Übergangsszenario

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
woitek

Beitragvon woitek » 11.12.2006, 16:34

Übergangsszenario

Das scheue Bitten jener dumpfen Tage,
weicht nun lautstark lebendigem Gegröle,
der Geist voll Pein, geduckt vorm Schatten
in der Höhle,
fühlt sich zum ausdrucksstarken Tanzen
in der Lage.

Der Brunnen, in dem einst Fäkalien goren,
bricht glasklar nun die hellen Sonnenstrahlen,
und blies ein kalter Wind nur über Schrofen,
kahlen,
harrt Leben dort, wenngleich auch nur als
Sporen.

Im Dornendickicht, gut geschützt vor Blicken,
herrscht längst ein frohgelauntes Jahrmarkttreiben,
auch dann, wenn schlichtere Gemüter außen
bleiben,
sich gut gestimmte Seelen fröhlich hier
erquicken.
Zuletzt geändert von woitek am 14.12.2006, 14:10, insgesamt 2-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 12.12.2006, 21:42

Lieber Woitek,

vorab nur eine kleine Anfrage: Gibt es einen Grund, dass es Szenarium und nicht Szenario heißt?

Liebe Grüße
max

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 12.12.2006, 23:22

Lieber Max!

Ich bin jetzt aber sehr gespannt darauf, was das 'vorab' nach dem Selbigen dann ergibt.


Lieber Woitek!

Die dritte Strophe hat doch verschiedene Fehler. Wenn du die beseitigst, wäre es einfach besser.

mosher.c

Niko

Beitragvon Niko » 13.12.2006, 00:10

hallo woitek!

wir hatten ja noch garnicht noch nicht das vergnügen uns zu schreiben hier. :antwort:

deinen text, die art des textes, mag ich. auch wenn da noch so manches zu überarbeiten wäre. zum ersten der titel: max hat recht, es müsste "Übergangsszenario" heißen. wobei ich den titel generell nicht als gelungen empfinde. ein fremdkörper zu dem rest des gedichtes, so nüchtern der alles andere als nüchtern klingenden reimform.
man müsste jetzt hier was von jambisch und daktylisch schreiben. da ich aber in solchen fachtermini nicht felsenfest bin, bleib ich beim "gewöhnlichen" sprachgebrauch. du beginnst den text mit 5 hebungen und 5 senkungen. das finde ich auch sehr schön. weil es für mich eine ganz spezielle stimmung transportiert, die auch dem inhaltlichen gut zu gesichte steht. dabei wechselst du - und das tust du bis auf den schluss - konsequent von der betonung der ersten silbe auf die betonung der zweiten silbe:

Das scheue Bitten jener dumpfen Tage,
weicht nun lautstark lebendigem Gegröle,

an der zeile zwei erkennst du, dass die metrik, der sprachfluss durch die von dir gewählte wortwahl ins holpern gerät. da würd ich innerhalb der zeile umformulieren. und wenn du aus "nun lautstark" ein "lautstark nun" machen würdest, wäre das schon viel stimmiger.

jetzt plötzlich wechselt du auf 6 hebungen / senkungen:
der Geist voll Pein, geduckt vorm Schatten
in der hle,
fühlt sich zum ausdrucksstarken Tanzen
in der Lage.

perfekt. makellos. dann auf einmal machst du aus den 6 hebungen/senkungen 5...

Der Brunnen, in dem einst Fäkalien goren,
bricht glasklar nun die hellen Sonnenstrahlen,

der wechsel in der ersten silbe von unbeton auf betont bleibt aber erhalten...
und blies ein kalter Wind nur über Schrofen,
kahlen,

ich freu mich immer, wenn in einem gedicht mein name vorkommt :smile: was allerdings "kahle Schrofen" sind, weiß ich nicht zu erkennen...


auch dann, wenn schlichtere Geter außen
bleiben,
sich gut gestimmte Seelen fröhlich hier
erquicken.

hier am ende wechselst du wieder 6...... - das würd ich unbedingt so gestalten, dass ein schema durchgängig ist.

lieben gruß: Niko

woitek

Beitragvon woitek » 14.12.2006, 13:54

Hallo ihr drei,

ich danke euch erfreut fürs Lesen und Kommentieren dieses Textes, vor allem für die Kritik.

@Max

Ja, da hast du sicher recht. Das Wort "Szenarium" gibt es im Theater-, Film- und Literaturbetrieb aber auch, dies hat wohl zu dieser Fehlleistung geführt. Werde den Titel ändern.
Allerdings würde mich auch interessieren, was dem "vorab" folgt.

@moshe.c

Wenn du mir doch liebenswürdigerweise die Fehler der dritten Strophe aufzeigen würdest, wäre ich dir sehr verbunden. (Es sei denn, es sind die selben auf die mich schon NJKahlen aufmerksam gemacht hat)

@NJKahlen

Ja, du hast sicher recht, wenn du bei dieser "Zangengeburt" die metrischen Unregelmäßigkeiten ansprichst. Es ist bei metrischen Reimgedichten immer ein Drahtseilakt metrische Gebundenheit und inhaltliches und grammatisches Wohlgefallen zu vereinbaren. Ach hätte ich den Text doch nur im vers libre geschrieben(den so viele anwenden wollen und so wenige beherrschen), all die formalen Aspekte hätten mir nicht im Weg gestanden. Nun ja, da ist wohl eine gründliche Überarbeitung notendig, obwohl ich eigentlich das Gefühl hatte, dass der Text sich trotz der Metrikbrüche rhythmisch gut lesen lässt.
Den Begriff "Schrofen" findest du in jedem Wörterbuch oder alternativ bei Wiki.

Liebe vorweihnachtliche Grüße
sendet euch
Woitek

Max

Beitragvon Max » 14.12.2006, 21:15

Hallo Woitek,

nun meine Gedanken beim Lesen Deines Texts:

Das scheue Bitten jener dumpfen Tage,

was ich in dem ganzen Rest des gedichts ein wenig vergeblich suche, ist eine Erläuterung, was genau gemeint ist, und für mich ist der Schlüssel zu diesem meinem Unverständnis die Phrase "dumpfe Tage" hinter der sich alles und nichts verbergen kann.

weicht nun lautstark lebendigem Gegröle,


hier ist für meinen Geschmack eine Silbe zuviel.

der Geist voll Pein, geduckt vorm Schatten
in der Höhle,
fühlt sich zum ausdrucksstarken Tanzen
in der Lage.


Ich vermute, dass man das "geduckt vorm Schatten" und das ausdrucksstarke Tanzen als eine Abfolge und nicht als ein Nebeneinander lesen muss, oder?

Der Brunnen, in dem einst Fäkalien goren,
bricht glasklar nun die hellen Sonnenstrahlen,


mir scheint eher, dass das Wasser glasklar ist und nicht der Brunnen, oder?

und blies ein kalter Wind nur über Schrofen,
kahlen,
harrt Leben dort, wenngleich auch nur als
Sporen.


Schrofen musste ich wirklich nachschlagen und mir ist auch nicht ganz klar, ob denn wirklich kein anderes Wort hier getaugt hätte. Was mir gefällt ist, dass das Leben in Form von Sporen auftritt ... das ist sehr schön.

Im Dornendickicht, gut geschützt vor Blicken,
herrscht längst ein frohgelauntes Jahrmarkttreiben,


Das Bild finde ich nicht wirklich eingängig, ich kann es mir nicht gut vorstellen.

auch dann, wenn schlichtere Gemüter außen
bleiben,
sich gut gestimmte Seelen fröhlich hier
erquicken.


Der Kontrast zwioschen "gut gestimmt" und "schlicht" kommt mir hier settsam vor ....


Global gesehen kann mich das Gedicht nicht recht einfangen, weil mir einfach der Bezug, die konkrete Vorstellung fehlt.

Liebe Grüße
max


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