herbstkinder

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
pandora

Beitragvon pandora » 28.09.2006, 09:18

gone
Zuletzt geändert von pandora am 15.03.2008, 15:20, insgesamt 5-mal geändert.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 28.09.2006, 10:07

Hallo pandora

Einfach nur schön...

MfG

Jürgen

scarlett

Beitragvon scarlett » 29.09.2006, 08:01

Liebe pandora,

wieder ein sehr ergreifendes Stückchen Lyrik aus deiner Feder, zart, mit ungewöhnlichen Bilder (den Duft der Quitten, der sich aus dem Futterarl löst- einfach toll!) - bis auf die Männer, die ein wie mir scheint doch fast schon gewalttätiges Element hineinbringen- aber auch das empfinde ich als Kontrast zu den Kindern und den Schwalben gut.
Einzig das "gerade so" paßt m M nach in diese doch sehr behutsam ausgewählte, wunderschöne Sprache nicht - empfinde ich als Bruch, aber das ist vielleicht subjektiv.
Brauchst du denn diese beiden Wörter unbedingt? Ich denke, es würde auch ohne sie gehen und wäre dann besser...

Einen wunderschönen Spätsommertag aus München, wo die Nebelschleier bereits den ersten Sonnenstrahlen weichen

scarlett

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 29.09.2006, 11:14

Liebe pandora,

also dieser Text...macht mich sprachlos...ich sehe es so sehr vor mir! Diesen Schmerz...der aber ein Schmerz ist, der "in der Welt drin ist....(ich kann es nicht besser beschreiben)....wie die Jahreszeiten...ja, jetzt weiß ich es...wie das morgendliche Erwachen auf dem Land so riecht (ich muss das wirklich so sagen, denn er riecht wirklich für mich)...

Ich empfinde die Männer auf ihre Art als Teil dieser Jahreszeitenwelt...es ihre Art auf den Schmerz zu reagieren...durchaus "gewaltätig", aber (absurd die Behauptung, für mich aber wahr) zugleich auch liebevoll....eben IN dere Welt, so wie sie ist...ach, ich wünschte, zu diesem Gedicht würde es Photos (keine Bilder) geben...(natürlich wünschte ich das nicht, aber eben doch :-))....

Aber was scarlett zu dem gerade so schreibt stimmt, wenn man es wegnimmt (mir ist es beim lesen nicht negativ aufgefallen davor), dann bleibt alles erhalten...gerade, wenn da dann eine leerzeile steht, wirkt das magisch stark! (ich habe es in word ausprobiert, mir gefällt das so sehr!).
was ich faszinieredn finde: Für mich als Leserin hast du PERFEKT die Stimmung eines Kindes wiedergegeben und nicht die eines Erwachsenen, der sich hinterher erinnert...

ich könnte mir im Gegenzug dafür ein Und vor Männer vorstellen, um dem text der voller Momente steckt in Richtung Lesen einen ganz kleinen Bogen zu verschaffen (ich weiß aber nicht richtig...vielleicht auch keine gute Idee...)


im sommerweinen
gaukeln letzte pfauenaugen,

der duft der quitten
löst sich aus grünem futteral.

mit leichter hand decken die kinder
nebelschleier über blütensonnen.

und alte männer
schlagen nester von den ställen

als könnten sie die schwalben strafen
für ihren flug.


Ich hatte zwar keinen Opa, der auf dem Hoof lebte oder bin auf keinem Hof aufgewachsen, aber ich kenne dieses Leben doch auf die Art, die ich aus deinem text lese, sehr gut...(daher rührt zum Beispiel "kaum zählbare Tage"...aus diesen meinen Erinnerungen)...

Mich hat der Text sehr berührt ....entshculdige dafür das wilde hin und her von mir...
liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Paul Ost

Beitragvon Paul Ost » 29.09.2006, 14:45

Liebe Frau pandora,

ich meinem Zimmer hängt ein kleines Bild von einem tschechischen Maler, den meine Eltern sehr mögen. Mir war diese bäuerlich, ländliche Kunst immer ein wenig suspekt. (Das Bild hängt wegen eines lustigen Hundes und einer schönen Winterlandschaft trotzdem hier).

Ihr Gedicht erinnert mich daran. Es ist sprachlich schön, keine Frage. Beim Inhalt... Fast müsste man es interpretieren wie Lyrik zu Zeiten einer Diktatur. Der zunächst eskapistische Inhalte offenbart eine politische Botschaft. Daher die Schwalben am Ende.

Ebenenwechsel: Schwalben sind Zugvögel. Brauchen sie überhaupt fertige Nester, wenn sie zurückkommen. Bauen sie sich nicht eh' die Nester wieder neu? Sind deshalb die alten Männer wirklich brutal?

Ebenenwechsel: Ist das Gedicht wirklich traurig? Vielleicht liest Du, liebe Lisa, Deine Gefühle in den Text hinein? Am Ende kommt eher ein wenig Neid auf. Die Alten beneiden die Schwalben. Das wäre dann aber eine sehnsuchtsvolle Stimmung, die nicht notwendigerweise traurig sein muss.

Nur so Gedanken.

der ins Dorf verbannte Großstadtbewohner

Paul Ost

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 29.09.2006, 15:06

Lieber Paul,

ich weiß, ich lese oft meine Gefühle in den Text hinein, so bestimmt auch hier...aber dass das Gedciht traurig sei, habe ich gar nicht geschrieben :-). Schmerz ist für mich nicht gleichzusetzen mit traurigkeit...schon gar nicht, wenn ich ihn als so gegeben sehe wie hier...

..ich verwende das Wort für mich, wenn bestimmte Dinge für mich einzeln nicht mehr zu benennen sind, zum Beipsiel Neid oder Gewalt...für mich beschreiben diese Einzelworte nichts...sie greifen für mich nichts heraus, weil sie viel zu fern sind...

Trotzdem kann es gut sein, dass ich das Gedicht ganz anders lese, als die Autorin es gemeint hat....

zum ersten ebenewechsel (schwalben - zugvögel): deshalb finde ich es ja so umheimlich gelungen, dass dort steht: als KÖNNTEN (aber auch das kann wieder nur mein Gefühl sein, das ich in das Gedicht lege)

Liebe grüße,
Lisa
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pandora

Beitragvon pandora » 02.10.2006, 08:09

ihr alle,

danke für eure kommentare.

@scarlett: deinen vorschlag habe ich umgesetzt. du hast recht, die zwei worte sind eigentlich überflüssig, ich habe sie weggelassen. was das bild von den männern betrifft: gewalttätig würde ich es nicht nennen. natürlich kollidiert dieser akt der "sommerbeseitigung" mit der stillen, in sich ruhenden (etwas als gegeben, selbstverständlich annehmenden) kinderperspektive, aber er ist für mich auch ein etwas melancholisches und vielleicht widerwilliges akzeptieren der lebensabläufe.

@lisa: wildes hin und her finde ich immer gut! :lachen0023:
aber nein, im ernst, dir danke ich ganz besonders für deine rückmeldung. vielleicht haben wir einen ähnlichen blick auf die welt.
ein "und" möchte ich nicht einarbeiten, um diese zwei unterschiedlichen herbstbilder voneinander abzusetzen.

@paul: gedichte beginnen zu atmen, wenn man die eigenen gefühle hineinliest.

p.

steyk

Beitragvon steyk » 02.10.2006, 08:37

Liebe pandora,

deine Gedichte atmen oft und der Leser
versucht im gleichen Rythmus mitzuatmen.
Dieses hier ist wieder ein sehr gutes Beispiel !!

Gruß
Stefan

Gast

Beitragvon Gast » 03.10.2006, 22:51

Ach, liebe pan,
ich muss gestehen, dass ich mir mal angewöhnen sollte, mein Lob auch auszuschreiben und nicht bei deinen Gedichten nur zu denken...

Ich lese sie immer, aber manchmal komme ich nicht mehr drauf etwas dazu zu schreiben.
(Du weißt ja, dass ich manches von früher sogar erkannt habe, also nicht nur drüberfliege).

Zu meiner "Entschuldigung" muss ich allerdings sagen, dass ich erst seit kurzem weiß, wie das mit Leseszeichenfunktion zu handhaben ist... :confused:
Bisher habe ich mir solche Texte, zu denen ich später etwas schreiben wollte gemerkt... :rolleyes:
Nun denn, ich hoffe du verzeihst mir, dass ich jetzt erst zu diesen deinen Herbstbildern etwas sage.
Es ist umwerfend wie außergewöhnlich einerseits, aber so treffend andererseits wiedu den Jahreszeitenwechsel zeichnest.
Alllein das Bild der alten Männer die, die Schwalbennester abschlagen (was verboten ist, so viel ich weiß) ;-) mit der Fortführung des bitteren Gedanken , zu strafen... (Es ist vielleicht das ungewöhnlichste Bild/ bzw. der u. Gedanke im Gedicht überhaupt)
Ganz abgesehen von den Quitten, die sich aus dem Futteral lösen, ich bin hin und weg von diesen Bildern und das musste ich jetzt mit Verspätung los werden.
Sehr gut, liebe pan, ja.

AbendgeRdankengrüße:smile:

Dita

Beitragvon Dita » 04.10.2006, 22:45

Liebe Pan,

wunderbare Bilder, sowohl durch Wortkreationen erschaffen, als auch in beschreibender Weise. Eine gelungene Vereingung von Wortemalerei und lyrischer Dichtkunst.

Lieben Gruß,
Dita


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