Schwindel

Last

Beitragvon Last » 03.12.2006, 11:18

Ich träumte von durstigem Feuer
und gefrorener Asche,
vom Flug des Phönix
über die Landschaft
hoch über mir.

Am nächsten Tag verklang
langsam der Gedanke:
Der Himmel könnte ein Boden sein.

Louisa

Beitragvon Louisa » 05.12.2006, 21:50

Hallo Last!

Die ersten zwei Zeilen sind wundervoll!

Es heißt ja Schwindel und ich verstehe dann im Folgenden nicht, weshalb der Phönix fliegt. Ist es nicht natürlich, dass er fliegt? Meinst Du, weil die Asche gefroren ist?

Eigentlich wäre es für mich geschwindelt, wenn seine Flügel immer abfallen würden, bevor er zum Flug ansetzt oder etwas Ähnliches...

Braucht es diese beiden Zeilen: (Wofür?)

Am nächsten Tag verklang
langsam der Gedanke:


Den Schlusssatz finde ich perfekt :blumen: !

(-Oh, man darf "perfekt" nicht sagen :smile: ...)
l.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 05.12.2006, 23:25

Hallo Last,

dein Gedicht hat etwas Mystisches, schön!
Der Titel lenkt mich auch ab, finde den Bezug nicht zum Gedicht.
Hier:

über die Landschaft
hoch über mir.


würde ich das "über die Landschaft" streichen. "Hoch über mir" reicht m.E. aus.
Saludos
Magic

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annette
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Beitragvon annette » 06.12.2006, 11:30

Hallo Last,

auch mich sprechen gleich die ersten beiden Zeilen sehr an.
Über die Verse 4 und 5 und das doppelte "über" bin ich zunächst ins Stocken geraten. Der Phönix über der Landschaft und über mir - oder ist die Landschaft hoch über mir? Mit der letzten Zeile des Textes scheinen sich "über" und "unter" ja zu verkehren.

Mit der letzten Zeile im Kopf stelle ich mir etwa einen Winterhimmel vor, der aussieht wie Feuer, Asche und Frost. Für den Phönix, der ja als mythologisches Wesen nicht "von dieser Welt ist", ist der Himmel vielleicht Boden. Er fliegt "über" der Himmelslandschaft und gleichzeitig "über" dem lyrischen Ich.
Wenn Du dieses Bild ausdrücken wolltest, würde ich die Doppelung des "über" unbedingt stehen lassen.

Noch eine Frage zu

Am nächsten Tag verklang
langsam der Gedanke:


Verklang der Gedanke? - Also: klang er aus, verschwand er? Oder klang er noch immer im lyrischen Ich nach?
"Verklingen" würde gut beschreiben, was mit Träumen am folgenden Tag geschieht: Sie werden immer leiser und dünner, bis sie fort sind. Wenn das gemeint ist, würde ich nicht "nächsten Tag" sagen, sondern eher "im Laufe des Tages" oder einfach nur "am Tag".
Klanglich gefallen mir die Zeilen sehr wegen der Assonanz.

Schönes Traumbild.
Gruß, annette

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.12.2006, 23:10

Lieber Last!

Dein Gedicht begeistert mich, weil du etwas aussprichst, was ich schon sehr lange denke: Der Boden könnte der Himmel sein.

Der Boden ist erstens der Himmel, sodann liegt es an uns ihn dazu zu machen, nur an uns und niemanden Anderem.

Ich finde es immer sehr merkwürdig, dass dies nicht gesehen wird.

Mit einem Wort zu deinem Gedicht: Klasse!!!

Moshe

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 31.12.2006, 16:09

Lieber Last,
mir gefällt die Schlusswendung am besten (darauf ist wohl auch der wortspielerische Titel bezogen: Der Schwindel des Phoenix ist nur ein Schwindel ;-), zumindest vielleicht). Das gefroren hat mich allerdings auch irritiert - du meinst wahrscheinlich im Sinne von ausgekühlt/erloschen...- dafür finde ich aber gefroren noch nicht geeignet genug, da es aus dem Bilderkontext fällt. Oder die andere Alternatice: Winterassoziationen ausbauen, dem "gefrorene" einen Rahmen geben, also ausbauen.

Ansonsten schließe ich mich annette an: Schönes Traumbild

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.


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