unaufdringlich

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Hakuin

Beitragvon Hakuin » 15.03.2007, 10:08

unaufdringlich

baum -
keine frage
keine antwort

© hakuin07

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.03.2007, 16:58

Hey Hakuin,

ja, wenn du Worte erfindest, wie spirit transfer protokoll, isses ja kein Wunder, dass man es nicht versteht.

Also, unter dieser Prämisse, verstehe ich dein Gedicht so:
Der Baum soll den Menschen darstellen (Baum ist ja die Methapher für den Menschen),
es geht hier also um den inneren, spirituellen "Dialog" des Menschen, bzw. das In-sich-gehen, die innere Leere (Mitte) zu finden, hm?

Aber der Titel passt da m.E. nicht. Und ist es nicht so, dass die Zen-Mönche durch die innere Versenkung ihren Geist befreien wollen?
Also, irgendwie stimmt das Ganze - nach meinem Empfinden - noch nicht so ganz.
meditative Grüße
Mucki

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Pjotr
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Beitragvon Pjotr » 15.03.2007, 17:28

Guten Abend,

auch hier sehe ich abermals -- und das meine ich als Kompliment -- keinen soziologischen Tiefsinn, sondern eine stille lyrische Beschreibung einer Atmosphäre. Ich lese angenehme Gelassenheit. Einfach nur Gelassenheit. Sich gelassen entfalten, ohne Stress.

Kennt jemand den Zeichentrickfilm von Loriot, wo die Hausfrau im Hintergrund hektisch in der Küche hin und her rennt während ihr Gatte im Vordergrund in einem Sessel sitzt und sich wortlos entspannt? Sie will, dass er irgendwas macht, Hauptsache irgendwas -- und er sagt: "Ich will einfach nur hier sitzen."


Salamaleikum

Pjotr (der Wohnende)

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annette
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Beitragvon annette » 15.03.2007, 17:43

Hallo Hakuin,

erinnert mich an einen Koan. Nicht an einen bestimmten, sondern von der Form her oder vom Gefühl her.
Und zwar an einen, der seine eigene Existenz leugnet, denn es gibt hier ja weder Frage noch Antwort.

Vielleicht auch nicht, als wäre der Text selbst ein Koan, sondern als spräche er darüber.

Und über die scheinbare (oder tatsächliche?) Unauflösbarkeit.
Und über unsere Versuche, es irgendwie zusammenzufügen.
Und der Mönch sitzt nur da und lächelt.

Lieber Gruß, annette

Wannendicht

Beitragvon Wannendicht » 15.03.2007, 20:40

wenn man einen baum nicht fragt antwortet er auch nicht
stimmt schon, er macht sich bemerkbar (grüße an die esoteriker) aber so einfach ist nicht reden mit holz

Niko

Beitragvon Niko » 15.03.2007, 21:00

so ein kleiner haufen worte. und soviele gedanken dazu. - so gesehen hat dein gedicht alles gegeben, was ein gedicht geben kann: anregung.
wenn man einen baum etwas fragt und will antworten, dann bekommt man sie. der baum knarzt, rauscht oder weht sie mir, dem fragesteller zu.
ich denke, das man entweder das leben hinterfragt (und dann vielleicht antworten kriegt) oder aber einfach unkritisch durchs leben geht. ein unterschied zwischen leben und existieren vielleicht, den die frage ausmacht.
lieben gruß: Niko

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 16.03.2007, 18:18

baum -
eine frage
viel antwort

(moshe)

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.03.2007, 21:26

Lieber Hakuin,

was mir an dem Stück hier gefällt ist, dass ich den "philosophischen" Gedanken assoziiere, von dem Baum und ob sein Fallen auch ein Geräusch machte, wenn es keiner hörte, was ja eine dumme Frage ist. (Ja, es gibt dumme Fragen). Die Gelassenheit des textes steht da drüber.

Außerdem ist der Text nicht frei von Humor, ich musste schon immer über das Wort Baum lachen.


Und dann fällt mir noch auf einer Ebene ein, die deinen Text aber schon verlässt, dass Wittgenstein so schön gesgat hat: Könnte ein Löwe sprechen, wir würden ihn nicht verstehen...

Für mich ist das aber trotz diesem Gefallen kein Gedicht, kann nicht sagen warum. Ich finde, es ist en Aphorismus bzw, man könnte einen draus machen.

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 16.03.2007, 21:32

Lieber Hakuin,

nun mal wieder ein Kommentar von mir, der unter einigen Deiner Gedichte stehen könnte, weil von Dein und mein Verständnis von Lyrik gelegentlich divergieren.

Dies Gedicht ist mir, ehrlich gesagt, zu reduziert. Ich mag es, wenn ein Gedicht Spielraum bietet für mein eigenes Denken, wenn es sich aber so sehr zurückzieht, dass es fast alles heißen könnte, was mir dazu einfällt, so werde ich unglücklich. Ich brauch wohl das Gefühl, dass mir ein Gedicht die Beschäftigung mit ihm zurückgibt ...

Liebe Grüße
Max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 16.03.2007, 22:34

Ein Baum steht vor mir
fraglos.
Ohne Antwort bleibt
mein Blick
in jedem Moment.

Seine Wurzel
ist meine
Atemlosigkeit

--------------

Moshe

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 20.03.2007, 11:01

der reihe nach...

klara
der Titel gefällt mir nicht, weil er wertet, wo doch gerade der "nur-seiende" Baum das Vorbild sein soll.

Baum
ohne Frage -
eine Antwort


...der titel soll unterstreichen, es geht mir darum, dass sich natur GRUNDSÄTZLICH nicht aufdrängt, der text beschreibt sozusagen die haltung dazu...

moshe
... unaufdringlich ;-)

max
...Dein und mein Verständnis von Lyrik gelegentlich divergieren.
...Ich brauch wohl das Gefühl, dass mir ein Gedicht die Beschäftigung mit ihm zurückgibt ...


in deinem kommentar möchte ich gerne noch einmal meine annahme in den raum stellen, dass:

es um die emotionale kompatibilität von wirklichkeit geht. ist halt wie in anderen künsten auch: stell dich vor nen bild und es macht was oder es macht nix. es geht um die art und weise, wie deine wahrnehmung und gehirn darauf kompilieren... :pfeifen:
darf ich dass so schreiben?

lisa


was mir an dem Stück hier gefällt ist, dass ich den "philosophischen" Gedanken assoziiere, von dem Baum und ob sein Fallen auch ein Geräusch machte, wenn es keiner hörte, was ja eine dumme Frage ist. (Ja, es gibt dumme Fragen). Die Gelassenheit des textes steht da drüber.


da gibt es ein koan für DICH ;-)
was war zuerst da: geräusch oder ohr?

Außerdem ist der Text nicht frei von Humor, ich musste schon immer über das Wort Baum lachen.

ja, BAUM kann auch SO besetzt sein ;-) wenn ich die richtung die du meinst richtig erfasse, bekommt es DIESE humoristische komponente :cool:

Und dann fällt mir noch auf einer Ebene ein, die deinen Text aber schon verlässt, dass Wittgenstein so schön gesgat hat: Könnte ein Löwe sprechen, wir würden ihn nicht verstehen...

...dieser herr könnte recht haben, wenn wir davon ausgehen, dass verstehen auf der sprach-kommunikoationseben läge, ferner das tradierte VERHASLTEN des wesens ebenfalls mitgedacht werden muss. ein löwe bezieht sein verhalten aus ANDEREN quellen und letztendlich auch wieder aus der EINEN.

Für mich ist das aber trotz diesem Gefallen kein Gedicht, kann nicht sagen warum. Ich finde, es ist en Aphorismus bzw, man könnte einen draus machen.

ein aphorismus=sinnspruch, also von mir aus, gerne. doch aphorismen sind auch nur EINE WEITERE kategorie.

niko
wannendicht
scarlett
pjotr


danke für alle eure anmerkungen und hinweise

smile,
es geht um das ohnemich, dass der baum eben repräsentiert (kein ICH)

und
anette

in diese richtung koan hatte ich nicht gedacht, doch wenn ich es selbst wieder und wieder lese, kommen mir selbst FRAGEZEICHEN...eins nach dem anderen. ja, der text mach nach dem schreiben weiterhin was mit mir....hmmmm

soviel vorerst

salve
danke für die besprechnung HIER

hakuin

Max

Beitragvon Max » 20.03.2007, 20:40

Lieber Hakuin,

in deinem kommentar möchte ich gerne noch einmal meine annahme in den raum stellen, dass:

es um die emotionale kompatibilität von wirklichkeit geht. ist halt wie in anderen künsten auch: stell dich vor nen bild und es macht was oder es macht nix. es geht um die art und weise, wie deine wahrnehmung und gehirn darauf kompilieren...
darf ich dass so schreiben?


Ich denke, da hast Du nicht unrecht und zu dieser emotionalen Kompatibilität führen sicher auch kultureller Hintergrund und eigene Vorstellungen über Kunst.

Es ist ja auch nicht so, dass ich generell nichts mit Deinen Worten anzufangen wüsste, nur manchmal sind sie meinem reichthaltige Nahrung gewohntem Gehirn 8das ungerne etwas selber tut ;-) ) einfach zu mager oder zu wenig ...

Nix für ungut
Max

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 21.03.2007, 07:44

max,

das geht mir mit allzu blumigen, metapherschwangeren, längeren gedichten mitunter auch so.
da steig ich aus, das ist mir zu schwülstig, versteh dann nix und will eigentlich gegen meinen inneren widerstand mich da nicht durchlesen ;-)

also nix für gut
salve
hakuin

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.03.2007, 14:25

Hallo Hakuin,

hier gilt es wohl, irgendwie die Mitte zwischen beidem zu finden, hm?
Saludos
Mucki

Max

Beitragvon Max » 21.03.2007, 14:35

Weise Worte, Mucki, weise Worte ...

Liebe Grüße
max


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