Zauberschuhe

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
DasM

Beitragvon DasM » 02.10.2006, 11:04

Zauberschuhe


Er fand Zauberschuhe,
die ihn an jeden Ort
bringen konnten,
die ihn glücklich machten.

Welche Orte er sich
auch immer wünschte,
jedesmal brachten sie ihn
nur nach Hause.

Er erhoffte sich
viele Jahre die
verschiedensten Orte,

bis er verstand.
Zuletzt geändert von DasM am 02.10.2006, 19:58, insgesamt 1-mal geändert.

Louisa

Beitragvon Louisa » 02.10.2006, 11:49

Hallo Michael,
ich finde das zugegeben ein bisschen zu idyllisch. Außerdem ist dieses Motiv der "Zauberschuhe", die einen überall hin bringen sehr abgenutzt.
(Es gab da auch mal so einen Film, glaube ich, da hat ein kleiner orientalischer Junge solche goldenen Schuhe getragen...aber vielleicht irre ich mich. Jedenfalls gibt es das schon!)

Mir gefällt dieser Märchen-Tonfall, aber mit dem Ende bin ich persönlich nicht ganz zufrieden. Wenn das ein neues Bild gewesen wäre, zum Beispiel ein Zauberfahrrad oder so etwas (=ganz schlecht!) wäre ich schon positiver gesinnt.

-Dann würde ich auch das Ende noch "mitnehmen"... Bin gespannt, was Du dazu meinst.

Liebe Grüße, l.

pandora

Beitragvon pandora » 02.10.2006, 15:47

hallo m,

mich erinnert das ganze (natürlich!!!) wie louisa an den kleinen muck.
den gedanken, der hinter deinem text steht, finde ich schön: oft findet man das glück in der unmittelbaren umgebung und nicht sonstwo, in der fremde. leider ist man sich dessen nicht immer bewusst.
in strophe eins stören mich zweimal "die", eventuell könnte man eines einsparen. (ich notiere mal eine mögliche variante)
in strophe zwei ist streng betrachtet der grammatische bezug nicht korrekt. unter umständen muss das wort schuhe bzw ein synonym dort noch einmal auftauchen, oder?
strophe drei: "wünschte" wiederholt sich. gibt es noch eine andere möglichkeit? ("viele jahre zog es ihn/verlangte es ihn...") mir fällt momentan nichts richtig brauchbares ein.

Zauberschuhe


Er fand Zauberschuhe,
die ihn glücklich machten,
weil sie ihn an jeden Ort
bringen konnten.

Welche Orte er sich
auch immer wünschte,
jedesmal brachten sie (WER??DIE ORTE??) ihn
nur nach Hause.

Er wünschte sich
viele Jahre die
verschiedensten Orte,

bis er verstand.

p.

DasM

Beitragvon DasM » 02.10.2006, 19:57

hallo meine lieben,

intetion dieses textes war es für mich ein in seiner aussage klaren eindeutigen text zu schreiben, der auf metaphern verzichten kann und absolut einfach geschrieben ist. für mich war es so eine art back to the roots.
natürlich ist der inhalt des textes nicht neu, sollte er auch in diesem fall nicht sein.

ärgerlich ist tatsächlich die dopplung des wünschte. das ist wirklich hässlich und ich entferne es gleich.

ich wollte einfach mal ein bisschen weg von meiner ansonsten zu brachialen art des schreibens, hin zu den sanften märchen....


gebe mir weiterhin mühe.


michael

scarlett

Beitragvon scarlett » 02.10.2006, 20:53

Hallo Michael,

Die Idee find ich gut, ob nun Anklänge an Bekanntem mitschwingen oder nicht -
Die Umsetzung ist - nach den HInweisen der anderen - auch ganz ok, aber mir ist noch was aufgefallen:
wie können einen Orte glücklich machen, von denen man noch nicht mal weiß, daß sie existieren, da man ja nicht dahin gelangt??? Die ersten beiden Verszeilen beinhalten für mich also irgendwie ein Widerspruch, wenn ich die folgenden Zeilen lese.

Den Schluß finde ich sehr gut - läßt Raum für eigene Assoziationen und Gedankengänge.

Abendgrüße,

scarlett

DasM

Beitragvon DasM » 02.10.2006, 21:14

die wünsche nach orten ist einfach das gefühl das es woanders besser sein könnte.
man wünscht sich oft auf eine einsame insel, in ein luxushotel, oder was weiß ich, immer der ort ist am begehrenswertesten, mit dem man seine individuellen bedürfnisse gleichsetzt. man weiß ja garnicht ob es besser ist, meint es aber.


michael

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 06.10.2006, 13:00

Lieber michael,

für mich arbeitest du hier nicht gut genug auf die "Pointe" hin. In Strophe 2 steht im Grunde schon die "Auflösung", auf die du hinarbeitest, die zudem so eine alte "Weisheit", dass man es sofort ahnt. Daher könnte man im Grunde alles folgende streichen, ohne Verlust:

Zauberschuhe


Er fand Zauberschuhe,
die ihn an jeden Ort
bringen konnten,
die ihn glücklich machten.

Welche Orte er sich
auch immer wünschte,
jedesmal brachten sie ihn
nur nach Hause.


Wenn dir es wichtig ist die Entwicklung der Figur in den Vordergrund zu stellen und somit den Aufbau zu erhalten, würde ich Strophe zwei umformulieren (zuhause raus...etc...vielleicht hast du ja einen Vorschlag).

Insgesamt ist mir der text in seiner Aussage zu dicht gestrickt an der philosophischen Aussage "man kommt immer da an, wo man losgegangen ist", mit einem Blick aufs Familiäre ala "zuhause ist es doch am schönsten..."...das ist mir ein bisschen zu sehr unindividuelle Familienromantik, die mir nur emotional übernommen, aber nicht gelebt erscheint.

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

DasM

Beitragvon DasM » 07.10.2006, 11:24

liebe lisa,

es ging mir nicht um eine ointe, und nicht um die von dir zitierte familienromantik.
ziel meines textes war es einfach einen klassichen moment des nachdenkens in einen text zu verstricken.

hier steht natürlich die aussage im vordergrund, das es eigentlich immer da am besten ist wo man sich befindet. aber mehr wollte ich damit nicht aussagen. eine entwicklung einer person innerhalb des textes finde ich nötig, weil nicht eine person, sondern der zustand der mittelpunkt der aussage sein soll.

lieben dank fürs lesen
michael


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