unternacht
Liebe Pandora,
ein wunderschöner Text. Sehr leise. Und obwohl mir einige Bilder unklar sind, sehr stimmig, besser: voll Stimmung.
Das Grundmotiv ist der Wunsch nach Schnee. Nach Schnee, der alles dämpfte, weicher, verschwiegener machte, der die Worte sanfter fallen ließe, der die Leere füllte. Nach Schnee, der eine konkrete Situtation zwischen dem Ich und einem Du leichter machte.
schönes Bild, auch wenn es sich mir nicht ganz erschließt. Sind die Sterne die glänzenden Momente in der Zeit?
Aber sie sind kalt und leblos. Der Duft steht für sinnliche, direkte Wahrnehmung, die hier nicht möglich ist? Kalt glänzende Sterne in der Zeit. Traurige Erinnerungen?
Die mittlere Zeile finde ich durch die doppelte adverbiale Bestimmung etwas umständlich. Würde es auch so gehen: „auf dem Märchenriesen jagen“?
Einfach nur schön, schwermütig schön! Eventuell "schneite" statt "schneien würde"?
Der Schee federt alles ab, gibt die Möglichkeit, etwas unbedacht Gesagtes zurückzunehmen > tolles Bild!
Das Wasser passt für mich nicht in die Schneelandschaft. Oder ist es das Wasser unter dem gebrochenen Eis?
Das kann ich fühlen.
unternacht > Weil es nachts stattfindet. Aber ich denke auch an „untertage“, also unterirdisch, unter der Oberfläche verborgen.
Dein Text berührt mich sehr - Danke!
Gruß, annette
ein wunderschöner Text. Sehr leise. Und obwohl mir einige Bilder unklar sind, sehr stimmig, besser: voll Stimmung.
Das Grundmotiv ist der Wunsch nach Schnee. Nach Schnee, der alles dämpfte, weicher, verschwiegener machte, der die Worte sanfter fallen ließe, der die Leere füllte. Nach Schnee, der eine konkrete Situtation zwischen dem Ich und einem Du leichter machte.
wie die sterne funkeln
auf dem mauerwerk der zeit!
schönes Bild, auch wenn es sich mir nicht ganz erschließt. Sind die Sterne die glänzenden Momente in der Zeit?
ihr glanz ist kalt.
sie duften nicht.
Aber sie sind kalt und leblos. Der Duft steht für sinnliche, direkte Wahrnehmung, die hier nicht möglich ist? Kalt glänzende Sterne in der Zeit. Traurige Erinnerungen?
das eis
auf dem riesen aus den märchen jagen
bricht.
Die mittlere Zeile finde ich durch die doppelte adverbiale Bestimmung etwas umständlich. Würde es auch so gehen: „auf dem Märchenriesen jagen“?
wenn es doch schneien würde!
eine bürde fiele dann von meinen schultern
und ich wäre eins.
Einfach nur schön, schwermütig schön! Eventuell "schneite" statt "schneien würde"?
unbedachte worte
sänken in den ersten schnee.
zu mir zurück
nähm’ ich sie dann ...
Der Schee federt alles ab, gibt die Möglichkeit, etwas unbedacht Gesagtes zurückzunehmen > tolles Bild!
gleiten ließ’ ich sie
in stille dunkle wasser.
Das Wasser passt für mich nicht in die Schneelandschaft. Oder ist es das Wasser unter dem gebrochenen Eis?
zwischen uns wär' dann
kein schweigen.
nur winternacht.
Das kann ich fühlen.
wenn es doch schneien würde!
eine bürde fiele mir dann von den schultern
und ich wäre eins.
unternacht > Weil es nachts stattfindet. Aber ich denke auch an „untertage“, also unterirdisch, unter der Oberfläche verborgen.
Dein Text berührt mich sehr - Danke!
Gruß, annette
Liebe Frau Pandora,
da haben Sie sich wieder ein schönes Gedicht aus den Rippen geschnitten. Ich sollte es mir zur Gewohnheit machen, meine Postings hinter die von Annette zu setzen. Dann spare ich mir nämlich die Schreibarbeit.
Einzig die Riesenzeile finde ich nämlich ein wenig umständlich. Ansonsten ist fast alles schon gesagt. An anderer Stelle schrieb ich ja bereits, dass mir die Hilfsform mit "würde" keine Probleme bereitet, wenn die angemessene Konjunktiv-Form dem Präteritum im Indikativ entspricht.
Es grüßt hochachtungsvoll
Paul Ost
da haben Sie sich wieder ein schönes Gedicht aus den Rippen geschnitten. Ich sollte es mir zur Gewohnheit machen, meine Postings hinter die von Annette zu setzen. Dann spare ich mir nämlich die Schreibarbeit.

Einzig die Riesenzeile finde ich nämlich ein wenig umständlich. Ansonsten ist fast alles schon gesagt. An anderer Stelle schrieb ich ja bereits, dass mir die Hilfsform mit "würde" keine Probleme bereitet, wenn die angemessene Konjunktiv-Form dem Präteritum im Indikativ entspricht.
Es grüßt hochachtungsvoll
Paul Ost
liebe annette,
ich danke dir für deine detallierte auseinandersetzung mit dem text.
ich weiß, dass die zweite strophe ein wenig den lesefluss hemmt. deine version würde das ändern, aber den zeilen auch ihre doppeldeutigkeit nehmen. (1. die märchenriesen jagen auf dem eis 2. die riesen verlassen die märchen)ich werde mir das in ruhe überlegen.
"unternächte" sind die nächte zwischen dem 25. dez und dem 6. jan, also die letzten nächte des alten und die ersten des neuen jahres. in der gegend, wo ich lebe (und auch dort, wo meine vorfahren herstammen), gab (und gibt!) es spezielle "verhaltensregeln" für diese zeit, in der geister ihr unwesen treiben. meine großmutter mütterlicherseits hat in dieser zeit beispielsweise nie wäsche gewaschen, um zu verhindern, dass sich das böse in der trocknenden wäsche fängt. auch die träume dieser nächte haben eine spezielle bedeutung.
lieber herr paul,
aus einer rippe wurde in einer art UR-OP adams gefährtin gebastelt.
aber gedichte? ich glaube, die bestehen aus einer anderen substanz.
danke für die zeile.
p.
ich danke dir für deine detallierte auseinandersetzung mit dem text.
ich weiß, dass die zweite strophe ein wenig den lesefluss hemmt. deine version würde das ändern, aber den zeilen auch ihre doppeldeutigkeit nehmen. (1. die märchenriesen jagen auf dem eis 2. die riesen verlassen die märchen)ich werde mir das in ruhe überlegen.
"unternächte" sind die nächte zwischen dem 25. dez und dem 6. jan, also die letzten nächte des alten und die ersten des neuen jahres. in der gegend, wo ich lebe (und auch dort, wo meine vorfahren herstammen), gab (und gibt!) es spezielle "verhaltensregeln" für diese zeit, in der geister ihr unwesen treiben. meine großmutter mütterlicherseits hat in dieser zeit beispielsweise nie wäsche gewaschen, um zu verhindern, dass sich das böse in der trocknenden wäsche fängt. auch die träume dieser nächte haben eine spezielle bedeutung.
lieber herr paul,
aus einer rippe wurde in einer art UR-OP adams gefährtin gebastelt.
aber gedichte? ich glaube, die bestehen aus einer anderen substanz.

danke für die zeile.
p.
liebe pandora,
gefällt mir sehr gut!
mit dem anfang verhake ich mich auch etwas, deshalb mein spontaner einfall:
wie die sterne funkeln
auf dem mauerwerk der zeiten
ihr glanz ist kalt
sie duften nicht
das eis auf dem riesen
aus den märchen
jagen bricht
.............
oder:
das eis auf dem riesen
aus dem märchenjagen
bricht
......................
natürlich kenne ich deinen hintergrund nicht, aber so würde ich es halt besser verstehen.
mit liebem gruss
moshe
gefällt mir sehr gut!
mit dem anfang verhake ich mich auch etwas, deshalb mein spontaner einfall:
wie die sterne funkeln
auf dem mauerwerk der zeiten
ihr glanz ist kalt
sie duften nicht
das eis auf dem riesen
aus den märchen
jagen bricht
.............
oder:
das eis auf dem riesen
aus dem märchenjagen
bricht
......................
natürlich kenne ich deinen hintergrund nicht, aber so würde ich es halt besser verstehen.
mit liebem gruss
moshe
Liebe pandora,
mir gefällt das Gedicht auch sehr. Ich plädierte auch für "wenn es doch schneite", das ist für mich durch das "wenn" gut als Konjunktiv erkennbar und ich finde es sooooo viel poetischer. Aber vermutlich willst Du zitieren...
Ich war der festen Überzeugung, der "Refrain" wäre ursprünglich dreimal und dann immer gleichlautend da gewesen. Auf jeden Fall finde ich es so besser.
Ich überlege, ob etwas dagegen spricht, die lange Zeile so zu lösen:
das eis bricht
auf dem riesen
aus den märchen jagen.
Dann wären Subjekt und Prädikat näher beieinander und das würde der Verständlichkeit dienen.
"Unternächte" kannte ich auch noch nicht und ich war ziemlich erstaunt über das, was Du davon erzählst. (Ich habe in dieser Zeit ziemlich viel Wäsche aufgehängt....)
Auf jeden Fall ein schönes Pandora-Gedicht!
Liebe Grüße
leonie
mir gefällt das Gedicht auch sehr. Ich plädierte auch für "wenn es doch schneite", das ist für mich durch das "wenn" gut als Konjunktiv erkennbar und ich finde es sooooo viel poetischer. Aber vermutlich willst Du zitieren...
Ich war der festen Überzeugung, der "Refrain" wäre ursprünglich dreimal und dann immer gleichlautend da gewesen. Auf jeden Fall finde ich es so besser.
Ich überlege, ob etwas dagegen spricht, die lange Zeile so zu lösen:
das eis bricht
auf dem riesen
aus den märchen jagen.
Dann wären Subjekt und Prädikat näher beieinander und das würde der Verständlichkeit dienen.
"Unternächte" kannte ich auch noch nicht und ich war ziemlich erstaunt über das, was Du davon erzählst. (Ich habe in dieser Zeit ziemlich viel Wäsche aufgehängt....)
Auf jeden Fall ein schönes Pandora-Gedicht!
Liebe Grüße
leonie
pandora hat geschrieben:ich weiß, dass die zweite strophe ein wenig den lesefluss hemmt. deine version würde das ändern, aber den zeilen auch ihre doppeldeutigkeit nehmen.
Ja, dachte ich mir. Aber genau genommen sind sie ja schon aus der Märchenwelt in die des Ich gewechselt, wenn es sie sehen kann.
pandora hat geschrieben:"unternächte" sind die nächte zwischen dem 25. dez und dem 6. jan, also die letzten nächte des alten und die ersten des neuen jahres. in der gegend, wo ich lebe (und auch dort, wo meine vorfahren herstammen), gab (und gibt!) es spezielle "verhaltensregeln" für diese zeit, in der geister ihr unwesen treiben.
Oh, dann ist es eine andere Bezeichnung für die Zeit, die ich im Text Rauhe Nächte beschreibe: die 12 Nächte zwischen den Jahren, zwischen Sonnen- und Mondjahr (anderorts vom 21.12. bis 02.01.). Wäsche waschen ist u.a. auch tabu.
Damit verstehe ich auch das Jagen der Riesen besser: In der nordischen Mythologie gibt es in diesen Nächten die „Wilde Jagd“, in der die Ahnen als Geister die Menschen heimsuchen.
Mit der Erklärung gefällt der Text mir sogar noch besser! *lach*
Gruß, annette
Liebe pandora,
das habe ich ja durch den Urlaub ganz überlesen - . Natürlich gefällt es mir (wie sehr schraub ich jetzt mal zurück, ich arbeite ja an meinen Superlativen). Aber dieses Thema unternacht/Rauhe Nächste scheint wirklich ein Bild entlang man berührend erzählen kann. Das "zwischen", "noch nicht" oder "vielleicht wieder" ist durch die jahreszeit magisch aufgeladen und macht die innere Empfindung vorzeigbar.
Als gekonnt empfinde ich auch das Aufgreifen von
eine Wiederholung, die für mich natürlich ist, es gehört für mich ganz genau so und erst am Ende mit nochmaligen Lesen habe ich das Gefühl, dass man die Zeilen in ihrer Einfachheit nah an sich herankommen lässt.
Strophe finde ich mit der von dir dargelegten Doppeldeutigkeit als sehr stimmig, wie esmir selten bei Doppeldeutigkeiten geht. Aber hier greift die eine in die andere und die beiden haben auch noch inhaltlich und in Bezug auf die Stimmung miteinander zu tun. Daher finde ich, sie ist die "lesemühe" wert, das Entdecken entschädigt einen ja auch. Ich mag sie, wie sie ist.
Zur Tradition: Aber dem schneien hast du ganz allein seine Bedeutung zugeschrieben, oder? (Annette hat so schön beschrieben, wie ich das Bild auch lese)
Liebe Grüße,
Lisa
das habe ich ja durch den Urlaub ganz überlesen - . Natürlich gefällt es mir (wie sehr schraub ich jetzt mal zurück, ich arbeite ja an meinen Superlativen). Aber dieses Thema unternacht/Rauhe Nächste scheint wirklich ein Bild entlang man berührend erzählen kann. Das "zwischen", "noch nicht" oder "vielleicht wieder" ist durch die jahreszeit magisch aufgeladen und macht die innere Empfindung vorzeigbar.
Als gekonnt empfinde ich auch das Aufgreifen von
wenn es doch schneien würde!
eine bürde fiele dann von meinen schultern
und ich wäre eins.
eine Wiederholung, die für mich natürlich ist, es gehört für mich ganz genau so und erst am Ende mit nochmaligen Lesen habe ich das Gefühl, dass man die Zeilen in ihrer Einfachheit nah an sich herankommen lässt.
Strophe finde ich mit der von dir dargelegten Doppeldeutigkeit als sehr stimmig, wie esmir selten bei Doppeldeutigkeiten geht. Aber hier greift die eine in die andere und die beiden haben auch noch inhaltlich und in Bezug auf die Stimmung miteinander zu tun. Daher finde ich, sie ist die "lesemühe" wert, das Entdecken entschädigt einen ja auch. Ich mag sie, wie sie ist.
Zur Tradition: Aber dem schneien hast du ganz allein seine Bedeutung zugeschrieben, oder? (Annette hat so schön beschrieben, wie ich das Bild auch lese)
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Liebe Pandora,
das finde ich wieder einmal ein echtes Peh-Gedicht, sehr dicht mit sehr starken Bildern. Ohne die obigen Kommentare alle gelesen zu haben, sind dies meine Eindrücke.
Da habe ich überlegt, ob die Sterne auf dem Mauerwerk funkeln oder am - ob ich es mir wie am Sternenhimmel vorstellen soll ...
Finde ich eine sehr starke Beobachtung, die gerade mit der vorhergehenden Zeile wirkt.
finde ich ein Bild, das treffender nicht sein könnte.
Die erste Zeile habt Ihr beide, Paul und Du, voneinander entliehen, oder?
Das klingt sehr gut. Trotzdem verweile ich etwas bei dem Gedanken, ob sich etwas ändern würde, wenn der Schnen nicht der erste wäre .. ja vielleicht schon, man hätte dann vielleicht eher ein "matschiges" Bild vor Augen ...
Ich finde, dass das Bild des dunklen Wassers das Schneebild zum einen wieder aufgreift, zum anderen aber negiert und trotzdem stärkt .. seltsam, aber gut!
Das hingegen fand ich irgendwie widersrpüchlich, die Worte sind ja gerade (in der Fiktion) verschwunden ...
Ja, das ist schön.
Liebe Grüße
max
das finde ich wieder einmal ein echtes Peh-Gedicht, sehr dicht mit sehr starken Bildern. Ohne die obigen Kommentare alle gelesen zu haben, sind dies meine Eindrücke.
wie die sterne funkeln
auf dem mauerwerk der zeit!
Da habe ich überlegt, ob die Sterne auf dem Mauerwerk funkeln oder am - ob ich es mir wie am Sternenhimmel vorstellen soll ...
ihr glanz ist kalt.
sie duften nicht.
Finde ich eine sehr starke Beobachtung, die gerade mit der vorhergehenden Zeile wirkt.
das eis
auf dem riesen aus den märchen jagen
bricht.
finde ich ein Bild, das treffender nicht sein könnte.
wenn es doch schneien würde!
eine bürde fiele dann von meinen schultern
und ich wäre eins.
Die erste Zeile habt Ihr beide, Paul und Du, voneinander entliehen, oder?
unbedachte worte
sänken in den ersten schnee.
Das klingt sehr gut. Trotzdem verweile ich etwas bei dem Gedanken, ob sich etwas ändern würde, wenn der Schnen nicht der erste wäre .. ja vielleicht schon, man hätte dann vielleicht eher ein "matschiges" Bild vor Augen ...
zu mir zurück
nähm’ ich sie dann ...
gleiten ließ’ ich sie
in stille dunkle wasser.
Ich finde, dass das Bild des dunklen Wassers das Schneebild zum einen wieder aufgreift, zum anderen aber negiert und trotzdem stärkt .. seltsam, aber gut!
zwischen uns wär' dann
kein schweigen.
Das hingegen fand ich irgendwie widersrpüchlich, die Worte sind ja gerade (in der Fiktion) verschwunden ...
wenn es doch schneien würde!
eine bürde fiele mir dann von den schultern
und ich wäre eins.
Ja, das ist schön.
Liebe Grüße
max
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