Ansichten (vorher Entdecker)

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Jürgen

Beitragvon Jürgen » 28.01.2007, 21:09

Während Du
den mächtigen Baum
betrachtest,
seine majestätische Krone
bewunderst,
dich aufrichtest,

beuge ich mich
und streiche
über das Moos,
lasse meine Hände
atmen.

Was kriechst Du auf der Erde,
höre ich dich fragen.
Ich lächle.


Erste Version

Während Du
den mächtigen Baum
betrachtest,
seine majestätische Krone
bewunderst,
dich aufrichtest
und größer scheinst
als Du bist,

beuge ich mich
und streiche
über das Moos,
lasse meine Hände
atmen.

Was kriechst Du auf der Erde,
höre ich dich fragen.
Ich lächele.
Zuletzt geändert von Jürgen am 31.01.2007, 22:13, insgesamt 2-mal geändert.

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.01.2007, 21:27

Lieber Jürgen,

das finde ich ganz einfach schön! Man hat die Szene sofort vor Augen. Die atmenden Hände gefallen mir besonders.
Sehr gern gelesen.

Liebe Grüße

leonie

pandora

Beitragvon pandora » 28.01.2007, 21:49

hallo gurke,

auch ich habe sofort eine szene vor augen.
zwei anmerkungen: die letzten zwei verse der ersten strophe sind im gegsatz zu den vorangegangenen (die ich als beobachtend, konstatierend empfinde) stark wertend. kannst du dir auch vorstellen, sie wegzulassen?
dann bliebe die erkenntnis dem leser überlassen.
über "Ich lächele." stolpere ich artikulationstechnisch.

lg
p.

Niko

Beitragvon Niko » 28.01.2007, 22:11

hi gurke!
mir gefällts ebenso. "lächle" wäre auch ok. das wertende macht mir hier nichts aus.
lieben gruß: Niko, der sich, passend zum thema "alles ist relativ" nun überlegen muss, ob ich meine gsamte lyrik in kurzlyrik posten muss... :-)

rya

Beitragvon rya » 28.01.2007, 22:36

Hallo Grüngewächs.

Na,das finde ich gut.
und,die wertenden Zeilen gefallen mir auch.Es entsteht ein schönes Bild,das für mich durch diese auch nicht gebrochen wird.
Gruss
Frank

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.01.2007, 23:16

Hallo Jürgen,

das gefällt mir gut! Vor allem die darin enthaltene Botschaft.

Du könntest jedoch m.E. verdichten. Die Botschaft bliebe trotzdem erhalten. Vielleicht so:

Während Du
den mächtigen Baum
betrachtest,
seine majestätische Krone
bewunderst,
dich aufrichtest
und größer scheinst
als Du bist,


beuge ich mich
und streiche lächelnd
über das Moos,
lasse meine Hände
atmen.


Was kriechst Du auf der Erde,
höre ich dich fragen.
Ich lächele.


Saludos
Magic

Nachtrag: So ist sämtliche Wertung draußen.
Wer weise ist, wertet nicht, sondern zeigt durch Handlung.

Noch etwas: Der Titel trifft es m.E. nicht so gut. Da müsste etwas anderes hin, aber mir fällt ad hoc nichts ein.

Herby

Beitragvon Herby » 29.01.2007, 00:04

Hallo in die Runde,

habe jetzt hier die Diskussion zu Jürgens Gedicht (einem seiner schönsten hier, wie ich finde) verfolgt und habe eine Frage an Pandora. Du schreibst:

über "Ich lächele." stolpere ich artikulationstechnisch.


Das verstehe ich nicht. Was ist an der Artikulation dieser zwei Worte so schwer??

Liebe Grüße
Herby

Gast

Beitragvon Gast » 29.01.2007, 00:19

Lieber Jürgen,

mir gefällt dein Gedicht, du hast die Gegensätzlichkeit zweier Individuen fein gezeichnet.
Hinter "atmen" würe ich persönlich enden wollen.
Sonst Bekommt der Text etwas Besserwisserisches bis Pharisäerhaftes,was ich schade fände. ;-)

Liebe Grüße durch die Nacht
Gerda

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 29.01.2007, 09:00

Hallo Magic, leonie, rya, pandora, Gerda, Niko

Das sind ja schon eine Menge Kommentare. Vielen Dank.

Was die Überschrift angeht, da hat Magic Recht. Hier habe ich lang überlegt bzw. überlege immer noch und finde Entdecker auch nicht wirklich passend. Über Anregungen bin ich dankbar.

Dann wünschen sich einige Kommentatoren mehr Verdichtung und weniger Wertung. Hier überlege ich noch und melde mich später wieder.

Einen guten Start in die Woche Euch allen

Jürgen

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annette
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Beitragvon annette » 29.01.2007, 11:39

Lieber Jürgen,

ich finde das Bild sehr schön, die Analogie aus der Botanik zum Menschen ist feinfühlig umgesetzt.
Allerdings bin ich ebenfalls der Ansicht, dass es ohne die Wertungen noch schöner (oder wahrer?) wäre – denn in der Natur gibt es auch keine Wertungen, Baum und Moos gelten gleich, eins geht nicht ohne das andere.

und größer scheinst / als Du bist klingt negativ (ist wahrscheinlich auch so gemeint): mehr Schein als Sein.
Ich würde entweder so etwas sagen wie und Dich größer fühlst / denn je oder aber ein Pendant zum Atmen der Hände suchen, zB: und deine Arme / über Dich hinauswachsen lässt.

Und die letzten drei Zeilen würde ich streichen.

lasse meine Hände atmen würde ich dagegen unbedingt drin lassen!

Eine Kleinigkeit noch in der ersten Strophe: mächtig und majestätisch ist mir zu ähnlich in Klang und Sinn. Leider fällt mir im Moment nichts anderes ein, ich denke noch mal...

Feine Idee, gern gelesen!
Gruß, annette

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.01.2007, 13:26

Hallo Jürgen,

wegen Titel:

vielleicht ginge etwas in Richtung: Wahrnehmung
Saludos
Magic

scarlett

Beitragvon scarlett » 29.01.2007, 15:22

Lieber Jürgen,

mir gefällt sowohl die Idee als auch die Ausführung deines Gedichtes ausnehmend gut. Will heißen, ich empfinde die angesprochene "Wertung" nicht als solche, zumindest ist sie nicht so stark, daß darunter die Gesamtaussage leiden würde.

Was den Titel anbelangt, da muß ich mich allerdings meinen "Vorschreibern" anschließen, er erscheint mir nicht gelungen, ich denke, du vergibtst da einerseits was, andrerseits wird er dem Inhalt nicht gerecht - das ist jetzt wenig hilfreich, schätze ich, und auch nicht besonders aussagekräftig. Was ich meine ist, warum nicht etwas, was den Inhalt andeutet aber genügend Spielraum (Neugierde) läßt? "Gegensätze" zischelt es immer in mir...

Auch liegen natürlich "mächtig" und "majestätisch" semantisch ziemlich dicht beeinander- aber da ließe sich doch evtl. was finden?

Das Einzige, was mir nicht gefällt, ist das "kriechen", das hat bei mir so einen negativen Touch...
Ich hätte als Vorschlag "suchen" anzubieten... bleibt im Bild (durch das Folgende) .

Sorry, wenn dich das jetzt evtl. erstrecht verunsichert, aber ich würde nichts verdichten...

Hab ich gern gelesen!

Grüße,

scarlet

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 29.01.2007, 22:03

Hallo Annette, Scarlett und natürlich an alle anderen,

es hat sich was verändert. Die letzten beiden Verse der ersten Strophe habe ich rausgenommen. Sie scheinen mir inzwischen tatsächlich zu wertend.

Die letzte Strophe lasse ichl, wie sie ist, lediglich das Wort "lächele" wird zu "lächle"
Der Grund: Ohne diese Strophe würde es ein anderes Gedicht werden. Würde Strophe drei fehlen, dann wäre es nur eine Gegenüberstellung zweier Herangehensweisen, zweier Geisteshaltungen. Das Gedicht erzählt aber weiter. LyrDu versteht das Verhalten des LyrIch nicht, er sieht sogar auf ihn herab, daher möchte ich das Verb "kriechen" behalten. Eine Wertung, zumindest eine mit Zeigefinger, kann ich hier nicht sehen und einige Kommentare z. B. Nikos oder Annettes stimmen mir da ja zu.

Auch majestätisch und mächtig belasse ich zumindest vorläufig. Haben diese Worte denn wirklich eine derart gleiche Bedeutung? Mächtig könnte man mit gewaltig beschreiben, im Wort "majestätisch" klingt hingegen Würde mit, die ich bei "mächtig" nicht finden kann.

Der Titel ist nach wie vor ein Problem. Danke Magic für Deinen Vorschlag. Er passt zwar schon irgendwie, trifft aber den Punkt eben nur so schwammig wie es auch Entdecker tut.

Danke für Eure Unterstützung und einen schönen Abend Euch allen

Jürgen

pandora

Beitragvon pandora » 29.01.2007, 22:06

jürgen, ich denke an "die welt fühlen", "sich in der welt finden", "die welt erfühlen/finden", "unterschiede"...

lg
p.


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