Spieleabend

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Jürgen

Beitragvon Jürgen » 01.10.2006, 10:31

Wir werfen den Würfel.
Wird´s eine Eins? Wird´s eine Sechs?
Wir werden sehen.

Eine Sieben
wird es nicht sein -
Unmöglich.

Weißt Du noch - ein Blick auf die Uhr.
Ein guter Wein – sind noch Wünsche offen?
Wir stecken im Gesellschaftsspiel fest
und trinken noch einen Tropfen Wehmut.

Wir werfen den Würfel.
Eine Sieben ist unmöglich
sogar in unseren Träumen schon.
Zuletzt geändert von Jürgen am 09.10.2006, 23:21, insgesamt 2-mal geändert.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 01.10.2006, 11:53

Lieber Jürgen,

ein ungewöhnliches Thema für ein Gedicht. Ich hatte sofort einige west- und ostwestfälische Abende vor Augen, an denen die Paare schon ausgewürfelt sind und man wirklich nichts besseres zu tun hat, als zu spielen.

Grundsätzlich bin ich ja kein Feind von Spielen, aber die regelmäßige Wiederkehr des ewig Gleichen hat schon etwas Entsetzliches.

Wunderbar hast Du diese Voraussehbarkeit durch Dein Würfel-Bild veranschaulicht. Eine Sieben gibt es nicht (außer natürlich bei Dungeons and Dragons).

Da kann ich nur sehnsüchtig an meine Miriam denken, die sich kompromisslos jedem Spieleabend verschließen würden.

In der letzten Zeile solltest Du vielleicht das schon nach vorne ziehen oder weglassen. So wirkt der Satz ein wenig ungelenk.

Grüße

Paul Ost

Last

Beitragvon Last » 01.10.2006, 12:07

Hallo Jürgen,

das habe ich gerne gelesen.

ein ungewöhnliches Thema für ein Gedicht. Ich hatte sofort einige west- und ostwestfälische Abende vor Augen, an denen die Paare schon ausgewürfelt sind und man wirklich nichts besseres zu tun hat, als zu spielen.

Ja, genau das. :smile:

Auch in meinen Ohren klingt die letzte Zeile etwas merkwürdig. Würde ganze einfach vorschlagen:
"auch in unseren Träumen."

Max

Beitragvon Max » 01.10.2006, 12:48

Lieber Jürgen,

Paul schrieb:

Ich hatte sofort einige west- und ostwestfälische Abende vor Augen, an denen die Paare schon ausgewürfelt sind und man wirklich nichts besseres zu tun hat, als zu spielen.


Irgendwie scheinen wir dieselben Spielabend besucht zu haben ;-) ... meine waren auch in OWL .... (das Outing hatte ich ja schon).

Schön finde ich, wie das Gedicht sozusagen treibt, vom konkreten Thema des Spieleabends (ich muss zugeben, dass ich dabei zunächst dachte: was kann man denn aus dem Thema machen?), zur Selbsbetrachtung. Um dies besser heruaszustellen, würde ich darüber nachdenken, die ersten Zeilen zu verknappen, etwa so:

Wir werfen den Würfel.
Eins doer Sechs?
Wir werden sehen.

Sieben ist unmöglich.

Die letzte Zeile wurde ja auch schon thematisiert (gerade sie ist ja wichtig, weil sie das ganze Gedicht zusammenhält). Ähnlich wwie Paul und Last würde ich vorschlagen, sie in

Auch schon in unseren Träumen

(das "schon" scheint mir wichtig) umzuwandeln.

Liebe grüße
Max

Gast

Beitragvon Gast » 01.10.2006, 14:26

lieber Jürgen,
da ist dir aber wirklich was richtig Gutes gelungen, dazu erst mal meine Begeisterungsgrüße :daumen:
Ich glaube auch, dass gerade die letzte Zeile wichtig ist.
Das Gedicht spricht zu mir, sehr deutlich.
Dieses "Sieben unmöglich" hat für mich eine sehr tiefe Bedeutung.
Aber Unmögliches sollte immer wieder versucht werden, damit überhaupt Dinge möglich werden.
Für mich hat das Gedicht eine dichte Schwere, Gedanken an Spieleabende aus meiner Kindheit drängen sich mir nicht auf, bin sofort verfangen im Doppelbödigen.
Auch der letzte Satz ist für mich genauso, wie er da steht "richtig", sagt er mir doch, dass die Illuisonen nicht einmal mehr in die Träume Eingang finden können... sehr traurig, aber auch das ist Leben.

Liebe sehr melancholische Grüße
GeRdanken

Die Sprache: klar gesetzte Worte, gut der Stabreim zu Beginn.
für mich rundum gelungen.

rya

Beitragvon rya » 01.10.2006, 14:45

Hallo Jürgen.

Ich habe es nun schon zig mal gelesen.......ich verstehe es nicht.
Eventuell liegt es daran das wir uns persönlich kennen....

Hilfe!!

Frank

Benutzeravatar
leonie
Beiträge: 8896
Registriert: 18.04.2006
Geschlecht:

Beitragvon leonie » 01.10.2006, 16:28

Lieber Jürgen,

Ich finde es stark, wie Du hier eine Spielsituation mit dem Leben verschränkst! Und man bemerkt es ja erst beim Tropfen „Wehmut“, wo Du die andere Ebene betrittst. Deshalb finde ich es gar nicht schlecht, den Anfang ausführlich zu lassen. Ich hätte die Idee, das zweite „Wir werfen den Würfel“ wegzulasssen, ebenso das „schon“ am Ende.
Gern gelesen.

Liebe Grüße
leonie

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 01.10.2006, 19:19

Hallo Paul, Last, Max, Gerda, Rya und Leonie

Erstmal vielen Dank für Eure Kommentare.

@ Max
Danke für Deine konstruktive Beschäftigung mit dem Text.
Dein Vorschlag, die ersten beiden Strophen zu verknappen, spricht mich aber nicht an. So wie ich den Text lese, fließt er so besser, auch wenn manches nur schmückender Schnickschnack ist.

@ Gerda
Merci beaucoup. Dein Kommentar hat mich sehr gefreut.

@ Max, Paul, Last und leonie
Zum letzten Satz. Das "Schon" hat ja eine Bedeutung. Es ergibt eine andere Bedeutung, wenn ich es weglasse, wie Max schon sagte. Das Wort "Auch" klingt mir nicht so gut im Ohr. Ich wäge noch ab zwischen der jetzigen Version oder "sogar schon in unseren Träumen" (Pauls Vorschlag).

@rya
Gerda analysiert doch in ihrem Kommentar sehr gut. Sonst erklär ich es dir bei Gelegenheit, okay?

Schönen Sonntagabend

Jürgen

steyk

Beitragvon steyk » 02.10.2006, 08:53

Hallo Gurke,

wie ich schon Last sagte: Schön, mal wieder von dir zu lesen.
Ein sehr interessanter Text, schon deshalb, weil das Thema
ungewöhnlich für ein Gedicht ist.
Hätte der Mensch nicht immer versucht, das Unmögliche
möglich zu machen, würden wir unser Essen noch heute
mit Keulen besorgen müssen ;-)

Gruß
Stefan

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 03.10.2006, 13:55

Hallo nochmal

Erstmal Danke Dir, steyk, für Deinen Kommentar.

@ leonie
Das zweite "Wir werfen den Würfel" ist mir wichtig, da er eine Brücke von der Ebene in Strophe drei zurück zum Spiel darstellt. Daher belasse ich es. danke aber für Deinen Vorschlag

Zum letzten Satz, da stecke ich in einem regelrechten Dilemma. Vier Leser bemängeln ihn, was mir natürlich Kopfschmerzen bereitet. Aber die Alternativen überzeugen mich nicht. Das "Schon" ist wichtig, wie Max bereits sagte. Es ist ein Unterschied, ob ich schreibe "sogar in unseren Träumen" oder "sogar in unseren Träumen schon", da das erste lediglich eine Bestandsaufnahme, das zweite aber eine Entwicklung zeigt, es war also mal anders. "Sogar schon in unseren Träumen" klingt mir sehr holperig, wenn ich es in dieser Strophe laut lese. "Auch" und "selbst" klingen mir auch zu wenig. Ich bitte um Euer Verständnis, eure Vorschläge nicht zu übernehmen. Wer weiß, vielleicht sehe ich es bald auch so wie ihr und ändere es doch.

Nochmal Danke :daumen:

Jürgen

Mucki
Beiträge: 26644
Registriert: 07.09.2006
Geschlecht:

Beitragvon Mucki » 03.10.2006, 14:08

Hallo Jürgen,

auch ich stolpere über den letzten Satz:

Wie wäre es mit:

selbst in unseren Träumen

Saludos
Magic

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 03.10.2006, 15:21

Hallo ihr Lieben

Also bei der fünften Gegenstimme kapituliere ich. "Selbst" hatte ich auch schon überlegt. Ich streiche erstmal das "schon" :mrgreen: Nur drückt es so keine Entwicklung mehr aus, seufz.

Schönen Tag

cali

Beitragvon cali » 05.10.2006, 22:39

Hallo Jürgen,

auch wenn das nun völlig daneben ist, und deiner Intension widerspricht: statt sogar in unseren Träumen.......was werden unsere Träume dazu sagen? hm, fügt sich nicht so recht in dein Wortgebilde. Vielleicht aber anregend für dich.

die Textidee ist super und das mit der SIEBEN hervorragend!


lieben Gruß.

Gast

Beitragvon Gast » 05.10.2006, 23:12

Ne, jürgen, das meinst du nicht ernst, wieso lässt du denn "abstimmen" ;-)
Ich bin regelrecht geknickt.
Kämpfe für deine "schon", bitte.

Liebe Grüße
Gerda


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 11 Gäste