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Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.02.2007, 11:03

zuerst pflanze ich einen rosenstock

rosa über dir – bedecke geruch
verströmst nicht mehr die
süße jugend
– kleine

schwester da wolltest du
hin – seit brüste schwellten

wild rinnen tränen
derweil gelacht und getanzt

getrunken

southern comfort: janis
oh lord
sitze am stein – warte auf rosen

schoßgelegt unsere tage bewahrt
weiß keinen weg aufzustehen
Schreiben ist atmen

Klara
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Beitragvon Klara » 28.02.2007, 11:12

Hallo,

das finde ich sehr berührend.
Da trau ich mich auch gar nicht und mag gar nicht an einzelnen Wörtern zerren. Weiß selbst nicht, warum. Irgendwie wäre das ungehörig.

ch glaub, es gehört alles so.


lg
klara

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.02.2007, 11:15

Hallo Klara,

Danke! Vielleicht spürst du mein Herzblut drin?

Lieben Gruß
ELsa
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leonie
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Beitragvon leonie » 28.02.2007, 11:28

Liebe Elsa,

ja, mir geht es ähnlich wie Klara. Im Mittelteil liest sich manches für mich verwirrend, aber ich finde das stimmig, weil es die Gedankenfetzen und die verwirrung des lyrIch widerspiegelt.
Zunächst lese ich es als Gedicht über den Tod einer realen kleinen Schwester. Es könnte aber auch eine "innere kleine Schwester" sein, von der das lyrIch sich trennt.
Das herzblut darin ist für mich jedenfalls sehr, sehr deutlich spürbar!

Liebe Grüße

leonie

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annette
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Beitragvon annette » 28.02.2007, 11:37

Liebe ELsa,

mir geht es ein bisschen wie Klara: Deine Zeilen haben etwas sehr Zartes, sehr Eigenes, das ich nicht hinterfragen oder verfälschen will.

Trotzdem möchte ich wissen:

verströmst nicht mehr die
süße jugend

> warum kursiv? ist es ein Zitat?

getrunken
> Durch die Setzung bekommt das "getrunken" sehr großes Gewicht. Das soll so sein, richtig?

sitze am stein –
> Da hab ich im ersten Moment "auf dem stein" gedacht, bis mir der Grabstein klar wurde. Könntest Du hier sagen "lehnte am stein"?

schoßgelegt unsere tage bewahrt
> das ist unglaublich schön!

Ja, das Herzblut spürt man.
Es grüßt annette

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.02.2007, 12:33

Liebe Elsie,

wunderbar zärtlich und traurig zugleich.
Ja, dein Herzblut spürt man mit jeder Silbe.
berührte Mucki

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.02.2007, 13:26

Hallo liebe Replikeure,

danke für die Einschätzungen (geht runter wie Öl, ehrlich).

Liebe Leonie, ja es ist sehr real gemeint, aber die andere Deutungsmöglichkeit zeit mir, LeserInnen können es auch anders interpretieren, was mich froh macht, denn nicht jeder kann den Verlust nachvollziehen, weil es nicht erlebt wurde. Danke dir!

Liebe Annette,
verströmst nicht mehr die süße jugend
> warum kursiv? ist es ein Zitat?


es soll wie ein Zitat aussehen, weil es aus einem Gespräch der beiden stammt. Nicht gut?

getrunken
> Durch die Setzung bekommt das "getrunken" sehr großes Gewicht. Das soll so sein, richtig?


Ja, es ist beabsichtigt, weil eine Substanz, die letztendlich zu besagtem Tod führte.

sitze am stein –
> Da hab ich im ersten Moment "auf dem stein" gedacht, bis mir der Grabstein klar wurde. Könntest Du hier sagen "lehnte am stein"?


Sie sitzt am Rand. Lehnen geht nicht, denn schoßgelegt unsere Tage können auch das Bild des Tagebuchs oder Fotos hervorrufen, sie muss sitzen, das möchte ich gern beibehalten.
Vielen Dank für die Beschäftigung damit!

Liebe Mucki, einfach danke.

Lieben Gruß
ELsa
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pandora

Beitragvon pandora » 28.02.2007, 14:15

hallo elsa,

herzlich willkommen hier, wir hatten noch nicht das vergnügen.

mir gefällt das gedicht, das möglicherweise einen realen verlust zum thema hat. parallel lese ich aber auch von janis joplin, die ja auf bildern oft mit whiskey der marke "southern comfort" zu sehen ist. (eine musikalische erinnerung an eine gemeinsam verbrachte jugend? oder eine hommage an die sängerin?)

ich mag besonders den letzten vers.
"weiß keinen weg aufzustehen" - ein schönes bild für das gefangensein in trauer, für die unfähigkeit wieder ins leben zu gehen.

den ersten vers finde ich sprachlich noch nicht vollkommen. ich kann leider keinen verbesserungsvorschlag unterbreiten. (aber vielleicht wäre ein satz besser?)

"schwellten" ist hier relativ ungebräcuhlich, auch, wenn man von "stolzgeschwellter brust" redet, ich hätte "schwollen" gewählt. der DUDEN allerdings sagt mir, dass beide varianten funktionieren.

lg
p.

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.02.2007, 19:00

Hallo Pandora,

Danke fürs Willkommen!

Janis Joplin ist Hinweis auf gemeinsames Souther Comfort saufen in einer Zeit, wo alles noch gut war, als süße Jugend keine Sorge aufkommen ließ.

Danke für dein Lob.

den ersten vers finde ich sprachlich noch nicht vollkommen. ich kann leider keinen verbesserungsvorschlag unterbreiten. (aber vielleicht wäre ein satz besser?)


Du meinst als Glosse vorangestellt? Etwa so?:
rosa über dir, bedecke geruch -/verströmst nicht mehr die süße jugend/

schwollen, ehrlich gesagt, das finde ich nicht sehr ästhetisch. Hm ... wuchsen ist auch nicht schön. knospen hätte mir gefallen, weil es zu den rosen passt, aber seit ... knospten ist kaum auszusprechen. Schwierig, mir fällt keine Alternative ein.

Lieben Gruß
ELsa
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annette
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Beitragvon annette » 28.02.2007, 19:44

Liebe ELsa,

das mit dem Zitat ist völlig okay so. Ich war nur neugierig.

Zum "schwellen": Ich fand das nicht störend, aber wenn Du eine alternative Formulierung suchst, ginge vielleicht "seit brüste sich formten / sich zeigten / sich rundeten".

Gruß, annette

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 28.02.2007, 20:17

Liebe Annette,

Ich denke, ich werde das Schwellen lieber so lassen, denn es ist für mich mehr als die Alternativen mir bieten. Es ist ein nach Außen gehen, ein Suchen, ein absichtliches Drängen und Beschleunigen wollen gemeint.

Gut, Neugier ist immer gut!

Lieben Gruß
ELsa
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Gast

Beitragvon Gast » 02.07.2007, 23:53

Liebe Elsa,

nun bin ich wenigstens durch den Wettbewerb noch einmal auf diesen Text aufmerksdam gemacht worden, was ich gut finde.

Das ist jetzt vielleicht merkwürdig zu diesem inzwischen gedruckten Gedicht noch etwas zu schreiben, bzw. eine Frage zu stellen. Aber ich tue es dennoch.

Ich finde den Text auch sehr berührend und zart wie schon meine Vorkommentartorinnen auch.
Die eigewillige Setzung, das Unausgeschriebene zwischen den Zeilen, traurig und echt.

Hier hake ich fest.

Elsa hat geschrieben:kleine
schwester da wolltest du
hin – seit brüste schwellten


Wo wollte die Schwester hin? Bitte entschuldige, ich weiß nicht wie ich es verstehen soll.
(Anscheinend habe nur ich das Problem)

Liebe Grüße
Gerda

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Elsa
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Beitragvon Elsa » 03.07.2007, 12:49

Liebe Gerda,

danke, ich freu mich, dass du es gut findest.

Zu deiner Frage, die Schwester wollte ins Grab unter den Rosenstock seit der Pubertät.
So ist das gedacht.

Lieben Gruß
ELsa
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Gast

Beitragvon Gast » 03.07.2007, 13:09

Danke, liebe Elsa, ich dachte es mir, aber getraute mich eigentlich nicht ...

Liebe Grüße
Gerda


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