Alltägliches

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Niko

Beitragvon Niko » 14.03.2007, 21:02

Alltägliches
Zuletzt geändert von Niko am 16.11.2007, 14:53, insgesamt 2-mal geändert.

Klara
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Beitragvon Klara » 14.03.2007, 22:14

Hallo,

liest sich gut. überzeugend
Knapp und überraschend.
"Es ist halt passiert" verstehe ich, vom Ende guckend, nicht, kann ich nicht zuordnen.

lg
klara

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 14.03.2007, 22:25

Hallo,
gern gelesen, gelungene Wendung
(es ist halt passiert - vermutlich ein Unfall).

Das einzige was mich stört:
für eine Stunde
nach gut einer Stunde

die Wiederholung finde ich unnötig.

liebe Grüße smile

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 15.03.2007, 00:04

Lieber Niko,

Die Bestandsaufnahme eines alltäglichen Dramas. Vollkommen lakonisch in wohlgesetzten Worten berichtet.

Und dann der Hammer: mir ging durch den Kopf, dass ich mir das alles anders vorgestellt hatte. Es ist halt passiert ...

Die einzige emotionale Äußerung der Prota, die sie selbst betrifft. Sehr, sehr stark.

Frage: Warum nimmst du hatte und nicht habe?

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 15.03.2007, 00:46

Lieber Niko,

ich kenne den Text ja schon, aber trotz mehrfachen Lesens stach mir eben eine Stelle ins Auge, die ich vorher so nicht wahrgenommen hatte:

"Die frische Luft tat uns beiden gut."

In diesem "uns beiden" liegt etwas sehr Tröstliches.

Gutnacht
Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.03.2007, 09:58

Hallo Niko,

mir kam dein Text auch gleich so bekannt vor. Hattest du ihn schon einmal hier eingestellt, unter einer anderen Rubrik?
Ich weiß noch, wie er mich seinerzeit beeindruckte. Es fängt so harmlos an und dann der tragische Schluss, der mich sehr nachdenklich macht.
Saludos
Mucki

Niko

Beitragvon Niko » 15.03.2007, 10:15

hallo mucki!
ich habe den text schonmal gepostet, aber meines wissens nicht hier im blauen salon. aber hier habe ich ein paar texte gepostet, die gleich waren bezüglich der plötzlichen end-wendung.
hallo zefi!
du hast ein gutes auge und ein noch besseres gedächtnis. denn die textzeile, die du erwähnst, ist nachträglich eingebaut. etwas tröstlich...-ja. irgendwie schon. es zeigt aber auch, wie man aus diesem "film" nicht mehr rauskommt. so unterschwellig für mich jedenfalls.
hallo elsa!
die frage nach der zeitensetzung ist mein thema.....ich hatte es im präsens geschrieben. dann aber doch in den imperfekt umgeschrieben. ich stehe mit der richtigen wahl der zeiten für eine geschichte ständig auf kriegsfuß.
hallo smile!
die doppelstunde werd ich natürlich ändern. hast recht. auch mit der möglichen unfallvariante. könnte auch ein schlaganfall sein. natürlich sollte der satz auch den leser weiter in die irre führen und ihn an eine ungewollte schwangerschaft denken lassen...
hi klara!
ist es dir jetzt verständlicher?
ic freue mich sehr über eure kommentare. danke!
lieben gruß: Niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.03.2007, 10:26

Hallo Niko,

zum Glück hab ich noch keinen Alzheimer.
Schau mal hier:

http://www.blauersalon.net/online-liter ... 8071#28071

Saludos
Mucki

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 15.03.2007, 10:36

Lieber Niko,

doch, du hast den Text hier schon mal gepostet, hab jetzt nicht nachgeguckt, aber ich kenne ihn. (Macht ja nichts). Ich habe schon damals geschrieben, dass ich den Text viel zu stark auf die Pointe hin zugeschrieben finde, das verleidet ihn mir. Jetzt, wo ich deine "andere" Prosa kenne, die mir sehr sehr sehr gefällt, mag ich das nochmal bekräftigen. Im Vergleich mit dieser, finde ich den Text einfach nur platt.

Erstens wie gesagt wegen der Pointe - voll drauf zugeschrieben und ich wusste es schon beim ersten lesen, dass diese Pointe kommen würde, weil es tausende solche Texte gibt, die so enden. Wirklich tausende...

Und zum zweiten wegen des Satzes:
Als er schlief, räumte ich die Wohnung auf und mir ging durch den Kopf, dass ich mir das alles anders vorgestellt hatte. Doch es ist halt passiert...


Du schilderst lakonisch, wie so ein tag abläuft, aber dann drückst doch diesen Satz rein - es muss unbedingt in fünf Zeilen noch dieser allgemeine Gedanke der Mutter, die ihr inzwischen erwachsenes, behindertes Kind pflegt, rein, dass sie sich das alles anders vorgestellt hat. Davon ab, dass sich manche das sicher so wirklich denken, viele aber auch nicht, sondern sich dieses gefühl ganz anders äußerst, nicht so grundsätzlich, sondern an Details, ganz ermüdendes Details* und nicht als großer Gedanke "alles anders vorgestellt", davon ab also, überläd es den Text völlig, auch noch diesen Punkt reinzubringen. das ist - für mich - zuviel des Guten, ich glaube dem Text kein Wort. Der Text kann sich so einen satz auf fünf Zeilen nicht leisten, sollte eine Mutter ihn denken, in all den JAHREN, ist das etwas völlig anderes und nicht so 1:1 gleichzuschreiben.

Ich sage das gar nicht so direkt wegen dieses Textes, de rist mir eigentlich egal, sondern weil ich dich bekräftigen möchte, deine anderen poetischen Prosatexte, die nahen, echten, die, die atmen, einmal mit diesem hier zu vergleichen, auf Herz und Nieren...diesen Text hier, finde ich überhaupt nicht gelungen. Er kommt nicht ans Thema ran, er berührt das Thema genauso wenig, wie wenn wir alle hier über die Straße gehen und eine Mutter mit ihrem erwachsenen, behinderten Kind sehen und kurz innehalten und uns in diesem Innehalten gefallen, was menschlich ist, aber es berührt nichts...

Liebe Grüße, ich denke, wir kennen uns gut genug, dass ich das so schreiben darf,
Lisa

(Außerdem möchte ich hier die breite Zustimmung aufmischen ;-))

* ich habe zum Beispiel enge Beziehung zu jemandem, der seine Frau, eine sehr stark MS.Kranke, pflegt (sie kann nur noch die Augen bewegen, sonst nichts) und dort verhält es sich so
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

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leonie
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Beitragvon leonie » 15.03.2007, 10:49

Lieber Niko,

mir geht es wie Lisa. Du weißt, wie sehr ich Deine Texte sonst schätze, aber in diesem Fall bin ich alles andere als begeistert. Das hat auch mit dem "auf die Pointe" geschrieben zu tun. Ich finde es dem Thema inhaltlich nicht angemessen, so damit umzugehen. Mir kommt es vor, als werde das Schicksal dieser Frau, die Du beschreibst, "benutzt"für einen Effekt. Es mag ja gar kein reales Schicksal sein, und doch; auf mich wirkt es so.

Ich hoffe, Du bist nicht sauer, aber ich möchte das auch ehrlich loswerden können.

Liebe Grüße

leonie

Niko

Beitragvon Niko » 15.03.2007, 10:53

hallo lisa und mucki!!
als (zu)stimmungsaufmischerin machst du ja in diesen tagen öfters von dir reden, lisa ;-)
es ist ok, was du schreibst. ich selbst stecke noch im hin und her mit der art zu schreiben. diese hier ist nicht so verfänglich und - ja - zu persönlich.
du hast recht, wenn du schreibst, das dem text die glaubwürdigkeit fehlt. dafür ist er einfach zu unerlebt.
das ich den jetzt das zweitemal poste, tut mir leid. das war mir wirklich nicht bewusst. vielleicht krieg ich ja wirklich langsam alzheimer.

völlig uneingeschnappte grüße: Niko, dem sich jetzt stück für stück der prosanebel lichtet

Niko

Beitragvon Niko » 15.03.2007, 11:12

Ich hoffe, Du bist nicht sauer,

ach was, leonie........haut nur alle drauf! :mrgreen:

nö..ist völlig in ordnung. wenn wir hier nicht sagen können, was wir wirklich zu einem text sagen möchten, könnte die forumsdame das forum umbenennen in "blauer beweihräucherungsclub". mit dem benutzt hast du vielleicht recht.
ich werd versuchen authistischer zu schreiben :idee:

ein ausdrückliches DANKE!

lieben gruß: Niko

Klara
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Beitragvon Klara » 15.03.2007, 11:45

Seltsam - ich lese gar kein behindertes Kind, auch keine Frau als Erzählerin.

Ich lese einen Erzähler-Mann, der seinen dementen hinfälligen Vater pflegt.

lg
klara

Mucki
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Beitragvon Mucki » 15.03.2007, 12:11

Jep, lese ich genauso, Klara
Saludos
Mucki


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