Geborgen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 21.02.2007, 11:11

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Zuletzt geändert von scarlett am 27.10.2009, 18:56, insgesamt 5-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 21.02.2007, 11:30

Liebe scarlett,

das gefällt mir sehr. Die ersten Worte holen mich sofort in deinen Text.
Ohne außergewöhnliche Formulierungen erzeugst du dennoch, ein mich ansprechendes Stimmungs- und Gedankenbild.
Einzig bei "Gedächtnis" stutze ich; ich glaube, du meinst "Gedanken" oder "Denken", in einem Moment der Erkennens, (den du malst) oder ich interpretriere falsch. (M. M. denkt das Lyrich nicht ständig an die dunkle Spur).
Ich überlege noch, ob nicht "der frühen Jahre" auf eine gesonderte Zeile sollte, ich vermute sogar, dass es hier versehentlich in Z.3 gerutscht ist.
Schön... und den Gedankenstrich weg.
Wenn du keinen Punkt setzt ist das Ende automatisch noch nicht abgeschlossen, da der Waldboden immer wieder neu tragen sollte, bzw. seine Tragfähigkeit vom Lyrich immer wieder geprüft werden wird.

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 21.02.2007, 12:46

hallo scarlett,

ja, das spricht mich sehr an. zeilen voller hoffnung, schön! vor allem der letzte satz hat es mir angetan,-)
saludos
magic

Klara
Beiträge: 4531
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Beitragvon Klara » 21.02.2007, 13:16

Hallo,

mich spricht es leider nicht an - weder inhaltlich noch sprachlich.

Ich kann mir zum Beispiel einfach nicht vorstellen, wie hinter den Lidern (wo wäre das??) Bilder atmen - also: weder atmende Bilder, noch den Ort hinter den Lidern.

Das "Vertrauen der frühen Jahre" kann ich wiederum nicht mit Bildern in Zusammenhang bringen, weil ich glaube, dass dieses Vertrauen - sollte es das tatsächlich so ungebrochen geben in unserer Zivilisation und nicht im Nachhinein unbewusst hineingelogen worden sein -, nicht in Bildern erinnert wird, sondern - hier stimmte es: im Atem. Herzschlag. Hören. Riechen. Schmecken. Fühlen. Sehen erst nachher, viel später. Verschwommene Bilder...

Und was hat dann der Maulbeerbaum damit zu tun? Autobiografisch?

Tut mir Leid. Ist nur mein Lesen, weißt ja.

lg
klara

scarlett

Beitragvon scarlett » 21.02.2007, 17:08

Liebe Gerda,

danke für die Rückmeldung und schön, daß es dich anspricht.

Nein, die "frühen Jahre" sollten eigentlich nicht in eine extra Zeile, aber nachdem du das indirekt vorgeschlagen hast, denke ich gerne darüber nach.

Und ja, ich habe tatsächlich "Gedächtnis" gewählt, zunächst - ich gebs ja zu - eher spontan, nach deinen Überlegungen hab ich nochmal nachgelesen und ich meine, daß ich dieses Wort haben will.

Den zweiten Gedankenstrich werde ich entfernen. Danke!

Liebe Magic,

hoffnungsvoll sollte es auch sein, schön, daß das rüberkommt. Danke auch dir, fürs Lesen und die Antwort.

Hallo Klara,

tja, da liegen wir wohl nicht auf einer Linie, das kann ja vorkommen und ist auch kein Drama. Danke auch dir, daß du dir die Zeit genommen hast, etwas zu meinem Gedicht zu schreiben.

"hinter den Lidern (wo wäre das??) Bilder atmen"

Im Kopf? in der Erinnerung? im Gedächtnis? - die gesehenen, erlebten Bilder tragen, "atmen" bis in die Jetzt-Zeit. Sie sind es, die - einmal erfahren - sowas wie ein "Ur-vertrauen" geschaffen haben und dieses ist auch über die Zeit hinweg einfach da...

"dieses Vertrauen - sollte es das tatsächlich so ungebrochen geben in unserer Zivilisation und nicht im Nachhinein unbewusst hineingelogen worden sein -"

Es ist doch nicht "ungebrochen" - die "dunkle Spur" ist doch Hinweis darauf, besagt ja, daß es auch etwas Negatives gibt (Schuld etwa, oder etwas, was nicht bei zeiten eingelöst, geleistet worden ist, usw. - das läßt sich schon auffüllen). Nur daß dieses Negative (ich nenne es jetzt einfach mal so) das Grundvertrauen nicht erschüttern, zerstören kann, das was das Ich geprägt hat, bleibt trotz allem, und das lyrIch kann darauf vertrauen, daß der "Waldboden" trägt - die einmal vermittelt bekommene Sicherheit, das Vertrauen, das Erfahrene trägt eben auch über das Dunkel hinweg.

Ich stelle es mir schrecklich vor, so eine Gewißheit nicht zu haben...

Statt Maulbeerbaum hätte es auch ein andrer Baum sein können, daß es nun bei mir ausgerechnet dieser ist, hat schon was mit der Biographie zu tun, aber das tut eigentlich nichts zur Sache. Wichtig ist nur zu wissen, daß der Maulbeerbaum sehr alt wird, sehr mächtig ist und daß seine Früchte von ganz besonderer Art sind - vor allem dunkel und wenn man sie zertritt, hinterläßt das eine dunkelrote/violette schmierige Spur....Außerdem sind sie sehr süß..... Alles klar? ;-)

Nun, ich weiß nicht, ob meine "Hilfen" tatsächlich welche sind, ich bin schlecht im Erklären der eigenen Texte, finde es aber immer wieder faszinierend, wie sich oftmals erst im nachhinein die Dinge auch für mich selbst fügen, die mehr oder weniger spontan entstanden sind-

Liebe Grüße euch allen,

scarlett

Trixie

Beitragvon Trixie » 27.02.2007, 20:00

Hallo Scarlett!

So, jetzt bin ich endlich wieder hier und kann ein paar Texte lesen. Davon hat mich deiner sehr angesprochen und ich habe es auch genau so verstanden, wie du es beschrieben hast. Mal gucken, ob es noch kann:

Gut, die Lider sind natürlich ein schönes Bild (fast so schön wie Linde ;-) ) und wenn ich mir überlege, dass etwas hinter den Lidern ist, dann kann das eine sehr schöne Begrifflichkeit für geschlossene Augen sein. Das ist neuartig und trotzdem verständlich. Geschlossene Augen als Auslöser einer Erinnerung, die so lebendig wirkt, dass sie atmet, der Maulbeerbaum, der für die Zuversicht steht - reifen und Gewissheit bringen mich darauf - und dann das Ich am Ende erst im "Spiel", was ich für sehr gelungen finde. Man erhält quasi zunächst eine Art Landsschaft und am Schluss , wenn man die Puzzleteile alle hat, steht das Ich im Vordergrund und die Lider zwischen ihm und der Erinnerung an den Maulbeerbaum, der die Gesamtheit der Erinnerungen widerspiegelt. Das Lyrich weiß, dass es sich in der Gegenwart befinden und die Erinnerungen eben aus der Vergangenheit sind. Das widerum zeigt mir eine gewisse Stärke, die durch den Baum auch noch mal bildlich verdeutlicht wird und somit finde ich es auch inhaltlich zu den gewählten Bildern passend und logisch gewählt.

Das Einzige, das für mich gestrichen werden könnte, wären entweder die Bilder oder das Vertrauen. Das ist mir irgendwie zuviel, warum, kann ich auch nicht sagen. Es scheint mir damit überladen, aber du hast dir das sicher gut überlegt.


Liebe Grüßchen
Trixie

EDIT: Da der erste Versuch meiner Interpretation ein bisschen fehlgeschlagen ist, eine möglichst schadensbegrenzende Abänderung....
Zuletzt geändert von Trixie am 27.02.2007, 20:46, insgesamt 1-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 27.02.2007, 20:24

Ähm, Trixie, da steht "Lidern", nicht "Linde". Jetzt finde ich das fast schade, weil Deine Interpretation mir gut gefallen hat.

Aber ich mag den Text sowieso, vor allem den Waldboden, der trägt.

Liebe Grüße

leonie

Trixie

Beitragvon Trixie » 27.02.2007, 20:41

Oh gott, wie peinlich :mrgreen: ! Da liest man doch, was man lesen will.... Na, gerade wegen dem Waldboden und so, ne! Vielleicht will sie es ja ändern? Danke für die Aufmerksamkeit!

rote-Ohren-Grüße
Trixie

scarlett

Beitragvon scarlett » 27.02.2007, 21:22

Liebe Trixie,

welcome back und nix is peinlich! Mir war sofort klar, dass dir wohl eigene Erinnerungen da einen Streich gespielt haben... Papa Freud hätte sicher seine Freude daran gehabt... ;-)

Deine Gedanken zu meinem Gedicht finde ich sehr interessant und zutreffend- und ich überlege wirklich, deinem Vorschlag zu folgen, entweder Bilder oder Vertrauen zu streichen, wobei es wohl die Bilder sein werden, weil die ja im folgenden dastehen (nu ja, zumindest indirekt, in etwa).

Schön, wie du den Baum siehst- ja, so in etwa habe ich es auch empfunden.

Ich danke dir!

Liebe leonie,

danke dir auch für deine Rückmeldung, freut mich, dass dir das Gedicht zusagt. Und ja, nach langem Überlegen pro/contra Waldboden steht die Entscheindung fest, er bleibt, Botanik hin oder her...
Er ist wirklich ein zentrales Bild und darauf kann ich nicht verzichten, die "erde" oder nur "Boden" - nee, das geht irgendwie nciht.

Liebe Grüße euch beiden,

scarlett

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 28.02.2007, 11:00

Ach, wie spannend.

Ein berührendes Gedicht ist dir da aus der Feder geflossen und der "reiche Waldboden" iat wunderschön. Dennoch stimme ich den kleinen Veränderungsideen zu, sie würden das Gefühl noch mehr auf den von dir beabsichtigten Schwerpunkt legen.

Serh gern gelesen, herzlichst, KÖ

scarlett

Beitragvon scarlett » 28.02.2007, 12:00

Liebe Kö,

danke dir, schön dass du mit diesen Zeilen was anfangen kannst.

Und ja, ich denke, ich werde ändern...

Gruß,

scarlett

Gast

Beitragvon Gast » 28.02.2007, 12:56

Danke, liebe scarlett,
nun nach mehrmaligem Lesen innerhalb der letzten Tage, finde ich "Gedächtnis" genau richtig.
Der Mauulbeerbaum ist für mich romantisch, aber auch in Verbindung mit Vergangeneheit und Zukunft deutbar, ich finde es schön, (passend ohnehin)dass der in deinem Gedicht auftaucht.

Liebe Grüße
Gerda

Max

Beitragvon Max » 28.02.2007, 20:27

Liebe Scarlett,

das finde ich sehr gelungen. Bei dem von Gerda angesprochenen "Gedächtnis" könnte ich mir noch "Erinnern" vorstellen, aber ansonsten fällt mir nix ein, was ich anders machen würde.

Liebe Grüße
Max

pandora

Beitragvon pandora » 01.03.2007, 11:44

liebe scarlett,

in der zweiten strophe, müsste da nicht ein durchgängiger genitiv stehen? "in der Gewissheit eines runden Morgens"?

lg
p.


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