an schneckenhaus-tagen

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 04.10.2006, 11:56



an schneckenhaus-tagen


wohin
wenn mir die türen
keine schlösser zeigen
und kein anfang
von den wegen weiß

wohin nur
wenn mir die bilder
aus den rahmen fallen
und zerschellen
an der dunkelheit

wohin nur soll ich
wenn das leid
seine stimme verliert
und die uhr
die sonne in den schatten
drängt

wohin nur
soll ich
gehen
Zuletzt geändert von Niko am 07.07.2011, 10:03, insgesamt 2-mal geändert.

scarlett

Beitragvon scarlett » 04.10.2006, 12:21

DAs ist toll, NIko, das gefällt mir richtig gut!
Ziel- Orientierungslosigkeit an manchen Tagen, an denen es scheinbar keinen Ort zu geben scheint, an den man sich "halten" könnte, nichts wo man sich hinwenden könnte - ja, solche Tage kenne ich auch sehr, sehr gut.

Wunderbare Bilder, die aus dem Rahmen fallen und die Uhr, die die Sonne in den Schatten drängt - ganz wunderbar.

Nur in der ersten Strophe hakt es m M nach und zwar bei den letzten beiden Verszeilen:

"und kein anfang// von den wegen weiß" -???

Und
ich keinen anfang weiß?
oder
und keinen anfang von den wegen wissen ??? (nämlich die türen)

Oder sitz ich mir auf der Leitung :12:

Sehr gerne gelesen,

scarlett

P.S. Mir fiel übrigens nach der Lektüre ein Schubert-Lied wieder ein:
"Wohin soll ich mich wenden, wenn Gram und Schmerz mich drücken...."

cali

Beitragvon cali » 04.10.2006, 12:33

Niko,

gute Frage: "wohin nur". Sehr gut nachfühlbar geschrieben. Nur mit Bilder die "zerschellen" kann ich nichts anfangen.


Gruß!



EDIT: Ich weiß was du meinst, doch bei „zerschellen“ fallen mir Boote ein. ;-)
Zuletzt geändert von cali am 04.10.2006, 13:00, insgesamt 1-mal geändert.

Niko

Beitragvon Niko » 04.10.2006, 12:38

hallo scarlett!
danke für deine schnelle rückmeldung!

wenn kein anfang / von den wegen weiß:

will heißen: wenn kein anfang einen weg weiß. in etwa..
ja...schubert hat einige gedichte vertont, die in diese richtung gehen. solange es nicht endet in "ich unglücksel´ger Atlas! die ganze schuld der welt muss ich tragen" geht´s ja noch so grade. und wenn es sich auflöst in "du bist die ruh, der friede mild" ist es vorbei mit dem schneckenhaustag. für´s erste jedenfalls... ;-)

lieben gruß: Niko

scarlett

Beitragvon scarlett » 04.10.2006, 13:35

OK, Niko, dann hab ichs jetzt - ich würde dennoch überlegen, statt des "und" evtl. das wenn zu wiederholen, dann wird es klarer - aber wenn :smile: das nur für mich so ist, dann ...

Liebe Grüße,

scarlett

Ja ja, die Texte der Schubert-Lieder ... :-)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 04.10.2006, 13:45

Hallo Niko,

gefällt mir gut, man ist gleich "drin".
Ich würde als Titel einfach nur "Schneckenhaus-Tage" schreiben und das "wohin nur" immer vorne setzen, ohne etwas dahinter, damit es wie ein roter Faden durch die Zeilen geht. Also, in Vers 1 ein "nur" dahinter und in den Vers 3 das "soll ich" streichen, braucht es nicht, da es in der letzten Zeile kommt.
Saludos
Magic

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 04.10.2006, 14:42

an schneckenhaus-tagen

wohin
wenn mir die türen
keine schlösser zeigen
kein anfang
von den wegen weiß

wohin nur
wenn mir bilder
aus den rahmen fallen
zerbersten (oder zerbrechen - ich denke an Glas)
an der dunkelheit

wohin nur soll ich
wenn das lied
den Ton verliert
die uhr
die sonne in den schatten
drängt (oder "stellt)"

oder
"die Uhr
der Sonne ihren Schatten
stiehlt"



wohin nur
soll ich
gehen


Mir gefällt deine Konstruktion mit dem "wohin, wohin nur, wohin soll ich..." sehr gut.
Was ich geändert hab - ohne zu fragen ;-) - waren einige Zeilen, um sie flüssiger zu lesen...
Hat mir gefallen, daran zu "bäschteln". Einfach so....

LG
tulpenrot
"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

Dita

Beitragvon Dita » 04.10.2006, 22:39

Salut,

die ersten zwei Strophen finde ich sehr gelungen. Vor allem für
und kein anfang
von den wegen weiß

möchte ich mich bedanken.
Ab da verliert der Text aber für mich. Die dritte Strophe fällt von der Leseflüssigkeit für mich unbegründet heraus.
Hinsichtlich des Titels: Er trifft für mich den Text nicht.

Liebe Grüße,
Dita, die es auch immer hasst einen Titel finden zu müssen

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leonie
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Beitragvon leonie » 04.10.2006, 22:55

Hi Niko,

Dein Gedicht spricht mich auch sehr an, Du hast wirklich tolle Bilder gefunden. Ich kann verstehen, dass Du diesen Anfang an jeder Strophe als Steigerung meinst, aber mir scheint, so richtig funktioniert es nicht.
Deshalb wäre mein Vorschlag, darauf zu verzichten:

an schneckenhaus-tagen

wohin
wenn mir die türen
keine schlösser zeigen
und kein anfang
von den wegen weiß


wohin (nur)
wenn mir die bilder
aus den rahmen fallen
und zerschellen
an der dunkelheit

wohin (nur soll ich )
wenn das leid
seine stimme verliert
und die uhr
die sonne in den schatten
drängt

wohin (nur)
soll ich
gehen
Liebe Grüße
leonie


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