immer lieb gemeint
immer lieb gemeint
respektlos betätschelt.
immer lieb gemeint.
grundversorgt.
nur das nötigste.
kein personal.
seit drei tagen
keine haare gewaschen.
übermorgen dann.
vielleicht.
hastig gefüttert.
immer lieb gemeint.
keine zeit.
kein personal.
....die andern wollen ja auch....
abgespeist,
liegengelassen.
tagelang allen.
nach wochen
endlich besuch.
dein kind
wohnt nicht weit weg.
nicht viel zeit.
die kinder, der beruf, ...- weißt ja...
aber immerhin.
immer lieb gemeint.
würde misachtet.
kein personal.
keine zeit
für gewissen.
einsam
gestorben.
bett wird frei.
immer lieb gemeint.
...die andern wollen ja auch....
begraben.
ohne irgendwen.
kein personal.
keine zeit.
....die kinder, der beruf...- weißt ja...
das leben geht weiter...
Zuletzt geändert von Niko am 04.09.2010, 12:57, insgesamt 2-mal geändert.
hallo niko,
ein sehr klarer text, sehr gerade durchgezogen.
ich frage mich, ob er ohne die letzte strophe nicht stärker wäre ... für mich ja.
besonders 'das leben geht weiter' ist kein sehr pointierter schluss.
...die andern wollen ja auch....
hingegen sehr.
"immer lieb gemeint" erscheint mir etwas zu häufig eingestreut - eine art 'süße sauce', die den rest etwas 'verklebt' - fände ich stärker für den schluß zu bewahren.
mit ein paar feinjustierungen könnte dieser text noch stärker und schlanker werden, würde dann auch mehr 'weh tun'.
sehr gern gelesen.
liebe grüße, aram
ein sehr klarer text, sehr gerade durchgezogen.
ich frage mich, ob er ohne die letzte strophe nicht stärker wäre ... für mich ja.
besonders 'das leben geht weiter' ist kein sehr pointierter schluss.
...die andern wollen ja auch....
hingegen sehr.
"immer lieb gemeint" erscheint mir etwas zu häufig eingestreut - eine art 'süße sauce', die den rest etwas 'verklebt' - fände ich stärker für den schluß zu bewahren.
mit ein paar feinjustierungen könnte dieser text noch stärker und schlanker werden, würde dann auch mehr 'weh tun'.
sehr gern gelesen.
liebe grüße, aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen
l. cohen
Lieber Niko,
mir ist das "dein kind" aus dem eindringlichen Text gestochen - die einzige Stelle, an der plötzlich das anonyme Altchen direkt angeredet wird.
An dieser Stelle nimmt es dem Text Schärfe, nach meinem Empfinden. Dieses "dein" hat etwas Versöhnliches, Annäherndes - in einem unversöhnlich sein sollenden Text (finde ich).
"tagelang allein" kann wegbleiben, wenn "nach wochen endlich besuch" folgt.
Die Strophe, die mit "würde misachtet" beginnt (ich schenk Dir ein s dafür) bleibt m.E. besser ganz weg ... hier kommst Du zum Allgemeingültigen, auch das nimmt Schärfe weg.
Und nach dem letzten "die anderen wollen ja auch" sollte es besser enden, da gebe ich aram recht.
Insgesamt wirkt es mir noch zu sehr aus einem spontanen Zorn heraus geschrieben und zu wenig auf die Spitze gebracht.
lG Zefira
mir ist das "dein kind" aus dem eindringlichen Text gestochen - die einzige Stelle, an der plötzlich das anonyme Altchen direkt angeredet wird.
An dieser Stelle nimmt es dem Text Schärfe, nach meinem Empfinden. Dieses "dein" hat etwas Versöhnliches, Annäherndes - in einem unversöhnlich sein sollenden Text (finde ich).
"tagelang allein" kann wegbleiben, wenn "nach wochen endlich besuch" folgt.
Die Strophe, die mit "würde misachtet" beginnt (ich schenk Dir ein s dafür) bleibt m.E. besser ganz weg ... hier kommst Du zum Allgemeingültigen, auch das nimmt Schärfe weg.
Und nach dem letzten "die anderen wollen ja auch" sollte es besser enden, da gebe ich aram recht.
Insgesamt wirkt es mir noch zu sehr aus einem spontanen Zorn heraus geschrieben und zu wenig auf die Spitze gebracht.
lG Zefira
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)
Hallo aram,
Finde ich nicht. Der Hohn, das Kritische wird dadurch sehr eindringlich, springt einem direkt ins Gesicht, und das ist wohl auch die Intention von Niko, nehme ich mal an. Also, mit Hohn meine ich die kritische Betrachtung, nicht Verspottung.
Saludos
Gabriella
So wird es sehr eindringlich und trieft nur so vor Hohn.
interessant, magic - "eindringlich" und "höhnisch" erlebe ich bei diesem thema als einander ausschließend
- unterschiedliche lesarten faszinieren mich immer wieder - gruß, aram
Finde ich nicht. Der Hohn, das Kritische wird dadurch sehr eindringlich, springt einem direkt ins Gesicht, und das ist wohl auch die Intention von Niko, nehme ich mal an. Also, mit Hohn meine ich die kritische Betrachtung, nicht Verspottung.
Saludos
Gabriella
Hallo Niko,
das gebetsmühlenhafte "immer lieb gemeint" würde ich so lassen. Dieser Satz, diese Ausrede, zieht sich ja wie ein roter Faden durch alles.
Die Strophe mit "Würde missachtet" würde ich anders formulieren. Missachtung ist etwas Aktives, Gewolltes, was ja nicht der Fall ist. Hier will niemand, es passiert einfach - das klassische "shit happens".
Dass die Kinder nicht zur Beerdigung kommen, würde ich fortlassen. So glaubwürdig ist, dass die Bestattung kurz und schlicht vor sich ging, so wenig glaubwürdig ist es, dass überhaupt niemand kommt. Untertreibungen sind im Falle des Falles glaubwürdiger.
Liebe Grüße
Marlene
das gebetsmühlenhafte "immer lieb gemeint" würde ich so lassen. Dieser Satz, diese Ausrede, zieht sich ja wie ein roter Faden durch alles.
Die Strophe mit "Würde missachtet" würde ich anders formulieren. Missachtung ist etwas Aktives, Gewolltes, was ja nicht der Fall ist. Hier will niemand, es passiert einfach - das klassische "shit happens".
Dass die Kinder nicht zur Beerdigung kommen, würde ich fortlassen. So glaubwürdig ist, dass die Bestattung kurz und schlicht vor sich ging, so wenig glaubwürdig ist es, dass überhaupt niemand kommt. Untertreibungen sind im Falle des Falles glaubwürdiger.
Liebe Grüße
Marlene
Lieber Niko,
ich finde zwar, dass die Zeile "immer lieb gemeint" stark wirkt in der Wiederholung (bin da also anderer Meinung als aram), aber mir ist gar nicht klar, woran sie eigentlich anschließt. Ich meine, es ist schon klar, dass sie ironisch-bitter ist...aber fällt der Satz in dem Kontext überhaupt...?
...wäre es genauer nicht vielleicht "alles getan, was möglich war..."..."das beste getan"..."immer getan, was man konnte", "sich aufgeopfert und trotzdem"...lieb gemeint trifft es für mich nicht als Vorwurf...vielleicht..immer das beste gewollt?
...ansonsten kann ich aram (und max,was die letzte Strophe betrifft) nur zustimmen,
Feinschliff bei Beibehaltung des lässigen Tons und der text trifft noch mehr...
Liebe Grüße,
Lisa
ich finde zwar, dass die Zeile "immer lieb gemeint" stark wirkt in der Wiederholung (bin da also anderer Meinung als aram), aber mir ist gar nicht klar, woran sie eigentlich anschließt. Ich meine, es ist schon klar, dass sie ironisch-bitter ist...aber fällt der Satz in dem Kontext überhaupt...?
...wäre es genauer nicht vielleicht "alles getan, was möglich war..."..."das beste getan"..."immer getan, was man konnte", "sich aufgeopfert und trotzdem"...lieb gemeint trifft es für mich nicht als Vorwurf...vielleicht..immer das beste gewollt?
...ansonsten kann ich aram (und max,was die letzte Strophe betrifft) nur zustimmen,
Feinschliff bei Beibehaltung des lässigen Tons und der text trifft noch mehr...
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
nach acht kommentaren sollte ich dann vielleicht doch mal mich äußern zu den ganzen kommentaren. an dieser stelle erstmal heißen dank für euer lesen und einlassen.
gabriella, es freut mich, dass du den hohn herausliest. den hab ich auch einbringen wollen. ich bin ehrlich gesagt völlig unschlüssig, ob ich an dem text etwas ändern soll. naja.....wir werden sehen.
tja, max....ich werde mich mit dem ende mal auseinandersetzen. hab aber keinen plan, wie das dann letztendlich aussieht...
hallo lisa! also dieses "immer lieb gemeint hat natürlich viel bitteres. oder soll das transportieren. aber es hat ja auch seinen biss dadurch, das ja wahrheit darin liegt. alle meinen es gut. jeder tut, was er kann. und dabei kommt dann soetwas jämmerliches dabei raus. lieb gemeint, gut gemeint, das beste gewollt.....-ist da wirklich ein großer unterschied? ich denke: nein.
feinschliff folgt. ich werde mich spätestens übermorgen mit dem überarbeiten beschäftigen.
ich dank euch allen nochmal herzlich mit einem
lieben gruß: Niko
naja, aram... im hinblick auf die tatsache, dass das leben für die alte halt nicht weiter geht, schon pointiert und nachdenklich stimmend. jedenfalls für mich. vielleicht aber hast du recht und es kommt "im allgemeinen" so nicht als pointiert rüber.besonders 'das leben geht weiter' ist kein sehr pointierter schluss.
gabriella, es freut mich, dass du den hohn herausliest. den hab ich auch einbringen wollen. ich bin ehrlich gesagt völlig unschlüssig, ob ich an dem text etwas ändern soll. naja.....wir werden sehen.
ja, zefi.....du hast völlig recht. mir ist es nicht aufgegangen (betriebsblind nennt man das wohl) das werde ich natürlich ändern in eine unpersönlichere variante. spontan ist der text nicht. also spontan im zorn. ich schreibe immer am stück. überarbeite seltenst (vielleicht mein großes manko) aber wenn ich schreibe, spielen allerlei gefühle mit. im zorn aber kann ich garnicht schreiben. das würde immer richtiger mist. da bin ich sicher. größerer mist als dies hier...mir ist das "dein kind" aus dem eindringlichen Text gestochen - die einzige Stelle, an der plötzlich das anonyme Altchen direkt angeredet wird

recht hast du, marlene. auch das werde ich in der überarbeiteten fassung berücksichtigen. danke fürs bewusst machen.Die Strophe mit "Würde missachtet" würde ich anders formulieren.
ich hab mal geraume zeit als gärtner gearbeitet. bei der stadt. sitz: zentralfriedhof. eines tages kam der pfarrer zu uns mit den worten: "kann nicht jemand von ihnen mal mit ans grab dieser alten frau kommen und wenigstens ein "vater unser" beten. es ist kein mensch bei der beerdigung. ich ging mit. ein gespenstisches szenario. vielleicht hat das alles seine gründe. vielleicht war die frau ein echtes miststück. das kann ich ja nicht bewerten. aber diesen abgang wünscht man keinem menschen. es ist sehr armselig. für alle beteiligten bzw. nicht beteiligten. das nur am rande...Dass die Kinder nicht zur Beerdigung kommen, würde ich fortlassen. So glaubwürdig ist, dass die Bestattung kurz und schlicht vor sich ging, so wenig glaubwürdig ist es, dass überhaupt niemand kommt. Untertreibungen sind im Falle des Falles glaubwürdiger.
tja, max....ich werde mich mit dem ende mal auseinandersetzen. hab aber keinen plan, wie das dann letztendlich aussieht...
hallo lisa! also dieses "immer lieb gemeint hat natürlich viel bitteres. oder soll das transportieren. aber es hat ja auch seinen biss dadurch, das ja wahrheit darin liegt. alle meinen es gut. jeder tut, was er kann. und dabei kommt dann soetwas jämmerliches dabei raus. lieb gemeint, gut gemeint, das beste gewollt.....-ist da wirklich ein großer unterschied? ich denke: nein.
feinschliff folgt. ich werde mich spätestens übermorgen mit dem überarbeiten beschäftigen.
ich dank euch allen nochmal herzlich mit einem
lieben gruß: Niko
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