vorahnung

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Niko

Beitragvon Niko » 17.09.2006, 23:29



vorahnung


noch treibt der tau
einen traum
hinter die stirn
ein frauenmantel
hortet ihn wie perlen
doch bald schon
wird die kraft weichen
zu halten
was lebendig hält
Zuletzt geändert von Niko am 07.07.2011, 10:41, insgesamt 2-mal geändert.

Gast

Beitragvon Gast » 18.09.2006, 01:09

Lieber Niko,

hier muss ich etwas Botanisches anmerken, bevor ich zum Text, der mir eigentlich schon recht rund und gelungen erscheint, etwas anmerken kann:

Ein Frauenmantel ist so nicht korrekt.
Frauenmantel ist ein Gewächs, das in Büscheln wächst.
siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Frauenmantel

Meinst du vielleicht "Ein Frauenschuh"?

Du kannst das "ein" aber auch getrost weglassen, denn das Bild mit dem Tau passt zu Frauenmantel.

liebe Grüße
Gerda
Gerda

Niko

Beitragvon Niko » 18.09.2006, 01:29

Hallo Gerda!
Danke für deine botanischen Anmerkungen. Selbst als Gärtner kann man ja noch dazu lernen. :idee:
Nein, ich meine Frauenmantel. guckst du hier:
http://www.zauber-pflanzen.de/alchemilla.htm

frauenmantel nehmen den tau auf und auf dem blatt entsteht eine wasserperle. oder mehrere. das find ich immer faszinierend. einzahl frauenmantel gibt es schon. ein gewächs, dass sich frauenmantel nennt, ist ein frauenmantel. das beschreibe ich. nicht eine frauenmantelgruppe. mutterpflanze und versamdes drumherum. ist schon korrekt so.

pandora

Beitragvon pandora » 18.09.2006, 08:15

lieber niko,

die stimmung, die dein gedicht mit schönen worten vermittelt, kenne ich gut. auch ich mag den herbst sehr, aber die letzten warmen tage versetzen mich oft in eine melancholische stimmung, weil ich genau weiß, was folgt.
das bild vom frauenmantel finde ich wunderbar.
was mich ein bisschen stört, ist das:
NJKahlen hat geschrieben:vorahnung

doch bald schon
wird die kraft weichen
zu halten
was lebendig hält


zweimal "halten". gäbe es vielleicht eine alternative? "zu fassen" /"zu wahren" eventuell?

lg
p.

Gast

Beitragvon Gast » 18.09.2006, 08:55

Hallo Niko,

tut mir leid, ich habe mich heute Nacht ziemlich verquer ausgedrückt. "Korrekt" ist in diesem Zusammenhang eine unzutreffende Bezeichnung.
Ich möchte es so erklären: Da du Gärtner bist weißt du auch, siedelt sich im Garten Frauenmantel an, steht da nicht nur eine Pflanze, ein Frauenmantel, der mit Guttationstropfen benetzt ist, sondern eben eine gesamte Formation.
Du hast also ein Exemplar herausgegriffen...
Ich habe es jetzt verstanden, genauso, als wenn du aus einer Ansammlung von Rosenstöcken, "eine" Rose herauspickst... ist dann aber nicht "Die Rose" oder "Der Frauenmantel" besser?
Halte mich jetzt nich für besonders spitzfindig, aber zwischen ein und der ist ein großer Unterschied und ich möchte genau wissen, welche Vorstellung ich mir machen soll, weil das von dir gewählte Bild ein außergewöhnliches und sehr anschauliches ist.

Frauenmantel gibt das gehortete Wasser ab (Guttation), dann entstehen die Perlen...
auf den Text bezogen:

NJKahlen hat geschrieben:vorahnung

noch treibt der tau
einen traum
hinter die stirn
ein frauenmantel
hortet ihn wie perlen


heißt da dann, das Wasser wird noch nicht abgegeben...
Zitat:
der traum wird wie (Wasserperlen) gehortet, man sieht auf dem Frauenmantel die Guttationsperlen (noch)gar nicht?
Ich muss zugeben ich bin jetzt noch verwirrter, weil sich das dann widerspricht. Du siehst augenscheinlich diese Perlen, die aber nur sichtbar werden, wenn eben jene nicht mehr gehortet... :frage:

Dabei finde ich diesen "traum, der hinter der stirn gehortet wird" so ausdrucksstark, wenn er aber keine Entsprechung im bild findet?
Ist da wichtig für ein Gedicht, dass der Ablauf, der das Bild transportiert,botanisch stimmen muss - frage ich mich und auch dich und alle hier... :confused:
Oder weiß das sowieso kein Mensch? ich bin sehr durcheinander...

Liebe Grüße
Gerda

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leonie
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Beitragvon leonie » 18.09.2006, 11:59

Lieber Niko,

ja das ist schön!!! Gerdas Einwand zum Frauenmantel kann ich verstehen, vor allem, weil die Perlen dann ja auch im Plural sind. Das doppelte „hält“ finde ich auch überdenkenswert, der Schluss fällt gegen die schönen Bilder am Anfang ein wenig ab, finde ich. Das wird es so reflektierend. Ich habe aber im Moment keinen anderen Vorschlag...
Gern gelesen!

Liebe Grüße
leonie

Niko

Beitragvon Niko » 18.09.2006, 17:48

nur kurz:
"der frauenmantel hortet den tau wie perlen" bedeutet für mich nach meinem verständnis: frauenmantel schlechthin. allgemein. so wie zb: der frauenmantel gehört zu der "gattung ....."
"ein frauenmantel hortet den tau wie perlen", dann ist dies ein beschreiben eines exemplars, das (lyr) ich beobachte(t).
später mehr.......bin noch erschlagen von der guggenheim-ausstellung, die ich mir heute geleistet habe - ...der wahnsinn!!!

lieben gruß: Niko


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