehnsuchtsvoll, aber nicht hoffnungslos, weshalb ich vielleicht noch einen zweiten Teil zum Text mir vorstellen kann, wo die visuelle Form des Quqaders dann aufgebrochen wird?
Also so in etwa:
Also so:
Das fände ich ein interessantes Experiment - sozusagen ein text, der die kamera ins das Verschlossene hineinholt.
Sprachlich ist mir noch aufgefallen, dass "Schilfrohrbraunes Wintergras " etwas merkwürdig ist, weil in der Farbe schon Schilf steckt, dann aber im bezüglichen Nomen nochmal "gras"...vielleicht einfach das "schilf" streichen?
Liebe Grüße,
Lisa
da noch keiner etwas dazu geschrieben hat, wage ich mich mal ran, obwohl du bei deiner Geschichte im Monatsthema ja nicht mehr geantwortet hast.
Der Titel spielt mit der Klangähnlichkeit von "Märzlich" und "schmerzlich" (Vielleicht ginge noch mehr Maerzhaft?), so glaube ich nach dem Lesen zu verstehen. Analog dazu die visuelle Gestaltung des Textes, ein sehr fester quaderhafter "Brocken", verschlossen, abwehrend. Ich finde es interessant und erfrischend, den März (das Frühjahr) einmal so für einen Text zu verwenden, in einer Zeit des Aufbrechens (Blüten, neues Leben...), die für das Vegetative steht, und selbst wenn es noch nicht so ist, immer den Fokus auf ein "schon geschehen, schön schön" hat , dein text macht das anders, sozusagen ein Text, der im Inneren der noch geschlossenen Blüte seine Perspektive einnimmt.
Allerdings ist er zwar sehnsuchtsvoll, aber nicht hoffnungslos, weshalb ich vielleicht noch einen zweiten Teil zum Text mir vorstellen kann, wo die visuelle Form des Quqaders dann aufgebrochen wird?
Also so in etwa:
Also so:
I (Maerzlich)
GeschlossenerQuader
GeschlossenerQuader
GeschlossenerQuader
GeschlossenerQuader
GeschlossenerQuader
GeschlossenerQuader
GeschlossenerQuader
II (...)
SichstetigöffnenderQuader
SichstetigöffnenderQuader
SichstetigöffnenderQuader
Sichstetig öffnenderQuad
Sichs igöffn erQuader
SichstetigöffnenderQuader
Das fände ich ein interessantes Experiment - sozusagen ein text, der die kamera ins das Verschlossene hineinholt.
Sprachlich ist mir noch aufgefallen, dass "Schilfrohrbraunes Wintergras " etwas merkwürdig ist, weil in der Farbe schon Schilf steckt, dann aber im bezüglichen Nomen nochmal "gras"...vielleicht einfach das "schilf" streichen?
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Kö,
ich möchte versuchen im details auf Deine Verse einzugehen
Das "sich grün trinken" gefällt mir. Die etwas seltsame Doppelung von Schilf und Gras hat Lisa ja schon angesprochen. Wie wäre denn "trockenbraunes" oder nur "braunes"?
Das finde ich gelungen - gutes Bild.
Gefällt mri auch sehr, wobei ich zur kürzeren Form "Kälte schmilzt" tendiere, wohl auch, weil ich mit Neige verbinde, dass man ein Gefäß neigen muss, um den Rest herausfischen zu können, wenn die Kälte aber noch fest, also nicht geschmolzen ist, hilft das Neigen nichts.
Hier finde ich die sich färbenden Himmel viel schwächer als das über die Erde gewölbte blau. Das "strahlend" finde ich zu schlapp, daher käme ich bei
Himmel wölben ihr Blau
über die Erde
an (wobei man mit den Zeilenumbrüchen spielen könnte, um das Wölben darzustellen).
Das finde ich durch den Konjunktiv ein wenig sperrig. Wieso nicht einfach
Graugränse rufen
oder
Die Graugänse kehren zurück
?
Das gefällt mir sehr, während mir der Schlusssatz
überflüssig, weil zu erkärend erscheint und der plötzliche Schwenk auf ein Ich geschieht, das bisher nix im text zu suichen hatte (oder gesucht hat).
ich hoffe, ich habe nicht einen zu nörglerischen Eindruck hinterlassen, denn eigentlich habe ich das sher gern gelesen.
Liebe Grüße
Max
ich möchte versuchen im details auf Deine Verse einzugehen
Schilfrohrbraunes Wintergras
trinkt sich grün.
Das "sich grün trinken" gefällt mir. Die etwas seltsame Doppelung von Schilf und Gras hat Lisa ja schon angesprochen. Wie wäre denn "trockenbraunes" oder nur "braunes"?
Birkenzweige
berauschen sich am steigenden Saft.
Das finde ich gelungen - gutes Bild.
Kälte schmilzt bis zur Neige.
Gefällt mri auch sehr, wobei ich zur kürzeren Form "Kälte schmilzt" tendiere, wohl auch, weil ich mit Neige verbinde, dass man ein Gefäß neigen muss, um den Rest herausfischen zu können, wenn die Kälte aber noch fest, also nicht geschmolzen ist, hilft das Neigen nichts.
Himmel färben sich. Wölben ihr Blau
strahlend über die Erde.
Hier finde ich die sich färbenden Himmel viel schwächer als das über die Erde gewölbte blau. Das "strahlend" finde ich zu schlapp, daher käme ich bei
Himmel wölben ihr Blau
über die Erde
an (wobei man mit den Zeilenumbrüchen spielen könnte, um das Wölben darzustellen).
Graugänserufe verkünden laut
dass es nun Frühling werde.
Das finde ich durch den Konjunktiv ein wenig sperrig. Wieso nicht einfach
Graugränse rufen
oder
Die Graugänse kehren zurück
?
Noch atmet die Luft den letzten Frost
im Dämmern. Bis am Morgen
das Lied der Amsel erklingt.
Das gefällt mir sehr, während mir der Schlusssatz
Es hält
meine Sehnsucht in sich verborgen.
überflüssig, weil zu erkärend erscheint und der plötzliche Schwenk auf ein Ich geschieht, das bisher nix im text zu suichen hatte (oder gesucht hat).
ich hoffe, ich habe nicht einen zu nörglerischen Eindruck hinterlassen, denn eigentlich habe ich das sher gern gelesen.
Liebe Grüße
Max
Guten Abend, ihr Zwei, und vielen Dank für eure Reflektionen über diesen Text. Das Wort "Märzlich" gehört durchaus zu meinem Sprachgebrauch, wie auch sommerlich, herbstlich... usw.
Das "schilfrohrbraune Wintergras" erscheint mir, im Gegensatz zu euch, gar nicht als Doppelung. Das sonst grüne Gras auf der Wiese neben dem Teich ist nun braun wie Schilfrohr. Ist Schilfrohr sonst nicht auch grün? Dennoch ist dies wirklich nachdenkenswert.
Lieber Max, wenn ich deine Vorschläge zur Verdichtung annehme, die ich nachvollziehen kann, geht der Reim im Text verloren. Dann würde ein völlig neues Herangehen meine Arbeit am text bestimmen müssen.
Der Schwenk von der Natur zum Ich ist wohl eines meiner Markenzeichen bei Lyrik.
Er ergibt sich für mich aus der sehr engen Verbindung von Natur und Mensch, die sich im Frühling durch ein erwachendes Hoffen auf Erfüllung welcher Sehnsucht auch immer spiegelt. Vielleicht setze ich die letzte Zeile einfach nur optisch ab, so, wie Lisa es oben vorschlug.
Es ist mir erneut eine Freude, eure Gedanken zu lesen,
herzlichst, KÖ
PS. Liebe Lisa, zum Monatsthema mag ich einfach nicht mehr schreiben, da unsere Sichtweisen hier zu stark auseinander gehen. Ich kann zwar eure Argumente immer mehr verstehen, aber kann/will den Text "Sandra" nicht ändern, da er Bestandteil einer ganzen Serie in diesem Stil ist.
Herzlichst, KÖ
Das "schilfrohrbraune Wintergras" erscheint mir, im Gegensatz zu euch, gar nicht als Doppelung. Das sonst grüne Gras auf der Wiese neben dem Teich ist nun braun wie Schilfrohr. Ist Schilfrohr sonst nicht auch grün? Dennoch ist dies wirklich nachdenkenswert.
Lieber Max, wenn ich deine Vorschläge zur Verdichtung annehme, die ich nachvollziehen kann, geht der Reim im Text verloren. Dann würde ein völlig neues Herangehen meine Arbeit am text bestimmen müssen.
Der Schwenk von der Natur zum Ich ist wohl eines meiner Markenzeichen bei Lyrik.
Er ergibt sich für mich aus der sehr engen Verbindung von Natur und Mensch, die sich im Frühling durch ein erwachendes Hoffen auf Erfüllung welcher Sehnsucht auch immer spiegelt. Vielleicht setze ich die letzte Zeile einfach nur optisch ab, so, wie Lisa es oben vorschlug.
Es ist mir erneut eine Freude, eure Gedanken zu lesen,
herzlichst, KÖ
PS. Liebe Lisa, zum Monatsthema mag ich einfach nicht mehr schreiben, da unsere Sichtweisen hier zu stark auseinander gehen. Ich kann zwar eure Argumente immer mehr verstehen, aber kann/will den Text "Sandra" nicht ändern, da er Bestandteil einer ganzen Serie in diesem Stil ist.
Herzlichst, KÖ
Liebe Kö,
ich möchte auch gar nicht derjenige sein, der gegen dieses Markenzeichen, diese Verbindung spricht; ich denke nur, dass die Schlusszeile auch implizit im Rest des Gedichts enthalten ist.
Liebe Grüße
Max
Der Schwenk von der Natur zum Ich ist wohl eines meiner Markenzeichen bei Lyrik.
Er ergibt sich für mich aus der sehr engen Verbindung von Natur und Mensch, die sich im Frühling durch ein erwachendes Hoffen auf Erfüllung welcher Sehnsucht auch immer spiegelt.
ich möchte auch gar nicht derjenige sein, der gegen dieses Markenzeichen, diese Verbindung spricht; ich denke nur, dass die Schlusszeile auch implizit im Rest des Gedichts enthalten ist.
Liebe Grüße
Max
Liebe Kö,
noch eine kleine Anmerkung zu dem Schilfrohrbraun
Nun, das kritische daran ist ja nicht nur, dass beides Gräser sind, sondern dass das Gras nun getrocknet braun geworden ist. Und dieses Braun vergleichst Du mit dem Braun einer Pflanze, die normalerweise auch grün ist und nur im Winter - wie das Gras - braun. Das erscheint mir ein seltsamer Vergleich. Ein wenig wie "Der eine Grashalm braun wie der andere".
Liebe Grüße
max
noch eine kleine Anmerkung zu dem Schilfrohrbraun
Das "schilfrohrbraune Wintergras" erscheint mir, im Gegensatz zu euch, gar nicht als Doppelung. Das sonst grüne Gras auf der Wiese neben dem Teich ist nun braun wie Schilfrohr. Ist Schilfrohr sonst nicht auch grün?
Nun, das kritische daran ist ja nicht nur, dass beides Gräser sind, sondern dass das Gras nun getrocknet braun geworden ist. Und dieses Braun vergleichst Du mit dem Braun einer Pflanze, die normalerweise auch grün ist und nur im Winter - wie das Gras - braun. Das erscheint mir ein seltsamer Vergleich. Ein wenig wie "Der eine Grashalm braun wie der andere".
Liebe Grüße
max
frau königin,
mir sind diese beobachtungen in summe zu simpel. will sagen: schöne bilder, gut beobachtet, wie immer, aber andere gedichte von dir haben mir besser gefallen.
das bild vom wintergras, das sich grün trinkt, ist schön. (ich überlege gerade. hast du das bild in letzter zeit schon einmal verwendet? es ist mir zumindest vertraut.)
die steigenden säfte im frühling sind mir persönlich zu strapaziert, da würde ich vielleicht nach einem anderen bild ausschau halten. das gilt auch für die strahlend blauen himmel.
den graugansvers könnte man evtl etwas schlichter gestalten, sprachlich? (z.b.: "Graugänserufe verkünden den Frühling. / Graugänse künden vom nahenden Frühling.")
die letzten zwei sätze (verse) finde ich ebenfalls toll, aber ich würde sie verschmelzen. (z. b.: "Das Morgenlied der Amsel hält meine Sehnsucht verborgen.")
liebe grüße
pan
mir sind diese beobachtungen in summe zu simpel. will sagen: schöne bilder, gut beobachtet, wie immer, aber andere gedichte von dir haben mir besser gefallen.
das bild vom wintergras, das sich grün trinkt, ist schön. (ich überlege gerade. hast du das bild in letzter zeit schon einmal verwendet? es ist mir zumindest vertraut.)
die steigenden säfte im frühling sind mir persönlich zu strapaziert, da würde ich vielleicht nach einem anderen bild ausschau halten. das gilt auch für die strahlend blauen himmel.
den graugansvers könnte man evtl etwas schlichter gestalten, sprachlich? (z.b.: "Graugänserufe verkünden den Frühling. / Graugänse künden vom nahenden Frühling.")
die letzten zwei sätze (verse) finde ich ebenfalls toll, aber ich würde sie verschmelzen. (z. b.: "Das Morgenlied der Amsel hält meine Sehnsucht verborgen.")
liebe grüße
pan
Hallo KÖ!
Mein Saft hierzu ohne auf Reim zu achten:
Schilfbraunes Wintergras
trinkt sich grüne Birkenzweige
berauscht am eigenen Saft.
Bis zur Neige Kälte schmilzt
im gewölbten Blau der Gänse
mit Frühling auf der Welt.
Noch birgt die Luft den Frost
bis zum Morgen der Amsel
meine Sehnsucht erwacht.
MlG
Moshe
Mein Saft hierzu ohne auf Reim zu achten:
Schilfbraunes Wintergras
trinkt sich grüne Birkenzweige
berauscht am eigenen Saft.
Bis zur Neige Kälte schmilzt
im gewölbten Blau der Gänse
mit Frühling auf der Welt.
Noch birgt die Luft den Frost
bis zum Morgen der Amsel
meine Sehnsucht erwacht.
MlG
Moshe
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