ein tropfen fällt ins wasser

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.01.2007, 00:26

2. Fassung

ein tropfen fällt ins wasser
kreise ziehen ihre bahnen
gemächlich
friedlich
bis sie brechen
ihr rund verlieren
auseinanderfallen

chaos

mein leben
eckig
unruhegetrieben
feindlich
ohne halt

war es der wassertropfen?




1. Fassung

ein tropfen fällt ins wasser
kreise ziehen ihre bahnen
gemächlich
friedlich
bis sie brechen
ihr rund verlieren
auseinanderfallen
chaos
mein leben
eckig
unruhegetrieben
feindlich
ohne halt
war es der wassertropfen?

© G.M.C.
03.01.2007
Zuletzt geändert von Mucki am 07.01.2007, 01:05, insgesamt 1-mal geändert.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 06.01.2007, 23:39

Lieber Herby,

du meinst, so?

ein tropfen fällt ins wasser
kreise ziehen ihre bahnen
gemächlich
friedlich
bis sie brechen
ihr rund verlieren
auseinanderfallen
chaos
mein leben
eckig
unruhegetrieben
feindlich
ohne halt

war es der wassertropfen?


Dann müsste ich jedoch m.E. im Text noch einen Umbruch machen, das sieht sonst merkwürdig aus.

Vielleicht so (ich möchte ja, dass das Wort "Chaos" sich auf oben und unten bezieht):


ein tropfen fällt ins wasser
kreise ziehen ihre bahnen
gemächlich
friedlich
bis sie brechen
ihr rund verlieren
auseinanderfallen

chaos

mein leben
eckig
unruhegetrieben
feindlich
ohne halt

war es der wassertropfen?


Was meinst du dazu?
Saludos
Magic

Herby

Beitragvon Herby » 07.01.2007, 00:56

Liebe Gabriella,

ja, Du hast Recht. Ich hatte mich zu sehr mit dem letzten Vers beschäftigt und darüber das „Chaos“ vergessen. ;-) Gerade, da sich dieser Begriff auf beide Teile beziehen soll, fände ich es gut, wenn er ebenfalls durch einen Umbruch betont würde. Die letzte Version zwingt, wie ich finde, zu genauerem Lesen, lässt mehr Raum zum Innehalten und Nachdenken und unterstützt stärker die Aussage Deines Textes.

Spätnächtliche Grüße und einen schönen Sonntag!
Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.01.2007, 01:03

Lieber Herby,

okay, dann werde ich es so setzen. Das kann ich nachvollziehen. Danke dir,-)
Saludos
Magic

Peter

Beitragvon Peter » 07.01.2007, 02:20

Hallo Magic,

ich fragte mich nach dem Lesen deines Gedichts, wo, oder was, welcher Tropfen das ist, der hier fällt. An eine Natur, obwohl eine Beschreibung eines natürlichen Vorgangs deinem G. zugrunde liegt, kann ich nicht glauben. Und da flüsterte mir mein inneres Dunkel zu: Es sei ein Tropfen, der nicht in einen See, sondern, und nicht in der Natur, sondern in einem Zimmer fällt: er sei Psychologie, und der wirkliche innere Grund des Gedichtes gliche einem: Rohrschach-Test (schreibt man das so?).

Was meine ich damit (oder was meinte mein Dunkel)?

Es, oder ich, wir - wir meinen, die liebe Magic, die wir ja sehr mögen, sollte einer gewissen Figürlichkeit bald endlich entfliehen, die ist: von Dingen zu sprechen, die nur sie selbst erkennt. Sie sieht die berühmten Schmetterlinge des Rohrschachtestes an, und sie sagt: Das ist ein Tropfen, und der Leser sagt: wo?

Aber der Leser darf nicht fragen, weil die liebe Magic ganz unbedingt hier einen Tropfen sehen muss, weil er ihr hilft - denn sie braucht die Worte, sie braucht die Worte, und wenn wir, wir nichts verstehen, oder ich und mein Dunkel, haben wir doch eben dieses zu respektieren.

Es scheint eine Art Psychologie... aber weiter auch ein Anfang von Sprache.

Beginnt Sprache so? Der Mensch vielleicht beginnt so.

Oder endet er so?

Er zieht die Dinge in sein Dunkel.

Er sieht, und verwirft.

Die Erscheinung der Dinge wird ihm zum Weh; er wehrt sich.

Er sieht das Beispiel.

Aber kehrt das Beispiel zurück, nach dort, wo
wir sahen ohne dass
das Beispiel war...?

---


Liebe Grüße
Peter

Mucki
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Beitragvon Mucki » 07.01.2007, 16:05

Hallo Peter,

ich habe deinen faszinierenden und sehr tiefgehenden Kommentar sehr gerne gelesen. Du sprichst ein paar elementare, wichtige Punkte an.

(Ja, es heißt Rohrschach-Text, ist aber bekannter unter dem Namen "Tintenklecks-Test" oder "Tintenklecks-Assioziationen", durch welche die unbewussten Motive eines Menschen, u.a. erkannt werden sollen.)

wo, oder was, welcher Tropfen das ist, der hier fällt. An eine Natur, obwohl eine Beschreibung eines natürlichen Vorgangs deinem G. zugrunde liegt, kann ich nicht glauben. Und da flüsterte mir mein inneres Dunkel zu: Es sei ein Tropfen, der nicht in einen See, sondern, und nicht in der Natur, sondern in einem Zimmer fällt: er sei Psychologie, und der wirkliche innere Grund des Gedichtes gliche einem: Rohrschach-Test (schreibt man das so?).


Ja, das ist die zentrale Frage! Wer oder was ist dieser Tropfen? Keine Naturbeschreibung, das siehst du richtig, aber auch kein Zimmer, jedoch ein Raum, eine Art "Meta-Raum", wenn man das so nennen kann.

Aber der Leser darf nicht fragen, weil die liebe Magic ganz unbedingt hier einen Tropfen sehen muss, weil er ihr hilft - denn sie braucht die Worte, sie braucht die Worte, und wenn wir, wir nichts verstehen, oder ich und mein Dunkel, haben wir doch eben dieses zu respektieren.


Stimmt. Ich brauche diesen "Tropfen" unbedingt. Er ist hell und dunkel zugleich. Und richtig: ich erkläre diesen Tropfen nicht, weil ich dadurch das Metaphysiche seines Seins zerstören würde.

Es scheint eine Art Psychologie... aber weiter auch ein Anfang von Sprache.
Beginnt Sprache so? Der Mensch vielleicht beginnt so.
Oder endet er so?
Er zieht die Dinge in sein Dunkel.
Er sieht, und verwirft.
Die Erscheinung der Dinge wird ihm zum Weh; er wehrt sich.
Er sieht das Beispiel.
Aber kehrt das Beispiel zurück, nach dort, wo
wir sahen ohne dass
das Beispiel war...?


Du hast es erfasst, lieber Peter. All dies tut der Tropfen. Dieser Tropfen ist Anfang und Ende, schürt das Chaos, lässt alles zerbrechen und fügt es auch wieder zusammen. Es ist "der" Tropfen, losgelöst vom Dinglichen, er steht da drüber, es schöpft und zerstört, um wieder zu erschaffen. Es ist ein "magischer" Tropfen.
Saludos
Magic


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