Schneebrunzer

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 05.03.2007, 09:46

3. Fassung

Schneebrunzer

Gerade kommt Max von seiner aktuellen Liebsten zurück. Seine Mundwinkel zeigen verdächtig zu Boden, er nuschelt ein grimmiges „Hi“, fläzt sich neben mich aufs Sofa und nimmt mir die Fernbedienung aus der Hand. Zappt von einem Programm zum nächsten, dabei war der Samstagnachmittag immer meiner!
„Ich wollte gern African Queen ...“
„Ach!“, sagt er und will rausgehen.
„Bleib doch!“ Ich nehme ihm die Fernbedienung weg und schalte aus. „Kann ich etwas für dich tun? Essen? Trinken? Rücken kraulen?“, frage ich.
„Ich werde in den Wald gehen und mir eine passende Todesart überlegen ...“
Aha, ich habe mich nicht getäuscht. „Aber hoffentlich für den Schneebrunzer, der dir das Mädel ausgespannt hat!“
„Daran habe ich noch gar nicht gedacht!“ Max’ Züge hellen sich auf, „aber was bitte ist ein Schneebrunzer?“
„Das ist eine abwertende Bezeichnung für Männer, die sich wichtig machen. Sie pieseln ihren Namenszug in den Schnee“, erkläre ich und lache.
Er setzt sich wieder zu mir, lehnt seinen Kopf an meine Schulter – auch mit Fünfzehn darf man das hin und wieder.
„Leider habe ich das Wort erst als Erwachsene kennengelernt. Bei den Streitereien mit deinem Onkel Jonas hätte ich ihm das gern um die Ohren gehauen. Er war ein Meister darin, anderen Jungs die Freundinnen wegzuschnappen.“
„Wie ist es, Geschwister zu haben?“, fragt Max.
Seine Stimme klingt immer noch melancholisch, es schneidet mir ins Herz, aber das zeige ich ihm nicht, sondern sage: „Spannend. Leider war er der Schnellere von uns. Wenn er mich im Schwitzkasten hatte, war ich chancenlos.“ Ich angle mir eine Zigarette vom Tisch.
„Aber blase den Rauch gefälligst in die andere Richtung!“ Max rümpft die Nase. Er hat die gleiche wie mein Bruderherz, fällt mir in diesem Moment auf. Jonas habe ich jahrelang nicht gesehen, er lebt in Sidney. Ostern, Weihnachten und manchmal zu Geburtstagen schicken wir uns Mails.

Max stupst mich mit seinem Wuschelkopf an. Auch die Löckchen erinnern mich an Jonas. Plötzlich vermisse ich ihn.
„Erzähl weiter, Mama, ich brauch das jetzt nach meiner Niederlage.“ Er zieht den Rotz hoch.
„Taschentuch?“
„Nein, Geschichte.“
Wie er das sagt, fällt mir ein, dass Max sich als Kleinkind nur in Hauptwörtern artikulierte. Milch. Hunger. Bauchweh. Angst.
„Na?“ Er rückt ungeduldig ab von mir.
Die Zigarette schmeckt nicht, ich drücke sie aus.
„Hab ich dir schon mal erzählt, dass Jonas ewig nicht sprechen wollte? Alle zerbrachen sich den Kopf darüber. Mit drei Jahren sagte er nicht ein verständliches Wort. In einer Familie, die ihr täglich Brot auf der Bühne verdiente, war das die reinste Frustration. Während ich mit Fünf bereits lesen konnte und ‚Röslein auf der Heide’ sang, hockte Jonas im Gitterbett und machte: Schu- schu, eititi, puh ... Unsere Mutter achtete konzentriert auf die Laute, die aus ihm heraus kullerten und übersetzte nach intensivem Studium: Er meint eine fahrende Dampflok, ich bin mir da ganz sicher. Sie lächelte ihn zärtlich an. Jonas brabbelte fröhlich: Schu-schu, eititi, puh ...
„Und jetzt hält er Kommunikationsseminare, der Onkel Jonas“, sagt Max und grinst endlich, „wann hat er denn sprechen können?“
„Als ich klein war, fuhr man statt auf Urlaub in die Sommerfrische. Für Juli und August wurde ein altes Haus mit dicken Steinmauern gemietet. Es gehörte einem reichen Bauern, seine Vorfahren benutzten es als Austraghäusel. Eine Sitte, bei der die Altbauern dorthin übersiedelten, nachdem sie dem ältesten Sohn die Wirtschaft überschrieben hatten.“
„Warum sind wir nie dorthin gefahren, als ich klein war?“
„Diese Art Ferien zu verbringen, war zu deiner Zeit außer Mode. Man reiste ans Meer.“
„Wenn ich mal Kinder habe ...“ Max seufzt abgrundtief.
Schnell fahre ich fort: „Ich liebte den Bauernhof. Der Stall, das mahlende Geräusch, mit dem die Kühe Heu in den breiten Mäulern verschwinden ließen. Ihre feucht glänzenden Nasenlöcher, der süße Geruch von Milch, gemischt mit Ammoniakgestank. Der zart pulsierende, in sich gefältelte, rosige Muskel unter dem Schwanz beeindruckte mich ungemein. Wie er sich schließt, nachdem er die Unmengen von Scheiße ausgespuckt hat ...“
„Mama!“ Max starrt mich an. „Also wirklich ...“
Ich grinse. „Fredi, der Bauernsohn, trieb die Herde jeden Morgen auf die Futterwiesen, abends zurück in den Stall. Jede Kuh trug einen Namen; meine Favoritin hieß Liese. Ich durfte auf dem Weg zur Weide ihren Schwanz halten. Jonas verkrümelte sich ins Haus, sobald er ein Tier erspähte. Schmetterlinge tolerierte er gerade noch, doch alles andere, Katzen, Hühner, Hunde und Rinder jagte ihm Angst ein. Hühner waren seine ganz speziellen Feinde. Er fürchtete sie so sehr, dass sein Gebrüll wie der Brandmelder des Dorfs schrillte. Er war in diesem Sommer vier Jahre alt und radebrechte: Piep, piep, hack, du du, puh! Großmutter und Mutter sahen sich ratlos an. Weil unsere Sommerresidenz an einem Hang stand, waren die Schlafzimmerfenster nicht mehr als einen halben Meter vom Boden entfernt. Eines Morgens war Jonas verschwunden. Wir suchten den Kleinen im Haus. Jonas, wo bist du!, riefen wir zu dritt. Und plötzlich hörten wir von draußen leise, aber deutlich: Omi, Mami, ich bin da im Gras. Er war auf das Fensterbrett geklettert und in die Wiese geplumpst. Hühner pickten um ihn herum nach Würmern, unbeeindruckt davon, dass plötzlich ein kleiner Junge vom Himmel gefallen war. Er saß erstarrt inmitten seiner Todfeinde. Wir vermuten heute, dass er vorher keinen Grund gehabt hatte zu sprechen.“
„Jetzt weiß ich zwar immer noch nicht, was das mit Schneebrunzern zu tun hat, Mama, aber es hat mir gut gefallen, vor allem die Sache mit den rosafarbenen Faltenärschen“, sagt Max und grunzt vor Lachen.
„Genau! Also pass auf. Jonas war ein aufbrausendes Kind. Und ich liebte es, seinen Jähzorn zu schüren. Mit Schaum vor dem Mund jagte er mich durch das meterlange Vorzimmer. Ich wusste, wie ich ihn zum Wahnsinn treiben konnte. Ich brauchte nur in seine Richtung zu spucken. Warum ich das tat, weiß ich heute nicht mehr. Aber da hätte ich zu gerne das Wort Schneebrunzer schon gekannt.“
„Schneebrunzer ...“ Mein Sohn verdreht die Augen.
„Wird schon wieder, Max“, sage ich.
„Das sagt ihr immer.“
Er erhebt sich mit einem obercoolen Gary-Cooper Lächeln, pfeift mich zum Abschied an: „Rauch nicht so viel, Mama!“, und macht sich auf zu seinem High Noon.

Jetzt sitze ich zwischen den Fotos meiner Kindheit, die ich auf dem Speicher zusammen gesucht habe und tippe die lange Nummer ein.
„Jonas!“ Es knistert in der Leitung.
„Nein, nur so. Ich wollte dich einfach mal hören, alter Schneebrunzer, du!“
Er lacht und ich heule los.

Date gestrichen, Angebetete in Liebste geändert/ danke Eva!

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2. Fassung

Gerade kommt Max von einem Rendezvous mit seiner aktuellen Angebeteten zurück. Trauerumflort setzt er sich neben mich und schaltet den Fernseher an.
Liebeskummer witternd frage ich meinen Sohn: „Kann ich etwas für dich tun? Essen? Trinken? Rücken kraulen?“
„Ich werde in den Wald gehen und mir eine passende Todesart überlegen ...“, sagt er, seufzt und steht auf.
Aha, ich habe mich nicht getäuscht. „Aber hoffentlich für den Schneebrunzer, der dir das Mädel ausgespannt hat!“
„Daran habe ich noch gar nicht gedacht!“ Max’ Züge hellen sich auf, „aber was bitte ist ein Schneebrunzer?“
„Das ist eine abwertende Bezeichnung für Männer, die sich wichtig machen. Sie pieseln ihren Namenszug in den Schnee. Zu mehr sind sie nicht fähig“, erkläre ich und lache.
Er setzt sich wieder zu mir, lehnt seinen Kopf an meine Schulter – auch mit Fünfzehn darf man das hin und wieder.
„Leider habe ich das Wort erst als Erwachsene kennengelernt.“
„Wie war es in deiner Kindheit, Mama?“, fragt Max. Seine Stimme klingt immer noch melancholisch, es schneidet mir ins Herz, aber das zeige ich ihm nicht, sondern sage: „Spannend. Bei den Machtkämpfen mit deinem Onkel Jonas trug ich die verbalen, er die körperlichen Siege davon. Der Schnellere gewann.“ Ich angle mir eine Zigarette vom Tisch.
„Aber blase den Rauch in die andere Richtung, hörst du?“ Max rümpft die Nase. Er hat die gleiche wie mein Bruderherz, fällt mir in diesem Moment auf. Jonas habe ich jahrelang nicht gesehen, er lebt in Sidney. Ostern, Weihnachten und manchmal zu Geburtstagen schicken wir uns Mails.

Max stupst mich mit seinem Wuschelkopf an. Auch die Löckchen erinnern mich an Jonas. Plötzlich vermisse ich ihn.
„Erzähl weiter, Mama, ich brauch das jetzt nach meiner Niederlage.“ Er zieht den Rotz hoch.
„Taschentuch?“
„Nein, Geschichte.“
Wie er das sagt, fällt mir ein, dass Max sich als Kleinkind nur in Hauptwörtern artikulierte. Milch. Hunger. Bauchweh. Angst.
„Na?“ Wieder seufzt er.
Die Zigarette schmeckt nicht, ich drücke sie aus.
„Hab ich dir schon mal erzählt, dass Jonas ewig nicht sprechen wollte? Alle zerbrachen sich den Kopf darüber. Mit drei Jahren sagte er nicht ein verständliches Wort. In einer Familie, die ihr täglich Brot auf der Bühne verdiente, war das die reinste Frustration. Während ich mit Fünf bereits lesen konnte und ‚Röslein auf der Heide’ sang, hockte Jonas im Gitterbett und machte: Schu – schu, eititi, puh ... Unsere Mutter achtete konzentriert auf die Laute, die aus ihm heraus kullerten und übersetzte nach intensivem Studium: Er meint eine fahrende Dampflok, ich bin mir da ganz sicher. Sie lächelte ihn zärtlich an. Jonas brabbelte fröhlich: Schu-schu, eititi, puh ...“

Meine Achselhöhle bebt, ich bin froh, dass Max wieder lacht.
„Und jetzt hält er Kommunikationsseminare, der Onkel Jonas“, sagt er grinsend, „mach weiter, Mama.“
„Als ich klein war, fuhr man statt auf Urlaub in die Sommerfrische. Für Juli und August wurde ein altes Haus mit dicken Steinmauern gemietet. Es gehörte einem reichen Bauern, seine Vorfahren benutzten es als Austraghäusel. Eine Sitte, bei der die Altbauern dorthin übersiedelten, nachdem sie dem ältesten Sohn die Wirtschaft überschrieben hatten.“
„Warum sind wir nie dorthin gefahren, als ich klein war?“
„Diese Art Ferien zu verbringen, war zu deiner Zeit außer Mode. Man reiste ans Meer.“
„Wenn ich mal Kinder habe ...“ Max seufzt schon wieder abgrundtief, schnell fahre ich fort: „Ich liebte den Bauernhof. Der Stall, das mahlende Geräusch, mit dem die Kühe Heu in den breiten Mäulern verschwinden ließen. Ihre feucht glänzenden Nasenlöcher, der süße Geruch von Milch, gemischt mit Ammoniakgestank. Der zart pulsierende, in sich gefältelte, rosige Muskel unter dem Schwanz beeindruckte mich ungemein. Wie er sich schließt, nachdem er die Unmengen von Scheiße ausgespuckt hat ...“
„Mama!“ Max richtet sich auf, blickt mir sichtlich empört in die Augen. „Also wirklich ...“
Ich grinse. „Fredi, der Bauernsohn, trieb die Herde jeden Morgen auf die Futterwiesen, abends zurück in den Stall. Jede Kuh trug einen Namen und meine Favoritin hieß Liese. Ich durfte auf dem Weg zur Weide ihren Schwanz halten. Jonas verkrümelte sich ins Haus, sobald er ein Tier erspähte. Schmetterlinge tolerierte er gerade noch, doch alles andere, Katzen, Hühner, Hunde und Rinder jagte ihm Angst ein. Hühner waren seine ganz speziellen Feinde. Er fürchtete sie so sehr, dass sein Gebrüll wie der Brandmelder des Dorfs schrillte. Er war in diesem Sommer vier Jahre alt und radebrechte: Piep, piep, hack, du du, puh! Großmutter und Mutter sahen sich ratlos an. Weil unsere Sommerresidenz an einem Hang stand, waren die Schlafzimmerfenster nicht mehr als einen halben Meter vom Boden entfernt. Eines Morgens war Jonas verschwunden. Wir suchten den Kleinen im Haus. Jonas, wo bist du!, riefen wir zu dritt. Und plötzlich hörten wir von draußen leise, aber deutlich: Omi, Mami, ich bin da im Gras. Er war auf das Fensterbrett geklettert und in die Wiese geplumpst. Hühner pickten um ihn herum nach Würmern, unbeeindruckt davon, dass plötzlich ein kleiner Junge vom Himmel gefallen war. Er saß erstarrt inmitten seiner Todfeinde. Wir vermuten heute, dass er vorher keinen Grund gehabt hatte zu sprechen.“
„Jetzt weiß ich zwar immer noch nicht, was das mit Schneebrunzern zu tun hat, Mama, aber es hat mir gut gefallen, vor allem die Sache mit den rosafarbenen Faltenärschen“, sagt Max und grunzt vor Lachen.
„Ach ja, ich wollte dir etwas ganz anderes erzählen. Also pass auf. Jonas war ein aufbrausendes Kind. Und ich liebte es, seinen Jähzorn zu schüren. Mit Schaum vor dem Mund jagte er mich durch das meterlange Vorzimmer. Ich wusste, wie ich ihn zum Wahnsinn treiben konnte. Ich brauchte nur in seine Richtung zu spucken. Warum ich das tat, weiß ich heute nicht mehr. Aber da hätte ich zu gerne das Wort Schneebrunzer schon gekannt.“
„Schneebrunzer ...“ Mein Sohn kichert.
„Wird schon wieder, Max“, sage ich.
„Na sicher doch.“ Er verstrubbelt meine Frisur, „Rauch nicht so viel, Mama!“ Dann erhebt er sich mit einem obercoolen Gary-Cooper Lächeln und macht sich auf zu seinem High Noon.

Jetzt sitze ich zwischen den Fotos meiner Kindheit, die ich auf dem Speicher zusammen gesucht habe und tippe die lange Nummer ein.
„Jonas!“ Es knistert in der Leitung.
„Nein, nur so. Ich wollte dich einfach mal hören, alter Schneebrunzer, du!“
Er lacht und ich heule los.

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1. Fassung

Gerade kommt Max von einem Rendezvous mit seiner aktuellen Angebeteten zurück. Trauerumflort setzt er sich neben mich und schaltet den Fernseher an.
Liebeskummer witternd frage ich meinen Sohn: „Kann ich etwas für dich tun? Essen? Trinken? Rücken kraulen?“
Er schweigt, steht auf und seufzt abgrundtief. „Ich werde gehen und mir eine passende Todesart überlegen ...“
„Aber hoffentlich für den Schneebrunzer, der dir das Mädel ausgespannt hat!“
„Daran habe ich noch gar nicht gedacht!“ Max’ Züge hellen sich auf. „Aber was bitte ist ein Schneebrunzer?“
Schneebrunzer, was für ein wundervolles Wort!
„Das ist eine abwertende Bezeichnung für Männer, die sich wichtig machen. Sie pieseln ihren Namenszug in den Schnee. Zu mehr sind sie wohl nicht fähig“, erkläre ich. Max setzt sich wieder, lehnt seinen Kopf an meine Schulter – auch mit Fünfzehn darf man das hin und wieder.
„Leider habe ich das Wort erst als Erwachsene kennen gelernt.“
„Wie war es in deiner Kindheit, Mama?“, fragt Max melancholisch, es schneidet mir ins Herz.
„Spannend. Bei den Machtkämpfen mit deinem Onkel Jonas trug ich die verbalen, er die körperlichen Siege davon. Der Schnellere gewann.“ Ich angle mir eine Zigarette vom Tisch.
„Aber blase den Rauch in die andere Richtung, hörst du?“ Max rümpft die Nase. Er hat die gleiche wie mein Bruderherz, fällt mir gerade auf. Jonas habe ich jahrelang nicht gesehen, er lebt in Sidney. Ostern, Weihnachten und manchmal zu Geburtstagen schicken wir uns Mails.

Max stupst mich mit seinem Wuschelkopf an. Auch die Löckchen erinnern mich an Jonas. Plötzlich vermisse ich ihn.
„Erzähl weiter, Mama, ich brauch das jetzt nach meiner Niederlage.“ Er zieht den Rotz hoch.
„Taschentuch?“
„Nein, Geschichte.“
Wie er das sagt, fällt mir ein, dass Max sich als Kleinkind nur in Hauptwörtern artikulierte. Milch. Hunger. Bauchweh. Angst.
„Na?“, sagt er.
„Ehe wir in das Alter der Geschwisterkriege kamen, zerbrachen sich alle den Kopf, wieso Jonas nicht richtig sprechen wollte. Mit drei Jahren sagte er nicht ein verständliches Wort. In einer Familie, die ihr täglich Brot auf der Bühne verdiente, war das die reinste Frustration. Während ich mit Fünf bereits lesen konnte und ‚Röslein auf der Heide’ sang, hockte Jonas im Gitterbett und machte: Schu – schu, eititi, puh ...
Unsere Mutter achtete konzentriert auf die Laute, die aus ihm heraus kullerten und übersetzte nach intensivem Studium: Er meint eine fahrende Dampflok, ich bin mir da ganz sicher. Sie lächelte ihn zärtlich an. Jonas sagte fröhlich: Schu-schu, eititi, puh ...

Meine Achselhöhle bebt, ich bin froh, dass Max wieder lacht. „Und jetzt hält er Kommunikationsseminare, der Onkel Jonas“, sagt er. „Mach weiter, Mama.“
„Als ich klein war, fuhr man statt auf Urlaub in die Sommerfrische. Für Juli und August wurde ein altes Haus mit dicken Steinmauern gemietet. Es gehörte einem reichen Bauern, seine Vorfahren benützten es als Austraghäusel. Eine Sitte, bei der die Altbauern dorthin übersiedelten, nachdem sie dem ältesten Sohn die Wirtschaft überschrieben hatten.“
„Warum sind wir nie dorthin gefahren, als ich klein war?“
„Diese Art Ferien zu verbringen war zu deiner Zeit außer Mode. Man reiste ans Meer.“
„Wenn ich mal Kinder habe ...“ Max seufzt schon wieder herzzerreißend, schnell fahre ich fort: „Der Bauernhof war meine Passion. Der Stall, das mahlende Geräusch, mit dem die Kühe Heu in den breiten Mäulern verschwinden ließen. Ihre feucht glänzenden Nasenlöcher, der süße Geruch von Milch gemischt mit Ammoniakgestank. Der zart pulsierende, in sich gefältelte, rosige Muskel unter dem Schwanz beeindruckte mich ungemein. Wie er sich schließt, nachdem er die Unmengen von Scheiße ausgespuckt hat ...“
„Mama!“ Max richtet sich auf, blickt mir in die Augen. „Also wirklich ...“
Ich grinse. „Fredi, der Bauernsohn, trieb die Herde jeden Morgen auf die Futterwiesen, abends zurück in den Stall. Jede Kuh trug einen Namen und meine Favoritin hieß Liese. Ich durfte auf dem Weg zur Weide ihren Schwanz halten.

Jonas verkrümelte sich ins Haus, sobald er ein Tier erspähte. Schmetterlinge tolerierte er gerade noch, doch alles andere, Katzen, Hühner, Hunde und Rinder jagten ihm Angst ein. Hühner waren seine ganz speziellen Feinde. Er fürchtete sie so sehr, dass sein Gebrüll wie der Brandmelder des Dorfs schrillte. Er war in diesem Sommer vier Jahre alt und radebrechte: Piep, piep, hack, du du, puh! Großmutter und Mutter sahen sich über seinen Kopf hinweg an und seufzten.

Weil unsere Sommerresidenz an einem Hang stand, waren die Schlafzimmerfenster nicht mehr als einen halben Meter vom Boden entfernt.
Eines Morgens war Jonas verschwunden. Wir suchten den Kleinen im Haus. Jonas, wo bist du!, riefen wir zu dritt. Und plötzlich hörten wir von draußen leise, aber deutlich: Omi, Mami, bin da im Gras.

Er war auf das Fensterbrett geklettert und in die Wiese geplumpst. Hühner pickten um ihn herum nach Würmern, unbeeindruckt davon, dass plötzlich ein kleiner Junge vom Himmel gefallen war. Er saß erstarrt inmitten seiner Todfeinde. Wir vermuten heute, dass er vorher keinen Grund gehabt hatte zu sprechen.“
„Jetzt weiß ich zwar immer noch nicht, was das mit Schneebrunzern zu tun hat, Mama, aber es war auch ganz nett, vor allem die Sache mit den rosafarbenen Faltenärschen“, sagt Max und grunzt vor Lachen.
„Ach ja, ich wollte dir etwas ganz anderes erzählen, verzeih. Also pass auf. Jonas war ein aufbrausendes Kind. Und ich liebte es, seinen Jähzorn zu schüren. Mit Schaum vor dem Mund jagte er mich durch das meterlange Vorzimmer, zitternd vor Wut. Ich wusste, wie ich ihn zum Wahnsinn treiben konnte. Ich brauchte nur in seine Richtung zu spucken. Warum ich das tat, weiß ich heute nicht mehr. Aber da hätte ich zu gerne das Wort Schneebrunzer schon gekannt.“
„Schneebrunzer ...“ Mein Sohn kichert.
„Wird schon wieder, Max“, sage ich.
„Na, sicher doch.“ Er verstrubbelt meine Frisur, „rauch nicht so viel, Mama!“ Dann erhebt er sich mit einem obercoolen Gary-Cooper Lächeln und macht sich auf zu seinem High Noon.

Jetzt sitze ich zwischen den Fotos meiner Kindheit, die ich auf dem Speicher zusammen gesucht habe und tippe die lange Nummer ein. „Jonas!“ Es knistert in der Leitung.
„Nein, nur so. Ich wollte dich einfach mal hören, alter Schneebrunzer, du!“
Er lacht und ich heule los.

(c) ELsa Rieger
Zuletzt geändert von Elsa am 21.03.2007, 11:39, insgesamt 4-mal geändert.
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Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.03.2007, 16:54

Liebe Elsie,

deine Geschichte gefällt mir sehr gut ;-) Flott und amüsant geschrieben, der Einblick ins reale Leben, der zur Wiederaufnahme eines alten Kontaktes führt. Schön,-) Ich bin mal mit ein paar Kleinigkeiten in deinem Text. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen,-)
Liebe Grüße
Mucki


Elsa hat geschrieben:Gerade kommt Max von einem Rendezvous mit seiner aktuellen Angebeteten zurück. Trauerumflort (hier würde ich ein anderes Wort wähen, vielleicht miesepetrig oder so ähnlich) setzt er sich neben mich und schaltet den Fernseher an.
Liebeskummer witternd frage ich meinen Sohn: „Kann ich etwas für dich tun? Essen? Trinken? Rücken kraulen?“
Er schweigt, steht auf und seufzt abgrundtief. (Hier neue Zeile, da Dialog) „Ich werde gehen (besser:in mich gehen) und mir eine passende Todesart überlegen ...“
„Aber hoffentlich für den Schneebrunzer, der dir das Mädel ausgespannt hat!“ (Klasse! Hi,hi)
„Daran habe ich noch gar nicht gedacht!“ Max’ Züge hellen sich auf. (Neue Zeile hiervor) „Aber was bitte ist ein Schneebrunzer? (Anführungszeichen weg, da sein Dialog noch weitergeht.)
Schneebrunzer, was für ein wundervolles Wort!"
„Das ist eine abwertende Bezeichnung für Männer, die sich wichtig machen. Sie pieseln ihren Namenszug in den Schnee. Zu mehr sind sie wohl nicht fähig“, erkläre ich (Hier noch was rein, wie z.B. schmunzelnd o. ä,). Max setzt sich wieder, lehnt seinen Kopf an meine Schulter – auch mit Fünfzehn darf man das hin und wieder.
„Leider habe ich das Wort erst als Erwachsene kennen gelernt (kennengelernt).“
„Wie war es in deiner Kindheit, Mama?“, fragt Max melancholisch (hier würde ich ein anderes Wort, ein deutlich beschreibenderes wählen oder auch möglich: neugierig), es schneidet mir ins Herz.
„Spannend. Bei den Machtkämpfen mit deinem Onkel Jonas trug ich die verbalen, er die körperlichen Siege davon. Der Schnellere gewann.“ Ich angle mir (hier reinschreiben, wie sie die Zigarette vom Tisch angelt. Mit zittriger Hand? Die Frage hat ihr ins Hers geschnitten, also befindet sie sich in einem bestimmten Zustand) eine Zigarette vom Tisch.
„Aber blase den Rauch in die andere Richtung, hörst du?“ Max rümpft die Nase. Er hat die gleiche wie mein Bruderherz, fällt mir geradeauf. Jonas habe ich jahrelang nicht gesehen, er lebt in Sidney. Ostern, Weihnachten und manchmal zu Geburtstagen schicken wir uns Mails.

Max stupst mich mit seinem Wuschelkopf an. Auch die Löckchen erinnern mich an Jonas. Plötzlich vermisse ich ihn.
„Erzähl weiter, Mama, ich brauch das jetzt nach meiner Niederlage (würde ich drastischer formulieren, vielleicht: Fiasko).“ Er zieht den Rotz hoch.
„Taschentuch?“
„Nein, Geschichte.“ (Klasse!)
Wie er das sagt, fällt mir ein, dass Max sich als Kleinkind nur in Hauptwörtern artikulierte. Milch. Hunger. Bauchweh. Angst.
„Na?“, sagt drängelt er.
„Ehe wir in das Alter der Geschwisterkriege kamen (bisschen holprig formuliert), zerbrachen sich alle den Kopf, wieso Jonas nicht richtig sprechen wollte. Mit drei Jahren sagte er nicht ein verständliches Wort. In einer Familie, die ihr täglich Brot auf der Bühne verdiente, war das die reinste Frustration. Während ich mit Fünf bereits lesen konnte und ‚Röslein auf der Heide’ sang, hockte Jonas im Gitterbett und machte: Schu – schu, eititi, puh ... (Keine neue Zeile)
Unsere Mutter achtete konzentriert auf die Laute, die aus ihm heraus kullerten und übersetzte nach intensivem Studium: Er meint eine fahrende Dampflok, ich bin mir da ganz sicher. Sie lächelte ihn zärtlich an. Jonas sagte brabbelte (o.ä.) fröhlich: Schu-schu, eititi, puh ...

Meine Achselhöhle bebt, ich bin froh, dass Max wieder lacht. (Neue Zeile, da Dialog startet) „Und jetzt hält er Kommunikationsseminare, der Onkel Jonas“, sagt er (hier ein Adjektiv rein z.b. belustigt oder amüsiert). „Mach weiter, Mama.“
„Als ich klein war, fuhr man statt auf Urlaub in die Sommerfrische. Für Juli und August wurde ein altes Haus mit dicken Steinmauern gemietet. Es gehörte einem reichen Bauern, seine Vorfahren benuützten es als Austraghäusel. Eine Sitte, bei der die Altbauern dorthin übersiedelten, nachdem sie dem ältesten Sohn die Wirtschaft überschrieben hatten.“
„Warum sind wir nie dorthin gefahren, als ich klein war?“
„Diese Art Ferien zu verbringen, Komma war zu deiner Zeit außer Mode. Man reiste ans Meer.“
„Wenn ich mal Kinder habe ...“ Max seufzt schon wieder herzzerreißend (anderes Wort wählen, zu theatralisch), schnell fahre ich fort: „Der Bauernhof war meine Passion. (Ich würde schreiben: Ich liebte den Bauernhof o.ä. "Passion" passt nicht so recht.) Der Stall, das mahlende Geräusch, mit dem die Kühe Heu in den breiten Mäulern verschwinden ließen. Ihre feucht glänzenden Nasenlöcher, der süße Geruch von Milch, Komma gemischt mit Ammoniakgestank. Der zart pulsierende, in sich gefältelte, rosige Muskel unter dem Schwanz beeindruckte mich ungemein. Wie er sich schließt, nachdem er die Unmengen von Scheiße ausgespuckt hat ...“ (Ha, ha, klasse!)
„Mama!“ Max richtet sich auf, blickt mir empört in die Augen. „Also wirklich ...“
Ich grinse. „Fredi, der Bauernsohn, trieb die Herde jeden Morgen auf die Futterwiesen, abends zurück in den Stall. Jede Kuh trug einen Namen und meine Favoritin hieß Liese. Ich durfte auf dem Weg zur Weide ihren Schwanz halten. (Hier machst du einen Absatz, um es übersichtlicher zu machen? Eigentlich nicht nötig, da der Dialog ja weiter geht)

Jonas verkrümelte sich ins Haus, sobald er ein Tier erspähte. Schmetterlinge tolerierte er gerade noch, doch alles andere, Katzen, Hühner, Hunde und Rinder jagten ("jagte" bezieht sich auf "alles")ihm Angst ein. Hühner waren seine ganz speziellen Feinde. Er fürchtete sie so sehr, dass sein Gebrüll wie der Brandmelder des Dorfs schrillte. Er war in diesem Sommer vier Jahre alt und radebrechte: Piep, piep, hack, du du, puh! Großmutter und Mutter sahen sich über seinen Kopf hinweg ratlos an und seufzten. (Auch hier kein Absatz, sondern fließend weiter)

Weil unsere Sommerresidenz an einem Hang stand, waren die Schlafzimmerfenster nicht mehr als einen halben Meter vom Boden entfernt. (Keine neue Zeile)
Eines Morgens war Jonas verschwunden. Wir suchten den Kleinen im Haus. 'Jonas, wo bist du?'!, riefen wir zu dritt. Und plötzlich hörten wir von draußen leise, aber deutlich: Omi, Mami, bin da im Gras. (Kein Absatz)

Er war auf das Fensterbrett geklettert und in die Wiese geplumpst. Hühner pickten um ihn herum nach Würmern, unbeeindruckt davon, dass plötzlich ein kleiner Junge vom Himmel gefallen war. Er saß erstarrt inmitten seiner Todfeinde. Wir vermuten heute, dass er vorher keinen Grund gehabt hatte zu sprechen.“
„Jetzt weiß ich zwar immer noch nicht, was das mit Schneebrunzern zu tun hat, Mama, aber es war auch ganz nett (zu sachlich, dieses "aber es war auch ganz nett"), vor allem die Sache mit den rosafarbenen Faltenärschen“, sagt (anderes Wort für "sagt")Max und grunzt vor Lachen.
„Ach ja, ich wollte dir etwas ganz anderes erzählen, verzeih. Also pass auf. Jonas war ein aufbrausendes Kind. Und ich liebte es, seinen Jähzorn zu schüren. Mit Schaum vor dem Mund jagte er mich durch das meterlange Vorzimmer, zitternd vor Wut(Kann weg, "Schaum vor dem Mund sagt es schon oder du schreibst: Zitternd vor Wut jagte er mich...). Ich wusste, wie ich ihn zum Wahnsinn treiben konnte. Ich brauchte nur in seine Richtung zu spucken. Warum ich das tat, weiß ich heute nicht mehr. Aber da hätte ich zu gerne das Wort Schneebrunzer schon gekannt.“
„Schneebrunzer ...“ Mein Sohn kichert.
„Wird schon wieder, Max“, sage ich.
„Na(,kein Komma) sicher doch.“ Er verstrubbelt meine Frisur, „rauch nicht so viel, Mama!“ Dann erhebt er sich mit einem obercoolen Gary-Cooper Lächeln und macht sich auf zu seinem High Noon. (Zwar Klischee, passt aber hier wunderbar ;-)

Jetzt sitze ich zwischen den Fotos meiner Kindheit, die ich auf dem Speicher zusammen gesucht habe und tippe die lange Nummer ein. (Neue Zeile) „Jonas!“ Es knistert in der Leitung.
„Nein, nur so. Ich wollte dich einfach mal hören, alter Schneebrunzer, du!“
Er lacht und ich heule los.

(c) ELsa Rieger

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Beitragvon Elsa » 06.03.2007, 21:32

Liebe Mucki,

Fein, dass es dir gefällt!

Die Korrekturen nehme ich mit :lupe: herzlichen Dank dafür!

Lieben Gruß
ELsie
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leonie
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Beitragvon leonie » 06.03.2007, 22:22

Liebe Elsa,

ich habe das auch gern gelesen und gleich noch was gelernt. Ja, es ist witzig und zugleich sehr wehmütig. Und sehr schön erzählt. Das gefällt mir!

Lieeb Grüße

leonie

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Beitragvon Elsa » 07.03.2007, 08:32

Liebe Leonie,

*lach* Das ist ein typischer Ausdruck in Wien.

Danke, dass es dir gefällt. Ich mach in an die Überarbeitung.

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 07.03.2007, 09:07

Liebe Mucki,

Ich habe die neue Fassung eingestellt.
Alles habe ich nicht übernommen, einiges gestrichen, anderes ergänzt.

Vielen Dank für deine Argusaugen!

Lieben Gruß
ELsie
Schreiben ist atmen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.03.2007, 13:13

fein, liebe Elsie,
so ist es rund ;-)
Saludos
Mucki

Nifl
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Beitragvon Nifl » 10.03.2007, 15:37

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Huhu Elsa.

Der Text fließt schön… hast narratives Talent. Die ersten beiden Sätze gefallen mir nicht. Sdt. Trauerumflort? Wie muss ich mir das vorstellen?
" Liebeskummer witternd "
Meinst du der Leser kann auch selber, ohne Erklärung "wittern"?

Die Figur Max ist für mich unglaubwürdig gezeichnet. Diese für mich überzogen "gut-wirken-sollende" Mutter/Kind Freundschaftsbeziehung nervt mich. Hätte bloß noch gefehlt, dass sie kumpelhaft zusammen eine rauchen. Ich hätte ihn nicht so kleinkindhaft "drängeln" lassen, sondern durch subtilere "Äußerungen" (auch mimisch oder gestikulierend) sein Interesse an der Familie bekunden lassen. Gerade in diesem Alter.

Die Verbindung Rendezvous/Schneebrunzer zum Onkel bekomme ich auch nicht so recht auf die Reihe. Warum war der Onkel jetzt ein Schneebrunzer, genau wie der, der Max die Freundin abgeworben hat? Was haben die Sprachprobleme vom Onkel damit zutun? Was die Kühe? Warum soll das den Leser interessieren? Die Rahmenhandlung funktioniert für mich nicht.

„Spannend. Bei den Machtkämpfen mit deinem Onkel Jonas trug ich die verbalen, er die körperlichen Siege davon. Der Schnellere gewann.“

Hiermit wird das ja eingeleitet. Die Erzählerin war doch 2 Jahre älter, und trotzdem die Schwächere? (körperlich)
"Der Schneller gewann"
Wobei, wie, warum?

Die "Wie der Onkel zum Sprechen kam" Episode habe ich sehr gerne gelesen. Meine Mutter behauptete auch immer, dass ich "ewig" nicht sprechen wollte, sie mich aber eines Abends im Bett brabbeln hörte. Am nächsten Morgen soll ich angeblich fließend gesprochen haben, als sei das schon immer so gewesen.
Ä, ich schweife ab (wie der Text) (liegt wohl an der Thematik *g)… hm … mir fehlt die Stringenz, oder eine deutliche Prämisse. So liest es sich wie eine private "Plauderei"

LG
Nifl
"Das bin ich. Ich bin Polygonum Polymorphum" (Wolfgang Oehme)

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.03.2007, 17:41

Hallo Nifl,

Danke für das prächtige Foto zum Thema :daumen:
und natürlich dafür, dass du meinen Text gelesen hast.

Der Text fließt schön… hast narratives Talent. Die ersten beiden Sätze gefallen mir nicht. Sdt. Trauerumflort? Wie muss ich mir das vorstellen?
" Liebeskummer witternd "
Meinst du der Leser kann auch selber, ohne Erklärung "wittern"?


Ich hab den Anfang umgeschrieben, du hast recht.

Die Figur Max ist für mich unglaubwürdig gezeichnet.


Auch hier habe ich versucht, ihn etwas ruppiger zu zeichen. Er ist in der Szene gewissermaßen 'waidwund' und daher anschmiegsam. Aber wahrscheinlich zu sehr.

Die Verbindung Rendezvous/Schneebrunzer zum Onkel bekomme ich auch nicht so recht auf die Reihe. Warum war der Onkel jetzt ein Schneebrunzer, genau wie der, der Max die Freundin abgeworben hat?


hab versucht, die Kurve zu kriegen, wie das zusammenpasst.

Was haben die Sprachprobleme vom Onkel damit zutun? Was die Kühe? Warum soll das den Leser interessieren? Die Rahmenhandlung funktioniert für mich nicht.


Ich hätte gern, dass es funktioniert, denn während die Mutter Max tröstet, fallen ihr 1. die Ähnlichkeiten mit dem Onkel auf und 2. rutscht sie in ihre Erinnerungen. Max muntert das auf und die Mutter will den Kontakt mit ihrem Bruder verbessern.

„Spannend. Bei den Machtkämpfen mit deinem Onkel Jonas trug ich die verbalen, er die körperlichen Siege davon. Der Schnellere gewann.“

Hiermit wird das ja eingeleitet. Die Erzählerin war doch 2 Jahre älter, und trotzdem die Schwächere? (körperlich)
"Der Schneller gewann"
Wobei, wie, warum?


Hab ich umformuliert.
Ich stelle die korrigierte Fassung rein, wäre schön, wenn du nochmals lesen könntest bei Gelegenheit.

Herzlichen Dank!
ELsa
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Nifl
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Beitragvon Nifl » 11.03.2007, 19:46

Ja, viel besser … (um nicht zu sagen richtig gut *hihi)
Nur:
Gerade kommt Max von einem Rendezvous mit seiner aktuellen Angebeteten zurück.

"Rendezvous" hm hm hm … weiß nicht (klingt affig für das Alter)… wie wäre es mit Tanzkurs oder so?

Hat mE. gewonnen der Text.

LG
Nifl
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.03.2007, 19:52

Danke, da strahl ich ja!

Date vielleicht? Menno, ich bin zu alt, keine Ahnung wie die das heute nennen....

LG
ELsa
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Beitragvon Nifl » 11.03.2007, 20:10

Werde mich mal erkundigen... aber sie (15) ist gerade nicht da... vermutlich bei einem Rendezvous oder so... *gg
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 11.03.2007, 20:14

Nifl hat geschrieben:Werde mich mal erkundigen... aber sie (15) ist gerade nicht da... vermutlich bei einem Rendezvous oder so... *gg


*mitgrins*

Ja, bitte! Bei mir gibt es nur was von 10 und 33, die wissen das noch nicht/nicht mehr
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eva
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Beitragvon eva » 20.03.2007, 11:48

Hallo Elsa,
ich hab sowas mit 20 und die letzten 7 Jahre wurde es nicht benannt. Wie wäre es, wenn er einfach nur von seiner "aktuellen Angebeteten" (wobei ich das Wort als erwachsenenklassisch milde abwertend empfinde) zurückkommt? Leider habe ich nicht die Zeit, intensiv und detailliert zurückzumelden, aber dafür, dass ich sie wirklich nicht habe, bin ich gerne und lange in deiner Geschichte hängen geblieben. Und habe vieles als durchaus realistisch wiedererkannt, sowohl diese verletzbare Ruppigkeit als auch die mütterliche Nähesuche, weil man die ja in diesem Alter ja durchaus als Geschenk betrachten kann. Und die Sommerauffrischung meines Gedächtnisses war vergnüglich.
Unliterarische aber erfreute Grüße
Eva
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