Spieleabend

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Jürgen

Beitragvon Jürgen » 01.10.2006, 10:31

Wir werfen den Würfel.
Wird´s eine Eins? Wird´s eine Sechs?
Wir werden sehen.

Eine Sieben
wird es nicht sein -
Unmöglich.

Weißt Du noch - ein Blick auf die Uhr.
Ein guter Wein – sind noch Wünsche offen?
Wir stecken im Gesellschaftsspiel fest
und trinken noch einen Tropfen Wehmut.

Wir werfen den Würfel.
Eine Sieben ist unmöglich
sogar in unseren Träumen schon.
Zuletzt geändert von Jürgen am 09.10.2006, 23:21, insgesamt 2-mal geändert.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 07.10.2006, 08:53

Hallo Charlotta, Hallo Gerda,

@ Charlotta
Vielen Dank für Deine Anregung. Dein Vorschlag klingt gut, aber hat, wie Du schon sagst, eine andere Bedeutung. Danke Dir.

@ Gerda
Vielen Dank für Deine Unterstützung.
Du merkst, ich habe das "schon" gegen meine Überzeugung geändert. Letztendlich ist klar, dass der Satz dadurch eine andere Bedeutung erhält, weg von der Beschreibung einer Entwicklung, in der man sich eingerichtet hat, hin zu einer Ist-Beschreibung. Aber ich nehme die Kommentare hier sehr ernst. Nachdem sich vier Leute an dem Satz gestoßen haben, ich ihn verteidigt hatte, dann aber noch eine fünfte Gegenstimme hinzu kam, sagte ich mir, jetzt muß was passieren. Kann ja sein, das hier mein Lese- und Hörverständnis hakt und ich will ja nicht kritikresistent sein. Eine Alternative zum "schon" sehe ich nicht. "Selbst" und "sogar" benötigen beide ein "schon" um eine Entwicklung auszudrücken. Aber da ein Text so schnell auch nicht fertig ist und ich immer noch hin und herüberlege, ist für das "schon" noch nicht aller Tage Abend :smile: .

Schönen Tag sei Euch gewünscht

Jürgen

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noel
Beiträge: 2666
Registriert: 04.08.2006

Beitragvon noel » 07.10.2006, 10:03

ich finde das SCHON schAde
dass ich aufgrund akuten zeitmangels
schon
zu spät
zu sein scheine
schon arg ärgerlich


der text hat mehrere zeit & raumebenen
dieser absatz --> JETZTZEIT

Wir werfen den Würfel.
Wird´s eine Eins? Wird´s eine Sechs?
Wir werden sehen.


werfen ist dem grunde nach aktiv,
aber ein/der würfel der geworfen wird, macht das ganze passiv,
sechstelt das könnte
von alpha & omega, anfang & ende.

Eine Sieben
wird es nicht sein -
Unmöglich.


auch hier jetztzeit, aber eine,
die desillusioniert & eigentlich
fast nihilistisch_realistisch eine
veränderung NUR zur wiederkehr verwOrtet.
es kann nur 1/alpha/anfang oder 6/ omega/das ende werden.
keine mehr, kein weiter.



der kommende absatz ist weder zeitlich,
noch konnotativ (bezogen auf die semantische ebene
des weintrinkens wünsche/ wehmut) eine einheit.
& gerade deshalb kommt der zweite teil so (gut!) hArt
dem leser zu aug.


Weißt Du noch - ein Blick auf die Uhr.
Ein guter Wein – sind noch Wünsche offen?

Wir stecken im Gesellschaftsspiel fest
und trinken noch einen Tropfen Wehmut.




Wir werfen den Würfel.
Eine Sieben ist unmöglich
sogar in unseren Träumen.*

der absatz erklärt sich...
nur das
SCHON
hätte ich schon
es gibt eine ebene hinzu

noel
Zuletzt geändert von noel am 07.10.2006, 18:17, insgesamt 1-mal geändert.
NOEL = Eine Dosis knapp unterhalb der Toxizität, ohne erkennbare Nebenwirkung (NOEL - no observable effect level).

Wir sind alle Meister/innen der Selektion und der konstruktiven Hoffnung, die man allgemein die WAHRHEIT nennt ©noel

Max

Beitragvon Max » 07.10.2006, 13:26

Lieber Jürgen,

wenn der Text so besser für Dich fließt, musst Du ihn natürlich so lassen. In dem Fall wäre es vielleich tschön, wenn Du ihn mal laut lesen könntest und in der Hörbar einstellen, wäre das eine Idee?

Liebe Grüße
max

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 09.10.2006, 23:34

Hallo noel + Max

@ noel

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich habe mich sehr gefreut. Deine Interpretation ist möglich, wobei ich aber ehrlich gesagt so konkret an Anfang/Ende nicht gedacht habe. Es geht um den Umgang mit "scheinbar" Unmöglichem, aber wie gesagt, Deine Interpretation ist da völlig zulässig. Lediglich das werfen aktiv ist und der Würfel es passiv macht, kann ich nicht ganz nachvollziehen, da das Objekt, der Würfel, immer passiv ist, werfen tun die LyrWir. Und schön, dass Du die Ebenen herausstellst, es war mit ein Grund für mich, das Wörtchen "schon" wieder hinzuzufügen.

@Max
Du liest, das Wort "schon" ist wieder im Spiel :smile: . Wir nehmen diese Woche (hoffentlich) auf und ich denke, ich kriege ein paar Minuten Aufnahmezeit für´s Gedichtelesen (hoffentlich). Dann kann es auch was mit der Hörbar werden.

Schönen Abend

Jürgen

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 10.10.2006, 02:30

lieber jürgen,

...vom ersten lesen an denke ich immer - man braucht nur zwei würfel zu nehmen, dann ist die sieben als augensumme das wahrscheinlichste aller ergebnisse .-)

zur letzten zeile - ich sehe das problem, und die zeile ist wirklich wichtig. vielleicht würde ich sie ein wenig bildhafter fassen, um das holprig-überladene rauszukriegen -
z.b. "selbst in unsren neuen träumen."

das atmosphärisch begrenzte, beklemmende an diesem text, das paul beschreibt, brauchte etwas zeit, um bei mir anzukommen.

das thema gefällt mir sehr gut.
zur lyrischen form - ich könnte mir vorstellen, die situationsbeschreibung etwas aufzutrennen in gedanken des lyr.ich/wir, die ich genau so lassen würde, und einer poetisch dichteren sprache - z.b. in der strophe

Weißt Du noch - ein Blick auf die Uhr.
Ein guter Wein – sind noch Wünsche offen?
Wir stecken im Gesellschaftsspiel fest
und trinken noch einen Tropfen Wehmut.

könnten die ersten zeilen genau so bleiben, während der letzte satz in 'außenstehendere' und poetischere sprache gefasst sein könnte.
dadurch würde der text insgesamt eindringlicher, ohne das atmosphärische zu verlieren.
d.h. ich könnte mir vorstellen die ans schale, selbstmitleidige grenzende position der protagonisten kräftiger zu skizzieren, die position des autors von ihr zu unterscheiden.
- das sind aber nur gedanken, die mir zu diesem text so kommen, weil ich ihn inspirierend finde - keine konkreten vorschläge.

sehr gerne gelesen, liebe grüße
aram
there is a crack in everything, that's how the light gets in
l. cohen

Max

Beitragvon Max » 10.10.2006, 17:02

Lieber Aram,

Du scheints mir wirklich ein heimlicher Mathematiker zu sein ;-).

Liebe Grüße
max

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 12.10.2006, 10:02

Hallo aram

Vielen Dank für Deinen Kommentar. Zur Sieben, du hast schon Recht, es gibt reichlich Spiele, die mit zwei Würfeln gespielt werden. Paul erwähnte ja schon Dungeons and Dragons. Gemeint ist natürlich ein Spiel, dass nur einen Würfel vorsieht, z. B. Mensch-ärgere-dich-nicht. Vielleicht kann man den Wunsch nach einem zweiten Würfel noch einbauen. Überdenkenswert.

Deine Anregungen bez. Autorensicht/Protagonisten sind ebenfalls zu überlegen. Ich denke aber, dass sie eher schon Stoff für ein neues Gedicht darstellen, da sie sehr weitreichend sind.

Tja und der letzte Satz...ich hoffe alles klappt und ich kann es in die Hörbar stellen, und der Satz kann sich erneut prüfen lassen.

Schönen Tag

Jürgen


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