Auge um Auge

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Last

Beitragvon Last » 17.01.2007, 11:03

Längst schwirren die Sterne wie Fliegen.
Längst fallen die Blätter von den Träumen
und unser Licht strömt durch die Adern.
Dies ist der Tag, der keine Nacht mehr hat.







1. Version:

Längst schwirren die Sterne wie Fliegen.
Längst fallen die Blätter von den Träumen.
Längst strömt unser eigenes Licht
durch tastende Adern.
Dies ist der Tag, der keine Nacht mehr hat.
Zuletzt geändert von Last am 03.02.2007, 11:42, insgesamt 2-mal geändert.

Ramona_L

Beitragvon Ramona_L » 17.01.2007, 17:31

... es gefällt mir, dass die Blätter von den
Träumen fallen.

Es gefällt mir.

Herzlich,
Ramona

pandora

Beitragvon pandora » 17.01.2007, 17:39

hallo last,

"tastende adern" finde ich unglücklich. ich würde versuchen, entweder ein treffenderes attribut zu finden, oder es ganz weglassen: "längst strömt unser licht durch die adern".
das gedicht scheint mir eine art bestandsaufnahme zu sein. der istzustand unserer erde/gesellschaft.

lg
p.

Max

Beitragvon Max » 17.01.2007, 17:45

Lieber Last,

schön Dich wieder hier zu lesen. Ich finde Pandoras Vorschlag (der ja aus Deinen Zeilen 3 und 4 entstanden ist) eine ganz starke Zeile.

Liebe Grüße
max

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leonie
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Beitragvon leonie » 17.01.2007, 17:54

Lieber last,

auch das finde ich wieder einmal einen ganz starken Text von Dir. Ich lese ihn ähnlich wie pandora und ich finde, Du hast wirklich starke und ungewöhnliche Bilder gefunden. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, wie ich den Titel lesen muss...
Wandert auch in die favourites!

Liebe Grüße

leonie

Last

Beitragvon Last » 17.01.2007, 21:02

Hallo zusammen,

dankeschön für eure Kommentare, jeden davon finde ich hilfreich :smile:

3 Stellen ließen mich länger grübeln, der Titel, Zeile 2 und das Adjektiv vor Adern, bezeichnend für den Salon, dass genau diese drei Stellen in der Kritik aufgegriffen werden :daumen:
Zeile 2 erschien mir ein tolles Bild, ich war mir aber über dessen Wirkung nicht bewusst, es könnte ja einfach blöd klingen.
Wo jetzt "tastende" steht standen auch schon einige andere Adjektive, "pulsierende", "trockene", "fristende"... dank Pandoras Idee empfinde ich die Zeilen nun so am schlüssigsten:

Längst schwirren die Sterne wie Fliegen.
Längst fallen die Blätter von den Träumen.
Längst strömt eigenes Licht durch unsere Adern.
Dies ist der Tag, der keine Nacht mehr hat.



Als Titel kam mir auch "ein Letztes" oder die Titellosigkeit in den Sinn. Ohne Überschrift wäre der Geschmack aber fade mit "ein Letztes" hätte ich das Gefühl statt einer Prise Endzeitprophetie apokalyptischen Kitsch verfasst zu haben.
"Auge um Auge" hingegen bezeichnet eine Entwicklung. Ich erlebe darin mehr Charakter :confused:

Ach ja, die von Pandora geprägte Verständnisweise entspricht meiner Intention.

LG
Last

Max

Beitragvon Max » 18.01.2007, 10:22

Lieber Last,
was meinst Du mit

3 Stellen ließen mich länger grübeln, der Titel, Zeile 2 und das Adjektiv vor Adern, bezeichnend für den Salon, dass genau diese drei Stellen in der Kritik aufgegriffen werden daumen


Greifen wir immer den Titel, Zeile 2 und Adjektive vor Adern auf ;-) ?

ASnsonsten: das empfinde ich nun als eines Deiner besten Gedichte.,

Liebe Grüße
max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 20.01.2007, 12:05

Lieber Last,
ein toller Text, da schließe ich ich vorbehaltlos an!
Pandoras Vorschlag Vers 3 generell um sein Ader-attribut zu kürzen stärkt den Text nochmal, würde ich so machen! Auch der von dir dann gestrichene Umbruch gefällt mir (also, dass er dann nicht mehr da ist). Aber Pandoras Zeile empfinde ich stärker in bezug auf die Possessivpronomen, also "längst strömt unser licht durch die adern" wie sie sagt anstatt deiner Variante. Oder, wenn das unseren am Ende wichtig ist: "längst strömt (das) licht durch unsere adern" ?

Was ich als etwas lästig empfinde ist das dritte Mal "Längst...". Das zweite Mal (Vers 2) klingt es magisch als wiederholender Auftakt, das dritte Mal zuviel (weil der Text so kurz ist) in meinen Augen/Ohren. Da aber Vers 3 genauso ein Detail ist wie Vers 1 und 2 kann man das wohl nicht ändern? Außer man zieht Vers 3 zur "Konklusion" in Vers 4 und verbindet die beiden zur Pointe?

Was wäre mit Längst als Titel ;-) (wo ichs doch gerade mokiert habe)---zu banal? Ich finde, der Titel könnte ruhig auf deine Intention verweisen...

Da du pandoras Lesart unterstützt wäre der Text auch unter Lyrik und Kultur gut aufgehoben?

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 20.01.2007, 15:21

Lieber Last,

nun habe ich mich auch zu der von Lisa, und Max gelobten, nach pandoras Vorschlag geänderten Fassung durchgelesen.
Ja, sehr prägnant und wie ich meine jetzt auch rund.
Der letzte Satz nahm mich als Erstes gefangen.
Auch die 3 Zeilenanfänge mit "Längst", sehr gekonnt eingesetzt als Verstärkung, des " Es ist eigentlich für alles zu spät", was aber eine platte Aussage wäre.
Was du intendierst glaub ich genau wie pandora zu lesen.
Die Frage, die ich mir stelle ist, ob es potentiell noch die Möglichkeit der Veränderung (Umkehr) gibt. Ich glaube, auch die wissenschaftliche Meinungen darüber sind indifferent.
Zum Titel, mir drängt sich Längst auch auf... aber wie wäre: Seit langem ?

Liebe Grüße
Gerda

(Bitte poste die aktuelle Version noch oben über die Erstfassung, danke)

Last

Beitragvon Last » 03.02.2007, 11:55

Habe den kurzen Text nach euren Vorschlägen geändert, danke. Der Titel bleibt so bestehen, wie er ist. :)

Gast

Beitragvon Gast » 08.02.2007, 19:06

Gerade habe ich deinen Text noch einmal gelesen.
Wunderbar und wirklich rund nun.
LGG

Klara
Beiträge: 4531
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 08.02.2007, 19:15

Längst schwirren die Sterne wie Fliegen.
Längst fallen die Blätter von den Träumen
und unser Licht strömt durch die Adern.
Dies ist der Tag, der keine Nacht mehr hat.


WOW!
Das ist ja einfach nur...
beneidenswert! ,-)

lg
klara

Max

Beitragvon Max » 08.02.2007, 19:36

Lieber Last,

der Text ist für mich vollaufgelungen.

Liebe Grüße
max

Last

Beitragvon Last » 08.02.2007, 19:36

So, ich bin an einigen Stellen noch eine ausführlichere Rückmeldung schuldig. Dann fange ich hier am besten an :smile:

Max, ihr greift immer die Stellen auf, an denen ich selbst herumdenke. :razz:

Lisa, das dreimla "längst" hat mich auch einige Zeit beschäftigt, dass es in die Urversion gerutscht ist, hat folgenden Grund:
Zu Beginn war das Licht-Adern-Bild an die zweite Stelle gesetzt, da es auch zwei Zeilen lang war, viel die dritte Wiederholung weniger gravierend aus, die Streichung ist dann im Herumgetüftel untergegangen :confused:
In Lyrik und Kultur kann man es auch setzen, nur schreibe ich ja meistens sehr kurze Gedichtchen, weshalb ich mich in der Kurzlyrik zu Hause fühle :smile:

Gerda, die Möglichkeit zur Umkehr, hmm, keine Ahnung ob das möglich ist, prinzipiell gesehen, kann man sich ja immer ändern. Aber ob die Abwägung dieser Möglichkeit in eine reine Bestandsaufnahme passt, da bin ich mir unsicher.

Klara, freut mich sehr, dass es dir so gefällt, dankeschön. :smile:



Zum Titel:
"Auge um Auge" empfinde ich nun nicht mehr nur als das geringste Übel, sondern auch als sehr bezeichnend, schließlich sind die Augen wohl unser wichtiges Sinnesorgan :confused:

LG
Last


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