suboptimal

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
làgrimas

Beitragvon làgrimas » 08.10.2006, 01:43

suboptimal...


sind alle
auf ihre eigene, ganz besondere weise
denn alle sind teil
dieser prachtvollen
scheisse
zu der es viele theorien gibt


ist wenn der wecker so laut tickt,
dass man nicht einschlafen kann
und das nur damit man merkt,
dass diese ganz bestimmte Person nicht neben einem liegt


ist vieles
und das
ist noch längst nicht alles


ist während man im Auto fickt den Mond zu beobachten
der erst in ein par Tagen voll sein wird
denn wenn die Scheibe anläuft, verliert man ihn aus den Augen


ist wenn man um 23.30 uhr mit einem freundlichen lächeln
darauf aufmerksam gemacht wird, dass sie schliessen wollen
und dadurch daran erinnert wird, dass es mitten in der woche ist
und man dann ebenso freundlich lächelnd den espresso bezahlt
auch wenn man die bude am liebsten abfackeln würde.
da es dann bestimmt zu kalt ist um draussen rumzustreunen
wird man eben nach hause gehen, und sich zum einschlafen italienischen jump-style anhören.


ist auch der pickel auf der wange
der sich nicht ausdrücken lässt aber schmerzt
mindestens so sehr wie ein herz
das man nur noch selten besucht
seit man’s sich mit sich selbst verscherzt hat


ist die Liebe
wenn man den Liebenden nicht liebt
selbst wenn man sich alle Mühe gibt


ist der mensch
er ist so erbärmlich wie

ja wie was?
was solls, gönnen wir uns einfach noch ne runde
schliesslich müssen wir nächste woche wieder arbeiten
und schlafen und essen und reden und ficken.


waren die beiden typen im weissen auto
mit dem angetrunkenen lift und dem ausgetrunkenen bier
und dem fehlenden flaschenöffner
der dauernd-sms-schickenden-schwester
und der alten rock n roll mucke
die fast so schlimm klang, wie ihr dialekt


ist die situation
den umständen entsprechend
leicht strapaziert
von den ungünstigen bedingungen
ungewollt durchschnittlich
doch statistisch betrachtet
für den normalverbraucher
durchaus tragbar

Eliane

Beitragvon Eliane » 08.10.2006, 07:59

hallo lagrimas,

wenn du schon das Wort "suboptimal" definieren möchtest, dann solltest du darauf achten, dass du die jeweiligen Beispiele sinngemäß glasklar dazu formulierst.

z.B.

ist die Liebe
wenn man den Liebenden nicht liebt
selbst wenn man sich alle Mühe gibt


wenn du NICHT wirklich LIEBST, dann kannst du auch nicht schreiben "ist die Liebe", dazu ist das Wort "zu heilig". So müsste es anders formuliert sein:

...wenn du dem der dich liebt
deine mangelnde Zuneigung
verbergen kannst.

Das käme der Definition schon sehr viel näher, lässt es sich doch "suboptimal" damit leben.

"ein schmerzender Pickel auf der Wange" kann m.E. nicht einmal suboptimal sein,
es sei denn du nutzt ihn als Beispiel für die "innere Reinigung" :confused:

...und einem damit verbundenen Optimierungsprozess :antwort:

lieben Gruß,
Eliane

Gast

Beitragvon Gast » 09.10.2006, 00:07

Hallo làgrimas,

ich lese nicht, das du den "suboptimal" definieren willst, sondern ich lese, was du - und du bist jung - als suboptimal bezeichnest.
ich gehe davon aus, das suboptimal eines der Modewörter derzeit ist...
optimal war's oder ist's ja auch, warum dann nicht auch suboptimal

(http://de.wikipedia.org/wiki/Suboptimal)

Unter dieser Voraussetzung lese ich dein Gedicht als eine Litanei, eines im Leben derzeit auf der falschen Seite stehende Protagonisten, oder aber eines Menschen, der eh ALLES suboptimal findet.
Du ergehst dich mehr oder weniger in dem Herunterbeten von dem was sehr oder minder beschissen ist auf dieser Welt.
Das reicht mir nicht, muss ich ganz ehrlich sagen.
Hört sich an wie das Jammern und Reden über dieses und jedes, an dem man nichts zu ändern bereit ist...
So, wie dein Text hier steht, lese ich ihn herunter und es bleibt nichts weiter als ein schaler (alltäglicher) Geschmack übrig.

Die Frage ist natürlich, was du aus deinem Text herausholen könntest.
Da bin ich im Moment überfragt.
Möglicherwesie würde er sich für eine Bearbeitung als Satire eignen.
Ich hoffe, dass du dazu andere Stimmen noch hören wirst.

Abendgrüße
Gerda

làgrimas

Beitragvon làgrimas » 10.10.2006, 14:03

hallo eliane, hallo gerda

danke euch beiden für die Rückmeldungen.
es sollte keine definition von subotimal sein, Gerda hat das ganz gut erfasst. Die Definition bei WIkipedia kannte ich bisher nicht, doch sie trifft ziemlich ins schwarze.

ansonsten kann ich zu eurer Kritik nicht viel sagen, ich kann nur zustimmend nicken.

einige mag ich persöhnlich ganz gerne, andere stören mich mitlerweile auch... mal schauen, ob mir noch was einfällt, der ob ich das teil verstauben lasse und möglichst schnell vergesse...

danke für die ehrlichkeit,
liebe grüsse làgrimas

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 10.10.2006, 16:54

Liebe lagrimas,
als ich eben den Titel las, musste ich erst mal kurz schreien :mrgreen:. In der Firma, in der ich arbeite, gibt es einen Menschen, der dieses Wort auf so skurrile Weise benutzt (nämlich immer, wenn er selbst was falsch macht, aber die Wertung weg lassen will, leider muss er dieses Wort ca dreimal die Woche benutzen und es klingt dann auch noch als Wort einfach köstlich), dass es schon weh tut. Daher bin ich da sofort "drin".

Insgesamt finde ich deinen Text zwar auch nicht genug durchgearbeitet (also nicht im wilden Sinne, der gut wäre, sondern im Sinne, da könnte mehr draus werden, das hat dir noch nicht genug weh getan, mit dem Text zu arbeiten ;-)), aber ich mag ihn trotzdem. ich finde er klingt nah an deinem Puls, ehrlich und er schmeckt nach Moment...

dass die Perspektive einseitig ist, wird durch die Ironie und das Ende in meinen Augen gebrochen...zudem finde ich einige Bilder wirklich poetisch sogar die Pickel/Herzstelle...ja...ich mag sowas...

...Allerdings sollte dieses Lob nicht dazu führen, dass du den text nicht mehr überarbeitest. (Umbrüche/auslesen/hinterfragen), denn für mich ist er es wert...

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Eliane

Beitragvon Eliane » 10.10.2006, 19:22

Beim erfolgreichen Versuch
seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen

fiel ihm
das As aus dem Ärmel.


ist das nun :16: suboptimal?

làgrimas

Beitragvon làgrimas » 11.10.2006, 10:49

...Allerdings sollte dieses Lob nicht dazu führen, dass du den text nicht mehr überarbeitest. (Umbrüche/auslesen/hinterfragen), denn für mich ist er es wert...


hi Lisa, nein das tut es nicht, im Gegenteil, es motiviert mich umso mehr den Text noch mal zu provozieren und zu schauen wie er reagiert...
danke



ist das nun suboptimal?


ja zum Beispiel, aber das ist natürlich ansichts- und definitonssache :razz:


liebe grüsse làgrimas

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 12.10.2006, 22:56

Liebe làgrimas,

ich war so frei
Deine spannende Litanei
ein wenig
zu kürzen.

Grüße

Paul Ost


làgrimas hat geschrieben:suboptimal...


sind alle
auf ihre eigene, ganz besondere weise
denn alle sind teil
dieser prachtvollen
scheisse
zu der es viele theorien gibt


ist wenn der wecker so laut tickt,
dass man nicht einschlafen kann
und das nur damit man merkt,
dass diese ganz bestimmte Person nicht neben einem liegt


ist vieles
und das
ist noch längst nicht alles


ist während man im Auto fickt den Mond zu beobachten
der erst in ein par Tagen voll sein wird
denn wenn die Scheibe anläuft, verliert man ihn aus den Augen

ist wenn man um 23.30 uhr mit einem freundlichen lächeln
darauf aufmerksam gemacht wird, dass sie schliessen wollen
und dadurch daran erinnert wird, dass es mitten in der woche ist
und man dann ebenso freundlich lächelnd den espresso bezahlt
auch wenn man die bude am liebsten abfackeln würde.

ist auch der pickel auf der wange
der sich nicht ausdrücken lässt aber schmerzt
mindestens so sehr wie ein herz
das man nur noch selten besucht
seit man’s sich mit sich selbst verscherzt hat

ist die Liebe
wenn man den Liebenden nicht liebt
selbst wenn man sich alle Mühe gibt

ist der mensch
er ist so erbärmlich wie

ja wie was?
was solls, gönnen wir uns einfach noch ne runde
schliesslich müssen wir nächste woche wieder arbeiten
und schlafen und essen und reden.

ist die situation
den umständen entsprechend
leicht strapaziert
doch statistisch betrachtet
für den normalverbraucher
durchaus tragbar


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