fremdes

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Hakuin

Beitragvon Hakuin » 20.02.2007, 20:38

fremdes
gedrungen
in dich
umschließt
wie selbst
dich vor
feinden

perle

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.02.2007, 00:06

hier lässt du sehr viel spielraum, hakuin,

es kann alles mögliche bedeuten. mein erster gedanke war, dass das ich eine "perle" entdeckt hat, also einem menschen begegnet ist, der das ich mehr berührt, als ihm lieb ist, es sich deshalb schützen muss (--> umschließt) vor feinden. diese feinde könnten die gefühle des ichs sein, die die perle bei ihm auslöst.

aber wie gesagt, ist ziemlich offen alles
saludos
magic

Niko

Beitragvon Niko » 21.02.2007, 00:13

mein gedanke ist der, hakuin, dass genau wie bei einer muschel, die einen fremdkörper aufnimmt, der mensch das fremd aufgenommene für sich zu einer perle wandeln kann.
schön, wie du das wiedersinnige zeigst, wie etwas fremdes vor feinden schützen kann.
hat mir sehr gefallen. und gefällt natürlich noch!
lieben gruß: Niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.02.2007, 00:20

hallo niko,

mein erster gedanke war die perlauster, eine besondere art der austern, die jedoch selbst perlen produziert. deshalb passt das "fremdes gedrungen in dich" nicht. :12:
saludos
magic

Niko

Beitragvon Niko » 21.02.2007, 05:37

dazu hab ich folgendes gefunden, gabriella!

"Mollusken (Muscheln und Schnecken) in Salz- und Süßwasser können Perlen aus einer Schutzreaktion heraus produzieren. Doch nur die wenigsten Muscheln und Schnecken bilden überhaupt Perlen aus. Die meisten dieser perlenartigen Gebilde bestehen nicht aus Perlmutt, sondern einer porzellanartigen, kalkhaltigen, oft stumpfen Substanz, die dem Material der Gehäuse der Muscheln und Schnecken ähnlich ist.Die Perlaustern der Muschelgattung "Pinctada" hingegen, bilden Perlen aus irisierendem Perlmutt aus. Sie gelten als der berühmteste Perllieferant. Perlaustern leben auf Muschelbänken nahe der Küste in 15 - 20 Metern Tiefe. Sie bilden Perlen aus, um sich gegen Parasiten und Fremdkörper, die in das Tier eindringen, zu wehren. Soweit die gängige These. Doch ein Fremdkörper allein reicht nicht aus, um die Muschel zur Ausbildung einer Perle zu bewegen. Entscheidend für die Perlbildung ist ein Stück des Mantelgewebes, des Epithels, das direkt unter der Muschelschale sitzt und mit ins Innere der Muschel dringen muss, um die Perlmuttbildung auszulösen. Erst das Epithel bewirkt, dass der eingedrungene Körper wieder und wieder mit Perlmuttschichten überzogen wird. Dadurch wird der Fremdkörper abgetötet und der Muschel droht nicht länger Gefahr durch den Eindringling."

mal sehen, was der autor meint...

lieben gruß: Niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.02.2007, 12:35

interessant Niko,
dann könntest du richtig liegen, da es passt.
saludos
magic

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 21.02.2007, 13:03

Lieber Niko, lieber hakuin,
das ist ja wundervoll! Muscheln bilden Perlen aus, um sich zu schützen? Wow, das ist ein wunderbares Bild, das Schönheit aus einem solchen Grund entsteht, das gefällt mir sehr! ich wünschte nun, es gäbe einen Roman dazu, auf dem ich diese Metapher über mehrere hundert Seiten lang genießen könnte.

hakuin, sollte Nikos Erläuterungen genau den Kern (die Perle) deines Textes sein, dann finde ich das wunderbar umgesetzt und auch genau richtig als Bild für Kurzlyrik. (entweder tausendseitiger Roman oder Kurzlyrik). Nämlich mit wirklich etwas dahinter.

Sprachlich ist es mir noch etwas zu abgehackt, etwas verbundener hätte ich die Teilstücke, etwas mehr Bindeglieder, Gedankenbunde, besonders das Ende wünsche ich als

.
.
.

zur perle

Das kann ein magischer Kurztext werden!

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 21.02.2007, 16:01

hier fühl ich mich wohler, als bei den vegetariern :cool:

niko, danke für den fachbeitrag, mir war zwar das prinzip klar, doch die details die du brachtes fand ich sehr anregend.

lisa: schönheit aus solch einem grund - ja! einfach wunderbar, was?
oh, ein roman darüber wie das schöne durch das fremde/störende entsteht, viellecht finden wir ja noch weitere

naturphänomene, wo die schönheit ihren ursprung, vielleicht sogar im grausamen hat...

zum sprachlichen...glaub fast, dass die schnörkellosogkeit sich als stilelement herausbildet, könnte sein, finde daher gerade keinen ansatz bindeglieder zu kreieren.

salve
hakuin

p.s.
hat jemand die muschelschale an der entsprechenden textstelle erkannt?

Gast

Beitragvon Gast » 21.02.2007, 18:13

Lieber Hakuin,

ich habe dein Gedicht gestern schon gelesen, mir aber erst heute Gedanken zur natürlichen Symbiose aus Abwehr zur Wertschöpfung gemacht, (nicht nur für die Perlenindustrie).
Ich finde den Vers treffend und in seiner Aussage weitreichend und tiefsinnig.

(Dank an Niko, der eine wichtige Lücke, nämlich jene hinsichtlich des Mantelgewebes der Muschel geschlossen hat. Ich wusste zwar, dass nicht jeder Fremdkörper, der in eine Muschel dringt, eine Perle wird, aber woran es liegt, war für mich abgehakt mit der Begründung, dass es nur bei bestimmte Arten funktioniert)

Die Muschelschale im Text erkennen? Ich verstehe die Frage nicht, sie umschließt den Weichkörper und den Eindringling gleichermaßen.
Wie meinst du das?

Liebe Grüße
Gerda

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 23.02.2007, 10:55

liebe gerda,

die zeilen:
umschließt
wie selbst
dich vor
feinden

...liest man da die muschelschale heraus, oder ist es so banal, dass ich eigentlich nicht danach fragen sollte?

ja, die perlenindustrie..., wie niko schon sagte: der mensch kann es zur perle werden lassen.

danke dir
salve
hakuin

Gast

Beitragvon Gast » 23.02.2007, 11:38

Lieber Hakuin,

ich erkenne, dass du insgesamt einen Prozess beschreibst, der durch einen Fremdkörper ausgelöst in einer Muschel stattfindet, wenn bestimmte Voraussetzungen vorliegen.
Er findet ja in der Muschel (Einheit aus Weichköper + Schale) statt, insofern gehört die Schale dazu.
Warum deine Frage zum 2. Mal explizit nach der "Schale"?

Möglich dass wir aneinander vorbeischreiben...

Ratlose Grüße
Gerda

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 23.02.2007, 11:52

ja gerda,

vielleicht ist da eigentlich gar keine frage mehr...

ich ziehe meine 2te frage zurück, vielleicht ging es mir um etwas ANDERES...

danke dir
hakuin

Niko

Beitragvon Niko » 23.02.2007, 12:31

auch wenn man es eigentlich nicht erklären kann ( ;-) ->Gerda) so beinhaltet das gedicht für mich im übertragenen sinn folgendes:

fremdes
gedrungen
in dich
umschließt

etwas, das lyrich (be)trifft, dringt ein, wirkt und wird festgehalten, gespeichert oder umgemünzt. und das alles unter umständen sogar "zeitnah" (ist eh dehnbar, dieser unbegriff)

umschließt
wie selbst
dich vor
feinden

hier lese ich ein gedachtes "von" - wie von selbst, aber auch: wie verselbstständigt und selbstverständlich. es bestätigt den vorangegangenen "sachverhalt". und führt zu einem schutzmechanismus nach außen, der ja innen wächst. wie eine perle.

perle

die bestätigung dessen im letzten wort. rein theoretisch könnte "perle" auch an eine nahestehende person in form einer frau (*g) gedacht sein. etwas, was das lyrich an sie richtet. zunächst mal gehe ich aber davon aus, dass du das so nicht meinst, hakuin. weil es doch dem tiefsinnigen text hintangestellt diesbezüglich etwas .... sagen wir mal flachsig wirken würde.
lieben gruß: Niko


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