Sugar Daddy

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Nihil

Beitragvon Nihil » 03.03.2007, 18:09

Ein Leben in der Bronx der Hegelei -
armes Mädchen, armes Mädchen ..
den Sugar Hills der Philosophie
so weit entfernt -
armes Mädchen, armes Mädchen ..

Sie glaubt an die Monade,
an den absoluten Geist ..
Ich bin philosophisch
ein schmutziger alter Greis
und ich möchte ihr Sugar Daddy sein ..

Barbara, Barbara ..

Ich kämme mir
auch ganz viel Pomade in mein Haar.


Nihil
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Beitragvon Pjotr » 03.03.2007, 18:57

"Bronx der Hegelei" -- Bronx, ha!

Nihil

Beitragvon Nihil » 03.03.2007, 21:16

Ahoi Pjotr,

leider verstehe ich deinen Kommentar nicht so recht - willst du mir damit etwas sagen?

Die Bronx steht in diesem Liedtext für die Armut der Hegelschen Philosophie, so wie z.B. Schopenhauer sie immer kritisiert hat, ich will damit nichts gegen die Bronx gesagt haben. Ich habe die Bronx deshalb gewählt, weil der Begriff des "Sugar Daddy" aus dem New Yorker Millieu entstammt - sozial schwache schwarze Frauen wollten sich seinerzeit in den "Sugar Hills" einen reichen schwarzen Mann angeln .. aber da ich die Herkunft der Damen leider nicht genau recherchieren konnte, habe ich in New York einfach mal die Bronx als den möglichen und mir plausiblen Ort ihrer Herkunft gewählt - ich habe nichts gegen Menschen mit schwachem sozialen Status, denn a.) wer im Glashaus sitzt, der soll nicht mit Steinen werfen .. und b.) ganz im Gegenteil! ;-)


LG

Nihil
Zuletzt geändert von Nihil am 03.03.2007, 22:03, insgesamt 1-mal geändert.

Nihil

Beitragvon Nihil » 03.03.2007, 21:50

Allerdings muss ich gestehen, dass der Text ohne Musik nicht so wirkt wie er soll ..

Nihil

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Beitragvon Pjotr » 04.03.2007, 09:59

Ahoi Nihil,


ich hatte es auch so verstanden: Armut der Hegelschen Philosophie, leer und öde.

Als Beleidigung der Bronxbewohner hatte ich es überhaupt nicht aufgefasst.


Salve

Pjotr (Nichthegelianer)



Edit: Das "ha!" war ein Lacher, ich fand jenen Ausdruck köstlich.

Gast

Beitragvon Gast » 04.03.2007, 10:58

Lieber Nihil,

ich staune immer wieder wenn ich Texte von dir lese, wie du es schaffst in einem fast naiven Ton Seitenhiebe in Richtung "anerkannter" Geistesgrößen auzuteilen. Kompliment. So etwas kann leicht daneben gehen, aber du hast offensichtlich das richtige Fingerspitzengefühl.
Wann wird es denn zu hören sein?

Liebe Grüße
Gerda

Nihil

Beitragvon Nihil » 04.03.2007, 11:32

Liebe Gerda,

du solltest mal Schopenhauer lesen, dort findest du die allerköstlichsten und geistvollsten Seitenhiebe auf die Hegelsche wie die Universitätsphilosopie im Allgemeinen..

"Im Ganzen enthält Hegels Philosophie 3/4 baren Unsinn und 1/4 korrupte Einfälle." - Arthur Schopenhauer

"Wenn man einen Jüngling absichtlich verdummen und zu allem Denken völlig unfähig machen will, so gibt es kein probateres Mittel als das fleißige Studium Hegelscher Originalwerke: denn diese monstrosen Zusammenfügungen von Worten, die sich aufheben und widersprechen, so daß der Geist irgend etwas dabei zu denken vergeblich sich abmartert, bis er endlich ermattet zusammensinkt, vernichten in ihm allmälig die Fähigkeit zum Denken so gänzlich, daß von dem an hohle, leere Floskeln ihm für Gedanken gelten. Dazu nun noch die durch Wort und Beispiel aller Respektspersonen dem Jünglinge beglaubigte Einbildung, jener Wortkram sei die wahre hohe Weisheit! - Wenn einmal ein Vormund besorgen sollte, sein Mündel könnte für seine Pläne zu klug werden; so ließe sich durch fleißiges Studium der Hegelschen Philosophie diesem Unglück vorbeugen." - Arthur Schopenhauer


LG

Nihil

Peter

Beitragvon Peter » 04.03.2007, 11:34

Lieber Nihil,

in deinen Texten sehe ich meist einen Läufer - jemand läuft; läuft; läuft (hier bräuchte ich einige Schriftarten).

Ein frischer, naiver (in schönem Sinn) Ton, den nichts halten kann, der nirgends wohnt.

Dein Gedicht könnte ich nirgends festmachen... Vielleicht ein Spiegelbild einer Ironie, die sich kurz zeigt, wie auf den Wellen eines Wassers... und tschüss sagt, bevor irgendetwas sein konnte.

Ich hab noch nie etwas Faules von dir gelesen.

Schade, dass ich nicht weiter folgen kann. Da war es da - da ist es weg.

Liebe Grüße,
Peter

Max

Beitragvon Max » 04.03.2007, 14:15

Lieber Nihil,

"Bronx der Hegelei" gefällt mir gut, danach scheint mir, dass auch noch mindesten ein anderer Philosoph mitmisch, oder? Monaden sie doch eher von Leibnitz oder Bahlsen, den absoluten Geist würde ich dann wieder Hegel in die Schueh schieben ... oder täusche ich mich?

Liebe Grüße
max

Nihil

Beitragvon Nihil » 04.03.2007, 15:07

Hallo Max,

ja, das stimmt - mir schwebte bei diesem Gedicht noch ein Husserl-Seminar vor Augen mit Husserls "Cartesianischen Meditationen" zum "Lehrstoff" .. ganz und gar ungenießbar. Es waren ganz klar Penetrationen. :mrgreen: Unter der "Hegelei" verstehe ich auch mehr die Universitätsphilosophie im Ganzen. Dort wird bis auf Ausnahmen nach wie vor ein Bock nach dem anderen geschossen und wie es so oft im Leben geschieht - der Bock selbst zum Gärtner gemacht.

LG

Nihil

Max

Beitragvon Max » 04.03.2007, 15:33

Lieber Nihil,

Unter der "Hegelei" verstehe ich auch mehr die Universitätsphilosophie im Ganzen.


Ok, NUN versteh ich - hab's gern gelesen und würd' es auch sehr gern vertont hören.

Liebe Grüße
max

Nihil

Beitragvon Nihil » 06.03.2007, 20:41

Oh oh - ich habe mich in meiner Einschätzung der Hegelschen Philosophie gegenüber geirrt - Hegels Gedanken sind tiefe Wasser und ein klarer Quell der ewigen Wahrheit - allein in Hegels Philosophie ist der absolute Geist zu sich selbst gekommen, das sehe ich nun ein .. adieu, geliebter Arthur, ich bin jetzt Hegelianer:


"Der Klang ist der Wechsel des spezifischen Auseinanderseins der materiellen Teile und des Negiertseins derselben; nur abstrakte und sozusagen ideelle Idealität dieses Spezifischen. Aber dieser Wechsel ist hiermit selbst unmittelbar die Negation des materiellen spezifischen Bestehens; dieses ist damit ideale Idealität der spezifischen Schwere und Kohäsionswärme." - G.W.F. Hegel

"Die Materie hält sich gegen ihre Identität mit sich, durch das Moment ihrer Negativität, ihrer abstrakten Vereinzelung, auseinander; die Repulsion der Materie. Ebenso wesentlich ist, weil diese Verschiedenen ein und dasselbe sind, die negative Einheit dieses außereinanderseienden Fürsichseins; die Materie ist somit kontinuierlich, - ihre Attraktion. Die Materie ist untrennbar beides und negative Einheit dieser Momente, Einzelheit, aber als gegen das unmittelbare Außereinander der Materie noch unterschieden und darum selbst noch nicht als materiell gesetzt, ideelle Einzelheit, Mittelpunkt, - die Schwere." - G.W.F. Hegel


Nihil

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Beitragvon Pjotr » 06.03.2007, 20:55

Hast auch Du den Popper gelesen, Nihil? Exakt diese beiden Zitate kenne ich aus einem Buch von Popper. Köstlich, wie er in dem Kapitel Hegel auseinandernimmt. Er zitiert dann, soweit ich mich erinnere, auch noch andere Hegel-Kritiker wie Schelling und Schopenhauer ...


Ave

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Nihil

Beitragvon Nihil » 06.03.2007, 21:05

Lieber Pjotr,

mit dir rede ich ab heute nicht mehr, denn in dir ist der absolute Geist noch nicht zu sich selbst gekommen und ich bin Hegelianer! :mrgreen:

LG

Nihil

P.S.: Puuh - es ist ganz schön peinlich ein Hegelianer zu sein - aber jeder sollte es zumindest einmal versucht haben und in diese Rolle schlüpfen ..


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