Im Sonnenhonig
Für Tomaž Šalamun
I
Du wächst in meinem Atem, fremder Stern,
klopfst nachtblau-wollen an das Fenster meines Fingers, doch
ich bin nicht da,
denn draußen tanzt mein Licht im Moos
zwischen den gespreizten Wurzeln
der Trauerweiden am Ufer
und dazu speist mit Pfirsichduft der
See mein Silberlächeln.
Gestern noch war Winter und
liegt nun im warmen Wasser aufgelöst.
II
Eine tote Wespe
sinkt
langsam
im zähgelben
Tau
zu
Boden.
III
Der bienengeschwärzte Himmel vibriert einen Sog
unter dem hitzerot gesprenkelten Baumdach saß ich
und habe kleine Teile aneinandergefügt und sie
dir an die Ohren gehängt sodass sie
auch nach Kirschen schmeckten wie der Rest
deines Körpers den du auf der Wiese
verteilt hattest um jede Zelle gleichermaßen zu besonnen
bis dir auf einmal einfiel dass du noch die Wäsche
reinholen musst bevor es Winter wird.
IV
In weißer Voraussicht wächst ein neuer Winter heran
in Maulwurfslöchern und Fuchsbauten
und auf den Köpfen der Leute ein
neues Krisenbewusstsein kugelrund
und rot unter Mützen verborgen bis es
ihnen irgendwann aus den Nasen herausläuft und
aus den Mündern bellt zur
stillen Nacht.
Im Sonnenhonig
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