Die Libelle

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Jürgen

Beitragvon Jürgen » 26.11.2006, 15:05

Gold liegt
im Mosaik
des Facettenauges

Blauglanz funkelt
im Sonnenlicht
auf dem Panzer
aus Chitin

Ruhelos schwirrt sie umher
während ihr starres Gesicht
nicht eine Regung erlaubt


Erste Strophe geändert:

Die Pupille
eine Ellipse
im goldenen
Facettenauge
(erste Fassung)
Zuletzt geändert von Jürgen am 03.12.2006, 19:13, insgesamt 2-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 26.11.2006, 16:57

Lieber Jürgen,

zunächst einmal finde ich, du hast das Glitzern und Schwirren einer Libelle schön charakterisiert, die Beweglichlichkeit des eleganten Körpers, der Starrheit des Gesichts gegeübergestellt.
Das ist dir gut gelungen.
Womit ich ein kl. Problem habe, ist "Facettenauge/ Pupille"
Ersteres ist ja bekanntermaßen das Insektenauge. Hat nicht eine jedeFacette eine Pupille?
Mir fehlt da wohl Wissen, wie mir scheint.

Gern gelesen.

Liebe Grüße
Gerda

Mucki
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Beitragvon Mucki » 26.11.2006, 17:54

Lieber Jürgen,

ja, die Libelle sehe ich direkt vor meinen Augen, du hast sie sehr gut beschrieben,
nur frage ich mich: Was möchtest du uns damit mitteilen, was ist der tiefere Sinn, die Botschaft, die den Leser erreichen soll? :12:
Saludos
Magic

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 26.11.2006, 19:34

Hallo Gerda,

ich bin über die gleiche Stelle gestolpert wie auch du. Bei Wikipedia gibt es einen sehr interessanten Artikel mit weiterführenden Links zu dem Thema. Sehr interessant! Unser Jürgen scheint da Fachmann zu sein.

Liebe Grüße
Marlene

MarleneGeselle

Beitragvon MarleneGeselle » 26.11.2006, 19:38

Hallo Jürgen,

hat mir prima gefallen.

Liebe Grüße
Marlene

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 26.11.2006, 20:43

Hallo Gerda, Magic & Marlene

Dank Euch für Eure Kommentare

@ Gerda und Marlene
Stimmt, die erste Strophe ist so wirklich nicht stimmig. Es ist keine Pupille, was ich meine. Da muß ich mir was überlegen.

@ Magic
Kein tieferer Sinn. Es ging mir darum, eine Libelle zu beschreiben. Wunderschön, lebendig oder besser unruhig und doch so eigenartig und irgendwie emotionslos wirkend. Auf diese Gegensätze kam es mir an. Das lässt sich sicher auf manche Menschen übertragen, aber das überlasse ich dem Leser und seinem Recht auf Assoziation.

Schönen Abend

Jürgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 26.11.2006, 23:41

Hallo Jürgen,

für die Pupille fällt dir bestimmt noch etwas ein.
Das Beschreiben der Libelle ist dir rundum gelungen, genau so, wie du es beschreibst, kommt es auch rüber.
Saludos
Magic

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 27.11.2006, 20:09

Lieber Gurke,

ja, die Libelle hast du schön "eingefangen". Was mir noch nicht so gefällt, ist das Ende:

Ruhelos schwirrt sie umher
während ihr starres Gesicht
nicht eine Regung erlaubt

Sowohl "ruhelos" als auch "starr" empfinde ich als sehr gebräuchliche Adjektive. Zudem denke ich zumindest bei dem "ruhelos", dass das doch sehr menschlich (wie auch sonst, aber du weißt schon, wie ich es meine) beobachtet ist. Ich glaube nicht, dass eine Libelle ruhelos ist, sie ist nur in einer anderen Wahrnehmung als wir und ihr Tempo erscheint uns ruhelos. Wenn du diese Bewegung als Ausdruck für Ruhelosigkeit nehmen willst, würde ich zu einem Adjektiv greifen, dass wirklich nur die "hastige" Bewegung der Liebelle beschreibt und nicht schon so konnotiert ist, dass es einen bestimmten emotionalen Zustand suggeriert...weißt du, was ich meine? Mir ist da zu viel Interpretation mitgeliefert.

Dann frage ich mich, ob eine Libelle ein "Gesicht" haben kann...

Die ersten beiden Strophen mag ich aber und auch den Gedanken, die Unbeweglichkeit des Kopfes gegen den Körper zu kontrastieren, denn der unbewegliche Kopf ist wirklich "unheimlich" und faszinierend.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 03.12.2006, 19:19

Hallo zusammen

Erstmal bitte ich Euch um Entschuldigung, dass Ihr so lange auf eine Antwort warten musstet. Mich schlaucht das Weihnachtsgeschäft etwas und etwas Literarisches, aber nichts Salonistisches beschäftigt mich auch noch :rolleyes: .

Ihr Lieben, Strophe eins habe ich erstmal geändert. Ich bin jetzt zwar immer noch nicht zufrieden, aber es ist schon mal besser.

@ Lisa
Die Adjektive drücken eigentlich schon etwas viel aus und außergewöhnlich sind sie nicht, da gebe ich Dir Recht. Dennoch drücken sie aus, was ich aussagen möchte. Wie gesagt, der Leser darf auch außerhalb des Insektenreiches assoziieren. Starr könnte ich weglassen, es nimmt den folgenden Teil eh vorweg, aber ruhelos bräuchte einen Ersatz. Na ja, ich denke noch nach...

Schönen Abend und Danke für die Beschäftigung mit dem Text

Jürgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.12.2006, 01:07

Hallo Jürgen,

der erste Vers ist jetzt klasse geworden! Problem Pupille gelöst ,-)
Saludos
Magic

Gast

Beitragvon Gast » 04.12.2006, 01:15

Das gefällt mir sehr gut, jetzt Jürgen,
ich finde, du hast nun das Auge eindrucksvoll beschrieben.
LGG

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 04.12.2006, 08:53

aho gurke,

"Ruhelos schwirrt sie umher
während ihr starres Gesicht
nicht eine Regung erlaubt"

eigentlich kann man doch gar nicht ruhen im schwirren- oder...
...das starre gesicht....es gibt schon bewegungen....der kopf...die "fresswerkzeuge"....
ja, es sind doch facettenaugen, gerade weil die UNBEWEGLICH sind- oder, sozusagen rundumblick ohne bewegug, wie beim chamäleon....

...präzises beobachten kann sehr in die tiefe gehen....
ist es nicht ein pelziger flaum, der blaue....

muss mir mal eben ein bild von solch getier suchen.....

dank dir sehr für anregende zeilen,

salve
hakuin

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 04.12.2006, 09:11

Hallo Magic und Gerda,

danke Euch.

Hi Hakuin

Na ja, eine zoologische Dissertation sollte das ja nicht werden, nur eine Wiedergabe von Eindrücken. Für Anregungen und Inspiration bin ich dankbar.
Ruhelos - schwirren...Hmmm, ich überlege noch.

Guten Start in die Woche

Jürgen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.12.2006, 11:23

Lieber Gurke,
die erste Strophe finde ich schön in der Neufassung! Durch die veränderte Stellung fängt jetzt nur jede Strophe mit gleichem Auftakt an:

Gold liegt
im Mosaik
des Facettenauges

Blauglanz funkelt
im Sonnenlicht
auf dem Panzer
aus Chitin

Ruhelos schwirrt sie umher
während ihr starres Gesicht
nicht eine Regung erlaubt

Alles die gleiche Betonung zum Anfang jeder Strophe. Dadurch wirken die Strophen etwas getrennt voneinander. Daher vielleicht eine Miniumstellung, die das strenge Schema etwas bricht?

Gold liegt
im Mosaik
des Facettenauges

Im Sonnenlicht
funkelt Blauglanz
auf dem Panzer
aus Chitin

Ruhelos schwirrt sie umher
während ihr starres Gesicht
nicht eine Regung erlaubt


Zum ruhelos und starr - für mich ist es wie gesagt eine Behauptung, dass eine Libelle, nur weil sie schwirrt, ruhelos ist. Ich mag aber die Kraft des erzählten Bildes, das aber, wie ich meine, eben für sich den Ausdruck schaffen muss und es auch schafft, wenn man ruhelos (und starr) streicht!

Wäre insgesamt für mich:


Gold liegt
im Mosaik
des Facettenauges

Im Sonnenlicht
funkelt Blauglanz
auf dem Panzer
aus Chitin

Während ihr starres Gesicht
nicht eine Regung erlaubt
schwirrt sie umher


~~ oder so in etwa?? ...Ich finde das Bild wirklich reizvoll. Libellen haben schon eine Magie und dein Text fängt sie mit den richtigen Bildern ein.

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
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