Lichtzeit

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
königindernacht

Beitragvon königindernacht » 30.10.2006, 22:23

Lichtzeit

Fenster haben
Herbstgold eingefangen,
heben ihre Lider
und blicken
den Kranichen nach-

wie ich.




Auf Vorschlag der liebevollen Kritiker wurde die vierte Zeile: "im schon frühen Dunkel" entfernt.

Nach Unterstützung durch leonie "warm leuchtend" ersetzt durch: "wie ich".
Zuletzt geändert von königindernacht am 01.11.2006, 22:53, insgesamt 3-mal geändert.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 30.10.2006, 22:35

Hallo Königin

Hübsch, nur das "schon" vor frühen Dunkel würde ich weglassen.

Schönen Abend

Jürgen

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 30.10.2006, 22:49

Schöne Sehnsucht, die einfach stimmt.

Moshe

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leonie
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Beitragvon leonie » 30.10.2006, 23:03

Liebe Kö,

ja, ein schönes Bild, aber meiner Meinung nach braucht es die vierte und die letzte Zeile nicht. Sie benennen etwas, was ich auch so weiß und stören das schöne Bild eher anstatt es zu fördern.

Liebe Grüße
leonie

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 30.10.2006, 23:17

Bezüglich der vierten Zeile bin ich auch der Meinung der Überflüßigkeit, aber bei der letzten Zeile bin ich eine Gegner der Streichung:

und blicken
den Kranichen nach-

warm leuchtend

Das möchte ich garnicht missen.

Moshe

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 30.10.2006, 23:54

Guten Abend, ihr, und vielen Dank für eure mir lieben Kommentare. Die vierte Zeile beschreibt gerade die Zeit, die jetzt angebrochen ist- die Lichter gehen jetzt schon sehr früh an und spiegeln sie das Herbstgold... Dennoch finde ich eure Idee nicht schlecht, der Text wird verdichtet. Ich werde ihn noch ein paar mal vor mich hin sprechen und dann entscheiden.

Liebe leonie,
die letzte Zeile möchte ich gerne lassen: Bist du schon einmal eine Dorfstraße oder stille Stadtstraße lang gegangen, mit hochgeschlagenem Kragen? Es ist dunkel und der Herbstwind weht. Über dir ziehen die Graugänse. Du weißt, der unangenehme Teil des Herbstes steht bevor. Dich fröstelt. Und dann sind da die Fenster, aus denen Wärme leuchtet.
Dieses Bild ist auch ein wenig auf das Zwischenmenschliche zu übertragen. Und so stimmt moshes Wort "Sehnsucht" und deshalb möchte ich auf die letzte Zeile nicht verzichten.

Herzlichst, KÖ

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Beitragvon leonie » 31.10.2006, 09:27

Liebe Kö,

ja, ich kenne diese Stimmung, dieses Gefühl. Aber genau darum bräuchte es das "warm leuchtend" für mich nicht explizit. Es entsteht sowieso in mir. Ich finde, das ist gerade das, was die Qualität eines Gedichtes ausmacht. Und Du bringst für mein Empfinden diese Stimmung rüber, ohne dass Du etwas direkt bennenen müsstest.

Aber vielleicht empfinde nur ich das so, ich mag auch "Offenes" gerade am Ende eines Gedichtes sehr.

Liebe Grüße Dir
leonie

Max

Beitragvon Max » 31.10.2006, 20:16

Liebe Kö, liebe Leonie,

das ist lustig. Wieder einmal geht es mir so, dass ich ein gedicht lese, dass es mir gefällt, dass ich einen Vorschlag machen möchte und dann hat ihn Madame Leonie schon gemacht. Ich denke auch dass das Gedicht jeden genügend warm erleuchte, der er es verstanden hat.

Liebe Grüße
max
Zuletzt geändert von Max am 03.11.2006, 19:56, insgesamt 1-mal geändert.

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 31.10.2006, 22:00

Ach, ihr lach* wenn ihr so weiter macht, wird vom Text nichts mehr übrig bleiben. Aber ich verstehe euch und so gehen meine Gedanken seit heute in eine ganz andere Richtung: Ich möchte den Schlussvers verändern, dem Gedicht dadurch eine neue Note einhauchen, z. B. "wie ich" oder so ähnlich. Na, mal sehen, was ihr davon haltet bzw. ob ihr mit einen Tipp geben könnt, damit nicht nur der eingefangene Moment festgehalten wird,

herzlichst, KÖ

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Beitragvon leonie » 31.10.2006, 22:50

"wie ich" finde ich viel besser! Das unterstützt den Sehnsuchtsgedanken...

Liebe Grüße

leonie

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 01.11.2006, 22:52

Liebe leonie,

ich habe das Textlein verändert- nun ist die Momentaufnahme komplett. Vielen Dank für eure kleinen direkten und indirekten Tipps,

herzlichst, KÖ

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 02.11.2006, 11:37

königindernacht hat geschrieben:Lichtzeit

Fenster haben
Herbstgold eingefangen,
heben ihre Lider
und blicken
den Kranichen nach-

wie ich.


liebe kö,
stimmungsvoll wie ich finde...
und würde nachdenken über:
fenster die ihre lider heben....

var.I
Fenster haben
Herbstgold eingefangen,
hebe meine Lider
und blicke
den Kranichen nach

...was meinst du?

var.II
Fenster haben
Herbstgold eingefangen,
heben ihren
Blick
den Kranichen nach


Hakuin

Last

Beitragvon Last » 02.11.2006, 11:56

Hallo Königin,

wunderbar, was du da für einen Moment beschreibst, genau das ist das "Herbstgold." Ich persönlich empfinde Hakuins zweite Version als noch intensiver, noch verdichteter. Auf das "wie ich" kann man verzichten, es entsteht in der Phantasie des Lesers, den "Blick heben" ist sprachlich geschickter als "die Lider heben und blicken" und auch darin steckt noch ein Hauch von Erwachen.

LG
Last

Mucki
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Beitragvon Mucki » 02.11.2006, 12:52

Hallo KÖ,

mir gefällt die neue Version.
Einzig - mal wieder - der Bindestrich stört. Er ist m.E. auch nicht notwendig, da du das
"wie ich" mit einem Absatz druntergesetzt hast.
Saludos
Gabriella


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