Die längste Nacht durchwacht,
wo der Pfad sich verzweigt,
warte ich auf den Morgen,
dass die Sonne auch mich wendet.
Im neuen Licht lese ich
die Maserung meines Lebens.
Wische mir den Kuss von der Wange
und streife die Blicke ab.
Nehme nicht mehr den Weg
an geknickten Blumen entlang.
Schenke dem Wind Flügel
und singe das Meer in den Schlaf.
Alte Fassung:
Mein Schicksal geschultert durchwache ich
die längste Nacht.
Warte auf den Morgen,
dass die Sonne auch mich wendet.
Im neuen Licht lese ich
die Maserung meines Lebens.
Wisch mir den Kuss von der Wange,
Und streife die Blicke ab.
Nehme nicht mehr den Weg
an geknickten Blumen entlang.
Schenke dem Wind Flügel
und singe das Meer in den Schlaf.
Mittwintermorgen
Hallo Annette,
ich mag dein Gedicht. Es enthält sehr ausdrucksstarke Bilder und eine Entwicklung in der Stimmung des LIs, die man gut miterlebt.
Ich würde allerdings entweder alles klein schreiben oder konsequent groß und klein schreiben. Nach einem Komma groß weiterzuschreiben, sieht nicht so gut aus.
LG
Magic
ich mag dein Gedicht. Es enthält sehr ausdrucksstarke Bilder und eine Entwicklung in der Stimmung des LIs, die man gut miterlebt.
Ich würde allerdings entweder alles klein schreiben oder konsequent groß und klein schreiben. Nach einem Komma groß weiterzuschreiben, sieht nicht so gut aus.
LG
Magic
Liebe Annette,
ich hoffe du nimmst es mir nicht übel (übrigens habe ich keine Ahnung von Gedichten und kann auch keine schreiben, ich sehe nur so vor mich hin), aber wenn ich trotzdem sagen darf: also ich finde den Ton deines Gedichtes zu konventionell, er schreitet, für mich, in der Vergangenheit, da werden nochmal die alten Stoffe hervorgeholt und wird nochmal ein bekanntes Bündel geschnürt, das weich klingt, weich (fällt), aber auch dumpf.
Andererseits denke ich mir, dass die Dichterin hier für sie bekannte Worte/ Orte wiederholt. Sie spricht nochmal vom Kuss/ den Wangen / den Blicken... vielleicht um sich zu erinnern, um ihren Ort wiederzufinden, um von dort wieder vorwärts, in neue Worte, zu gehen.
Ins neue Licht...
die Wende zu finden...
Nanu?
Ach so.
...Liebe Grüße,
Peter
ich hoffe du nimmst es mir nicht übel (übrigens habe ich keine Ahnung von Gedichten und kann auch keine schreiben, ich sehe nur so vor mich hin), aber wenn ich trotzdem sagen darf: also ich finde den Ton deines Gedichtes zu konventionell, er schreitet, für mich, in der Vergangenheit, da werden nochmal die alten Stoffe hervorgeholt und wird nochmal ein bekanntes Bündel geschnürt, das weich klingt, weich (fällt), aber auch dumpf.
Andererseits denke ich mir, dass die Dichterin hier für sie bekannte Worte/ Orte wiederholt. Sie spricht nochmal vom Kuss/ den Wangen / den Blicken... vielleicht um sich zu erinnern, um ihren Ort wiederzufinden, um von dort wieder vorwärts, in neue Worte, zu gehen.
Ins neue Licht...
die Wende zu finden...
Nanu?
Ach so.
...Liebe Grüße,
Peter
Liebe Annette,
was ich an diesem Text total toll finde, sind die Verse 3-8. "Dass die Sonne auch mich wendet", die Maserung des Lebens, der abgewischte Kuss, die abgestreiften Blicke. das fiinde ich in diesem Kontext starke ungewöhnlich Bilder.
Etwas schwer tue ich mich mit dem "geschulterten Schicksal", es ist mir zuviel des Guten. Mir würde reichen: "Ich durchwache die längste Nacht".
Die dritte Strophe bleibt mir zu blass und allgemein nach der starken zweiten.
Aber: sehr, sehr gern gelesen! Und die Kritik nur, weil ich glaube, es kann noch stärker werden als es schon ist. Deine Gedichte sind ein Gedicht, finde ich!
Liebe Grüße
leonie
was ich an diesem Text total toll finde, sind die Verse 3-8. "Dass die Sonne auch mich wendet", die Maserung des Lebens, der abgewischte Kuss, die abgestreiften Blicke. das fiinde ich in diesem Kontext starke ungewöhnlich Bilder.
Etwas schwer tue ich mich mit dem "geschulterten Schicksal", es ist mir zuviel des Guten. Mir würde reichen: "Ich durchwache die längste Nacht".
Die dritte Strophe bleibt mir zu blass und allgemein nach der starken zweiten.
Aber: sehr, sehr gern gelesen! Und die Kritik nur, weil ich glaube, es kann noch stärker werden als es schon ist. Deine Gedichte sind ein Gedicht, finde ich!
Liebe Grüße
leonie
Liebe annette,
annette, ich (darf ichs einfahc mal sagen) finds so toll, dass du hierher gefunden hast
. ich les dich gern (also soll heißen auch in den Kritiken) und dein neuer Text macht mir immer noch Lust auf mehr
.
Was ich besonders mag: Du verwendest die Sprache nicht angelernt, deine Bilder sind wach und ganz von dir, das mag ich sehr! (ich glaub, das ist mit das schwerste, was es zu erreichen gilt)...
In der konkreten Kritik schließe ich mich leonie an...sie hat das gut herausgelesen finde ich...
ihren Vorschlag zu Vers eins unterstütze ich sehr, das geschulterte Schicksal braucht man bei diesem Text nicht erwähnen.
Ich durchwache die längste Nacht (und)(oder: Ich durchwache die längste aller Nächte (und))
warte auf den Morgen, <---wäre für klein
dass die Sonne auch mich wendet. <---!! (und noch mehr: !!! <---so gelungen find ich das, ein nicht nur ausdrucksstarkes Bild, sondern auch ein schlichtes...einfach toll (!!
)
Im neuen Licht lese ich
die Maserung meines Lebens.
Wisch mir den Kuss von der Wange,
und streife die Blicke ab.<--klein?
Nehme nicht mehr den Weg
an geknickten Blumen entlang.
(die letzten beiden Verse (Meer/Wind) wären (auch) für mich zu entbehren, gerade weil ich den Weg entlang der geknickten Blumen ein tolles Bild finde, für das Vorhaben des lyr. Ichs, ihm nicht mehr zu folgen...)
Bei Kommata bist du auch etwas uneinheitlich und bei den Kürzungen auch, ich würde entweder immer kürzen ala wische zu wisch (dann auch nehm, streif etc...) oder gar nicht kürzen.
Puh, das klingt nun so, als hätte ich jede Menge zu meckern, ist aber nicht so. Ich habe es auch serh sehr gerne gelesen....
Liebe Grüße,
Lisa
PS: Ist das ein neues Gedicht (falls nicht, wenn es ein neues gibt, verrätst du es dann? ich wär so neugierig, ob es klappt @inspiration)
annette, ich (darf ichs einfahc mal sagen) finds so toll, dass du hierher gefunden hast


Was ich besonders mag: Du verwendest die Sprache nicht angelernt, deine Bilder sind wach und ganz von dir, das mag ich sehr! (ich glaub, das ist mit das schwerste, was es zu erreichen gilt)...
In der konkreten Kritik schließe ich mich leonie an...sie hat das gut herausgelesen finde ich...
ihren Vorschlag zu Vers eins unterstütze ich sehr, das geschulterte Schicksal braucht man bei diesem Text nicht erwähnen.
Ich durchwache die längste Nacht (und)(oder: Ich durchwache die längste aller Nächte (und))
warte auf den Morgen, <---wäre für klein
dass die Sonne auch mich wendet. <---!! (und noch mehr: !!! <---so gelungen find ich das, ein nicht nur ausdrucksstarkes Bild, sondern auch ein schlichtes...einfach toll (!!
.gif)
Im neuen Licht lese ich
die Maserung meines Lebens.
Wisch mir den Kuss von der Wange,
und streife die Blicke ab.<--klein?
Nehme nicht mehr den Weg
an geknickten Blumen entlang.
(die letzten beiden Verse (Meer/Wind) wären (auch) für mich zu entbehren, gerade weil ich den Weg entlang der geknickten Blumen ein tolles Bild finde, für das Vorhaben des lyr. Ichs, ihm nicht mehr zu folgen...)
Bei Kommata bist du auch etwas uneinheitlich und bei den Kürzungen auch, ich würde entweder immer kürzen ala wische zu wisch (dann auch nehm, streif etc...) oder gar nicht kürzen.
Puh, das klingt nun so, als hätte ich jede Menge zu meckern, ist aber nicht so. Ich habe es auch serh sehr gerne gelesen....
Liebe Grüße,
Lisa
PS: Ist das ein neues Gedicht (falls nicht, wenn es ein neues gibt, verrätst du es dann? ich wär so neugierig, ob es klappt @inspiration)
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Magic, Peter, leonie und Lisa: Habt Dank für Eure Kommentare.
Natürlich habt Ihr alle recht mit der Großschreibung in Vers 8. Das war ein Versehen, wird für die zweite Version geändert.
@Peter: Ich nehme Dir Deinen Kommentar ganz und gar nicht übel, muss aber ein bisschen nachfragen.
Du sagst, der Ton des Gedichtes sei konventionell, sprichst im gleichen Atemzug von alten Stoffen, einem bekannten Bündel. Also sind sowohl Inhalt als auch Form in Deinen Augen – um es mal deutlich zu sagen - abgedroschen? Die Situation ist sicher nicht originell: Eine Wende im Leben, etwas Neues beginnt. Die Bilder halte ich hingegen für eigenständig, aber vielleicht sind sie Dir geläufiger?
Was mich verwirrt, ist Deine Beobachtung, dass "die Dichterin hier für sie bekannte Worte/ Orte wiederholt“.
Ich schreibe gerade noch an einem anderen Text, in dem das lyrische Ich tatsächlich altbekannte Orte aufsucht. Als ich Deinen Kommentar las, hab ich erstmal nachgesehen, ob ich nicht aus Versehen den falschen Text eingestellt habe
. (Hatte ich aber nicht.)
Du schreibst hier etwas über „die Dichterin“, also mich und nicht über das lyrische Ich. Woher weißt Du, dass die Worte/Orte mir bekannt sind?
Ich nehme an, dass Du Dich mit dem Kommentar auch auf meinen Vorstellungstext beziehst, in dem ich ja ankündige, dass ich neue Worte finden möchte. Vom Ton her ist dieses Gedicht meinen älteren Texten sicher näher als mein Einstandsgedicht im Salon, aber es handelt sich doch um einen neuen Text.
Einen anderen Bezug lese ich in Deiner Aussage, dass das Bündel „dumpf“ fällt. Ist es Zufall, oder beziehst Du Dich damit auf das Wort aus „Mit Deinen Augen“, das vor ein paar Tagen diskutiert wurde? Oder lese ich zuviel in Deine Worte hinein?
@leonie: Schön, dass Dir die Bilder gefallen. Ja, das Schicksal nehme ich raus. Kam mir eigentlich ganz richtig vor, klingt aber wohl doch zu dramatisch.
@Lisa, Deine Schlussfrage habe ich damit schon beantwortet. Dies ist ein neuer Text, wie auch schon „Mit Deinen Augen“. Mit anderen Worten: Ja, Ihr inspiriert mich!
Die Beschäftigung mit Euren Texten und diese Plattform ist sehr anregend. Ich freue mich also auch sehr, hergefunden zu haben.
Deine Anmerkungen finde ich sehr hilfreich, Kürzungen, Kommata und Großschreibung werden geändert, die zweite Version stelle ich so bald wie möglich ein.
Die letzten zwei Zeilen mag ich eigentlich sehr, sie drücken für mich das Gefühl aus, mit dem das Ich diesen Morgen und vielleicht den Rest seines Lebens beginnt. Findet Ihr sie kitschig? Zu wenig individuell? Ich denk mal drüber nach.
Liebe Grüße, annette
Natürlich habt Ihr alle recht mit der Großschreibung in Vers 8. Das war ein Versehen, wird für die zweite Version geändert.
@Peter: Ich nehme Dir Deinen Kommentar ganz und gar nicht übel, muss aber ein bisschen nachfragen.
Du sagst, der Ton des Gedichtes sei konventionell, sprichst im gleichen Atemzug von alten Stoffen, einem bekannten Bündel. Also sind sowohl Inhalt als auch Form in Deinen Augen – um es mal deutlich zu sagen - abgedroschen? Die Situation ist sicher nicht originell: Eine Wende im Leben, etwas Neues beginnt. Die Bilder halte ich hingegen für eigenständig, aber vielleicht sind sie Dir geläufiger?
Was mich verwirrt, ist Deine Beobachtung, dass "die Dichterin hier für sie bekannte Worte/ Orte wiederholt“.
Ich schreibe gerade noch an einem anderen Text, in dem das lyrische Ich tatsächlich altbekannte Orte aufsucht. Als ich Deinen Kommentar las, hab ich erstmal nachgesehen, ob ich nicht aus Versehen den falschen Text eingestellt habe

Du schreibst hier etwas über „die Dichterin“, also mich und nicht über das lyrische Ich. Woher weißt Du, dass die Worte/Orte mir bekannt sind?
Ich nehme an, dass Du Dich mit dem Kommentar auch auf meinen Vorstellungstext beziehst, in dem ich ja ankündige, dass ich neue Worte finden möchte. Vom Ton her ist dieses Gedicht meinen älteren Texten sicher näher als mein Einstandsgedicht im Salon, aber es handelt sich doch um einen neuen Text.
Einen anderen Bezug lese ich in Deiner Aussage, dass das Bündel „dumpf“ fällt. Ist es Zufall, oder beziehst Du Dich damit auf das Wort aus „Mit Deinen Augen“, das vor ein paar Tagen diskutiert wurde? Oder lese ich zuviel in Deine Worte hinein?
@leonie: Schön, dass Dir die Bilder gefallen. Ja, das Schicksal nehme ich raus. Kam mir eigentlich ganz richtig vor, klingt aber wohl doch zu dramatisch.
@Lisa, Deine Schlussfrage habe ich damit schon beantwortet. Dies ist ein neuer Text, wie auch schon „Mit Deinen Augen“. Mit anderen Worten: Ja, Ihr inspiriert mich!

Deine Anmerkungen finde ich sehr hilfreich, Kürzungen, Kommata und Großschreibung werden geändert, die zweite Version stelle ich so bald wie möglich ein.
Die letzten zwei Zeilen mag ich eigentlich sehr, sie drücken für mich das Gefühl aus, mit dem das Ich diesen Morgen und vielleicht den Rest seines Lebens beginnt. Findet Ihr sie kitschig? Zu wenig individuell? Ich denk mal drüber nach.
Liebe Grüße, annette
Hallo,
ich glaube, das wird noch ein gutes Gedicht. Vielleicht ist es das auch schon, nur ich sehe es nicht
Die Richtung stimmt, die Idee, aber es ist noch zu, ich weiß nicht - verzagt? (ein Kommentar meinte "konventionell"), traut sich noch nicht so recht durch die Nacht sozusagen. Leugnet damit seine eigene optimistische Grundhaltung. Überzeugt mich deshalb nicht wirklich.
Bestimmte Worte/Bilder fallen für mein Gefühl raus oder lenken ab:
das "geschulterte Schicksal" kann ich mir einfach nicht vorstellen, wenn jemand "durchwacht". Dann geht er ja nicht - wandert nicht - warum schultern? Warum überhaupt das Wort "schicksal" verwenden? Es haut mich gleich in der ersten Zeile raus.
Die individualisierte, quasi ego-zentrische Winter-Sonnen-Wende finde ich als Idee wunderbar, aber noch nicht optimal umgesetzt.
Die Maserung verstehe ich überhaupt nicht in diesem Zusammenhang - also, ich verstehe schon, aber der Bilderzusammenhang gibt sich nicht. Woher kommt plötzlich die Maserung, waren wir nicht gerade noch in der Nacht bzw. bei der Sonnenwende??
das ist schön.
das auch.
Da sträubt sich mir wieder alles, weil es einfach nicht als Bild leben kann: Der Wind braucht doch nun wirklich keine Flügel, auch nicht geschenkt, er weht von selbst, wohin er will. Das kann durchaus Geschmackssache sein, mein persönliches Ding.
das finde ich großartig in seinem kindlichen Größenwahn ,-)
lg
klara
ich glaube, das wird noch ein gutes Gedicht. Vielleicht ist es das auch schon, nur ich sehe es nicht

Die Richtung stimmt, die Idee, aber es ist noch zu, ich weiß nicht - verzagt? (ein Kommentar meinte "konventionell"), traut sich noch nicht so recht durch die Nacht sozusagen. Leugnet damit seine eigene optimistische Grundhaltung. Überzeugt mich deshalb nicht wirklich.
Bestimmte Worte/Bilder fallen für mein Gefühl raus oder lenken ab:
das "geschulterte Schicksal" kann ich mir einfach nicht vorstellen, wenn jemand "durchwacht". Dann geht er ja nicht - wandert nicht - warum schultern? Warum überhaupt das Wort "schicksal" verwenden? Es haut mich gleich in der ersten Zeile raus.
Die individualisierte, quasi ego-zentrische Winter-Sonnen-Wende finde ich als Idee wunderbar, aber noch nicht optimal umgesetzt.
Die Maserung verstehe ich überhaupt nicht in diesem Zusammenhang - also, ich verstehe schon, aber der Bilderzusammenhang gibt sich nicht. Woher kommt plötzlich die Maserung, waren wir nicht gerade noch in der Nacht bzw. bei der Sonnenwende??
Wisch mir den Kuss von der Wange,
Und streife die Blicke ab.
das ist schön.
Nehme nicht mehr den Weg
an geknickten Blumen entlang.
das auch.
Schenke dem Wind Flügel
Da sträubt sich mir wieder alles, weil es einfach nicht als Bild leben kann: Der Wind braucht doch nun wirklich keine Flügel, auch nicht geschenkt, er weht von selbst, wohin er will. Das kann durchaus Geschmackssache sein, mein persönliches Ding.
und singe das Meer in den Schlaf.
das finde ich großartig in seinem kindlichen Größenwahn ,-)
lg
klara
Hallo Klara,
ich erklär meinen Text mal etwas genauer und fang damit am Ende Deiner Kommentare an:
Das Meer in den Schlaf zu singen gefällt Dir, dem Wind Flügel zu schenken nicht. Eigentlich ist die Idee dahinter die gleiche: Beides ist wie Eulen nach Athen. Im Sprachgebrauch ist es das Meer, das einen mit Wellen oder mit seinem Geräusch in den Schlaf wiegt. Genauso „größenwahnsinnig“ wie Du es nennst, ist die Vorstellung, den Wind Flügel schenken zu wollen.
Beides soll ausdrücken, mit wieviel Begeisterung, Energie und Fantasie das Ich hier aufbricht. Es fühlt genug Ruhe, das Meer einzuschläfern und genug Energie und Beweglichkeit, um dem Wind noch etwas davon abzugeben. Funktioniert das Bild für Dich immer noch nicht?
Und von hier kommend, ist das Ich auch keineswegs verzagt, sondern sehr optimistisch und eher „größenwahnsinnig“ *grins*.
Okay, das Schicksal nehme ich raus. Aber nicht, weil es nicht in den Kontext passte, sondern weil es zu pathetisch ist: Das Ich hat sich von einem Teil seiner Vergangenheit losgesagt, hat sein Schicksal gleichermaßen angenommen und auf ein Handgepäck zusammengeschnürt, und reisefertig hat es auf den neuen Morgen gewartet, um los zu gehen. Ja, eben doch Wandern: nämlich den neuen Weg entlang, nicht den mit den geknickten Blumen.
Die Maserung: die sehr individuelle Zeichnung des Holzes, an der man Art, Alter, eventuell auch Standort und Bodenbeschaffenheit des Holzes erkennen kann. Diese Lebenszeichnung des Ich bekommt neue Nuancen im Licht des Morgens. Es liest sein Leben neu. Der Baum ist auch das Symbol des Wintersonnenwendfestes (wie ins christliche Weihnachten als Weihnachtsbaum übernommen).
Vielleicht ist einiges besser verständlich geworden. Aber mir ist schon klar, dass ein Gedicht ohne Erklärung wirken muss.
Vielen Dank für Deine Auseinandersetzung mit dem Text.
Gruß, annette
ich erklär meinen Text mal etwas genauer und fang damit am Ende Deiner Kommentare an:
Klara hat geschrieben:Schenke dem Wind Flügel
Da sträubt sich mir wieder alles, weil es einfach nicht als Bild leben kann: Der Wind braucht doch nun wirklich keine Flügel, auch nicht geschenkt, er weht von selbst, wohin er will. Das kann durchaus Geschmackssache sein, mein persönliches Ding.und singe das Meer in den Schlaf.
das finde ich großartig in seinem kindlichen Größenwahn ,-)
Das Meer in den Schlaf zu singen gefällt Dir, dem Wind Flügel zu schenken nicht. Eigentlich ist die Idee dahinter die gleiche: Beides ist wie Eulen nach Athen. Im Sprachgebrauch ist es das Meer, das einen mit Wellen oder mit seinem Geräusch in den Schlaf wiegt. Genauso „größenwahnsinnig“ wie Du es nennst, ist die Vorstellung, den Wind Flügel schenken zu wollen.
Beides soll ausdrücken, mit wieviel Begeisterung, Energie und Fantasie das Ich hier aufbricht. Es fühlt genug Ruhe, das Meer einzuschläfern und genug Energie und Beweglichkeit, um dem Wind noch etwas davon abzugeben. Funktioniert das Bild für Dich immer noch nicht?
Und von hier kommend, ist das Ich auch keineswegs verzagt, sondern sehr optimistisch und eher „größenwahnsinnig“ *grins*.
Klara hat geschrieben:das "geschulterte Schicksal" kann ich mir einfach nicht vorstellen, wenn jemand "durchwacht". Dann geht er ja nicht - wandert nicht - warum schultern? Warum überhaupt das Wort "schicksal" verwenden? Es haut mich gleich in der ersten Zeile raus.
Okay, das Schicksal nehme ich raus. Aber nicht, weil es nicht in den Kontext passte, sondern weil es zu pathetisch ist: Das Ich hat sich von einem Teil seiner Vergangenheit losgesagt, hat sein Schicksal gleichermaßen angenommen und auf ein Handgepäck zusammengeschnürt, und reisefertig hat es auf den neuen Morgen gewartet, um los zu gehen. Ja, eben doch Wandern: nämlich den neuen Weg entlang, nicht den mit den geknickten Blumen.
Die Maserung: die sehr individuelle Zeichnung des Holzes, an der man Art, Alter, eventuell auch Standort und Bodenbeschaffenheit des Holzes erkennen kann. Diese Lebenszeichnung des Ich bekommt neue Nuancen im Licht des Morgens. Es liest sein Leben neu. Der Baum ist auch das Symbol des Wintersonnenwendfestes (wie ins christliche Weihnachten als Weihnachtsbaum übernommen).
Vielleicht ist einiges besser verständlich geworden. Aber mir ist schon klar, dass ein Gedicht ohne Erklärung wirken muss.

Vielen Dank für Deine Auseinandersetzung mit dem Text.
Gruß, annette
Liebe Annette,
ich finde es schön, wie Du den heutigen Tag, die heutige Nacht zum Ausgangspunkt eines Gedichts machst, das auch den Aufbruch, der in so einer Wintersonnenwende enthalten ist, thematisiert
Die zweite Strophe finde ich bildich am stärksten, obowhl die Bilder ja nicht ganz neu sind, so kommen sie für mich doch im neuen Gewand.
Interessanterweise mag ich das Bild mit dem Weg entlag der geknickten Blumen nicht so ... das finde ich wiederum zu bekannt, zu ausgetreten ...
Insgesamt aber etwas, was ich gern gelesen habe.
Liebe Grüße
Max
ich finde es schön, wie Du den heutigen Tag, die heutige Nacht zum Ausgangspunkt eines Gedichts machst, das auch den Aufbruch, der in so einer Wintersonnenwende enthalten ist, thematisiert
Die zweite Strophe finde ich bildich am stärksten, obowhl die Bilder ja nicht ganz neu sind, so kommen sie für mich doch im neuen Gewand.
Im neuen Licht lese ich
die Maserung meines Lebens.
Wisch mir den Kuss von der Wange,
Und streife die Blicke ab.
Interessanterweise mag ich das Bild mit dem Weg entlag der geknickten Blumen nicht so ... das finde ich wiederum zu bekannt, zu ausgetreten ...
Insgesamt aber etwas, was ich gern gelesen habe.
Liebe Grüße
Max
Liebe Annette,
das ist das 1. Gedicht, das ich von Dir lese, und ähnlich wie Lisa habe ich sofort das Gefühl: Das ist echt, das bist Du!
Könnte gar keinen Grund dafür angeben...
Ich meine das im Sinne von "authentisch", obwohl das Thema nicht neu ist.
Die 1. Strophe hat die Nachtwache zum Motiv, bei der man sich mit seinen Dämonen herumschlägt, ein passives Ausgeliefertsein, bei dem man nur noch den Morgen herbeisehnt.
"Schicksal" ist zu pathetisch, aber Du kannst auf ein Äquivalent m.E. nach nicht verzichten:
Das "durchwachen" mit seinen inneren Kämpfen geht sonst unter.
Ich hab ad hoc noch keinen Vorschlag.
Nur: auch nicht "schultern" das gehört in die 3. Strophe (s.u.) sondern etwas im Sinne von "sich stellen".
Die 2. Strophe bringt die Wende.
Sie ist sicher die ausdruckstärkste!
Aber in dem Kuss, der abgewischt wird (und damit ja noch frisch ist), steckt zuviel an persönlicher Beziehung.
Die Blicke (der andern) sind im Vergleich zu oberflächlich.
"Und streife deine Blicke ab."
Nicht als Vorschlag, sondern als Beispiel, was sich durch den Wandel von "die" zu "deine" alles ändert...
Die 3. Strophe kommt in ihrem Anliegen, das "Schicksal" mit neuer Kraft in die Hand zu nehmen und nicht mehr "Opfer" zu sein, gut rüber.
Das Lyr-Ich macht Wind und Meer in deren ureigensten Domänen noch etwas vor!
Trotzdem ist das "in-Schlaf-Singen" vom Inhalt her kontraproduktiv.
Und ich teile Max' Abneigung gegen geknickte Blumen. Aber da sind ja unsere Meinungen ziemlich fifty-fifty...
Trotzdem: Gibt es nicht ein anderes Bild für die alten, entlaubten Pfade, die nicht mehr zu betreten das Lyr-Ich sich vornimmt, die besser zum Winteranfang passen?
Liebe Grüße, Carl
das ist das 1. Gedicht, das ich von Dir lese, und ähnlich wie Lisa habe ich sofort das Gefühl: Das ist echt, das bist Du!
Könnte gar keinen Grund dafür angeben...
Ich meine das im Sinne von "authentisch", obwohl das Thema nicht neu ist.
Die 1. Strophe hat die Nachtwache zum Motiv, bei der man sich mit seinen Dämonen herumschlägt, ein passives Ausgeliefertsein, bei dem man nur noch den Morgen herbeisehnt.
"Schicksal" ist zu pathetisch, aber Du kannst auf ein Äquivalent m.E. nach nicht verzichten:
Das "durchwachen" mit seinen inneren Kämpfen geht sonst unter.
Ich hab ad hoc noch keinen Vorschlag.
Nur: auch nicht "schultern" das gehört in die 3. Strophe (s.u.) sondern etwas im Sinne von "sich stellen".
Die 2. Strophe bringt die Wende.
Sie ist sicher die ausdruckstärkste!
Aber in dem Kuss, der abgewischt wird (und damit ja noch frisch ist), steckt zuviel an persönlicher Beziehung.
Die Blicke (der andern) sind im Vergleich zu oberflächlich.
"Und streife deine Blicke ab."
Nicht als Vorschlag, sondern als Beispiel, was sich durch den Wandel von "die" zu "deine" alles ändert...
Die 3. Strophe kommt in ihrem Anliegen, das "Schicksal" mit neuer Kraft in die Hand zu nehmen und nicht mehr "Opfer" zu sein, gut rüber.
Das Lyr-Ich macht Wind und Meer in deren ureigensten Domänen noch etwas vor!
Trotzdem ist das "in-Schlaf-Singen" vom Inhalt her kontraproduktiv.
Und ich teile Max' Abneigung gegen geknickte Blumen. Aber da sind ja unsere Meinungen ziemlich fifty-fifty...
Trotzdem: Gibt es nicht ein anderes Bild für die alten, entlaubten Pfade, die nicht mehr zu betreten das Lyr-Ich sich vornimmt, die besser zum Winteranfang passen?
Liebe Grüße, Carl
Liebe Annette,
Mittwinter, das ist für mich, Schnee, ja Winter, Dunkelheit, Sternenhelle, Polarlicht, was weiß ich noch alles..gif)
Du hast meinen Blick mehr ins Innen gelenkt, dafür danke ich dir.
Dieses Gedicht ist wohl auch ein sehr persönliches, ohne dass es etwas mit "Betroffenheitslyrik" zu tun hat. Ich sag das nur, damit du nicht glaubst, meine Gedanken gingen in diese Richtung.
Du hast den Gedanken des "Aufbruchs" für mich sehr schön eingefangen in den Bildern des Meeres und Windes, besonders die Umkehrung der Verhältnisse finde ich sehr gelungen. Da will es jemand wirklich wissen, nicht länger Spielball sein, sondern "Seines Glückes Schmied", so erfühle ich diese Zeilen.
Du hast Textkritik erhalten, und da ich so spät erst zu deinem Text etwas schreibe, wobei er mir schon mehrfach begegnet ist, kann ich nur so viel sagen, dass du in Ruhe die guten Vorschläge für deinen Text abwägen solltest.
Mir ist zu den "Abgeknickten Blumen" etwas eingefallen.
Ich weiß nicht, ob es dir nahe wäre, aber ich schlage es dennoch vor:
Du könntest vielleicht "ausgetretenen Wegen, die von abgeknickten Blumen gesäumt werden" schreiben... Dann stünde das Bild der a. B. in einem entsprechende Kontext.
Liebe Grüße
Gerda
Mittwinter, das ist für mich, Schnee, ja Winter, Dunkelheit, Sternenhelle, Polarlicht, was weiß ich noch alles.
.gif)
Du hast meinen Blick mehr ins Innen gelenkt, dafür danke ich dir.
Dieses Gedicht ist wohl auch ein sehr persönliches, ohne dass es etwas mit "Betroffenheitslyrik" zu tun hat. Ich sag das nur, damit du nicht glaubst, meine Gedanken gingen in diese Richtung.
Du hast den Gedanken des "Aufbruchs" für mich sehr schön eingefangen in den Bildern des Meeres und Windes, besonders die Umkehrung der Verhältnisse finde ich sehr gelungen. Da will es jemand wirklich wissen, nicht länger Spielball sein, sondern "Seines Glückes Schmied", so erfühle ich diese Zeilen.
Du hast Textkritik erhalten, und da ich so spät erst zu deinem Text etwas schreibe, wobei er mir schon mehrfach begegnet ist, kann ich nur so viel sagen, dass du in Ruhe die guten Vorschläge für deinen Text abwägen solltest.
Mir ist zu den "Abgeknickten Blumen" etwas eingefallen.
Ich weiß nicht, ob es dir nahe wäre, aber ich schlage es dennoch vor:
Du könntest vielleicht "ausgetretenen Wegen, die von abgeknickten Blumen gesäumt werden" schreiben... Dann stünde das Bild der a. B. in einem entsprechende Kontext.
Liebe Grüße
Gerda
Ich hoffe, Ihr hab alle einen schönen Mittwintermorgen gehabt, ab heute werden die Tage also wieder länger.
Paul, Hakuin, Max, Carl und Gerda: Danke für Euer Lob und Eure Kommentare/Vorschläge. Die geknickten Blumen scheinen Geschmackssache zu sein, Carl, Du hast natürlich recht, dass sie nicht so gut zur Jahreszeit passen. Ich denk grade über "abgeknickte Zweige" stattdessen nach.
Wegen des Schicksals: Ich hatte überlegt, "Geschick" dafür zu sagen, aber das hat auch noch andere Konnotationen. Und das "Schultern" ist natürlich ein Vorgriff auf das Loswandern, aber daher in der ersten Zeile - und somit mitten in der Nacht - wohl etwas verwirrend. Über die erste Zeile bin ich mir also noch gar nicht klar.
Zum Aspekt der persönlichen Beziehung in der zweiten Strophe: Das wollte ich gerne ambivalent halten, so dass man eine ein vages lyrisches Du mitlesen kann ("den Kuss von der Wange"), dass die Abkehr aber eigentlich viel allgemeiner gemeint ist (daher "die Blicke").
@Gerda: Ja, genau so will ich die beiden letzten Zeilen verstanden wissen.
Zu Deinem Vorschlag: "ausgetretene Wege" trifft es zwar insofern, dass das lyrische Ich den Weg schon gegangen ist, aber es fehlt doch der Aspekt einer Zerstörung, einer aus Mutwillen oder Unachtsamkeit entstandenen Verletzung ("abgeknickte Blumen"). Außerdem ist ein ausgetretener Weg einer, den viele Menschen gehen, während die Vergangenheit des Ich sehr individuell ist (wie die Maserung seines Lebens zeigt). Meinst Du, das Bild mit den Blumen braucht Verstärkung?
So, bei uns geht gleich der Mittwinterbraten in die Röhre. Euch allen einen schönen Abend.
Viele Grüße, annette

Paul, Hakuin, Max, Carl und Gerda: Danke für Euer Lob und Eure Kommentare/Vorschläge. Die geknickten Blumen scheinen Geschmackssache zu sein, Carl, Du hast natürlich recht, dass sie nicht so gut zur Jahreszeit passen. Ich denk grade über "abgeknickte Zweige" stattdessen nach.
Wegen des Schicksals: Ich hatte überlegt, "Geschick" dafür zu sagen, aber das hat auch noch andere Konnotationen. Und das "Schultern" ist natürlich ein Vorgriff auf das Loswandern, aber daher in der ersten Zeile - und somit mitten in der Nacht - wohl etwas verwirrend. Über die erste Zeile bin ich mir also noch gar nicht klar.
Zum Aspekt der persönlichen Beziehung in der zweiten Strophe: Das wollte ich gerne ambivalent halten, so dass man eine ein vages lyrisches Du mitlesen kann ("den Kuss von der Wange"), dass die Abkehr aber eigentlich viel allgemeiner gemeint ist (daher "die Blicke").
@Gerda: Ja, genau so will ich die beiden letzten Zeilen verstanden wissen.
Zu Deinem Vorschlag: "ausgetretene Wege" trifft es zwar insofern, dass das lyrische Ich den Weg schon gegangen ist, aber es fehlt doch der Aspekt einer Zerstörung, einer aus Mutwillen oder Unachtsamkeit entstandenen Verletzung ("abgeknickte Blumen"). Außerdem ist ein ausgetretener Weg einer, den viele Menschen gehen, während die Vergangenheit des Ich sehr individuell ist (wie die Maserung seines Lebens zeigt). Meinst Du, das Bild mit den Blumen braucht Verstärkung?
So, bei uns geht gleich der Mittwinterbraten in die Röhre. Euch allen einen schönen Abend.
Viele Grüße, annette
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 13 Gäste