Nach dem Fest

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 13.12.2006, 00:09

Nach dem Fest

In den Gläsern
klingen noch die Worte
langstielig * tanzen
späte Kerzenschatten
ein Menuett
zwischen die Scheiben

über die Dielen
huscht letztes Lachen
verstohlen * leuchten
abgelegte Augenblicke
zum Abschied
aus den Ecken

der Raum atmet dir
den frühen Morgen

scarlett, 2006

* und rot bzw. und gelb gestrichen auf Anregung von .... allen! Danke!
Zuletzt geändert von scarlett am 14.12.2006, 21:37, insgesamt 5-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 13.12.2006, 10:57

Liebe Scarlett,

der Text erinnert mich sehr an Leonies "Dank", einen Text, den ich ähnlich wie diesen, serh schön finde.

Gelungen sind die tanzenden Kerzenschatten (wobei die bei ein bißchen Wind auch mal ganz ordentlich abzappeln, das ist nicht imemr Menuett, was die tanzen, aber das passte nicht in die Stimmung :-) ) und auch die Worte (das ist hiereindeutig besser als Wörter), die in den Gläsern klingen. Das "langstielig" hat mich etwas irritiert, denn eigentlich sind doch die Gläser langstielig und nicht der Inhalt, oder?

Insgesamt finde ich das Gedicht atmosphärisch sehr dicht, danke.

Liebe Grüße
max

scarlett

Beitragvon scarlett » 13.12.2006, 11:15

Lieber Max,

huch... ich mußte gleich nach leonies Dank suchen, das war mir nicht mehr gegenwärtig... Aber ja doch, du hast recht, jetzt sehe ich es auch- hmm, wobei ich mit Sicherheit nicht absichtlich in diese Richtung gehen wollte. Na ja, das ist meine Antwort auf ein Fest von vor zwei Wochen.

Die Kerzenschatten können sicherlich ordentlich abzappeln :-) (was für eine verräterische Formulierung, ich bliebe auch lieber beim Menuett!), sollen sie hier aber nicht- da ohne Windzug.
Sie sind zwischen den Scheiben zu sehen, eingeschlossen wie in einem hell erleuchteten Tanzraum.

"Langstielig" sind sicherlich in erster LInie die Gläser, aber langstielige Worte haben auch was: sie wirken nach, ragen aus dem Gewesenen/Vergangenen ins Jetzt, sie könnten auch weitreichend, aus der Tiefe kommend (sprich gehaltvoll) sein....Man kann damit einiges verbinden, zumindest ich. Und irgendwie wollt ich das nicht eindeutig auf die Gläser bezogen formulieren, was ja auch gegangen wäre.

Dank dir für die Rückmeldung und einen schönen, sonnigen Tag aus München.

Grüße,

scarlett

Herby

Beitragvon Herby » 13.12.2006, 11:37

Liebe scarlett,

ich stimme Max' Lob gerne zu - das ist ein sehr stimmungsvoller Text, der mich anspricht und den ich gerne gelesen habe.

Wenn Du Dich jetzt noch dazu durchringen könntest, die beiden Gedankenstriche zu löschen, wär's perfekt. ;-)


Liebe Grüße
Herby

scarlett

Beitragvon scarlett » 13.12.2006, 11:46

Lieber Herby,

danke dir fürs Lesen und deinen Zuspruch.
Und ja, ich entferne die Gedankenstriche diesmal recht gerne, denn: wer will keinen "perfekten" Text haben :-) ?

Augenzwinkernde Grüße,

scarlett

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leonie
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Beitragvon leonie » 13.12.2006, 11:52

Liebe scarlett,

schön, wie Du diese Atmoosphäre in Worte gefasst hast. Für mich sinf zwei Kleinigkeiten nicht unbedingt nötig: "und gelb"(leuchten ist für mich hier das starke Wort) und das "dir" in der letzten Zeile, da ja auch vorher keine "Person" eingeführt ist und diese im Leser selber entsteht.

Gern gelesen, hab mich auch gleich an meinen Text erinnert und die Situation, in der er entstand.

Liebe Grüße

leonie

scarlett

Beitragvon scarlett » 13.12.2006, 12:21

Liebe leonie,

freut mich, daß dir meine Erinnerung an einen wunderschönen Abend auch gefällt.

Über das "gelb" muß ich nochmal nachdenken, ich wollte dabei die Idee der Schatten wiederaufnehmen, außerdem bräuchte es dann ein anderes Wort wegen der parallelen Konstruktion zu S 1.

Das "dir" braucht es in der Tat nicht - aber daran hänge ich, unter anderem deswegen, weil ich das Gedicht für meine Freundin geschrieben habe... als Erinnerung an diesen Abend bei ihr.

Empfindest du es denn als richtiggehend störend? Einen persönlichen Bezug am Ende reinzunehmen ist für mich mittlerweile schon fast "Markenzeichen".

Ich dank dir herzlich fürs Lesen und deine Meinung.

Mit lieben Grüßen,

scarlett

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Beitragvon leonie » 13.12.2006, 14:00

Liebe scarlett,

nein, es stört mich nicht sehr! Das ist ein wenig Geschmackssache, denke ich.

Könntest Du Dir vorstellen, evtl. "und rot" auch wegzulassen? Ich denke es bei den langstieligen Gläsern irgendwie automatisch. Aber vielleicht geht es anderen anders.
Ich finde, es liest sich auch fast schöner ohne die Farben....

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.12.2006, 16:23

Liebe scarlett,

mir gefällt dein Gedicht sehr gut, du hast die Atmosphäre nach einer schönen Feier sehr gefühlvoll eingefangen, man ist in dieser Nach-Stimmung gleich drin, fühlt sie.


Nach dem Fest

In den Gläsern
klingen noch die Worte
langstielig und rot --> finde ich gut, da man es auf die Kerzen bezieht, würde ich so lassen.
tanzen späte
Kerzenschatten
ein Menuett
zwischen die Scheiben

über die Dielen
huscht letztes Lachen --> wunderbar!
verstohlen und gelb
leuchten abgelegte
Augenblicke

--> hier würde ich ändern in:
verstohlen leuchten
abgelegte Augenblicke


zum Abschied
aus den Ecken --> klasse!

der Raum atmet dir
den frühen Morgen

--> hier würde ich ändern in: "der Raum atmet mir ... dadurch wird der schöne Nachgeschmack der Feier beim LI noch intensiver.


LG
Magic

Max

Beitragvon Max » 13.12.2006, 19:57

Liebe Magic,

Du schreibst

langstielig und rot --> finde ich gut, da man es auf die Kerzen bezieht, würde ich so lassen.


Ehrlich gesagt, war ich auf die Idee es auf die Kerzen zu beziehen noch gar nicht gekommen .. hm, war es denn so gemeint?

Liebe Grüße
max

Mucki
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Beitragvon Mucki » 13.12.2006, 22:44

Hallo Max,

also ich lese es automatisch so in einem durch:

langstielig und rot
tanzen späte
Kerzenschatten

und beziehe es nicht auf die Worte.
LG
Magic

Niko

Beitragvon Niko » 14.12.2006, 12:43

hallo scarlett!

ich mag solche momentaufnahmen. so ergo auch diese hier. mir kam in den sinn, dass, nach meiner lesart, ein paar einschübe entbehrlich wären. wie gesagt: nach meinem leseempfinden. und ein zwei textstellen würd ich einfach umbauen. "noch" zb. halte ich für entbehrlich, da dises wort im grunde nur den titel wiederholt. ich schreib mal einfach, wie ich das im einzelnen so meine:

Nach dem Fest

In den Gläsern
klingen die Worte
tanzen späte
Kerzenschatten
ein Menuett
zwischen die Scheiben

über die Dielen
huscht letztes Lachen
labgelegte Augenblicke
leuchten zum Abschied
aus den Ecken

der Raum atmet dir
den frühen Morgen

labgelegte augenbliche mit der assoziation zu labmagen, wieder verdauen und durchkauen find ich total gut.

lieben gruß: Niko

nachtrag: hihiiiiiiiiii...........nu hab ich mich für einen rechtschreibfehler gelobt........grööööööööööhl! abgelegt -> labgelegt..........naja.ich find labgelegt trotzden klasse :-)
(gott wie peinlich!!!)

Max

Beitragvon Max » 14.12.2006, 20:30

*lach* Niko, der Kommenatr, der das labgelegt betrifft ist wirklich große Klasse und gehört in die Sammlung der besten Bonmots hier! So sieht man, wie das Gehirn immer einen Ansatz zur Interpretation finde :-).

Dass Du das langstileig und rot rausgenommen hast, gefällt mir ziemlich gut - nur fürchte ich Scarlett nicht, oder?

Liebe Grüße
max

scarlett

Beitragvon scarlett » 14.12.2006, 21:44

Ihr lieben Kommentatoren,

so, nachdem ich über eure Vorschläge nochmal nachgedacht habe, habe ich nun geändert und die Farben rausgenommen.

"langstielig" jedoch muß bleiben, mir gefällt das Bild einfach zu gut und es ist für mich auch stimmig.

Niko, danke dir auch fürs Lesen und die Anmerkungen - ich hoffe, du kannst dich mit dieser Version ebenfalls anfreunden...

Liebe Magic, ich bleibe bei dem "dir" - aus bereits erwähnten Gründen.

Habt alle lieben Dank!!!

Gruß,

scarlett


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