Idol

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Last

Beitragvon Last » 03.11.2006, 11:00

Meine Struktur im Leben?
Deine Kontur erstreben.
Deinen Schatten fassen,
der mir entflieht. Doch
ich kann nicht fliegen
und werde immer noch

erwachsen.

Ophelia20

Beitragvon Ophelia20 » 03.11.2006, 12:35

Hallo Last,

keine Struktur im Leben? :razz:
starkes Bild: "Deinen Schatten fassen, der mir entflieht"
Irgendwie werde ich aus der Struktur (Einteilung der Verse) schlau. Vielleicht könnte es man ein bisschen verschieben

Deinen Schatten fassen
Der mir entflieht.

Doch Ich kann nicht fliegen
Und werde immer noch

erwachsen.


Liebe Grüße Ophelia

Ophelia20

Beitragvon Ophelia20 » 03.11.2006, 12:39

ach so noch zum Titel

Idol?? "sie" ist dein Idol und willst fliegen, weil "sie" es auch kann? aber noch zeit dazu brauchst?

ophelia

Mucki
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Beitragvon Mucki » 03.11.2006, 13:29

Hallo Last,

gekonnte Vermischung aus Reflexion des LI und der Figur des Peter Pan, der, so lese ich es, das Idol verkörpern soll. Das LI stellt mit Bedauern jedoch fest, dass es eben doch nicht Peter Pan sein kann, somit insgesamt eine wehmütige Reflexion.
Saludos
Gabriella

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 03.11.2006, 17:44

Lieber Last!

Ein seht schönes Bild des Werdens!

Sage: Gelungen!

Es besteht für mich kein Grund hier etwas zu bedauern, denn es ist auf dem besten Wege zum Werden, kennzeichnet bestens eine Stelle im Leben.

moshe

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 08.11.2006, 11:51

Lieber Last,

mir gefällt die Spielart des Textes - der Beginn ist sprachlich einfach toll:
Meine Struktur im Leben?
Deine Kontur erstreben.


Das spiegelst du noch am an fliegen/erwachsen oder? was in diesem Kontext an entwachsen erinnert. Wachsen als Unmöglichkeit die Kontur eines Idols zu erreichen, weil man immer auf der Erde braucht, es aber Flügel braucht, um die "hohen Sphären" zu erreichen, in denen das Idol schwebt?

Dass das Gedicht unter dem Titel Idol gefasst wird, wirft für mich zwei Fragen auf:

1) Meinst du nicht eher Ideal? idol ist weniger streng, dafür aber leidenschaftlicher.
2) Wenn ich an deinen Text mit dem Glas halb voll/leer denke, dann ist dieser Text durchaus als seine Entsprechung zu werten und dadurch für mich als etwas "gefährlich" anzusehen - Denn ganz bestimmt ist nicht jedes Objekt/jede Person bedenkenlos an die Stelle des Platzhalters "Idol" zu setzen. Und selbst wenn es ein "gutes" Idol ist, bleibt es immer noch fraglich, ob es erstrebenswert ist, die Konturen von jemand anderem nachzuleben/berühren zu wollen anstatt seine eigene Form zu wachsen, auch wenn sie schlechter scheint.
Eigentlich bist du ja ein kritischer Denker, durchaus begeisterungsfähig (Träumer, ein kritischer Träumer! ;-)), trotzdem kritisch. ich weiß daher nicht, ob dieses ungebrochene Idol in diesem Text so gewollt ist? Vielleicht ist der ganze Text phänomen beschreibend gemeint? Wenn ja, dann ist das noch zu zart besetzt, da die meisten ihn positiv lesen werden (ich sehe ihn auch positiv)?
3) Dass du idol statt Ideal wählst, könnte in diesem Zusammenhang schon ein Versuch zu 2 sein? (Brechung des Positiven?)

Liebe Grüße,
Lisa

edit: ach, jetzt lese ich das mit Peter Pan, ja, das ist toll! (Dann passt für mich Ido als Titel aber wirklich nicht).
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 08.11.2006, 12:28

Lieber Last,

ich habe zunächst: "Ideal" gelesen und erst bei nochmaligem Hinsehen und beim Lesen von Lisas Frage, dass da "Idol" steht, das macht es für mich schwer, deinen intention herauszufiltern.
Hättest du als Titel Ideal gewählt, dann wäre es eindeutig, ein Text, der die Vorbildfunktion eines bestimmten Erwachsenen belichtet...
So kann ich den Text eigentlich 'nur' ironisch verstehen, allerdings habe ich dann mit dem Schlusssatz ein Problem, denn der klingt für mich als wäre er 1:1 gemeint.
Der Text ist stark, nicht nur zu Beginn, und wäre nicht der Titel, so wäre es so was von klar für mich...
Ein junger Mensch, der danach trachtet die Kontur eines (bestimmten) Erwachsenen zu erlangen?
Oder ist es das Versprechen des Kindes, so zu werden wie sein Vorbild?
Das Kind kommt mit dem Tempo (noch) nicht mit... muss noch erwachsen werden...
ich halte hier inne, denn du hast dir ganz sicher etwas dabei gedacht, also werde ich einmal abwarten.
(Vielleicht die anderen Kommentare mal 'richtig' lesen).

Liebe Grüße
Gerda

PS was Gabriella zu Peter Pan schreibt, ist ein toller Ansatz dein Gedicht zu lesen... aber dann wieder der Titel???

Max

Beitragvon Max » 08.11.2006, 18:50

Lieber Last,

ich lese hier keinen Peter Pan, weil ich in Dir keinen Peter Pan lese.

Mich hat das Gedicht beeindruckt, aber durchdrungen habe ich es wohl noch nicht so ganz, weil ich das lyr. Du noch suche ...

Liebe Grüße
max

Last

Beitragvon Last » 11.11.2006, 12:07

Hallo zusammen,

besonders in Moshes Kommentar empfinde ich mich als erfasst. Ich meinte genau eine (jugendliche) Stelle im Leben, daher auch die Allegorie zu Peter Pan, die zwar nicht soweit gehen sollte, wie Magic sie benannte, jedoch so verstanden werden kann. An das Ideal habe ich daher zunächst gar nicht gedacht, mit dem Titel wäre es allgemeingültger und erwachsener, das lyr. Ich wäre dann ein Idealist, anstelle eines Träumers, den Gedankengang zu bewältigen brauche ich wohl noch was. :confused:
Das bei Gerda durch diesen Titel das Gedicht ironisch wirkt, statt ernst liegt wohl daran, dass ich einfach noch zu jung bin um mit vollem Ernst über das zu schreiben, über das es sich zu schreiben lohnt ;-) Andererseits empfinde ich persönlich selbst Kafka als ironischen Schreiberling :rolleyes:
Als Entsprechung zu "Durst" sehe ich das hier nicht, denn dort war es eine moralische Aussage, die getroffen wurde, hier ist es eine Betrachtung. Ein Umbruch/ Umdenken findet statt, ist allerdings noch im Anfangsstadium.
Im (Erwachsen)Werden liegt auch ein Ende, hier das Ende der Schwärmerei, Träumerei. Im Werden liegt auch Veränderung, Abgrenzung, das lyr. Ich entfernt sich immer mehr von dem wie es werden wollte, wird immer mehr "Selbst" statt ein Anderer.

Ich hoffe ich konnte damit erläutern, warum es "Idol" heißen muss und dau anregen weiter zu kritisieren, ob ich dieses Ziel evtl verfehlt habe...

LG
Last


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