schnittstelle

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Gast

Beitragvon Gast » 24.11.2006, 19:47

Bei der Accountlöschung bat die Autorin darum, ihre Texte zu löschen. Dieser Bitte kommt die Administration nach.
Zuletzt geändert von Gast am 02.12.2006, 17:26, insgesamt 2-mal geändert.

Peter

Beitragvon Peter » 24.11.2006, 19:58

Das verstehe ich, Gerda. Das verstehe ich.

(Was für ein Tiefen...grund.)

Herby

Beitragvon Herby » 24.11.2006, 23:37

Liebe Gerda,

das ist ein Text, der mich sehr anspricht. Besonders gefällt mir der scheinbare Widerspruch in den ersten drei Versen:

es gab viel
was zu sagen gewesen wäre
deswegen waren wir ganz still


Das Ende der ersten Strophe lässt noch Raum für Hoffnung, die sich aber dann nicht erfüllt. Möglicherweise liegt es an einem falschen ( da zu positiven ) Verständnis meinerseits des Verbs „hören auf“, dass ich noch an dem Umschwung zwischen Strophe I und II knabbere.

Auf jeden Fall ein interessanter Text, den ich gern gelesen habe.

Liebe Grüße
Herby

Gast

Beitragvon Gast » 26.11.2006, 01:55

Lieber Herby,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren, der Text hält ja Rückschau... "hörten auf", heißt es, danach kommt: beziehungsLos

Liebe noel,
ich danke dir,

lieber Peter,

danke fürs Lesen und die Reaktion

Liebe Grüße
Gerda

Max

Beitragvon Max » 26.11.2006, 13:52

Liebe Gerda,

ich finde den Text nicht nur als solchen interessant, sondern auch deshalb, weil er in einiger Hinischt ganz typsich für Dich ist. Du liebst das Spiel mit den Worten, ja ich würde fast sagen, dass es eines Deiner wesentlichen Stilmittel ist. Daneben zeichnet sich Dein Stil auch dadurch aus, dass Du Situationen auf den Punkt bringst, alle Facetten zum Zusammenklang bringst. Beides finde ich hier wieder.

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 26.11.2006, 16:48

Lieber Max,

ja, da hast sicher Recht, wenn es um lyrische Verkanppung geht, reizt es mich immer wieder, die Worte in ihrer Bedeutungsvielfalt zu untersuchen, sie in einen vielleicht ungewohnten Kontext zu stellen, und dann den Text, so verdichtet wie möglich abzuschließen.
Vielen Dank fürs Lesen und das Herausfiltern meiner Eigenart.

Allerdings entdecke ich bei mir immer mehr beim Schreiben neuerer Texte, auch das erzählerische Moment, das mich weiterbringt, so hoffe ich, um meine anderen Ausdrucksmöglichkeiten zeigen zu können.

Liebe Grüße
Gerda
Zuletzt geändert von Gast am 26.11.2006, 17:21, insgesamt 1-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 26.11.2006, 17:17

LIebe Gerda,

ich wüde dich ja auch nicht auf das Wortspiel reduzieren und Dein Kindheitsgedicht zeigt ja auch andere facetten ....

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 28.11.2006, 15:46

Ja, ja, lieber Max,
ich weiß, aber dennoch hast du diese Eigenart, die sich durch viel Texte zieht, herausgefiltert und mich angeregt, meine Texte daraufhin noch genauer zu untersuchen, sie möglicherwesie auch einmal unter diesem aspekt zusammen zu stellen - also Dankeschön. ;-)
Liebe Grüße
Gerda

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 29.11.2006, 15:54

Liebe Gerda,
ich habe hier schon ein paar Mal vorbeigeschaut....und schon etwas mit der Setzung gespielt, wie wäre denn:
es gab viel
was zu sagen gewesen wäre
deswegen waren wir ganz still
und hörten auf die sprache
unserer körper


wir blieben verschlossen
je entschlossener sie sich mühten -
fanden die schnittstelle nicht


Interessant ist, dass ich, wenn ich Strophe 2 noch nicht kenne, das Gedicht positiv lese (die Körper sagen das, was es zu sagen gibt, das andere schweigt, die Nähe, die Körper erzeugt macht ein Miteinandersprechen möglich, das Worte nicht vermögen..hinter dem sie zurückbleiben...

Strophe 2 aber kehrt das ganze ins Negative oder bin ich nur verunsichert?
Sind Strophe1 und 2 vielleicht die beiden Seiten einer Münze?
oder soll das Gedicht doch von der letzlichen Sprachlosigkeit der einander liebenden Körper erzählen?
Strophe 1 suggeriert mir geradezu eine Schnittstelle, Strophe 2 negiert sie...ist das Absicht? Ich bin etwas unsicher :pfeifen:

Liebe Grüße....
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Max

Beitragvon Max » 29.11.2006, 20:27

Liebe Gerda,

richtig - die unterschiedliche Lesart von Strophe 1 und Strophe 2 ist mir gleich beim ersten Lesen auch aufgefallen (und dann ist sie Freund Alzheimer anheim gefallen). Wäre spannend zu wissen, ob das intendiert ist, oder wie es sich ins Gedicht schleichen konnte.

Liebe Grüße
max

Gast

Beitragvon Gast » 30.11.2006, 20:09

Liebe Lisa,

die Setzung hatte ich auch im Repertoire... ;-)
auch dieses ist eines von den Gedichten, die über eine lange Zeit immer mehr verdichtet wurden.
Der Ausgangstext hätte vielleicht sogar bei den Erzählgedichten seinen Platz finden können.
Die von dir bevorzugte Setzung will mir gegenwärtig besser gefallen, aber ich werde es noch eine Weile wirken lassen und mich dann entscheiden.
Vielen Dank fürs Lesen und Mitdenken.

Liebe Lisa und lieber Max und auch noch einmal lieber Herby,

eure Leseart ist wohl jener Herbys recht nahe.
In der Tat ist es ja so, dass das Aufeinanderhören der Körper eine positive Art der lautlosen Kommunikation ist. Aber man findet keine gemeinsame "Sprache" keine Schnittstelle...
Ich empfinde dieses Kippen selbst nicht so gravierend... weil ich dieses von Anfang an vor Augen hatte.
Von mir intendiert ist das "Aufzeigen" eines (vielleicht letzten in einer Reihe von vielen) Versuchs und dessen Scheitern.

Ich danke euch.
liebe Grüße

Gerda

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 01.12.2006, 13:07

Liebe Gerda,
das finde ich aber spannend!
Ich habe nochmal nachgelesen: Ich glaube, für mich wirkt der Übergang von Strophe 1 und 2 eher wie ein Cut als ein Folgern, weil ich Strophe 1 durch das "und hörten auf die Sprache unserer Körper" nur positiv lesen kann. Für mich ist die Formulierung "auf etwas hören" eine Idyllische, soll heißen: Wenn ich auf die Sprache höre, dann ist sie auch da und ich folge ihr, komme durch dieses darauf hören dahin, wo ich hin möchte. Soll heißen: In Strophe 1 ist für mich schon die Schnittstelle gefunden, die in Strophe 2 dann negiert wird.

ich bin mir noch nicht sicher, ob du damit spielen möchtest, dass man zunächst denkt, die Schnittstelle sei gefunden, um dann - analog zur Erfahrung des lyr. Ichs - der Bruch kommt "es geht ja gar nicht"?

Meine Ideen dazu wären (um deutlich zu machen, was ich meine), wie liest du den Text mit einem anderen Verb?

es gab viel(es)<----ist mir noch eingefallen...klingt das nicht besser?
was zu sagen gewesen wäre
deswegen waren wir ganz still
und horchten auf die sprache
unserer körper

Doch wir blieben verschlossen
je entschlossener sie sich mühten -
fanden die schnittstelle nicht.


Oder:

es gab vieles
was zu sagen gewesen wäre
deswegen waren wir ganz still
und horchten auf die sprache
unserer körper

Doch je entschlossener sie sich mühten -
wir blieben verschlossen
fanden die schnittstelle nicht.



(Nebenbei bin ich übrigens unsicher, ob es horchen nach oder horchen auf heißt, der Duden sagt nichts, google kennt beides gleich oft...tendiert zu auf, allerdings: man horcht nach innen...eventuell geht beides in unterschiedlichen Bezügen)


Das sind so Ideen, die mir in den Kopf kommen, wenn ich versuche, den Text für mich weniger irritierend zu machen von Strophe 1 auf 2. Aber das kann ja auch Absicht sein. Kann man überhaupt verstehen, was ich meine?

Habe ich übrigens shcon gesagt, dass mir nicht nur das Thema, sondern auch dein Bild dazu sehr gut gefällt? Nein? Es ist aber so!

Liebe Grüße,
Lisa
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Klara
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Beitragvon Klara » 01.12.2006, 14:22

Hallo,

Die ersten vier Zeilen finde ich super

es gab viel
was zu sagen gewesen wäre
deswegen waren wir ganz still
und hörten


Dann würde ich das streichen
auf die sprache
unserer körper


und ersetzen mit zu.

Die Auflösung (also dass auf die Körper gehört wird), würde ich dann erst in STrophe zwei nachschieben.
Diese jedoch ist für mein Empfinden noch arg holperig, weil "wir" verschlossen bleiben, als gäbe es ein körperloses "wir" und von "uns" fremde Körper (gibt es ja, als Empfindung, aber irgendwie klingt das für mich komisch, so ungewollt religiös). Dieser mein Eindruck wird verstärkt durch das "entschlossener", was für mit mit Geist zu tun hat: Sich entschließen tun Körper nicht von allein, oder? Da wirkt die Pointe an den Haaren herbeigezogen. Überdies ist das Wort Körper so tot, in diesem Zusammenhang, drückt keine Empfindung aus, sondern DENKT nur, pars pro toto wäre vielleicht klüger: die Haut, die Härchen, die Finger, wasweißich.

Die Schnittstelle zwischen Körper und Geist finde ich als Idee ein schönes Bild, aber noch nicht schlüssig umgesetzt.

Der Bruch zwischen eins und zwei als Cut sollte beibehalten werden, weil er auch auf "schnittstelle" referiert.

Vielleicht so weiter (ich nehme den ersten Teil auch noch mal mit rein):

es gab viel
was zu sagen gewesen wäre
deswegen waren wir ganz still
und hörten zu

und verstanden nichts
da sprach haut zu haut
doch wir fanden
die schnittstelle nicht


Liebe Grüße
Klara

scarlett

Beitragvon scarlett » 01.12.2006, 21:38

Liebe Gerda,

schon oft gelesen, leider noch nichts dazu geschrieben.

Vielleicht nur soviel: Lisas erste Setzung hat was - die Veränderungen von Klara find ich persönlich so stark, daß ein anderes Gedicht daraus wird. Deines gefällt mir besser!

Gruß,

scarlett

P.S. Gern gelesen, falls das nicht klar wurde! *g*


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