zerbrochen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Hakuin

Beitragvon Hakuin » 16.02.2007, 22:49

zerbrochen

erkanntest dich
zu pulver gemahlen
bin ich nicht mehr
spiegel

geändert: 6-12-07



var1

zerbrochen

erkanntest
dich
nun

zu
pulver
gemahlen
die
letzte
scherbe

bin
ich
nicht
mehr

spiegel

© hakuin07

die neue version berücksichtigt jetzt auch die phase nach dem "zerbrechen" und kommt vielleicht gerdas kritik ein wenig entgegen...
zweite änderung: ein nun wurde gestrichen

var2 änderung der chinesischen setzung auf anraten von mucki ;-)

zerbrochen

erkanntest
dich nun

zu pulver gemahlen
die letzte scherbe

bin ich
nicht mehr

spiegel

© hakuin07


urversion

zerbrochener
spiegel
erkanntest
dich
nun

© hakuin07

titel auf hinweis von mucki geändert.
Zuletzt geändert von Hakuin am 06.12.2007, 11:23, insgesamt 5-mal geändert.

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 17.02.2007, 00:05

Da lässt der Mann schon wieder so viele Wörter weg, dass Frau der Mund offen stehen bleibt und sie im Stillen sagt:"DU erkanntest dich nun. DU."

Ja, wenn die Risse im Spiegel deine eigene Zerrissenheit zeigen, wenn die Scherben deine eigenen Splitter spiegeln, wenn das Glas wie ein Mosaik deine vielen Seiten zeigt, dann hast du ein Bild von dir- ganz ungeschminkt und ehrlich.

Wenige Worte regen zum Nachdenken an und der Leser dringt in die Tiefe.
Spannend, erneut, lieber hakuin, sehr spannend!

Herzlichst, KÖ

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.02.2007, 02:14

hallo hakuin,

ja, erkennen im zerbrochenen spiegel, ok, aber was erkennt das lyrich. etwas positives oder etwas negatives. mir ist das zu wenig, mir fehlt hier die reflexion des lyrichs.
saludos
magic

Max

Beitragvon Max » 17.02.2007, 18:51

Lieber Hakuin,

in der regel bewundere ich Deine Kurzgedichte, weil sie mir oft zeigen, wieviel man an einem Bild fortlassen kann, ohne es zu zerströren, weil sie oft auch die Essenz zeigen.

Hier habe ich mehr Schwieirgkeiten. Erkenntnis ist ein altes und schwieirges Thema. Besonders Selbsterkenntnis. Die Kombination "Selbtserkenntnis-Spiegel" ist aber so alt wie das Thema selbst und der zerbrochene Spiegel hat sicher auch schon ein paar Tage auf dem Buckel. Mir fehlt bei diesem Gedicht der neue Aspekt.

Liebe Grüße
max

Stigma

Beitragvon Stigma » 17.02.2007, 23:19

Hallo Hakuin,

ich muss mich meinen Vorrednern anschließen; deine fünf Worte sind mir zu wenig.
Wie Max schon sagt, das bild ist alt und nur das bild alleine wirkt hier nicht. Zudem neige ich hier stark dazu, die worte schnell hintereinander weg zulesen, da keine Satzzeichen mir Hilfe geben, mal ne Pause zu machen, mal nachzudenken. Der Text ist sehr kurz, deswegen würde ich hinter "Spiegel" eine Pause setzten.
Ein Beispiel:

zerbrochener spiegel -

erkanntest
dich
nun


und das "Du" fehlt mir auch... :neutral:

Liebe Grüße,
Stigma

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 19.02.2007, 14:15

ein schwieriges unterfangen...

danke für eure kritik!

es geht mir um die selbsterkenntnis, ja um das erkennen, wer bin ich.

der denkende mensch, der mit bewusssein über sich selbst, kann er nur erkennen im spiegel der welt?
bleibt er dann nicht dissoziiert, also abgegrenzt? da er ja durch die dinge in der welt erfährt, über sich!

wenn er also die dinge in der welt in sich spiegelt um sich zu erkennen, dann fehlt doch die letzte ecke bewusstsein, dass es das was der spiegel selbst ist, nicht erkennen kann.

mir kam dann die idee, eben dieses ERKENNTNIS-WERKZEUG letztendlich zu zerstören, um es damit zum ding der welt zu machen.

versteht noch wer mein anliegen? ;-)

bin gespannt
salve
hakuin

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 19.02.2007, 14:19

max,
der neue aspket ;-)

es ist ein uraltes thema, vielleicht kann ich es HIER nur für mich und meine vorstellung
vertexten und nichts darüber hinaus leisten.

es ist dicht an der zenmeditationshaltung dran:

zerstöre den erkennenden und du bist nicht mehr dissoziiert mit den dingen.
aber zerstöre ihn absichtslos ;-)

salve
hakuin

Gast

Beitragvon Gast » 19.02.2007, 14:32

Lieber Hakuin,

dein Anliegen kann ich nachvollziehen, aber wenn du so viele Worte brauchst, um es nahe zu bringen, dann denke ich schon, dass dem Text (noch) etwas fehlt.
Ich wünschte mir, der Text würde deine Intention transportieren, so dass ich sie aus dem Text und zwischen seinen Zeilen lesen kann.

Danke für die ausführlichen Erläuterungen.

Liebe Grüße
Gerda

Ich habe häufig solcher Art Gedanken, die ich nicht, oder nur schlecht formulieren kann...

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.02.2007, 14:55

hallo hakuin,

versteht noch wer mein anliegen?


ja, so halbwegs, sag ich jetzt mal, aber dein gedicht erzählt hiervon nix, gar nix. :lupe: du müsstest, um deine erläuterung wiederzugeben, einen völlig anderen text schreiben. versuchs mal mit ein, zwei worten mehr,-)
saludos
magic

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 19.02.2007, 15:10

eijeijei,

gerda,

eijeijei

magic,

das wird wohl so ein text, der für die einen verständlich und für andere ein rätsel bleiben wird.

mit den erklärungen ist es so eine sache..., die können den ganzen text letztendlich vernichten,
besser ist es oft keine details zu bekunden und nur auf der ebene des tatsächlichen textes zu schreiben.

nun hab ich was ausgeplaudert und muss dazu stehen, wohl.

kann auch fragen: mit welchem "SINN" erkennt man das ICH

das AUGE sieht, kann sich selbst NIE sehen,
im spiegel sieht es NUR sein spiegelbild.

das gesehene wird im gehirn verarbeitet, analysiert, verglichen durchdacht.
so wird man nicht sehen können was wirklich IST.

werd wohl noch auf dieser unzulänglichen stufe verharren, vorerst.

es wird nicht der letzte versuch bleiben, das unmnögliche auszudrücken.

salve
hakuin

Klara
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Beitragvon Klara » 19.02.2007, 15:24

Hallo,

man kann es auch an Anrede lesen:

He, zerbrochener Spiegel!
Erkanntest dich nun!

Erst, wenn du selbst kaputt bist und nicht mehr das Außen spiegeln kannst, erkennst du dich: als Nichts, denn es ist dir nun nicht mehr möglich, deinen Zweck zu erfüllen: das Äußere. zurück. zu spiegeln.

Zweckfrei.
Seiend.
Das ist, außer in wunderbaren (und fürchterlichen) Momenten in der Tat etwas Unmögliches, glaube ich .-)

...

lg
klara

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.02.2007, 15:35

hallo hakuin,

die entscheidenden stichworte hast du in deinem posting doch schon gegeben: das unmögliche ausdrücken

wie wäre es mit

nur durch
den zerbrochenen spiegel
erkenne ich
das unmögliche

mich

hm?
saludos
magic

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 19.02.2007, 15:40

zu
pulver
gemahlen
die
letzte
scherbe
bin
ich
nun
nicht
mehr

spiegel

Mucki
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Beitragvon Mucki » 19.02.2007, 15:48

hm... grübel

der sinn des erkennens ist jetzt m.e. weg, da man mit "bin ich nun nicht mehr spiegel" auch anders interpretieren kann, nämlich, dass das ich nicht mehr spiegel für andere ist.
dir geht es aber doch um das erkennen des ichs.
saludos
magic


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