Oktoberbild

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
königindernacht

Beitragvon königindernacht » 27.10.2006, 22:21

Oktoberbild

Eine Fischerin
bin ich.
Lege Netze aus,
diese Abende
in Worte einzufangen.

Das leise Singen
der Harfen aus Rohr,
bevor es zum Forte schwillt,
wenn Seen im Zwielicht
Schaumkronen aufsetzen.

Die Muschelfarben
am offenen Himmel,
von dem erste Nordwinde
Kälteschauer
über die Haut streichen.

Den Graugänseruf
hinter Wolkenbänken,
der sich weithin vernehmbar
auf Schwingen entfernt
und nachhallt unterm Mond.

Eine Fischerin
bin ich.
Fange den Herbst ein,
seine Abende-
die mich sprachlos machen.
Zuletzt geändert von königindernacht am 29.10.2006, 18:00, insgesamt 3-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 27.10.2006, 23:00

Schön, daß du wieder da bist! Habe mich die letzten Tage immer wieder gefragt, wann du zurückkommst.

Wie wäre es, wenn du die mittleren drei Strophen vereinigen würdest?

Moshe

Niko

Beitragvon Niko » 28.10.2006, 00:48

hallo KÖ

hab dich auch schon vermisst. moshes idee finde ich sehr gut.

lieben gruß: Niko

Herby

Beitragvon Herby » 28.10.2006, 10:18

Hallo Kö,

wie schön, Dich endlich wieder zu lesen! :eusa_angel:

Das ist ein wunderbarer, stimmungsvoller Text, der mich sehr anspricht.

Im Gegensatz zu moshe und Niko plädiere ich dafür, die mittleren Strophen NICHT zusammen zu legen, da es m. E. dem Text an Wirkung nähme.

Da Du ja mit Zeichensetzung arbeitest, würde ich hinter "Rohr" ( II ) und "Himmel" ( III ) noch ein Komma einfügen. Etwas störend empfinde ich den Gedankenstrich nach "Abende" in der letzten Strophe, für den ich keine Notwendigkeit erkennen kann. Warum hier kein Komma?

Diesen Text habe ich wirklich sehr gerne gelesen, Danke dafür!

Liebe Grüße
Herby

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 28.10.2006, 16:55

Hallo, ihr fleißigen Herbst- Gedichte- Leser,

von der Kur zurück, habe ich uns dieses Gedicht eingefangen. Die Zeichensetzung, lieber Herby, habe ich verändert. Danke für den Tipp.
Lieber moshe und Niko, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich eure Idee auch umsetzen werde, weil das Gedicht dann insgesamt einen sehr langen Textkörper über 15 Zeilen hinweg hätte. Solche Gedichte lesen sich nicht immer gut. Mal schauen, was die anderen so meinen. Ich freue mich jedenfalls, wieder hier zu sein und werde mich in den kommenden Tagen "einlesen". :-)

Herzlichst, KÖ

Mucki
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Beitragvon Mucki » 28.10.2006, 18:26

Hallo KÖ,

erstmal welcome back von deiner Kur ;-)
Da hast du uns wirklich ein sehr schönes Stimmungsbild mitgebracht, in dessen Bilder der Leser wunderbar eintauchen kann.

Die drei Strophen würde ich auch nicht zusammenlegen.
Saludos
Gabriella

pandora

Beitragvon pandora » 28.10.2006, 18:31

hallo frau königin,

und willkommen zurück.
ein tolles gedicht, das ruhe ausstrahlt und kraft und von der schwierigkeit berichtet, naturbilder mit worten wiederzugeben.
ich kann nur sagen: es ist dir geglückt, die abendstimmung am see einzufangen.
einzige minimäkelei: "äolsharfe" finde ich sehr dick aufgetragen, "harfe" würde mir reichen; außerdem würde ich "nordwind" bevorzugen.

liebe grüße
pan

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 29.10.2006, 09:01

Liebe Gabriellea und pan,

ja, so habe ich es wirklich zwischen Achterwasser und Meer erlebt in den vergangenen Wochen. Das mit der Harfe überdenke ich mir noch einmal. Ich würde gerne eine bestimmte Harfe verwenden.

Die Äolsharfe gefiel mir als Bild, weil sie ja nicht von den Menschen sondern eben nur durch den Wind zum Klingen gebracht wird und nach dem Gott des Windes benannt ist. Und der kann im Schilf zärtlich summen oder durch es hindurch toben. So bleibt das Suchen nach einer Alternative...

Herzlichst, Kö

Mucki
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Beitragvon Mucki » 29.10.2006, 12:25

Liebe KÖ,

und wenn du schreibst:

der Harfe Aeolos' (oder: der Harfe des Aeolos), Gott der Winde könnte evtl. auch noch dazu?

statt

"Äolsharfe aus Rohr"

Es spricht sich leichter.

Saludos
Gabriella

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 29.10.2006, 15:41

Liebe Kö,
dieses Gedicht habe ich gern gelesen - ich finde du hast die Momente gut bewahrt in diesem Gedicht und den Oktober erkenne ich auch wieder :-). vielleicht wäre in Strophe 1:

Eine Fischerin
bin ich.
Lege Netze aus,
diese Abende
in Worten einzufangen


besser? Binden ergibt ja innerhalb des konkreten Bildes für mich keinen richtigen Sinn (es könnte sich auf die Netze beziehen, aber die sind ja schon ausgeworfen)...

Pans Hinweise auf Harfe und Wind finde ich sehr gut...da kippts für mich auch kurz ins zuviel...(weil die harfe auch schon so "süß" ist)....

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 29.10.2006, 18:03

Liebe Lisa, liebe Magic, ich habe mir eure Ideen noch einmal durchdacht und folgendes verändert: statt "zu binden" einzufangen und statt der "Äolsharfe" Harfen".

Wisst ihr, ich lege mir scheinbar zu oft auch formelle Zwänge auf. Bei diesem gedicht, zum Beispiel, sollten die Silbenzeilen pro Vers und Strophe übereinstimmen. Nun ist das nicht merh so, aber ich bin nicht traurig über das Umdenken dank eurer Anregungen,

herzlichst, KÖ


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