Spiegel V

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 26.11.2006, 23:10

Spiegel V

Lau der Abend

Dein Gesicht blaß
nach dem Sherry

Die Kaskaden
der Erklärungen waren
schon länger an diesen Abenden
mit den Taschentüchern

Ist es gestern?

Jetzt sehe ich
meine Bartstoppeln
in deiner Kinnfalte
wenn du zurückschaust
auf uns

Wir bewegen uns
langsam
durch Wasserfälle

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 27.11.2006, 01:22

lieber moshe

das ist einer deiner texte, die mich sehr ansprechen.

die letzte strophe finde ich 'überhöht', fällt gegen die unter die haut gehenden bilder davor ab - sie könnte für mich entfallen ( evtl. dann auch die erste zeile - auch doppelung abend /abenden)

besonders schön finde ich die mittelstrophen



Dein Gesicht blaß
nach dem Sherry

Die Kaskaden
der Erklärungen waren
schon länger an diesen Abenden
mit den Taschentüchern

Ist es gestern?

Jetzt sehe ich
meine Bartstoppeln
in deiner Kinnfalte
wenn du zurückschaust
auf uns



berührt mich unmittelbar - kann so auch für sich stehen.

'die kaskaden der erklärungen waren schon länger an diesen abenden mit den taschentüchern' - toller satz.


sehr gern gelesen
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Perry

Beitragvon Perry » 27.11.2006, 17:16

Hallo Moshe,
es sind nur Kleinigkeiten, die sich mir in deinem Text entgegenstellen, den ich insgesamt gut aufnehmen kann:

Lau der Abend

Dein Gesicht blaß
nach dem (vielen ?) Sherry

Die Kaskaden
der Erklärungen waren
schon länger an diesen Abenden (warum jetzt Mehrzahl?)
mit den Taschentüchern

Ist es gestern?

Jetzt sehe ich
meine Bartstoppeln
in deiner Kinnfalte
wenn du zurückschaust
auf uns (wenn dann schauen auch zwei zurück)

Wir bewegen uns
langsam
durch Wasserfälle

LG
Manfred

Max

Beitragvon Max » 27.11.2006, 19:53

Lieber Moshe,

nun da mein eigenes Spiegelgedicht in der kurzen Lyrik steht (ohnde Spiegel zu heißen) erst einmal ein Danke dafür, dass Du mich dazu angeregt hast. Deine Spiegelgedichte gefallen mir von all deinen jüngeren Werken am besten, weil sie ein konkretes lyr. Ich und ein ein Du haben. Dieses Gedicht speziell gefällt mir von den Bildern und weil diese miteinander kommunizioeren, so wie die wasserfälle mit den Kaskaden weiter oben. Ist das

Ist es gestern?


als Frage ffür den Augen blick gemeint oder wieso heiß es nicht

War es gestern?

Liebe Grüße
max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.11.2006, 20:27

Lieber Aram!

Natürlich freut es mich, wenn es mir gelingt dich anzusprechen. Das Düber und Drunter ist ein Rahmen, der hier zum Bild gehört.

Lieber Perry!

Daß, was du anregst, steht doch da und ist von dir erkannt worden. Es ist Interpretation von dir, die dir dieser Text gibt.

Lieber Max!

Ich habe das 'War' gestrichen, weil das 'Ist' das War' impliziert. aber so mehr im 'Jetzt' ist.

Danke euch allen.

Moshe

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 31.01.2007, 21:00

Wie anderen Ortes beschrieben, bin ich u. a. dabei die Texte des letzten Jahres zu er- und überarbeiten und einiges mehr.

Hier nun der Versuch einer neuen Bearbeitung dieses Textes:

Spiegel V

Lau der Abend.

Dein Gesicht blaß
nach dem Ehrlichen
mit Sherry.

Die Kaskaden
der Erklärungen waren
schon länger
an diesen Abenden
mit den Taschentüchern.

War das gestern?

Beim Erwachen
nichts mehr
zu schließen
mit Verschweigen und Auslöschen
und dem Drehen
von Worten.

Es ist
geworden.

Jetzt sehe ich
meine Bartstoppeln
in deiner Kinnfalte
wenn du zurückschaust
auf uns.

Wir bewegen uns
langsam
durch Wasserfälle.

Klara
Beiträge: 4531
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 31.01.2007, 21:38

off topic: he, moshe, freut mich, dass du wieder (da) bist.
zum textarbeit schweige ich aber lieber erstmal, zu wenig zeit, in die tiefe zu gehen.

lg
klara

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.02.2007, 15:04

Liebe Klara!

Danke für deine Antwort!

Es wäre für mich schon ganz schön, wenn du inhaltlich noch etwas sagen könntest.

So long

Moshe

Max

Beitragvon Max » 05.02.2007, 19:15

Lieber Moshe,

was ich an der Neubearbeitung nicht verstehe ist diese Strophe

Dein Gesicht blaß
nach dem Ehrlichen
mit Sherry.


Soll das Ehrliche für die ehrliche Aussprache stehen oder was bedeutet es?

Liebe Grüße
max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.02.2007, 19:40

Lieber Max!

Ja., so ähnlich.

Wenn man etwas getrunken hat, sagen Manche oft das Wahre, das sie sonst nicht sagen würden, bzw. zeigen dann ihre eigentliche Persönlichkeit.

Gab es da nicht mal auch einen klassischen Film? 'Wer hat Angst vor Virginia Woolf?', oder so? Ich kann mich nicht mehr genau erinnern.

Magst du Sherry?

MlG
Moshe

Max

Beitragvon Max » 05.02.2007, 19:42

Lieber Moshe,

Whiskey lieber als Sherry und ja, es gibt ein tehaterstück (und ich glaueb auch einen Film) 'Wer hat Angst vor Virginia Woolf?'.
Was wäre denn der Unterschied zwischen

dem Ehrlichem
mit Sherry

und

der Wahrheit
mit Sherry

Du siehst, ich probier da noch ein wenig für mich ..

Liebe Grüße
max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 05.02.2007, 19:56

Lieber Max!

Ach, wie konnte ich es übersehen, daß Whiskey besser zu dir passt?
Einst habe ich mich da auch durchprobiert in Schottland und den USA.
Welchen Whiskey würdest du mir denn empfehlen? Manchmal schaue ich mit Nostalgie auf die Flaschen.....

Aber zum Text:

Das Ehrliche ist subjektiv, die Wahrheit versucht objektiv zu sein, oder es zu behaupten. Deshalb wählte ich das Erstere.

So long

Moshe

Max

Beitragvon Max » 05.02.2007, 20:16

Lieber Moshe,

Das Ehrliche ist subjektiv, die Wahrheit versucht objektiv zu sein, oder es zu behaupten. Deshalb wählte ich das Erstere


Ja, ich hatte mir gedacht, dass du das bewusst gewählt hast ...

Ok, liebe Grüße
Max

PS: Lagavulin :-) ...

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 30.03.2007, 16:24

Vielleicht mag ja noch mal jemand schauen, wie es so ist:

Spiegel V

Lau der Abend.

Dein Gesicht blaß
nach klaren Worten
mit Sherry.

Kaskaden
der Erklärung waren
schon länger
an diesen Abenden
mit deinen Taschentüchern.

Es war gestern.

Beim Erwachen
nichts mehr
zu schließen
mit schweigen und löschen
und drehen
von Worten.

Es ist
geworden.

Jetzt sehe ich
meine Bartstoppeln
in deiner Kinnfalte
wenn du zurückschaust
auf uns.

Wir bewegen uns
langsam
durch Wasserfälle.


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste