Leuchte nur, kalter Mond,
gleichgültig am Himmel.
Deine schwindende Blöße
vermagst Du kaum
mit den paar Wolkenfetzen
zu verdecken.
Du musst verstehen!
Sagte sie einmal nur:
"Leg Dich zu mir. Bleib!",
wir liefen gewiss
über die Paderdielen.
Ja, ich wachte bei ihr
bis ans Ende der Nacht.
Aber die Fassaden dieser
Stadt bergen Heimaten
für andere.
Und der Morgen
bricht die Nacht,
weil auch das Gegenteil
falsch ist.
Dezembermond
Lieber Perry,
genau: Deep Purple. Soldier of Fortune ist, glaube ich, auf der Stormbringer, 1974. Am besten gefällt mir natürlich: BURN!
Liebe Trixie,
gerade fiel mir noch etwas auf. Du liest das Gedicht völlig anders als ich. In der zweiten Strophe wird der Konjunktiv II benutzt. Ein Irrealis. Sie sagt es nicht. Deshalb muss das lyrische Ich gehen.
Grüße
Paul
genau: Deep Purple. Soldier of Fortune ist, glaube ich, auf der Stormbringer, 1974. Am besten gefällt mir natürlich: BURN!
Liebe Trixie,
gerade fiel mir noch etwas auf. Du liest das Gedicht völlig anders als ich. In der zweiten Strophe wird der Konjunktiv II benutzt. Ein Irrealis. Sie sagt es nicht. Deshalb muss das lyrische Ich gehen.
Grüße
Paul
Lieber Paul,
auch wenn das Gedicht geliehene (wer würde denn da gestohlen sagen, du könntest die Zeile ja nach Gebrauch zurückgeben) Zeilen enthält (ob eine oder mehrere ist wohl eine Frage, ob man Lisa folgt
), hat es dennoch seinen eigenen Ton und dabei einen, der mir gefällt. Neben den direkten Stellen, die das Gedicht zu Liebeslyrik machen, gibt es auch die dritte Strophe
die mich an Gefühltes erinnert. Ach ja und die Paderdielen ... ist das nicht dort im katholischen Teil Ostwestfalens? Ich denke, ich kenne eine Stelle, die auch ich so bezeichnet hätte ...
Liebe Grüße
max
auch wenn das Gedicht geliehene (wer würde denn da gestohlen sagen, du könntest die Zeile ja nach Gebrauch zurückgeben) Zeilen enthält (ob eine oder mehrere ist wohl eine Frage, ob man Lisa folgt
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Aber die Fassaden dieser
Stadt bergen Heimaten
für andere.
die mich an Gefühltes erinnert. Ach ja und die Paderdielen ... ist das nicht dort im katholischen Teil Ostwestfalens? Ich denke, ich kenne eine Stelle, die auch ich so bezeichnet hätte ...
Liebe Grüße
max
Hallo Paul,
ich finde Dein Gedicht sehr gelungen!
Zur Frage nach den "Heimaten":
"Heimat" hat man nur eine, Gabriella, da hast Du recht.
Oder eben keine.
Obwohl sie für einen selbst absolut ist (weil nicht frei wählbar, es ist der Ort der Kindheit, eine "Wahlheimat" gibt es nicht, das Wort meint etwas anderes), ist sie für jeden eine andere.
Durch den Plural macht Paul für mein Empfinden dieses Paradox spürbar.
Und, mehr noch, er kennzeichnet es im Zusammenhang mit "Fassade" als eine Konstruktion:
Diejenigen, die in Wirklichkeit auch keine Heimat (mehr) haben, ziehen sich in ein so-tun-als-ob zurück.
Kann man jetzt zu Weihnachte ja schön nachvollziehen...
Wenn Du, Paul, diese etwas existentialistisch angehauchte Pose dezidiert willst (so habe ich Dich jedenfalls verstanden): Das Lyr-Ich kann sich kein Geborgenheits-Konstrukt mehr leisten, sondern stellt sich der Nacktheit des "Geworfenseins" (parallel zur Blöße des Mondes, die er auch nicht kaschieren kann):
dann liegst Du mit dem Plural genau richtig!
A propos "Mond": Ich find Deine Situationsbeschreibung mit Hilfe des Mondes große Klasse!
Der Sprecher, der durch die Zurückweisung, oder schlimmer noch: durch das Desintresse der Geliebten, nicht nur tief verletzt, sondern auch gedemütigt ist: er muss die Nacht, die er gern mit der Geliebten verbracht hätte, und sei es nur, welch edler Paladin, als Wache!, er muss also diese Nacht allein durchwachen, diesmal als Sklave der Gedanken an sie... dieser Sprecher sucht in seiner Einsamkeit einen Gesprächspartner!
Und findet ihn nur noch, wer könnte entfernter und desintressierter sein?, im "Mann im Mond".
Auf ihm kann er immerhin seine Lage projizieren, als ob der Mond durch sein Leuchten dazu Stellung bezogen hätte: "Du Arsch bist auch nicht besser dran!"
Um sie ihm, ihn am Revers packend, dann zu klagen... denn reden muss er!
Die "abnehmende Blöße", ein weiteres stimmiges Paradox, das man leicht überliest, trifft genau die Qualität des abnehmenden Mondes:
Die Enttäuschung nach dem ins Leere-laufen des Besten, was mann zu bieten hatte.
Diese Situation hat überhaupt nichts Neckisches, und Du skizzierst sie psychologisch genau mit ein paar bitter-ironischen Zeilen.
Respekt!
Natürlich ist dann der Schluss nicht logisch aufzudröseln.
Er besagt in seinem Paradox sehr passend, dass es in dieser Situation keinen Ausweg gibt.
Außer vielleicht, so ein Gedicht zu schreiben...
Liebe Grüße, Carl
ich finde Dein Gedicht sehr gelungen!
Zur Frage nach den "Heimaten":
"Heimat" hat man nur eine, Gabriella, da hast Du recht.
Oder eben keine.
Obwohl sie für einen selbst absolut ist (weil nicht frei wählbar, es ist der Ort der Kindheit, eine "Wahlheimat" gibt es nicht, das Wort meint etwas anderes), ist sie für jeden eine andere.
Durch den Plural macht Paul für mein Empfinden dieses Paradox spürbar.
Und, mehr noch, er kennzeichnet es im Zusammenhang mit "Fassade" als eine Konstruktion:
Diejenigen, die in Wirklichkeit auch keine Heimat (mehr) haben, ziehen sich in ein so-tun-als-ob zurück.
Kann man jetzt zu Weihnachte ja schön nachvollziehen...
Wenn Du, Paul, diese etwas existentialistisch angehauchte Pose dezidiert willst (so habe ich Dich jedenfalls verstanden): Das Lyr-Ich kann sich kein Geborgenheits-Konstrukt mehr leisten, sondern stellt sich der Nacktheit des "Geworfenseins" (parallel zur Blöße des Mondes, die er auch nicht kaschieren kann):
dann liegst Du mit dem Plural genau richtig!
A propos "Mond": Ich find Deine Situationsbeschreibung mit Hilfe des Mondes große Klasse!
Der Sprecher, der durch die Zurückweisung, oder schlimmer noch: durch das Desintresse der Geliebten, nicht nur tief verletzt, sondern auch gedemütigt ist: er muss die Nacht, die er gern mit der Geliebten verbracht hätte, und sei es nur, welch edler Paladin, als Wache!, er muss also diese Nacht allein durchwachen, diesmal als Sklave der Gedanken an sie... dieser Sprecher sucht in seiner Einsamkeit einen Gesprächspartner!
Und findet ihn nur noch, wer könnte entfernter und desintressierter sein?, im "Mann im Mond".
Auf ihm kann er immerhin seine Lage projizieren, als ob der Mond durch sein Leuchten dazu Stellung bezogen hätte: "Du Arsch bist auch nicht besser dran!"
Um sie ihm, ihn am Revers packend, dann zu klagen... denn reden muss er!
Die "abnehmende Blöße", ein weiteres stimmiges Paradox, das man leicht überliest, trifft genau die Qualität des abnehmenden Mondes:
Die Enttäuschung nach dem ins Leere-laufen des Besten, was mann zu bieten hatte.
Diese Situation hat überhaupt nichts Neckisches, und Du skizzierst sie psychologisch genau mit ein paar bitter-ironischen Zeilen.
Respekt!
Natürlich ist dann der Schluss nicht logisch aufzudröseln.
Er besagt in seinem Paradox sehr passend, dass es in dieser Situation keinen Ausweg gibt.
Außer vielleicht, so ein Gedicht zu schreiben...
Liebe Grüße, Carl
Lieber Carl,
ich glaube ich muss meine Meinung über Interpretationen revidieren. Deine habe ich zumindest sehr gerne gelesen. Sie trifft in vielen Punkten das, was ich ausdrücken wollte. Darüber hinaus hast Du mir noch neue Bedeutungshorizonte aufgezeigt, die mir zuvor gar nicht so bewusst waren. Man denke nur an die Vordergründigkeit der Fassaden. Offensichtlich hast Du das lyrische Ich mit Deiner Weisheit ausgestattet und vermochtest deshalb mehr im Text zu sehen als ich.
Übrigens habe ich gestern einen ganz tollen Film gesehen: Junimond. Nicht nur, dass der Film im P-dorf spielt. Einige Szenen wurden sogar fast an den Paderdielen gedreht.
Es geht um Liebe, Heimat, Krankheit und Tod. Tja, und stellt euch mal vor: Der Protagonist heißt natürlich Paul. Wenn sich noch jemand fragt, warum "der Morgen die Nacht bricht", muss er diesen Film gucken.
Ich habe ihn aber gestern wirklich zum ersten mal gesehen und verspreche, dass ich dort keine Zeilen geklaut habe.
Grüße
Paul Ost
ich glaube ich muss meine Meinung über Interpretationen revidieren. Deine habe ich zumindest sehr gerne gelesen. Sie trifft in vielen Punkten das, was ich ausdrücken wollte. Darüber hinaus hast Du mir noch neue Bedeutungshorizonte aufgezeigt, die mir zuvor gar nicht so bewusst waren. Man denke nur an die Vordergründigkeit der Fassaden. Offensichtlich hast Du das lyrische Ich mit Deiner Weisheit ausgestattet und vermochtest deshalb mehr im Text zu sehen als ich.
Übrigens habe ich gestern einen ganz tollen Film gesehen: Junimond. Nicht nur, dass der Film im P-dorf spielt. Einige Szenen wurden sogar fast an den Paderdielen gedreht.
Es geht um Liebe, Heimat, Krankheit und Tod. Tja, und stellt euch mal vor: Der Protagonist heißt natürlich Paul. Wenn sich noch jemand fragt, warum "der Morgen die Nacht bricht", muss er diesen Film gucken.
Ich habe ihn aber gestern wirklich zum ersten mal gesehen und verspreche, dass ich dort keine Zeilen geklaut habe.
Grüße
Paul Ost
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