meine angst

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 16.02.2007, 22:31

meine angst

ist mit mir
beständig.

manchmal sitzt sie
im baum
und lächelt unentwegt,
wenn ich mich trau
sie anzuschauen.

nehme ich sie
in die hand
scheint sie
wie eine wand.

dann kichern wir
anständig.
Zuletzt geändert von moshe.c am 17.02.2007, 17:26, insgesamt 1-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 17.02.2007, 17:34

Lieber Niko!

Eine sehr interessante Sichtweise und Interpretation, die du bietest. Ich kann sie selbst sehen und freue mich, daß mein Text den Raum dazu gibt.

Liebe Magic!

Es würde mich freuen, wenn du dein Ergebnis der Betrachtung mitteilen würdest.
Ich bin gespannt.

Moshe

Max

Beitragvon Max » 17.02.2007, 18:16

Lieber Moshe,

mit "Angst§ hast Du ein sehr ergiebiges Thema gefunden - spannend, was Du daraus machst.

Gut gefällt mir der Auftakt

meine angst

ist mit mir
beständig.

sogar die Inversion (oder iszt es nur eine halbe Inversion), die das "beständig" betont.

In der folgenden Strophe lese ich das "auf dem Baum sitzen" der Angst als exemplarisch dafür, dass sie das lyr. Ich überall hin verfolgt. Auch das gefällt mir, gerade weil mir zumindest die Spannung beim Anschauen der Angst deutlich wird.

Mit dier Strophe hier

nehme ich sie
in die hand
scheint sie
wie eine wand.


aber habe ich Probleme. Sie wekct kein Bild in mir, eine Wand in der Hand kann ich mir nur schlecht oder eigentlich gar nicht vorstellen und die metaphorische Bedeutung (falls da eine Its), ist mir unklar.

Die Schlusstrophe aber versöhnt mich wieder.

Bin gespantn, ob es noch mehr von Dir zu diesem Thema gibt.

Liebe Grüße
Max

Mucki
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Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 17.02.2007, 18:32

hallo moshe,

hier meine gedanken zu deinen zeilen:


meine angst

ist mit mir
beständig.


dieses hier lese ich nicht! als: meine angst sitzt mir ständig im nacken, sondern als: "ich brauche meine angst, sie gehört zu meinem leben dazu", sogar noch weiter: ohne angst kann das ich gar nicht existieren, deshalb das "ist mit mir


manchmal sitzt sie
im baum
und lächelt unentwegt,
wenn ich mich trau
sie anzuschauen.


hier sehe ich ein art "spiel". manchmal ist die angst weit weg vom ich, aber nicht zu weit weg, eben auf dem baum, aber sie lächelt, sobald das ich sich ihr nähert, indem es sich traut, sie anzuschauen. die angst fordert das ich immer wieder dazu heraus, lockt es sozusagen, also eine ziemlich "ver-rückte" beziehung zwischen angst und ich.


nehme ich sie
in die hand
scheint sie
wie eine wand.


nimmt das ich ganz konkret kontakt zur angst auf (sie in die hand) wird die angst zur wand, aber nur scheinbar. und hier kommt mir die "spanische wand" in den sinn. das ich sieht genau die umrisse der angst, ohne, dass die angst das ich physisch berührt und das ermöglicht das folgende:

dann kichern wir
anständig.


die angstfreie und gelöste kommunikation zwischen dem ich und der angst ist die folge.
soweit meine gedanken.
saludos
magic

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 17.02.2007, 20:24

Gerade habe ich eine Antwort geschrieben, als der Computer wieder anfing zu spinnen. Er wollte überhaupt keine Internet-Verbindung mehr.
Und wenn ich dann alles ab- und wieder angeschaltet habe, scheint er es sich immer wieder zu überlegen, besonders wenn ich ihm androhe, ihn aus dem Fenster zu schmeißen.
Ich denke dann immer, wenn Max der Erfinder von diesen sogenannten intelligenten Maschinen gewesen wäre, gäbe es sowas nicht.

Zum Text:
Das Problem scheint hier also an der Wand zu liegen.
Ich denke Magic kam der Sache ein Stück näher, indem ihr die spanische Wand so nahe kommt.
Wie wäre es, wenn ein wenig von der Wand abrückt und die Betonung mehr auf dem 'scheint' sieht?

Das hat dann zwei Aspekte zur Folge (aus meiner Sicht):
Zum einen ein Scheinen, wie Ausstrahlen. Einen Aspekt, den Niko gut erfasst hat.
Zum anderen eben den Aspekt von Magic, die hinter die spanische Wand schaut, hinter das Scheinbare.

Insofern möchte ich Max raten, mal zu schauen, ob er nicht doch etwas sieht, entweder vor der Wand, oder dahinter.

Mit bestem Gruß und Dank

Moshe

Max

Beitragvon Max » 18.02.2007, 12:13

Lieber Moshe,

Du schreibst,

Insofern möchte ich Max raten, mal zu schauen, ob er nicht doch etwas sieht, entweder vor der Wand, oder dahinter.


Das finde ich an sich eine witzige Idee, da "vor einer Wand stehen" ja doch synonym dafür steht nix zu sehen, oder?

Liebe Grüße
max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.02.2007, 13:01

Lieber Max!

Da hast du schon recht, aber in meinem Text wird nicht vor der Wand gestanden.

Moshe

Max

Beitragvon Max » 18.02.2007, 13:03

Lieber Moshe,


Da hast du schon recht, aber in meinem Text wird nicht vor der Wand gestanden.


da hast Du wohl recht. Vielleicht ist das meine Schuld, dass ich es jedesmal wieder so lesen.

Liebe Grüße
Max

Niko

Beitragvon Niko » 18.02.2007, 13:07

in meinem Text wird nicht vor der Wand gestanden.
dat klingt irgendwie autoritär. ich höre wieder meinen vater sagen: "es wird nicht aufgestanden. erst wenn ich es sage" :mrgreen:
weiß natürlich, dass du es anders meinst. aber: deinen aussagen nach schreibst du ja für die leser. und die freiheit der interpretation sollte man schon geben.......

lieben gruß: Niko

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.02.2007, 13:35

Lieber Max, lieber Niko!
Es macht mich traurig, wenn ihr solche Väter hattet, aber hat mein Text wirklich damit zu tuhen?
Wenn ihr es so seht, ist es natürlich im Rahmen der Freiheit der Interpretation, und somit löst der Text wohl eine sehr starke Erinnerung aus, die in der Form nicht in meiner Intention stand, mich somit überrascht.
Vielleicht ergibt sich ja beim Lesen der ganzen Strophe und der folgenden noch ein anderer Blickwinkel.

So long

Moshe

Max: Von Schuld würde ich hier nicht sprechen wollen.

Max

Beitragvon Max » 18.02.2007, 13:50

Lieber Moshe,

von meinem Vater war da keine Rede :-) ... Dein text hat insofern mit meiner Bemerkung zu tun, als dass sich bei mir als Interpretation der Strrophe

nehme ich sie
in die hand
scheint sie
wie eine wand.


immer wieder aufgedrängt hat: Komem ich der Angst nahe, scheint sie für mich unbegreiflich und unüberwindlich.

Liebe grüße
max

Last

Beitragvon Last » 18.02.2007, 14:04

Hallo Moshe,

das hier gefällt mir sehr. Für mich geht es um Angst und Bewusstsein, den Umgang mit der Angst. Der Angst wird ja ein verpsieltes, kindliches Element zugeteilt, vielleicht auch etwas Schalkhaftes.
Keine Angst vor der Angst hat das lyr. Ich, es stellt sich ihr lieber und gesteht sich ein, das sie ein Teil seiner Selbst ist, anstatt sie zu leugnen und in den Schatten zu verdrängen. Dabei kommt heraus, dass die Angst dadurch zwar nicht verschwindet, aber ein ganz guter Geselle wird.
Die Hand-Wand-Strophe finde ich etwas schwierig, zwar passt das in die Hand nehmen, sehr gut, zur Packen-wir's-an-Stimmung, bewusstes, autonomes Handeln und der Vertrautmachung (oh, ja auch das im doppelten Sinne) mit der Angst, doch die Wand ist dem sehr konträr gegenüber gesetzt. Liegt darin eine Ahnung des Scheiterns, man kann die Angst nicht steuern oder beherrschen, die Angst bleibt eine Grenze? Das man somit ihre natur erkannt hat und sich damit zurechtfindet ist nun ein grund für beide zu Lachen. Anständig Lachen bedeutet für mich in dem Sinne einmal sehr Lachen und zum anderen bezieht es sich auf die Vernunft des lyrischen Ichs, welche auch vorher schon anklingt.
Inhaltlich und vor allem sprachlich finde ich das sehr geungen, aber in der Wand-Strophe fehlt etwas, das zu vergleichende, in welchem Sinne scheint sie wie die Wand? Wird das nicht eingebaut, wird die Interpretation an dieser Stelle willkürlich ( was ja etwas anderes ist als offen :confused: ).

Gerne gelesen :daumen:
LG
Last

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.02.2007, 14:07

Lieber Max!

Also dein Vater nicht. Ok!
(Kicher)

Ja eben, das 'in die Hand nehmen' und das 'Scheinen', so als ob, und dann ja die folgende kleine Strophe.

:daumen:

Moshe

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 18.02.2007, 14:34

Lieber Last!

Danke für deinen Kommentar.
Ich habe keine spezifische Angst angesprochen, sondern Angst im Allgemeinen und eine Möglichkeit des Umgangs damit.
Was meinst du mit 'das zu vergleichende'? Ich scheine dich hier nicht ganz zu verstehen.
Sagt die letzte Strophe den Ausgang nicht?

Moshe

Last

Beitragvon Last » 18.02.2007, 18:43

Hallo Moshe,

Was meinst du mit 'das zu vergleichende'? Ich scheine dich hier nicht ganz zu verstehen.
Sagt die letzte Strophe den Ausgang nicht?


In der Fachsprache nennt man das "Tertium comparationis" (wenn ich in der Schule richtig aufgepasst habe^^). "Erwin ist stark wie ein Bär" statt "Erwin ist wie ein Bär" so eine weitere Eigenschaft, oder ein weitere Hinweis scheint mir möglich um diese Strophe in deinem Sinne zu verstehen. Ich persönlich sehe mich als Interpretateur nämlich gezwungen ins Blaue zu schießen.

Ich habe keine spezifische Angst angesprochen, sondern Angst im Allgemeinen und eine Möglichkeit des Umgangs damit.


Das ist auch so bei mir angekommen. :smile:

LG
Last


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