gelöscht
Liebe Mel,
nein, verrate bloß nie, wie dieser Gegenstand aussieht, das ist doch das tolle an dem Text, dass er sich gerade an der Grenze der Vorstellungskraft bewegt. Dadruch finde ich den Text so spitze!
Denn weißt du, woran mich dein Text erinnert? An eine "freie" Variante von Kafkas "Die Sorge des Hausvaters", was übrigens mein liebster kurzer Text von kafka ist, ich finde ihn fantastisch. Da gibt es auch so ein Ding, Odradek, und das geniale an eben diesem Ding ist, dass würde man es zeichnen, es immer falsch wäre. Ich muss den Text einfach mal anhängen:
Ich weiß, du wirst nun allen voran sagen, dein Text wäre nicht in dieser Spannbreite angelegt, er sei nur so dahergeschrieben, für sich selbst sozusagen. Aber ich finde trotzdem, dass da etwas schlummert, was nicht zu verachten ist!
Es ist als würde die skurrile Brille es möglich machen, verienzelte Blicke auf sein schicksal zu werfen.
Hier wäre ich für:
Reinbeißen kann man
schon, sollte man aber
besser nicht.
Holpert sonst ein bisschen.
ich hoffe, mein Kommentar bleibt so verschroben toll (ihm sinne von kühn
), wie dein Text.
Liebe Grüße,
Lisa
nein, verrate bloß nie, wie dieser Gegenstand aussieht, das ist doch das tolle an dem Text, dass er sich gerade an der Grenze der Vorstellungskraft bewegt. Dadruch finde ich den Text so spitze!
Denn weißt du, woran mich dein Text erinnert? An eine "freie" Variante von Kafkas "Die Sorge des Hausvaters", was übrigens mein liebster kurzer Text von kafka ist, ich finde ihn fantastisch. Da gibt es auch so ein Ding, Odradek, und das geniale an eben diesem Ding ist, dass würde man es zeichnen, es immer falsch wäre. Ich muss den Text einfach mal anhängen:
Die Sorge des Hausvaters
Die einen sagen, das Wort Odradek stamme aus dem Slawischen und sie suchen auf Grund dessen die Bildung des Wortes nachzuweisen. Andere wieder meinen, es stamme aus dem Deutschen, vom Slawischen sei es nur beeinflußt. Die Unsicherheit beider Deutungen aber läßt wohl mit Recht darauf schließen, daß keine zutrifft, zumal man auch mit keiner von ihnen einen Sinn des Wortes finden kann.
Natürlich würde sich niemand mit solchen Studien beschäftigen, wenn es nicht wirklich ein Wesen gäbe, das Odradek heißt. Es sieht zunächst aus wie eine flache sternartige Zwirnspule, und tatsächlich scheint es auch mit Zwirn bezogen; allerdings dürften es nur abgerissene, alte, aneinandergeknotete, aber auch ineinanderverfilzte Zwirnstücke von verschiedenster Art und Farbe sein. Es ist aber nicht nur eine Spule, sondern aus der Mitte des Sternes kommt ein kleines Querstäbchen hervor und an dieses Stäbchen fügt sich dann im rechten Winkel noch eines. Mit Hilfe dieses letzteren Stäbchens auf der einen Seite, und einer der Ausstrahlungen des Sternes auf der anderen Seite, kann das Ganze wie auf zwei Beinen aufrecht stehen.
Man wäre versucht zu glauben, dieses Gebilde hätte früher irgendeine zweckmäßige Form gehabt und jetzt sei es nur zerbrochen. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein; wenigstens findet sich kein Anzeichen dafür; nirgends sind Ansätze oder Bruchstellen zu sehen, die auf etwas Derartiges hinweisen würden; das Ganze erscheint zwar sinnlos, aber in seiner Art abgeschlossen. Näheres läßt sich übrigens nicht darüber sagen, da Odradek außerordentlich beweglich und nicht zu fangen ist.
Er hält sich abwechselnd auf dem Dachboden, im Treppenhaus, auf den Gängen, im Flur auf. Manchmal ist er monatelang nicht zu sehen; da ist er wohl in andere Häuser übersiedelt; doch kehrt er dann unweigerlich wieder in unser Haus zurück. Manchmal, wenn man aus der Tür tritt und er lehnt gerade unten am Treppengeländer, hat man Lust, ihn anzusprechen. Natürlich stellt man an ihn keine schwierigen Fragen, sondern behandelt ihn - schon seine Winzigkeit verführt dazu - wie ein Kind. "Wie heißt du denn?" fragt man ihn. "Odradek", sagt er. "Und wo wohnst du?" "Unbestimmter Wohnsitz", sagt er und lacht; es ist aber nur ein Lachen, wie man es ohne Lungen hervorbringen kann. Es klingt etwa so, wie das Rascheln in gefallenen Blättern. Damit ist die Unterhaltung meist zu Ende. Übrigens sind selbst diese Antworten nicht immer zu erhalten; oft ist er lange stumm, wie das Holz, das er zu sein scheint.
Vergeblich frage ich mich, was mit ihm geschehen wird. Kann er denn sterben? Alles, was stirbt, hat vorher eine Art Ziel, eine Art Tätigkeit gehabt und daran hat es sich zerrieben; das trifft bei Odradek nicht zu. Sollte er also einstmals etwa noch vor den Füßen meiner Kinder und Kindeskinder mit nachschleifendem Zwirnsfaden die Treppe hinunterkollern? Er schadet ja offenbar niemandem; aber die Vorstellung, daß er mich auch noch überleben sollte, ist mir eine fast schmerzliche.
Ich weiß, du wirst nun allen voran sagen, dein Text wäre nicht in dieser Spannbreite angelegt, er sei nur so dahergeschrieben, für sich selbst sozusagen. Aber ich finde trotzdem, dass da etwas schlummert, was nicht zu verachten ist!
Es ist als würde die skurrile Brille es möglich machen, verienzelte Blicke auf sein schicksal zu werfen.
Hier wäre ich für:
Reinbeißen kann man
schon, sollte man aber
besser nicht.
Holpert sonst ein bisschen.
ich hoffe, mein Kommentar bleibt so verschroben toll (ihm sinne von kühn
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Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hi Lisa,
wow, da fühlt sich mein Textchen aber geehrt!
Ich muss gestehen, dass ich bisher nur sehr wenig von Kafka gelesen habe - ein Versäumnis, das ich wohl dringend mal nachholen sollte.
Ich hatte etwas Bestimmtes im Sinn, die Verfremdung war Absicht und der Text entstand aus einer ärgerlichen Stimmung heraus
- aber du hast wohl Recht, wenn man's erklärt, verliert es den Reiz.
Sorry, Marlene und Mucki - mit einem Bild kann ich leider nicht dienen
Ich wette, "Odradek" ist irgendwas, was unter dem Bett hervorrollte, als Kafkas Zugehfrau grad mal gründlich sauber machte
.
"Herr Kafka, das hier hab ich grad gefunden, brauchen Sie es noch? Oder soll ich es wegwerfen?", fragt sie.
Er nimmt das Ding in die Hand, dreht und wendet es hin und her, kann sich nicht vorstellen, was es wohl sein mag ...
"Herr Kafka?"
"Hmm?"
"Was ist nun damit?"
"Nichts. Lassen Sie nur, Svetlana, ich nehme es mit in mein Arbeitszimmer."
Dort sitzt er nun und brütet: Wozu diente dieses Ding wohl einst? Und wie bezeichnet man es? Man könnte es zum Beispiel .... Odradek nennen. Ja. Ein gutes Wort. Sehr passend.
Da hat er auch schon die Feder in der Hand und beginnt zu schreiben ...
LG Mel
wow, da fühlt sich mein Textchen aber geehrt!
Ich muss gestehen, dass ich bisher nur sehr wenig von Kafka gelesen habe - ein Versäumnis, das ich wohl dringend mal nachholen sollte.
Ich hatte etwas Bestimmtes im Sinn, die Verfremdung war Absicht und der Text entstand aus einer ärgerlichen Stimmung heraus
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Sorry, Marlene und Mucki - mit einem Bild kann ich leider nicht dienen

Ich wette, "Odradek" ist irgendwas, was unter dem Bett hervorrollte, als Kafkas Zugehfrau grad mal gründlich sauber machte

"Herr Kafka, das hier hab ich grad gefunden, brauchen Sie es noch? Oder soll ich es wegwerfen?", fragt sie.
Er nimmt das Ding in die Hand, dreht und wendet es hin und her, kann sich nicht vorstellen, was es wohl sein mag ...
"Herr Kafka?"
"Hmm?"
"Was ist nun damit?"
"Nichts. Lassen Sie nur, Svetlana, ich nehme es mit in mein Arbeitszimmer."
Dort sitzt er nun und brütet: Wozu diente dieses Ding wohl einst? Und wie bezeichnet man es? Man könnte es zum Beispiel .... Odradek nennen. Ja. Ein gutes Wort. Sehr passend.
Da hat er auch schon die Feder in der Hand und beginnt zu schreiben ...
LG Mel
Liebe Mel,
dass du an was bestimmtes gedacht hast beim Schreiben, das stört mich nicht, auch kafka wird irgendetwas gedacht haben
, selbst wenn deine Vermutungen stimmen. Mich freut, dass es keinen konkreten Gegenstand dazu (mehr) gibt, ich habe das gehofft, ein bisschen insgeheim vermutet, aber mich nicht getraut anzunehmen, aber das macht für mich den text nochmal runder
. Für den Leser bleibt das jedenfalls in der Schwebe (oder für den dummen Leser so wei ich, der sich allerdings dann in diesem Fall seiner Dummheit erfreut, weil er gar keine Auflösung haben möchte).
Einfach gut. (Schon der Ich-Start)
Liebe Grüße,
Lisa
dass du an was bestimmtes gedacht hast beim Schreiben, das stört mich nicht, auch kafka wird irgendetwas gedacht haben


Einfach gut. (Schon der Ich-Start)
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Mel,
Das ist wahrlich anregend, seine Fantasie zu gebrauchen. Mir sind ein paar Dinge eingefallen, kann mich aber nicht entscheiden, ob ich das mit der roten Kapute oder lieber eins mit roten Schuhen nehme.
Gefällt mir!
Lieben Gruß
ELsa
Das ist wahrlich anregend, seine Fantasie zu gebrauchen. Mir sind ein paar Dinge eingefallen, kann mich aber nicht entscheiden, ob ich das mit der roten Kapute oder lieber eins mit roten Schuhen nehme.
Gefällt mir!
Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen
Liebe Mel, (liebe Lisa),
wahrschenilich ist meine Frage nicht kühn sondern banal:
Warum quiekt das "Ding" "ICH"
Durch dieses "ICH" war ich geneigt zu glauben, es handele sich um das Lyrich = Ding..gif)
Ich hatte den Text vor längerer Zeit gelesen, als er noch nicht kommentiert war, jetzt trau ich mich mal zu fragen.
Mir erschließt sich nämlich immer noch nichts.
Kaffka hilft mir insofern weiter, dass ich dir glatt vorschlagen würde, einen Prosatext zu schreiben, ja, den könnt ich mir sehr wohl interessant vorstellen, da würde ich dir, glaube ich, abnehmen,
dass das Ding beim "Anpusten" quiekt, auch wenn es normalerweise dafür "Gedrückt" werden müsste.
Dass es dann IIIIIIIIICCCCCCCCCHHHHHHHHH quiekt und nicht "iek", wäre dann auch gut.
(Ich hoffe, dass du mir meine Spinnerei nicht verübelst)
Liebe Grüße
Gerda
wahrschenilich ist meine Frage nicht kühn sondern banal:
Warum quiekt das "Ding" "ICH"
Durch dieses "ICH" war ich geneigt zu glauben, es handele sich um das Lyrich = Ding.
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Ich hatte den Text vor längerer Zeit gelesen, als er noch nicht kommentiert war, jetzt trau ich mich mal zu fragen.
Mir erschließt sich nämlich immer noch nichts.
Kaffka hilft mir insofern weiter, dass ich dir glatt vorschlagen würde, einen Prosatext zu schreiben, ja, den könnt ich mir sehr wohl interessant vorstellen, da würde ich dir, glaube ich, abnehmen,
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Dass es dann IIIIIIIIICCCCCCCCCHHHHHHHHH quiekt und nicht "iek", wäre dann auch gut.
(Ich hoffe, dass du mir meine Spinnerei nicht verübelst)
Liebe Grüße
Gerda
Oh, ich verüble dir gar nix! Ich hab DAS DING in einem Wutanfall geschrieben. Lisa mochte es und sie meinte, dass ich es hier reinstellen soll ;). Nun quiekt es hier weiter. Was soll ich machen... ich kann's nicht stoppen 
Es ist nicht logisch. Soviel ist klar.
Und es ist, ähm, sozusagen unanständig. Hmm.

Es ist nicht logisch. Soviel ist klar.
Und es ist, ähm, sozusagen unanständig. Hmm.
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