Wunden

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
pandora

Beitragvon pandora » 06.03.2007, 16:54

gone
Zuletzt geändert von pandora am 16.03.2008, 21:48, insgesamt 2-mal geändert.

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 08.03.2007, 11:31

Hallo,

bei den "physiologischen Bedürfnissen" handelt es sich, wie ich fürchte, um sexuelle Gewalt gegen Frauen im Krieg. Unter diesem Deckmäntelchen wurden Vergewaltigungen und/oder Zwangsprostitution versteckt bzw. rechtfertigt. Für den Offizier sind dies noch heute Kollateralschäden, die man hinzunehmen hat, wenn man Kriegsziele erreichen will, für die Opfer ein nicht enden wollendes Grauen. Gilt für alle Kriege.

Liebe Grüße
Marlene

Gast

Beitragvon Gast » 08.03.2007, 11:35

Danke, liebe Marlene, jetzt dämmert mir was.
Liebe Grüße
Gerda

Klara
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Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 08.03.2007, 11:50

Ach so!

...

EDIT: Ist das allgemein so geläufig als Rechtfertigungs und Ent-Schuldigungs-Begriff der Militärs, diese physiologischen bzw. verbrecherischen Bedürfnisse? Ich könnte mich jetzt hier nur noch aufregen über diesen Begriff, lasse das aber lieber, obwohl Frauentag ist.

Niko

Beitragvon Niko » 08.03.2007, 14:27

sieger sind grausam (sieger ist man schon, wenn man ein dorf erobert. ich meine damit nicht den sieg des krieges).... plündern, vergewaltigen, erschießungen von "zivilisten" waren / und sind kriegsalltag. mit vielem zu erklären, mit nichts zu entschuldigen.

solche unseligen kapitel bestürzen mich immer wieder.
lieben gruß: Niko

pandora

Beitragvon pandora » 08.03.2007, 16:05

ihr alle,

marlene hat den entscheidenden hinweis in die diskussion gebracht. ich dachte, "physiologische bedürfnisse" in verbindung mit "röcke glatt streichen" wäre recht eindeutig.

hat zufällig einer "die flucht" gesehen? im anschluss an den zweiten teil lief eine dokumentation über die vertreibung nach kriegsende. eine gute doku, wie ich meine. originalaufnahmen, zeitzeugenberichte.

als der militär sprach, bin ich fast von meinem sofa gefallen. ich finde es unangezeigt, taktlos, dumm und dreist, sechzig jahre danach ausschließlich von "physiologischen bedürfnissen" zu sprechen und das thema vergewaltigung dermaßen herunterzuspielen bzw zu verharmlosen.
wie wir alle wissen, sind sehr wohl frauen daran gestorben. an den unmittelbaren körperlichen folgen. oder sie haben die scham nicht ertragen (ehemänner kamen ja bestenfalls auch aus diesem unseligen krieg heim) und sich umgebracht; sie versuchten, so entstandene schwangerschaften zu unterbrechen ...
von den psychischen verletzungen mag ich gar nichts schreiben.
ich könnte ein buch darüber verfassen, wenn ich allein unsere familiengeschichte betrachte.

bevor ich falsch verstanden werde, vorsichtshalber: im krieg herrscht anarchie. die deutschen haben den krieg angezettelt und verloren. furchtbare verbrechen sind begangen worden. (ich war in auschwitz, theresienstadt und buchenwald.)

aber den frauen (die aus ostpreußen, schlesien ... flüchten mussten) ist auch schlimmes unrecht angetan worden. und das muss man sagen dürfen, finde ich. mit den richtigen worten.


p.

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leonie
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Beitragvon leonie » 08.03.2007, 16:29

Liebe pandora,

ich sehe das genauso wie Du. Und ich finde, Du hast sehr gute Worte dafür gefunden!

Die Reportage habe ich nicht gesehen, aber ich bin sicher, ich hätte vor Wut nicht gewußt, wohin mit mir. Es ist unglaublich und entwürdigt die betroffenen Frauen noch einmal.

Ich finde, man muss jedes Unrecht auch als solches benennen dürfen, auch wenn es noch so viele Gründe, Erklärungen, Rechtfertigungen, etc. dafür gibt: Das macht es immer noch nicht zu etwas anderem als Unrecht.

Liebe Grüße

leonie

Niko

Beitragvon Niko » 08.03.2007, 17:18

ja, pan...
die reportage habe ich auch gesehen. ich selbst fluche oft über die siebenbürgen, die russlanddeutschen und ostpreußen und was-weiß-ich für leute. immer noch (finanzielle) ansprüche und der drang in die rechte ecke. wobei ich eher denke, dass csu &co sich ihrer gern bedienen. die reportage hat mir ein erschreckendes bild gezeigt von siegern, die ihre macht ausleben und den erlittenen hass der unterdrückten jahre dreifach zurückgaben.
die glatt gestrichenen röcke sind eine enorm starke stelle in deinem gedicht und der zentrale mittelpunkt des ganzen. das kam mir gleich in den sinn. und ich finde die stelle geradezu genial ausformuliert. physiologisch klingt ein wenig fremd. aber ich glaube, das du genau das auch so haben wolltest. ein fremdes, evtl befremdlich wirkendes wort.
ganz starker text.

lieben gruß: Niko

Max

Beitragvon Max » 09.03.2007, 18:18

Liebe Pandora,

mit Deinen Worten hast Du völlig recht. Ein Unrecht wird nicht besser oder weniger schlimm dadurch, dass anderen anderes Unrecht widerfahren ist.

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 10.03.2007, 00:09

Liebe pandora,
nach anfänglichen Verständnisschwierigkeiten möchte ich mich zu deinem Text noch einmal äußern.
Mir ist so nach und nach klar warum ich dieses Fremdwort in diesem Kontext nicht einzurordnen wusste. (in Wahrheit hat mich aber das "und" zwischen "Krieg und physiologischen bedürfnissen" erst richtig irritiert.
Die letzte Zeile des ersten Vers' beziehe ich nämlich auch auf das "Krieg" in der vorhergehenden.
Das kleine Wörtchen und, finde ich unpassend, denn auch ein Offizier würde nicht behaupten, dass am Krieg niemand gestorben sei. In der letzen Zeit ging es immer wieder um die speziellen sexuellen Bedürfnisse der Machthaber, deren Befriedigung durch gefangene Frauen, schön geredet wurden. Für mein Gefühl würde ich die Setzung minimal ändern... aber ich bin wohl die einzige die darüber stolpert.

sechzig jahre danach
spricht der Offizier vom Krieg -
von den physiologischen bedürfnissen
an denen niemand gestorben sei

so wäre die Setzung für mich ganz klar und eindeutig. Vielleicht magst du noch einmal überlegen.

Auf jeden Fall ein starker Text und gut, dass du ihn geschrieben hast!

Liebe Grüße
Gerda


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