Kirche

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
DasM

Beitragvon DasM » 16.09.2006, 18:36

Kirche




Killerinstinktiv
lauernd,
den Kopf auf der Bibel
grottenlichtiges Schweinegegrunze
zur Hölle Bruder.

Jeder ist ein Gott
und der Vater schreit nach Anerkennung
unter dem Laub wächst ein Baum.

Knie nieder,
wir beten
eine Gutenachtgeschichte
aus Dreck geschrieben,
mit Fingern ohne Nägel
und
Schwester Oberin
tanzt auf dem Flur
nackt
und wild
wirft sich gegen die Wände
und schleudert ihren Mädchentraum
gegen die Sakristei.
Zuletzt geändert von DasM am 19.09.2006, 20:30, insgesamt 1-mal geändert.

rya

Beitragvon rya » 17.09.2006, 04:54

Hallo "M"

Es ist mitten in der Nacht....da kann ich mich nicht sooo konzentrieren.Aber,beim ersten Lesen fühl ich mich erst mal angesprochen.Gefällt mir.Allerdings,was ist ein "grottenlichtiges Schweinegegrunze"????.Ich würde das noh mal überdenken.Das Bild der Schwester Oberin hingegen..schön.
Gruss in das Dunkel,Rya

Birute

Beitragvon Birute » 17.09.2006, 08:46

Der einzige Satz, der bei mir rüber kommt, ist "unter dem Laub wächst ein Baum".

Der Rest des Textes ist ein Schlag ins Gesicht, für jeden Gläubigen, und für jeden, der sein Leben der Nächstenliebe verschrieben hat.

Birute

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 17.09.2006, 10:00

Liebe Birute,

fühle dich nicht persönlich getroffen von diesem und ähnlichen Gedichten. Das war sicherlich nicht beabsichtigt.

Mit Interesse stelle ich fest, dass sich viele Leute, die mit "Kirche" groß geworden sind, vielleicht noch in einer katholischen Familie, die sich recht streng an die damit verbundenen Rituale hielt, später oft von ihr lösen.. Die Kirche als Institution hat sichtlich für diese Menschen viel an Glaubwürdigkeit verloren, durch ihre Widersprüchlichkeit zwischen dem, was gesagt, gedacht und gemacht wird bzw. zwischen dem, was gepredigt wird und dem, was das reale Leben mit sich bringt.

Ich denke, dieses Gedicht spiegelt dies ein wenig, es klingt bitter für mich und ablehnend- durch die Überschrift verabsolutierend, schockierend. Aber das ist wohl auch so beabsichtigt und regt zur Auseinandersetzung an. Dennoch teile ich ryas Meinung und empfehle, über die erste Strophe noch einmal nachzudenken.

Der Glaube an Gott selbst, den viele von uns in sich tragen, wird nicht mit Füßen getreten, so empfinde ich es.

Herzlichst, KÖ

Birute

Beitragvon Birute » 17.09.2006, 10:06

Liebe königindernacht,

ich fühle mich nicht persönlich angegriffen, da sorgst du dich unnötig. :)
Ist nur meine Meinung, und die darf ich doch sagen, oder?

Lieb grüßt
Birute

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leonie
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Beitragvon leonie » 17.09.2006, 10:23

Liebes M,

ich finde die letzte Strophe dieses Gedichtes ist die stärkste und könnte für sich stehen, als eine Erfahrung die jemand mit der Verlogenheit von Kirche an einer Stelle gemacht hat. Sie erinnert mich an einen Mann, der in einem katholischen Kinderheim war, wo die Nonnen die Kinder windelweich geprügelt haben.- Leider gibt es solche Erfahrungen, auch in einer Institution von der man meint, dass es sie dort nicht geben dürfte. Aber sie sind nicht unbedingt die Regel. In meiner Stadt zum Beispiel hat die Kirche viel Gutes auf die Beine gestellt. Deshalb hatte ich den Titel Deines Gedichtes schon mal für problematisch.
Für mich wird das Gedicht insgesamt durch die ersten beiden Strophen und vor allem durch den Titel zu einem Allgemeinplatz und Rundumschlag.

Nichts für ungut

leonie

P.S. „Unter dem Laub wächst ein Baum“ könnte mich in einem anderen Zusammenhang direkt begeistern.

aram
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Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 17.09.2006, 10:43

hallo,
ich komme über die wortschöpfung /silbenverdopplung zu beginn nicht drüber -
instinstinktiv - ist mit zu viel, zu unklar und zu schwer lesbar.
(hm - das komma am ende der folgezeile deutet darauf hin, dass es sich überhaupt um einen fehler handelt)

DasM

Beitragvon DasM » 17.09.2006, 12:44

hallo, erst mal was vorab was wichtig ist:

ich möchte nicht das der text ein schlag ins gesicht der christen ist, denn ich bin selbst überzeugter christ.
und das seit meiner früher kindheit. selbst die aufgabe des messdieners und kirchenchorsängers hatte ich inne.
habe fast mein ganzes leben mit der kirche und für die menschen der kirche gearbeitet.
im sozialen bereich und im organisatorischen bereich.
schreibe das nur, das hier der text nicht schon vor der diskussion auf ein falsches gleis gestellt wird und dann in die falsche richtung fährt ( hatte ich gerade erst bei "Die Lust dich zu..." ),
denn das ist zu anstrengend und man verliert den realen hintergrund des textes aus den augen.

ich denke das die interpretation von Kö der sache schon sehr nahe ist.

schreibe leider gerade eine klausur und klinke mich deshalb nur zwsichendurch ein.


Michael

Max

Beitragvon Max » 17.09.2006, 13:12

Liebes M,

vielleicht solltest Du die Klausur erstmal zuende schreiben, die Ziet für sowas soll ja begrenzt sein ;-) (jaja, ich ahne ja, dass Du sie vermutlich erstellst und nicht schreibst, oder?).

Was Deinen Text angeht, so schließe ich mich meinen Vorrednern an, der Satz der wirklich raussticht ist

unter dem Laub wächst ein Baum


Ansonsten habe ich mit Deinen Texten (nachdem ich nunh ein paar gelesen habe) manchmal das Problem der alten Goldwäscher:Man muss eine ganze Menge Sand durchseihen, bevor man ein Nuggett findet. Soll heißten: ich könnte sie mir wesentlich dichter vorstellen.

Liebe Grüße und Erfolg mit der Klausur
Max

DasM

Beitragvon DasM » 17.09.2006, 13:46

hallo,
ne ich schreibe selber, in sachen weiterbildung.....


der satz "unter dem Laub wächst ein Baum", den alle besonders gut finden ist eigentlich eine metapher für versteckte sexualität der männlichen beschriebenen.
hoffe das alle das verstanden haben, bzw. das dies vermittelbar war.


Michael

rockandrollhexe

Beitragvon rockandrollhexe » 17.09.2006, 14:26

Hallo DasM,
einige deiner Texte finde ich recht gut.
Ich habe sie biher nicht kommentiert -was ich auch hier nicht tue -
weil du zu den Leuten gehörst, die zwar die Kommentare kommentieren, die auf die eigenen Werke eingegangen sind, aber sich nur selten dazu herablassen auch andere
Texte mit einem Wortbeitrag zu beehren.
Ich staune, dass dich noch kein Moderator "leise" darauf hingewiesen hat.

Liebe Grüsse
rockandrollhexe

DasM

Beitragvon DasM » 17.09.2006, 14:31

off-topic:
wurde darauf hingewiesen, und habe diesen fehler korrigiert....sorry dafür off-topic aus

Michael

rya

Beitragvon rya » 18.09.2006, 03:23

nochmal:
was bitte ist ein "grottenlichtiges Schweinegegrunze"?
Ich fände es im übrigen - allgemein - ganz nett,wenn du Fragen die dir gestellt werden,auch mal beantworten würdest.
Danke,Rya

Wannendicht

Beitragvon Wannendicht » 18.09.2006, 20:54

hallo meister M,

hier im ruhrpott ist jemandem aufgefallen, daß um jede katholische kirche vier psychiaterpraxen rumstehen...

außerdem teile ich deine meinung und mag dein gedicht.

zur nächsten liebe: viele katholiken können sich selbstz nicht leiden...wie sollten sie ihren nächsten lieben?

f´ly


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