löchrig

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Perry

Beitragvon Perry » 26.01.2007, 08:16

löchrig


nicht, weil wir
manchmal geschwiegen haben
in all den jahren
ist es jetzt so kalt im zimmer

es sind vielmehr
die gelachten momente
die löcher
in meine wolldecke reißen

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leonie
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Beitragvon leonie » 26.01.2007, 10:01

Lieber Manfred,

das gefällt mir wieder einmal gut. Und ich habe wieder einmal zwei Worte, die ich zum Streichen vorschlagen möchte:
jetzt und vielmehr.

Liebe Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 26.01.2007, 10:57

Lieber Perry,

achso erst:
(leonie:
Und ich habe wieder einmal zwei Worte, die ich zum Streichen vorschlagen möchte:
jetzt und vielmehr.
wie herrlich ist das denn formuliert! toll. :spin2: , (aber) ich schließe mich unbedingt an!

Ansonsten find ich das in seiner Kürze auch sehr bildlich und perrystiltistisch.

Wenn ich genauer hingucke, bin ich nicht ganz sicher, ob die Aussage aufgeht? Bzw., das ich sie verstehe? Das lyr. ich friert nicht an den schwierigen Momenten, die einmal waren, sondern an den schönen, die jetzt nicht mehr sind, ja, so ist es gemeint? (geht auf ;-))

Ich könnte mir vorstellen: gelachte Momente noch etwas sprachlich zu variieren, zum Beispiel: unser Lachen (das es vergangen ist, weiß man doch trotzdem?)

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Perry

Beitragvon Perry » 26.01.2007, 13:39

Hallo leonie,
danke für deine positive Einschätzung und die Anregung. Das "vielmehr" ist eventuell entbehrlich, da es nur eine Ausdrucksfloskel darstellt. Beim "jetzt" bin ich noch am Überlegen, weil es ja die Zeitbestimmung (Erinnerung) des Lyrich festlegt.
LG
Manfred

Hallo Lisa,
danke fürs "sehr bildlich und perrystilistisch." An den "gelachten Momenten" kaue ich auch noch ein wenig, aber ich wollte die zeitliche Bestimmung und Häufigkeit zum Ausdruck bringen.
LG
Manfred

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.01.2007, 11:05

Lieber Perry,

aber gelachte Momente hört sich schon etwas seltsam an?
Vielleicht muss man nicht zu eng am Lachen hängen, um die schönen Momente zu kennzeichnen, es könnte ja auch etwas anderes sein...und kommt so auf eine noch peotischere Wendung?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

aram
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Beitragvon aram » 27.01.2007, 11:20

Das "vielmehr" ist eventuell entbehrlich, da es nur eine Ausdrucksfloskel darstellt. Beim "jetzt" bin ich noch am Überlegen, weil es ja die Zeitbestimmung (Erinnerung) des Lyrich festlegt.


hallo perry,

die folge präterium - präsens übernimmt die zeitbestimmung, sodass auch das "jetzt" entbehrlich ist.
bis auf diese beiden von leonie bezeichneten wörter, dir auch in meiner lesart den text schwächen, gefällt er mir. "gelachte momente" ist natürlich eigenwillig, aber ich finde es passt /ist teil deines stils.
(im gegensatz zu lisa lese ich es 1:1 und verallgemeinere nicht zu "schöne momente".)

aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Max

Beitragvon Max » 27.01.2007, 12:55

Lieber Manfred,

es ist wahr, dass das "jetzt" entbehrlich ist für die Zeitbestimmung. Vielleicht aber könnte man es für den Rhythmus behalten.

Die "gelachten Momente" erscheinen mir noch ein Nachdenken wert zu sein, mein Kopf hängt sich an ihnen auf, so dass es ein wenig den Lesefluss stört. Vielleicht geht es aber auch nur mir so.

Liebe Grüße
max

Perry

Beitragvon Perry » 28.01.2007, 10:26

Hallo ihr Lieben,
danke noch einmal für die Vorschläge. Das "jetzt" ist, wie aram festgestellt hat, tatsächlich nicht notwendig. Ich habe nun einen neuen Ansatz versucht:
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LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.01.2007, 14:17

Hallo Manfred,

ja, so gefällt mir das gut!
Ich kam zwar auch mit "gelachten Momenten" gut klar, aber so finde ich es besser.
Saludos
Magic
P.S. Einzig den Titel könnte man überdenken.

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noel
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Beitragvon noel » 28.01.2007, 15:07

ola spät aber dennOch
das jetzt ist mir über
_flüssig aber das so
finde ich so gelungen...
& gelachte momente finde ich eigen
_willig gut

löchrig


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NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

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leonie
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Beitragvon leonie » 28.01.2007, 15:17

Liebe Noel,

das sehe ich genauso wie Du. Nur, dass von mir aus das "vielmehr" noch raus könnte. Aber das "so", Manfred, würde ich unbedingt lassen, ebenso wie die "gelachten Momente".

Liebe Grüße

leonie

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noel
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Beitragvon noel » 28.01.2007, 15:42

jajaajeeeeep
rEcht haste
vielmehr
neme ich jetzt vielmehr zurück ;)
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Perry

Beitragvon Perry » 29.01.2007, 10:09

Hallo Gabriella,
die jetzige Fassung ist von allem Überflüssigen befreit und bringt so die Aussage direkt auf den Punkt. Zum Titel suche ich auch noch nach Alternativen.
Danke für dein Feedback und LG
Manfred

Hallo Noel, hallo Leonie,
das "so" und die "gelachten Momente" sind Stilelemente, die man einbauen kann. Die endgültige Festlegung darüber wird vermutlich beim Lektorengespräch getroffen.
Danke für euer Interesse und LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.01.2007, 13:48

Hallo Manfred,

Zum Titel suche ich auch noch nach Alternativen.


Wie wäre es mit: Risse

Saludos
Magic, die sich auch immer schwertut mit den Titeln.


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