Der Geigenspieler

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 15.02.2007, 22:42

d
Zuletzt geändert von Niko am 16.11.2007, 14:22, insgesamt 2-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 15.02.2007, 22:49

Lieber Niko,

obwohl ich ja nicht so der "Reimgedichte-Mensch" bin: Dieses finde ich melancholisch und schön. Ich sehe diesen Menschen vor mir, es gibt sie ja oft in unseren Fußgängerzonen und ich finde es schön, dass Du ihnen ein Denkmal setzt. Und zugleich erzählst Du von der Kraft oder Magie der Musik, in originellen Bildern, finde ich.
Für mich klingt der Text auch rund, aber dazu werden sicher die Reim-Experten noch was Kompetenteres schreiben.

und Zwei ganz kleine spachliche Dinge:

Strophe zwei:

sie lässt ihm diese Wärme widerfahren

evtl. doch statt so ?

und Strophe vier:

Es ist, als ob die Welt.... (statt wenn)

Liebe Grüße

leonie

Gast

Beitragvon Gast » 15.02.2007, 23:17

Lieber Niko,

ich habe eine Sachfrage: Wird das Holz einer Geige mit den Jahren spröde?
(Ich kann mir das auf Grund dessen, dass sehr alte Geigen von berühmten Virtuosen immer noch gespielt werden nicht vorstellen).

Liebe Grüße
Gerda

Niko

Beitragvon Niko » 15.02.2007, 23:33

hallo gerda!
ich denke mal, das es unterschiede gibt zwischen einer wohlbehüteten stradivari oder guarneri, auf glechbleibender temperatur und zig spezialbehandlungen (die dinger kosten ja auch ein vermögen) und einer nullachtfünfzehngeige, die billig in material ist und wind und wetter ausgesetzt ist. die wird dann (durch den einfluss von wind und wetter) spröde. wie ganz gewöhnliches holz eines gartenzaunes oder einer gartenbank beispielsweise. auch die schutzlasur bekommt bei billigen instrumenten risse. bei den edlen alten auch, aber deswegen werden sie ja auch gehegt und gepflegt. ihr klang ist natürlich darüber hinaus mit einer feld - wald und fußgängerzonengeige nicht vergleichbar.

hi leonie!
"sie lässt ihn diese wärme widerfahren........-ich weiß es ehrlich gesagt nicht, was richtig ist. deine vermutung klingt logisch, aber in meinem kopf gibt es nur meine variante. ich warte mal ab, ob dazu noch jemand anderes etwas weiß. ok? mit "als ob" hast du völlig recht. (warum sieht man solche auffälligen fehler nicht als autor???)


lieben gruß an euch: Niko

Gast

Beitragvon Gast » 15.02.2007, 23:56

Lieber Niko,

ja, danke, das ist einleuchtend, dass ein Straßenmusikant sich es eher nicht leisten kann sein Geige so zu pflegen, dass das Holz seine Elastzität und seinen Glanz behält.
Für mich hast du eine sehr schöne Atmosphäre eingefangen.
Ich finde, spüre einen angenehmen Fluss, eine traurige Melodie, die mich fast in ihrer altmodischen Weise überzeugen könnte, wären nicht die häufigen Wortwiederholungen. Ich weiß aber auch, wie schwer es ist bei einem Reimgedicht dieser Länge.
Dann finde ich in V1 Z1 -weisen Z4 -greisen) nicht so schön.
Ein wenig krampfhaft gereimt wirkt diese Stelle auf mich, ansonsten bekannte gut klingende Reime.
Der letze Vers gefällt mir am besten, ich würde nur den Schönheitsfehler, des 2mals verwendeten "und" noch zu vermeiden versuchen.

Nur selten hebt er traurig seine Lider
und lächelt dankend und mit müdem Blick.
Ein Mensch legt Geld im Geigenkasten nieder.
Der Heimattraum verblasst. Er ist zurück.

(Ich habe nicht alle Verse auf Herz und Nieren abgeklopft).

Es heißt übrigens ... "ihn diese Wärme widerfahren".
Die Geige lässt ihn durch sein Spiel... und nicht die Geige gibt ihm... oder widerfährt ihm die Wärme... ach jetzt weiß ichs auch nicht.
Allerdings ist widerfahren lassen nicht glücklich... spüren lassen wäre geeigneter aber kein Reimwort.

Liebe Grüße
Gerda

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leonie
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Beitragvon leonie » 16.02.2007, 10:08

Hallo, Ihr beiden,

im Duden steht dazu "mir ist ein Unglück wiederfahren", also: Dativ: ihm ist ein Unglück widerfahren.
Das Problem ist hier, dass Du, Niko, eine Art weiteres Subjekt einführst.
Jemand lässt mich etwas widerfahren oder mir etwas widerfahren. Ich meine: Jemand lässt mich etwas erfahren, aber mir etwas widerfahren.
Dann müsste es heißen: Die Geige lässt ihm ...widerfahren.
(Ich hatte den Beitrag gestern schon gelöscht, weil ich mir selbst so unsicher wurde, aber ich bin mir doch ziemlich sicher, dass der Dativ richtig ist und würde Bauklötze staunen, wenn es anders wäre)

:klugscheiß:

liebe Grüße

leonie

Niko

Beitragvon Niko » 16.02.2007, 10:40

ich wart mal einfach ein bischen ab. ok? (und mach mich schlau. und dann wirste schon sehen! jawoll!!!!!!!! :smartass: :book3: :angst_2: :hut0047: :tiere0051: ) wahrscheinlich haben wir beide recht, leonie....

diplomatische grüße: Niko (mit immunitäts-status :pfeifen: )

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 16.02.2007, 12:01

Ich bin überzeugt, dass Dativ richtig ist. Die Formen von "widerfahren" werden ebenso gebildet wie "jemandem etwas zukommen oder angedeihen lassen", also "lässt ihm Wärme widerfahren".

Mein Bruder pflegte zu sagen: Rettet dem Dativ ... :mrgreen:

lG Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Niko

Beitragvon Niko » 16.02.2007, 12:22

OFFGETOPPELT an Zefi:
es gibt da eine anekdote....- Möllemann (Gott hab ihn seelig) war ja im Vorstand des FC Schalke. Er meinte bei einem Interview in Anlehnung an den berühmten Schalker Fußballer Kuzorra (weiß nicht ob ich das richtig schreibe): Wir wollten das Stadion mal nach einer Frau benennen. Da kam uns die frau von Kuzorra in den Sinn. Das Stadion hätte dann geheißen: Dem Emil Kuzorra seine Frau ihr Stadion" :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: OFFTOPPELFINITO

ich fürchte, wir brauchen einen grammatik-profi. ich bin mir nämlich wiederum ziemlich sicher, dass ich richtig liege........ widerfahren zieht den akkusativ vor oder nach sich. keine ahnung. ist hier zufällig ein deutsch-arzt?

teutschel-deutschel-meuchelgrüße: Niko

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 16.02.2007, 12:36

Huhu,
lassen sie mich durch, ich bin.... :mrgreen:
ich habe schon ein paar Dissertationen zu Tode operiert, zählt das?

Ich denke, du hast zwei Sprachgebrauche durcheinander gewürfelt:

nämlich

sie lässt ihn Wärme erfahren

und

ihm widerfährt Wärme

Daher glaube ich nicht, dass man sagen kann: etwas (1) lässt jemandeN(2) etwas(3) widerfahren. Das wäre für mich kein ordnungsgemäßer (ich kenne ihn nicht) Gebrauch des Wortes widerfahren, denn widerfahren steht mit dativ aber nicht mit 3 besetzbaren grammatischen Positionen, jedes Verb ist diesbezüglich festgelegt.

Daher wäre für mich sowohl:

Sie lässt ihn diese Wärme widerfahren

als auch

Sie lässt ihm diese Wärme widerfahren

falsch.

Ich würde den Vers komplett umgestalten.

Liebe Grüße,
Lisa
Zuletzt geändert von Lisa am 16.02.2007, 12:38, insgesamt 2-mal geändert.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 16.02.2007, 12:37

Eine Frage, kann dem Geigenspieler (Dativ) denn überhaupt Wärme durch sein Spiel "widerfahren"?
Da geschieht doch etwas ohne Einwirkung von Außen, oder ist Wärme eine Außenwirkung, die durchs Spiel entsteht?
Ich denke, siehe auch oben in meinem Komm., da liegt der Hund begraben.
benutzen, aber im Text widerfährt jemandem etwas durch eine eigene Handlung, und da frage ich mich ob "widerfahren" das richtige Verb ist oder ob die Verwirrung nicht nur deshalb entsteht, weil es in diesem Kontext ein anderes Verb sein müsste. :12:

Aber ehe das Ganz hier nur in eine Grammtikdiskussion ausartet, lieber Niko,

möchte ich noch einmal schreiben, dass mir das Gedicht gefällt.
Gerda

ach mit Lisa überschnitten...

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Zefira
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Beitragvon Zefira » 16.02.2007, 12:53

@ Lisa: Jetzt bin ich sehr verunsichert. Der Ausdruck "jemandem Gerechtigkeit widerfahren lassen" ist doch sehr gängig, ich hab mal gegoogelt ... Gott lässet uns Gutes widerfahren ... usw. usf.
Sogar im Gesangbuch steht es so ...

Kann man das irgendwie belegen?

Grüße von Zefira, die's nur zu gern genau wüsste ...
Sorry Niko, dass ich keine Ruhe gebe. Auch ich mag Dein Gedicht, mir kam sofort Chagalls Bild von dem Geiger auf dem Dach in den Kopf.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.

(Ikkyu Sojun)

Niko

Beitragvon Niko » 16.02.2007, 13:02

sorry Niko, dass ich keine Ruhe gebe.
- dat is schon jut so, schätzelein :mrgreen: ich will ja auch wissen, wie das nun richtig zu schreiben sei.

Eine Frage, kann dem Geigenspieler (Dativ) denn überhaupt Wärme durch sein Spiel "widerfahren"?
Da geschieht doch etwas ohne Einwirkung von Außen, oder ist Wärme eine Außenwirkung, die durchs Spiel entsteht?
also jetzt bin ich doch verwirrt, gerda... - nehmen wir mal an, du könntest klavier spielen. oder - ah......ich weiß: du singst. gut. ok.... geht es dir denn nicht manchmal so, dass dich dein eigener gesang erwärmt? zum beispiel bei der "voca me" stelle im requiem von mozart? oder überhaupt, wenn ein stück ergreifend ist, was man darbietet? dies ist hier gemeint. auswirkung des spiels trifft es eher. das mechanische erwärmt weniger. es sei denn, er spielt in der endlosschleife den hummelflug von rimsky - korsakov :mrgreen:
lieben, jecken gruß: Niko

Gast

Beitragvon Gast » 16.02.2007, 13:07

Ja, Niko,

das ist genau die Wärme, die ich meine, die im Inneren erzeugte, duch das eigne Tun, sie wird nicht an mich herangebracht, von außen appliziert.... genau das meine ich, und diese lässt mich an der Richtigkeit des "widerfahren" zweifeln.
Die Auswirkung des selbst Verursachten, kann einem Menschen das widerfahren? :confused:

LGG...fliege mit... ;-)


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