Das besondere "Etwas"

Bereich für Erzähl- und Sachprosa, also etwa Kurzgeschichten, Erzählungen, Romankapitel, Essays, Kritiken, Artikel, Glossen, Kolumnen, Satiren, Phantastisches oder Fabeln
Hakuin

Beitragvon Hakuin » 20.02.2007, 12:38

Letztens stand ich wieder einmal am Buffet, es war der lang ersehnte Moment, nach der Laudatio und den endlosen Festrednern. Um mich herum ruckte und zuckte es nur so. Nervöse Uhrenvergleiche und tiefes Schnaufen, unterstützt von verdrehten Augen die gen dunkle Holzfachdecke blickten. Erlöst und erleichtert nun das übliche Gedränge am Buffet, es war eines der feudalen Art, mit Bedienung hinter der üppigen Tafel. Eine Vielfalt an Häppchen, Fingerfood und üppigen Köstlichkeiten. Ha! Und da war er wieder, der Vegetarier. Stand neben mir und krittelte über die Unübersichtlichkeit, des für ihn Essbaren und Verbotenem. Der Kellner war wohl auch eher ein Hausmannskostverfechter, wusste nicht wirklich, woraus die mehrstöckig belegten Cracker bestanden. Auch die Suppe – könnte mit einem Hauch von Speckwürfeln zubereitet sein…, aber man wüsste nichts Genaues. Solidarisierend sprang ein weiter Gast herbei, der vorschlug, nur die eindeutigen kulinarischen Genüsse auf dem eigenen Teller zu schichten. Zufrieden über meine Beute, erlief ich den wohl letzten freien Stehtisch und dachte noch bei mir, welche besondere Funktion es an sich hat, etwas bestimmtes nicht zu vertragen, oder essen zu wollen und welche Aufmerksamkeit sich damit erzeugen ließ. „Ist hier noch frei?“, tönte es an mein Ohr und ich nickte mit vollem Mund den beiden Vegetariern zu. Ein inneres hämisches Grinsen überkam mich, nachdem mein Bissen geschluckt war. Wie vom Teufel geritten entfuhr es mir: „Wissen sie, ich habe eine Toilettenpapierallergie“.

© hakuin07

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 20.02.2007, 13:30

köstlich, Hakuin! *lach*

bin mal mit ein paar kleinen Korrekturen drin.
amüsierte Grüße
Magic


Letztens stand ich wieder einmal am Buffet, es war der lang ersehnte Moment(, kein Komma) nach der endlosen Laudatio und den endlosen Festrednern (Laudatio und Festredner ist doppeltgemoppelt). Um mich herum ruckte und zuckte es nur so. Nervöse Uhrenvergleiche und tiefes Schnaufen, unterstützt von verdrehten Augen, (Komma) die gen dunkle Holzfachdecke blickten. Erlöst und erleichtert (erlöst und erleichtert ist doppelt) nun das übliche Gedränge am Buffet, es war eines der feudalen Art, mit Bedienung hinter der üppigen Tafel. Eine Vielfalt an Häppchen, Fingerfood und üppigen Köstlichkeiten. Ha! Und da war er wieder, der Vegetarier. Stand neben mir und krittelte über die Unübersichtlichkeit(, kein Komma) des für ihn Essbaremn und Verbotenem. Der Kellner war wohl auch eher ein Hausmannskostverfechter, wusste nicht wirklich, woraus die mehrstöckig belegten Cracker bestanden. Auch die Suppe – könnte mit einem Hauch von Speckwürfeln zubereitet sein…, aber man wüsste nichts Genaues. Solidarisierend sprang ein weiterer Gast herbei, der vorschlug, nur die eindeutigen kulinarischen Genüsse auf dem eigenen Teller zu schichten. Zufrieden über meine Beute, erlief ich den wohl letzten freien Stehtisch und dachte noch bei mir, welche besondere Funktion es an sich hat, etwas Bbestimmtes nicht zu vertragen(, kein Komma) oder essen zu wollen und welche Aufmerksamkeit sich damit erzeugen ließ. „Ist hier noch frei?“, tönte es an mein Ohr und ich nickte mit vollem Mund den beiden Vegetariern zu. Ein inneres, (Komma) hämisches Grinsen überkam mich, nachdem mein Bissen geschluckt war. Wie vom Teufel geritten, (Komma) entfuhr es mir: „Wissen Ssie, ich habe eine Toilettenpapierallergie."“.

Gast

Beitragvon Gast » 20.02.2007, 13:37

Lieber Hakuin,

ich habe ein Problem, weil ich den Bogen zwischen Allergie und "Vegetarier" nicht hinbekomme. Aus diesem Grund konnte ich nicht lachen.
Echte Vegetarier, nicht "Möchtegerns" werden kaum eine Allergie vorschützen, um damit ihre Abenigung gegen Fleisch etc. zu begründen. Deswegen funktioniert der "Gag" mit der Allergie bei mir nicht .
So gesehen finde ich den Text ehrlich gesagt ziemlich platt.
Meine unmaßgebliche aber sehr direkt ausgeschriebene, (nicht ausgedrückte) Meinung zum Text, nicht zum Papier. ;-)

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 20.02.2007, 13:42

Hallo Gerda,

Hakuin erzählte doch von Fingerfood auf dem Buffet. Dazu dann der Gedanke, wie man Aufmerksamkeit erregen könnte. --> Allergie gegen Toilettenpapier,-)
so dass die Vegetarier, sich nach mühsam zusammengesuchtem Essbaren, wohl auch diesem Genuss fluchtartig entziehen werden *kicher*
saludos
Magic

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 20.02.2007, 16:25

gerda,

magic hat es ja schon gesagt, es geht mir um menschen die aufmerksamkeit erregen, auch, da sie nicht einfach ihr ding leben, sondern alle damit auf eine art miteinbeziehen, belästigen.

magic, was meinst du mit:

...sich nach mühsam zusammengesuchtem Essbaren, wohl auch diesem Genuss fluchtartig entziehen werden...

meinst du damit, dass die toilettenpapierallergie -ausgesprochen, das essen verderben kann?!

gerda es ging mir nicht darum eine ernährungshaltung zu verunglimpfen...

und magic, danke fürs korrekturlesen, ich hab den text online gedacht und geschrieben....so long

salve
hakuin

Rala

Beitragvon Rala » 20.02.2007, 16:46

Hallo Hakuin!

Wunderbar! Habe den Text sehr genossen! Darf ich den letzten Satz im Bedarfsfall bitte auch verwenden?

Liebe Grüße,
Rala

Klara
Beiträge: 4531
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 20.02.2007, 17:52

Hallo,

Seifenallergie oder -abstinenz wäre besser...

Ich finde, der Text ist noch nicht gut genug.

Mir fehlt:
- Selbstironie,
- ein Grund, Vegetarier zu verachten,
- eine genauere (fiesere, konkretere, witzigere) Zeichnung der Charaktere
- Spiele mit den Worten, Querverweise (Fingerfood, feudal, Häppchen, Cracker - mit all dem kann man doch was Einfallsreiches Veggimäßiges machen...oder lass den einen Veganer sein, der sich vergewissern, ob etwas Honig enthält, und den andern untolerant, der nur wissen will, ob das zu Essende Augen hat)
- genaueres satirisches Sinnieren über Funktion und Aufmerksamkeitserregung von freiwilligen oder allergischen Verzichtern, vielleicht zum Beispiel qua Setzung eines Grobkontrasts zum Hunger in der Welt, der sich Verzicht nicht leisten kann - und für dessen Beseitigung die Gala vielleicht war? Und die Lobreden?
- eine Pointe, die wirklich lustig ist, (zum Beispiel, dass der Vegetarier das Erzähler-Ich selbst ist)
- Verzicht auf Häme
- Verzicht auf Großkotzigkeit
- sprachlich sauberes Arbeiten,

zb.

Ein inneres hämisches Grinsen überkam mich, nachdem mein Bissen geschluckt war.

unrealistisch, stilistisch unsauber und unelegant.

- auch mit Schlucken und Bissen könnte man lustiger sein. Und der Teufel kommt dann völlig unvermittelt.

Pardon, Hakuin, du weißt, dass ich deine "Kurzen" schätze, aber ich finde diesen Text schwach. Da bleibt dein boshaftes Privat-Amüsement rein privat, und wenig literarisch. Tagebucheinträge können mehr Pfiff haben.

Schon der Einstieg ist schwach. Besser wäre Gegenwart:
Da steh ich mal wieder am Buffett...

lg
klara

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 20.02.2007, 18:21

Hallo Hakuin,

magic, was meinst du mit:

...sich nach mühsam zusammengesuchtem Essbaren, wohl auch diesem Genuss fluchtartig entziehen werden...

meinst du damit, dass die toilettenpapierallergie -ausgesprochen, das essen verderben kann?!


ja klar. Ich assoziierte sofort fingerfood mit der Tatsache, dass der Erzähler kein Toilettenpapier benutzt,-) Und stellte mir vor, wie die Vegetarier sich vorher mühsam auch vom fingerfood einiges auf ihre Teller gelegt hatten *g*

Saludos
Magic

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 20.02.2007, 20:18

he rala, gerne teile ich den letzten satz....vielleicht hast du ja noch besseres zu bieten, um beim nächsten ichziealleaufmerksamkeitaufmich zu kontern, lass es mich wissen bitte ;-)

magic, der dreh mit dem fingerfood, ich erahne langsam was du meinst, es fällt mir noch schwer, wie du es genau meinst.... :rolleyes:

ufff, klara!
ziemlich vernichtend könnte man meinen, es ist halt ein sagen wir mutiger versuch. mir hat die wendung am ende genügt, die tatsache einer paradoxen intervention, dessen, der genug von aufmerksamkeitsneurotikern hat.

kann ich gut verstehen, gefällt nicht jedem, aber den ganzen text umbauen...mach doch mal, bin gespannt, welche energie du damit erzeugen könntest.

danke euch alle
salve
hakuin

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 20.02.2007, 21:17

Hallo Hakuin

Der Gag geht bei mir auch nicht auf, vielleicht bin ich ja befangen :mrgreen:

Das Problem sehe ich eigentlich darin, dass die beiden Vegetarier nichts Schlimmes machen. Der eine fragt bei einem Buffet, ob das ein oder andere Essen Fleisch beinhaltet? Das ist doch nichts Schlimmes. Vielleicht hat er Eintritt bezahlt. Eine solche Nachfrage ist doch legitim.
Der andere Vegetarier erscheint mir noch nachvollziehbarer handelnd. Er schlägt vor nur zu nehmen, was eindeutig ist.
Anders sähe es aus, wenn sie lauthals meckern würden oder prophetisch den Ich-Erzähler zu überzeugen versuchen. Das klingt aber nur ganz leicht durch das Herumkritteln durch.
Wie gesagt, als Nervensägen wirken die Beiden eigentlich nicht, steht jedenfalls so nicht da, und so wirkt der Spruch des Erzählers wie die Reaktion eines tumben, kleinen Spießers, der halt Vegetarier nicht abkann.
Daher würde ich empfehlen, die Vegetarier motzen oder irgendwie aufdringlicher sein zu lassen, als sie es bis jetzt sind. So wirken sie einfach nicht wie Leute, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen.

An dieser Stelle:
"es war eines der feudalen Art, mit Bedienung hinter der üppigen Tafel. Eine Vielfalt an Häppchen, Fingerfood und üppigen Köstlichkeiten"
Das "üppigen" ist doppelt. Wie wäre "sonstige Köstlichkeiten"?

Klaras Vorschlag mit der Seifenallergie scheint mir griffiger.

Bis denne

Jürgen

Klara
Beiträge: 4531
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 20.02.2007, 21:30

aber den ganzen text umbauen...mach doch mal, bin gespannt, welche energie du damit erzeugen könntest.

mir fehlt die entrüstung .-)
(ich könnte mich eher über leute aufregen, die zumbeispiel kaffee unfair einkaufen, aber bei irgendner kitschgala im fernsehen mit tränen in den gelben augen für brotfürdiewelt spenden. oder über leute, die meinen, es sei ihr gutes recht, fleisch zu essen, denn das haben wir doch schon immer gemacht, egal welcher skandal den nächsten jagt und wie viele tiere unsinnig leiden müssen - und beim kleinsten schnitt in den finger ohnmächtig werden, weil sie kein blut sehen können. oder über spießer, die andere als spießer verachten. oder - ach, die liste wäre lang und wenig komisch - also lass ichs lieber ,-) und versuche, mich nur über die aufzuregen, dass man auch noch lachen kann. das geht öfter als man denkt ,-))

lg
klara, heute mal die moraltante, bislang nicht vegetarisch und auch milch und honig durchaus genießend -

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 20.02.2007, 23:36

magic, der dreh mit dem fingerfood, ich erahne langsam was du meinst, es fällt mir noch schwer, wie du es genau meinst.... :rolleyes:


hm, hakuin,

ich verstehe nicht, wieso du nicht verstehst, was ich meine. das ist doch offensichtlich. na ja, egal.
saludos
magic

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 21.02.2007, 15:45

okeyokey,

habe glaube ich verstanden welche ansprüche hier an solch einen text gestellt werden.
und die sache mit den vegetarieren...es hätten auch zwei kandidaten anderer couleur sein können, aber DIE beiden waren einfach DA - punkt.

mir war es der impuls wert, über diese phänomen, des ich bin superwichtig, da ich mir selbst dinge auferlegt, ausgewählt habe mit einer paradoxen wendung zu schreiben.

ich frage noch anschliessend:
wie ging es euch mit der choreographie....dem einsprechen in den text...dem spannungsbogen...dem showdown.

kam da was rüber? hat der text EIN lesen bis zum ENDE angeregt oder war es ein durchgraben?

danke sehr
salve
hakuin

Gast

Beitragvon Gast » 21.02.2007, 17:51

Lieber Hakuin,

ganz ehrlich: Durchgelesen und mich am Ende gefragt, ob das nicht besser ginge.
Du hast ja auch irgendwo geschrieben, dass du das mal eben online getippt hast.
Dafür gibt es von mir kein: "Dafür ist es aber ganz ordentlich", sondern, „Dachte ich mir gleich, so liest sich das auch“.
Der Anfang könnte m. E. so lauten, denn einen Text, der nicht für einen Sketch vorgesehen ist sonder gelesen werden soll, mit Letztens zu beginnen finde ich unpassend:

Der lang ersehnte Moment nach endlosen Lob- und Festreden war endlich da, das Buffet eröffnet.

Jetzt davon erzählen was an Köstlichkeiten aufgetischt wurde. Ein paar garantiert nicht vegetarische Spezialitäten beispielhaft aufzählen.
Was ist denn feudal? Feudal und Fingerfood? Damit habe ich bereits ein Problem. Entweder feudal oder Fingerfood, aber beides geht nicht zusammen, sonst war es eher ein Allerweltsbuffet. Dagegen spricht die Bedienung. Hier gilt, es ist nicht entscheidend, die Tatsachen zu schildern, sondern das was der Leser, als glaubhaft empfindet, und das auch so an ihn heranzubringen.Wenn ich als deine Leserin über das feudal und Fingerfood stolpere, heißt das nicht, dass es nicht so gewesen sein kann, du müsstest es für mich glaubhaft schildern...

Dann erst vom „Volk“, das nicht abwarten kann, von der Gier erzählen ….
Die Holzfachdecke, kenne ich als holzgetäfelte Decke…

Okayokay ;-) Hier mache ich Schluss, es sei denn du hättest gern, das Ganze sezierst.
Aber vielleicht magst du dir auch erst ein paar eigene Gedanken machen, denn du hast ja eine Reihe von riesig guten Tipps erhalten.

Liebe Grüße
Gerda


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste