schöpfung

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 25.01.2007, 05:39

sc
Zuletzt geändert von Niko am 16.11.2007, 14:31, insgesamt 3-mal geändert.

Perry

Beitragvon Perry » 25.01.2007, 14:08

Hallo Niko,
Schöpfung hat ja auch eine religiöse Bedeutung, die sich hier eventuell mit der Höhle des Lazarus (Erweckung vom Tod) oder den Nägeln in der Haut (Kreuzigung und Himmelfahrt) hineininterpretieren ließe. Ich denke, du hattest aber mehr eine innere Weltschöpfung im Sinn.
Jedenfalls ein inspirierender Text.
LG
Manfred

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.01.2007, 14:18

Hallo Niko,

ich lese dein Gedicht jetzt schon mehrere Male und irgendwas, frag mich nicht was;-)
lässt mich zu dem Gedanken kommen, dass "Schöpfung" hier als Metamorphose gemeint ist. Und zwar die Wandlung des Amphibiums (schreibt sich das so?) zum Säugetier, dass sich aus dem Wasserleben zum Leben auf dem Land entwickelt im Sinne der Evolution.
Wahrscheinlich liegt ich total daneben,-)
Saludos
Magic

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leonie
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Beitragvon leonie » 25.01.2007, 15:09

Lieber Niko,

ich finde den Anfang Deines Gedichtes sehr, sehr schön. Bis "weitet sich".
Ab dem Wort "atmosphärisch" komme ich nicht mehr mit, ich werde "rausgeschmissen" aus den Bildern, die für mich vorher stimmig waren. Ich habe aber noch nicht genau raus, woran das liegt.

Liebe Grüße

leonie

Klara
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Beitragvon Klara » 25.01.2007, 15:20

Hallo,

leider verstehe ich nichts.
das beginnt schon beim titel: schöpfung. das wort ist so vorbelastet, belastet, erhöht, dass man es eigentlich gar nicht unbefangen verwenden kann, finde ich.

dann versteh ich die luftigen lippen nicht, da muss ich unwillkürlich lächeln, mit luftigen lippen sozusagen, weil ich mir einfach nichts unter lippen vorstellen kann, die LUFTIG sind. wie soll das aussehen? wie sich anfühlen? lippen sind voll oder trocken oder spröde oder verschlossen - aber luftig??

der entwurf einer landschaft, vielleicht die worte, die noch nicht rauskommen aus der höhle mund... aber ich rate natürlich nur.

auch das unwegsame schweigen macht mir arg zu schaffen. entweder schweigen oder sprechen, aber unwegsames schweigen? du willst offenbar die landschaft mit den worten, das schweigen mit der verschlossenen höhle assozieren, aber ich finde, das funktioniert nicht, fühle mich sogar fast vergewaltigt, wenn die worte so eingeschlossen werden, in die höhle, in einen bedeutungszusammenhang, der ihnen gar nicht zukommt für mein gefühl.

ein grünes ein wort - da sehe ich zumindest wieder ein bild
aber wie sich das dann - atmosphärisch! - weiten soll, zu einem see und aus der haut nägel treiben lassen, und wozu jetzt nägel - das bleibt mir verschlossen, tut mir leid. den see verstehe ich nicht und die nägel, die ihm entwachsen sollen erst recht nicht. ein see, der aus gestein bricht nach weitung wäre ja ein equelle, aber grün? haut? nägel?
eine wortquelle?
unausgesprochen (weil atmosphärisch)?

und dann der schlick?

ich kapiere es einfach nicht, das macht mich fast ärgerlich, weil es für mich so hermetisch wirkt, als müsse man etwas wissen, das ich nicht weiß, um zu verstehen und der autor ist so gemein, dieses wissen nciht weiter zu geben - herrschaftswissen sozusagen ,-)

liebe grüße
klara

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.01.2007, 16:20

Hallo Niko,

mir kam noch eine Assoziation. Ich habe gestern eine Kurz-Doku gesehen, in der in Japan ein Tier (habe leider den Namen vergessen) aus den Zeiten des Dinosaurier-Zeitalters aus den tiefsten Tiefen des Meeres an die Oberfläche gelang und dort starb. Man vermutet, dass es hinaufkam, weil es krank war. Ein Tier, von dem man dachte, es wäre längst ausgestorben, ein Fossil.


in verschlossener höhle --> es war bisher versteckt, unentdeckt.
hinter den luftigen lippen --> Kiemen
der entwurf einer landschaft --> die Entdeckung, die Wissenschaftler kommen zu neuen Erkenntnissen

ein unwegsames schweigen --> die fassungslosen Menschen, als sie es sahen und auch ihre Bestürzung
bricht aus gestein --> dieses "Urgestein" (Fossil = versteinert) an Tier bricht aus der Versenkung aus, der "Stein", das "Tote", Schweigende, wird grün, wird lebendig (Erlangen von Wissen für die Biologen)
ein grünes ein wort
weitet sich atmosphärisch --> Bezug zum neuen Raum, den es nimmt, dem See
zu einem see
der nägel aus der haut treiben --> seine enormen Zähne und die zerfledderte Haut
und allen schlick --> es kommt nach oben, (so die Biologen), um zu sterben, weil es krank ist
begraben will


Saludos
Magic
P.S. Ich werde gleich mal gucken, ob ich den Namen des Tieres finde

Zusatz: Tiefseekragenhai (oder Tiefseekrausenhai)

Niko

Beitragvon Niko » 25.01.2007, 18:47

hooops...ein haufen kommentare!
erstmal, gabriella: ich kenne den bericht über dieses fossil nicht. soetwas hatte ich auch nicht im sinn. es ging mir (eigentlich naheliegend) um das wort. quasi von der formung an.
"schöpfung" ist vielleicht ein nudeliges wort, oft bemüht. das habe ich mir natürlich auch überlegt. aber hier passt es mir ganz genau. drum schere ich mich da nicht drum. in dem wort "schöpfung" liegt halt mehr noch als erschaffen drin. da schwingt erschöpft mit und schöpfen. meist in verbindung mit kraft oder hoffnung. das fand ich hier passend.
klara.......ich verstehe deine verzweiflung, nicht hinein zu finden. aber ich hoffe, es ist ok für dich, wenn ich die zeilen jetzt nicht großartig auseinanderdrösele. dies hier:
der entwurf einer landschaft, vielleicht die worte, die noch nicht rauskommen aus der höhle mund... aber ich rate natürlich nur.
passt ganz genau. vielleicht noch etwas weiter gesponnen, kann man mit worten ja wirklich viel gestalten.....
als müsse man etwas wissen, das ich nicht weiß, um zu verstehen und der autor ist so gemein, dieses wissen nciht weiter zu geben - herrschaftswissen sozusagen ,-)
nenene, klara. so ist das nu auch nicht. wären vorkenntnisse erforderlich gewesen, so hätte ich diese natürlich benannt. wär ja sost mächtig unfair.
ich werde "rausgeschmissen" aus den Bildern, die für mich vorher stimmig waren. Ich habe aber noch nicht genau raus, woran das liegt.
vielleicht liegt es an dem bilderwechsel zum see, leonie. ich weiß, dass die bilder nicht einen bogen spannen. ich wollts einfach mal ausprobieren, verschiedene bilder reinzupacken, die nicht zwingend ineinandergreifen.
mit deinem ersten kommentar liegst du doch garnicht mal so verkehrt, gabriella! das wort ist ja etwas, das wandelt. von daher passt es doch.
höhle, nägel, schöpfung.......ja, perry, ich sehe ein, dass das an die bibel erinnert. aber die hatte ich nicht vordringlich im kopf. vielleicht den satz "am anfang war das wort" ;-)
lieben gruß: Niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 25.01.2007, 19:27

das nennt man wohl "klassische Überinterpretion", na ja
warum gehe ich eigentlich oft nach dem Prinzip vor: warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?
grübende Magic

Max

Beitragvon Max » 25.01.2007, 20:09

Lieber Niko,

ich habe bei diesem Gedicht gelegentlich Probleme damit, dass einige Deiner Worte Bilder aufspannen, dasn andere dann wieder aufzuheben scheinen.

Ein Besipiel

ein unwegsames schweigen
bricht aus gestein


Das Wort unwegsam scheint mir nicht iuns Bild zu passen, denn egal, was ich unter etwas vorstelle, das auch gestein bricht, unwegsam ist es nie, das beziehzt sich doch am ehesten auf Pfade, Gegenden.
Ein anderes Beipsiel ist das Wort "atmosphärisch" in
ein grünes ein wort
weitet sich atmosphärisch
zu einem see


Atmosphöre würde ich gerade in einem See nicht erwarten ... Vielleicht könnte das Gedciht gewinnen, wenn es versucht mit den Bildern sparsamer umzugehen, aber vielleicht habe ich heute auch meinen logischen Tag ;-)


Liebe Grüße
Max

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leonie
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Beitragvon leonie » 25.01.2007, 20:46

Lieber Niko,

genau: "Am Anfang war das Wort", das war die Überschrift unter der ich das gelesen habe. Schöpfung durch das Wort. Die Bilder am Anfang kann ich damit zusammenbringen, aber See, Nägel und Schlick gar nicht mehr.
Wäre gespannt zu erfahren, was für Dich "dahinter" steckt...

Liebe Grüße

leonie

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annette
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Beitragvon annette » 27.01.2007, 13:40

Lieber Niko,

ich möchte zwei Bilder aufgreifen, die schwierig scheinen.

Zum einen die "luftigen Lippen". Ich verstehe das so, dass die Lippen die Pforte sind, durch die Luft herein und heraus geht. Sie formen Luft zu Wort. Sie sind zwar nicht selbst aus Luft, aber ständig mit der Luft beschäftigt. Ihr Tun ist sozusagen ein luftiges. "Luftige Lippen" macht für mich den Gegensatz zu "verschlossenen Höhle" deutlicher - und gefällt mir.

Zum anderen das "unwegsame Schweigen". Das passt für mich sehr gut. Worte und Sprache bahnen Wege, machen die Kommunikation, den Austausch möglich. Wo Schweigen herrscht, ist es schwierig, zueinander zu gelangen - eine schweigsame Gegend ist also unwegsam.

Ich finde die Bilder schlüssig. Das einzige, was mich verwirrt ist die Abfolge an folgender Stelle:

ein unwegsames schweigen
bricht aus gestein
ein grünes ein wort
weitet sich atmosphärisch


Das Wort steht ja dem Schweigen gegenüber. Für mein Verständnis ist das Schweigen zuerst da (statisch), und dann bricht das Wort heraus (aus dem Gestein des Schweigens?). Aber in Deinem Text bricht ja das Schweigen aus dem Gestein, ist also aktiv, dynamisch. Das beißt sich mit meiner Vorstellung.

Ich habe auch überlegt, ob es heißen soll, dass das Schweigen das Wort herausbricht. Das würde für mich besser passen, der Anschluss "weitet sich atmosphärisch" spricht aber dagegen.

Es geht mir ein bisschen schnell: das Schweigen erscheint und gleich darauf schon das Wort.
Nur mal ins Unreine, wie ich die Bezüge besser verstehen würde:

unwegsames schweigen
wird zu gestein daraus
ein grünes wort bricht
sich atmosphärisch weitet


Aber ist es das, was Du sagen wolltest?

Lieber Gruß, annette

Niko

Beitragvon Niko » 27.01.2007, 14:15

hallo annette!
danke für deinen ausführlichen kommentar!
ich hätte statt "aus gestein" auch "aus sich" schreiben können das unwegsame schweigen, das unwegsam bleibt ist wie ein unbeweglicher stein.
was ich meinte: ein unwegsames schweigen bricht aus sich, aus sich gestein ein wort(heraus). dann wäre vielleicht ein absatz hilfreicher? etwa so:
chöpfung

in verschlossener höhle
hinter den luftigen lippen
der entwurf einer landschaft

ein unwegsames schweigen
bricht aus gestein
ein grünes ein wort

(das)weitet sich atmosphärisch
zu einem see
der nägel aus der haut treiben
und allen schlick
begraben will

das athmosphärisch" bin ich versucht ersatzlos zu streichen.
was meinst du? meint ihr?
lieben gruß: Niko

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Beitragvon annette » 27.01.2007, 14:36

Ja, mit dem Absatz passt es für mich!

Was weitet sich dann zu einem See? Das Schweigen, das Wort, oder ist es egal, weil das Wort Teil des Schweigens war und beide zusammengehören?
Wenn Du das "das" setzt (das in Klammer steht), dann ist es auf das Wort bezogen. Das finde ich auch sinnvoll, aber so ein relativischer Anschluss klingt nicht toll. Ohne "das" bleibt der Bezug offen. Vielleicht "es" statt "das"? Schwierig ...

Ich bin auch für das Streichen von "atmosphärisch". Das brauchst Du nicht. Die ganze Szenerie und das "weiten" drückt - glaube ich - schon aus, was Du mit "atmosphärisch" sagen willst.

Gruß, annette

Max

Beitragvon Max » 27.01.2007, 15:16

Lieber Niko,

Du schreibst

das athmosphärisch" bin ich versucht ersatzlos zu streichen.


Ic h denke, cih würrde Dir da zustimmen.

Liebe Grüße
max


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