Der Grund - Gedichte für S.

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 25.02.2007, 19:09

zu dumm
bin nur deinetwegen
in den Wald gezogen
und jetzt fehlt mir
der Mut
gegen die Bäume
zu trommeln
unser Herz in
ihre Rinden zu ritzen

der Grund
nach dem mich
alle fragen
bist du
Zuletzt geändert von Paul Ost am 28.04.2007, 22:47, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 25.02.2007, 21:42

Lieber Paul Ost,

schön, Dich auch in der Lyrik wieder zu lesen.

Dieses Gedicht hat etwas Erzählendes, ich lese es 1:1 (was ich bei Deinen Gedichten sonst nicht so kenne, da waren immer mehrere Ebenen, vielleicht sehe ich sie hier nur nicht?).
Es kommt mir vor, als sei es noch nicht vollständig. Als fehlten mindestens zwei Strophen zwischen Strophe eins und zwei...

Ich bin sehr gespannt, wie andere das empfinden...

Liebe Grüße

leonie

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 25.02.2007, 22:02

Hallo Paul

Das finde ich sehr ansprechend, gerade weil es nicht alle Fragen beantwortet.

Schönen Abend

Jürgen

Benutzeravatar
Ylvi
Beiträge: 9470
Registriert: 04.03.2006

Beitragvon Ylvi » 25.02.2007, 22:07

Lieber Paul,

gerne mehr davon (auch bei den Elfchen).
Mir fehlt nichts, zumindest keine Strophen.

Nachtgrüße
smile

Benutzeravatar
Elsa
Beiträge: 5286
Registriert: 25.02.2007
Geschlecht:

Beitragvon Elsa » 25.02.2007, 22:09

Hallo Paul Ost,

Für mich ist das Gedicht ganz klar, mir fehlt nichts.

Alles ist gesagt. Quasi dumm gelaufen für das LyrIch, das in den Wald zieht und nun nicht tun kann, was es tun wollte ...

Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 26.02.2007, 12:14

Lieber Paul,

mir fehlt auch nichts in dem Text, ich mag es, vor allem, weil ich beim ersten Lesen das Trommeln afrikanisch "fluchabwendend" gelesen habe und ein nicht wegwischbarer Hauch davon bei mir bleibt, auch wenn wahrscheinlich ein "deutscher" Wald gemeint ist bzw, gerade, weil ein deutscher Wald (und sei es auch kein bestimmter, sondern nur der Topos) gemeint ist.

Einzig schwierig finde ich, dass am Anfang ja schon gesagt wird, dass das lyr. Ich aufgrund von S.* in den Wald gezogen ist und damit am Ende die "Pointe" schon vorher feststeht (Ich kann es nicht als (lakonische) stimmige Wiederholung lesen, da es vollkommen anders ausgedrückt ist und der erste Teil auch vom Rest der ersten Strophe nicht abgerückt ist). Es gibt zwar einen Perspektivwechsel (weg von der Frage dr anderen, hin zum Du), aber der bleibt dann seltsam leer /unbegründet - ? Oder ich verstehe (wieder) etwas nicht.

Liebe Grüße,
Lisa


* oder ist es gar nicht wegen S.? S. ist nur indirekter Grund (ich erinnere mich ja an den Unterschied)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 26.02.2007, 13:01

Lieber Paul,

ich habe das sehr gern gelesen, auch deshalb, weil es sich einfügt in die Reihe der Gedichte, die ich von dir kenne.
Einzig der Titel... (Wegen der Dopplung im Text)
Kannst du dir als Titel vorstellen: "zu dumm" - Gedichte für S. ?

Liebe Grüße
Gerda

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 26.02.2007, 15:01

Hallo zusammen,

das war ja auch nur so dahingeschrieben. Eigentlich, liebe Lisa, ist es keine Doppelung. Wer ist mit "alle" gemeint? In meiner Lesart sind es die Waldbewohner. Für die ist es natürlich eine Überraschung, dass da plötzlich das lyrische Ich auftaucht. Sie wundern sich. Aber das lyrische Ich kann ihnen natürlich nicht die Wahrheit sagen.

Eine wirkliche Pointe gibt es vielleicht nicht, aber Kern des Gedichtes ist wohl die Aussage, die sich selbst verweigert.

Ha! Was ich da wieder für einen Kram schreibe. Man merkt: Je mehr ich arbeiten muss, umso schneller fliegen meine Finger über die Tastatur. Genug der Realitätsflucht...

Zurück an den Schreibtisch...

Grüße

Paul

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 26.02.2007, 15:08

he paul,

eine ungewöhnliche frage vielleicht:
im lyr.dialog hast du dein gedicht ebenfalls gesetzt nach:

"meine Liebe habe ich
dir ins Moos geschrieben
grün federte sie
zurück
hinterließ
keinen
Eindruck"

jetzt frage ich mich welcher sinn darin steckt, da es mir auch schon so ging (anders herum). habe meine texte aus dem dialog nochmals "verwerten" wollen, es aber dann sein lassen.

wie stehst du dazu, mit deinem text? ist die aussage von smile DAS, woraus dein text entspringt, oder fandest du, dass ER einfach gerade als dialog dahin passt?

salve
hakuin

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 26.02.2007, 15:26

Hallo Hakuin,

gute Frage. Jetzt schreibe ich also immer noch Kommentare, statt meine Hausaufgaben zu machen. Also:

Ich las "smiles" Gedicht und sah Nifls Bild. Daraufhin verknüpfte ich verschiedene Dinge: Liebe, Baum, Wald, Paul (jetzt im Wald), S., die nichts davon weiß, dass sie der Grund ist...). Also schrieb ich, ohne lange nachzudenken das, was Du hier liest.

Man könnte auch sagen, smiles Gedicht und Nifls Bild waren Anlass, nicht aber Ursprung meiner Reaktion.

Sie passt dann nur, wie Lisa richtig anmerkt, in die Reihe der Paul-Gedichte (s. mein Autorenporträt). Also dachte ich, ich stelle es noch einmal ein.

Hilft Dir das weiter?

Grüße

Paul

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 26.02.2007, 15:42

paul,

es war eine forschungsfrage,

denn es ist eine völlig andere vorgehensweise für MICH, wo der ursprung des textes liegt.

...gib mir drei worte und ich assoziiere dir einen lyrischen text....
oder es kreist etwas in mir, bis der blitz es "ausspuckt"

wollte verstehen, wie der text entstand.

danke dir
salve
hakuin

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 27.02.2007, 19:09

Lieber Paul,

hm, ja...

igentlich, liebe Lisa, ist es keine Doppelung. Wer ist mit "alle" gemeint? In meiner Lesart sind es die Waldbewohner. Für die ist es natürlich eine Überraschung, dass da plötzlich das lyrische Ich auftaucht. Sie wundern sich. Aber das lyrische Ich kann ihnen natürlich nicht die Wahrheit sagen.


das weiß ich. Aber als Leser weiß ich halt schon nach den ersten drei Versen, wie es sich verhält.

Aber das mit der selbst verweigerten Aussage gefällt mir natürlich ;-)

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 27.02.2007, 19:13

Liebe Lisa,

ich will kein Besserwisser sein, muss mich aber mit meinem Schicksal abfinden. Nach den ersten drei Versen weißt Du nur um zwei Personen, um ein Ich und ein Du.

Erst am Schluss taucht auch ein "sie alle" auf.

Klugscheißer-Grüße

Paul

Benutzeravatar
Lisa
Beiträge: 13944
Registriert: 29.06.2005
Geschlecht:

Beitragvon Lisa » 27.02.2007, 19:20

Lieber Paul,
ja, aber ist denn nicht aus Leseperspektive das "alle" periferer als der Grund und dadurch ein wenig das Interesse weg? Ich möchte auch keine Klugscheißerin sein :-) (man kann nicht immer wie man...)

Aber ich glaube, ich bin die einzige, die dieses Problem hat. Und das sagt doch eine Menge :-)

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 17 Gäste