Herbstanfang

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Max

Beitragvon Max » 17.09.2006, 13:01

Herbstanfang

Dein Schritt probiert
ob der dünne Laubteppich trägt
Gleichwohl leben die Bäume
spannen einen Baldachin
gegen den feinen Regen

Ein Wind verheißt Ernte

Schon schüren sie
die Kartoffelfeuer

Du hebst den Kopf
und gehst weiter

Noch
trägst du im Herzen
den Sommer

Erstfassung (geändert auf Pauls, Leonies, Lisas und Gerdas Vorschlag):

Herbstanfang

Schon probiert dein Schritt
ob der dünne Laubteppich trägt
Doch noch leben die Bäume
noch spannen sie einen Baldachin
gegen den feinen Regen

Ein Wind verheißt Ernte

Schon schüren sie wieder
die Kartoffelfeuer

Du hebst den Kopf
und gehst weiter

Noch
trägst du im Herzen
den Sommer
Zuletzt geändert von Max am 30.09.2006, 16:29, insgesamt 3-mal geändert.

Max

Beitragvon Max » 20.09.2006, 10:55

Liebe Gerda,

danke für den Hinweis, das ist mir nie aufgefallen. Ich benötige hier ein Wort, das einen Gegensatz ausspricht. Wäre "Aber noch" besser für dich?

Liebe Grüße
Max

Hakuin

Beitragvon Hakuin » 20.09.2006, 11:14

lieber max,

sehr gerne gelesen.... und meine fragen an dich:


Max hat geschrieben:
"Schon probiert dein Schritt"

"Schon schüren sie"



...würdest du vielleicht mit "sperrig" bezeichnen, was ich hier nun anregen möchte zu überdenken.

...vorschläge hierzu.... uuuuuuuuh:

?ist es der schritt der probiert,
oder eher ein spüren,
dessen was sich dort unter den sohlen VERÄNDERT

?und ließe sich ein SCHON vermeiden?
wobei klar ist, dass es darum gehen soll: huch, wie - jetzt schon....

grüße dich
hakuin

Max

Beitragvon Max » 21.09.2006, 18:08

Lieber Hakuin,

vielen Dank für die Auseinandersetzung mit meinem Text.

Zu Deiner ersten Bemerkung: es ist schwer sich auf der interpretatorischen Ebene mit einem eigenen Text auseinaderzusetzen finde ich - tue ich es, so werde ich zu analytisch. Allerdings gefällt mir hier das Auseinanderfallen von lyr. Ich und schritt ganz gut, denn es kann so gelesen werden, dass das lyr. Ich noch im Somme rlebt, wärhend etwas, der Shcritt, die Zeit schon leise vorwärtsdrängt - nicht, dass mir sowas beim Schreiben bewusst wäre, aber eine mögliche Lesart scheint es mir schon.

Das doppelte "schon" ist wie das doppelte "noch" an sich lässlich, ich denke, ich hänge bislang vor allem wegen des Rhythmus' an ihm und bin für jeden Vorschlag 8auch von mir selbst) offen - bis dahin bitte ich um "Schonung" (oh, ein echt übler Kalauer, aber nun steht er da ;-) )

Liebe Grüße
max

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 25.09.2006, 11:08

Lieber max,

ach dieses Pendeln deiner Poesie zwischen "noch" und "schon", ja das mag ich sehr...und dann auch noch mit diesen Bildern...

...übrigens war ich als Kind ja schon mal verheiratet (sogar ganz lange und auch mit Scheidung! ;-)) und dieser Herr eben hatte einen Vater mit einem Bauernhof (dort lebte auch EIN schwarzes Schaf)...und da gab es eine Scheune, dort stand ein alter ofen und auf dem haben wir in Alufolie immer Kartoffeln gemacht, die schmeckten aber ganz scheußlich. Und trotzdem fühlt es sich schön an, durch dein Gedicht wieder daran zu denken...du kennst ja meine Unfähigkeit, Dinge zu erinnern...

Ich mag das Gedicht also sehr...

(Ich wäre aber dennoch auch für die weitere reduktion der nochs und auchs, weil das verminderte Auftreten sie stärkt anstatt zu schwächen! Durch den noch-auch-Auftakt färben sie doch alles wietere in sich ein...

daher:

Herbstanfang

Schon probiert dein Schritt
ob der dünne Laubteppich trägt
Doch noch leben die Bäume
spannen einen Baldachin
gegen den feinen Regen

Ein Wind verheißt Ernte

Sie schüren
die Kartoffelfeuer

Du hebst den Kopf
und gehst weiter

Noch trägst du
den Sommer im Herzen

)

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Gast

Beitragvon Gast » 25.09.2006, 13:40

Hallo Max,
ich komme jetzt erst auf deine Frage zurück,
meinst du:
"aber noch" leben bäume?
Oder wolltest du das "noch" opfern?
Mir würde "gleichwohl leben Bäume" besser gefallen,
obschon(auch eine Möglichkeit)
das "noch" dann fehlt..
"Noch" beinhaltet die Dimension der Zeit, /Präteritum und Präsens,
we wäre denn
Doch weiterhin leben Bäume
Gerda

Max

Beitragvon Max » 30.09.2006, 16:27

Liebe Lisa,

danke für diesen wundervollen Kommentar. Ich denke, ich werde Deinem Vorschlag ein "schon" zu kürzen folgen, allerdings werde ich das andere 2schon" schlachten.

Liebe Gerda,

der Vorschlag mit dme gleichwohl gefällt mir, ich werde ihn gleich mal ausprobieren.

Danke und liebe Grüße
max

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 29.10.2006, 02:50

...und wieder so ein schönes max-gedicht...

...auch mich irritiert einzig die betonung, dass die bäume leben -warum sollten sie nicht?

(habe die erklärungen gelesen und verstanden, aber trotzdem... fände ich es besser, wenn sich das 'leben' nicht auf die bäume, sondern den baldachin beziehen würde. auch - wenn das gedicht ohne "im herzen tragen" auskommen könnte... - noch ein kleiner kritikpunkt: schon schüren sie kartoffelfeuer - gemeint sind ja nicht die bäume...)


Herbstanfang

Dein Schritt probiert
wie der dünne Laubteppich trägt
Gleichwohl spannen dir Bäume
Baldachine unter feinen Regen

Ein Wind verheißt Ernte

Schon schüren sie
Kartoffelfeuer

Du hebst den Kopf
gehst weiter

Trägst noch
Sommer
in dir


lieber max, ich hoffe es stört dich nicht, wenn ich zu meiner 'privaten' feier deines geburtstages in deine texte tauche, mich in einigen verliere, sie für mich 'nachdichte'...
- falls doch, kurze mitteilung genügt - und du bleibst nächstes jahr bestimmt davon verschont! :blumen:

alles liebe, aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Max

Beitragvon Max » 29.10.2006, 16:35

Lieber Aram,

nein, ich schätze Deine Auseinandersetzung mit meinen Texten. Ich glaube, dass die Berechtigung am "Noch leben die Bäume" berechtigt ist. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich die Zeile insgesamt opfern mag oder ob mir etwas einfällt, was dieses "noch leben" besser ausdrückt ... die Stimmung zwischen Sommer und Winter ist mir wichtig. Was mir auch auffällt, ist, dass du in strophe 1 eineige Präpositionen verändert hast. Spannt man Baldachine wirklich unter etwas? Ich lerne :-) ...

Liebe Grüße
max


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