September

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
scarlett

Beitragvon scarlett » 11.09.2006, 15:03

September

Den Haarknoten lösen,
Sommerträume kämmen
ins herbstliche Gelb –

Die Hand voller Kerne
schwarz und schwer,
verbirgt sich *im ersten
Nebelkleid.


scarlett, 2006

"hastig" auf Vorschlag von...tja allen, die hier kommentiert haben, probeweise gestrichen.
Zuletzt geändert von scarlett am 17.09.2006, 13:11, insgesamt 2-mal geändert.

königindernacht

Beitragvon königindernacht » 12.09.2006, 02:29

Fast wäre dieses wunderschöne kleine Spätsommergedicht in all dem Herbst versunken.

Liebe Scarlett, du hast ganz zauberhafte Bilder gbeschrieben, um diesen Monat einzufangen.
Das Gedicht strahlt Ruhe aus, Heiterkeit und lässt schon etwas Wehmut durchscheinen.
Schade, dass es in der zweiten Strophe "hastig" wird. Warum hast du dieses Adjektiv gewählt? Es sprengt ein wenig den Zauber, den deine Zeilen ausstrahlen. Ich mag dein Gedicht dennoch sehr,

herzlichst, KÖ

steyk

Beitragvon steyk » 12.09.2006, 06:38

Liebe scarlett,

schöne Zeilen mit schönen Bildern - wobei ich den Text nicht als Spätsommergedicht lese, sondern eher als Herbstanfangsgedicht. Das "hastig" in der zweiten Strophe empfinde ich zwischen den anderen ruhigen Worten ein wenig als Fremdkörper.

Gruß
Stefan

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.09.2006, 15:36

Hallo scarlett,

wie wäre es mit "tastend" statt "hastig".
Saludos
Magic

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 12.09.2006, 15:42

Liebe scarlett,

außer bei pandora (die das aber ganz anders macht) habe ich glaube ich bei keinem der Mitglieder diese Möglichkeit durch die Natur sofort in eine Stimmung einzutauchen, die der Text für mich transportiert. Bei vielen Gedichten sind mir solche Momentaufnahmen zu wenig, es bleibt nichts nach dem Lesen. Das ist hier anders, das nötige Gefühl ist einfach da. Das mag ich an Texten dieser Art von dir.

Das hastig würde ich nach einiger Überlegung auch streichen. Du brauchst es nicht, um den Kontrast zu Strophe eins deutlich zu machen. im nebel verbergen sagt für mich völlig, was du sagen möchtest. Ich stimme dabei nicht den anderen zu, dass es inhaltlich als Fremdkörper die schöne Stimmung zerstört (den die Stimmung ist ja durchaus wehmutig, wei Kö sagt, wenn uch zugleich sanftmütig, in Einklang, beides ein bisschen), sondern es bricht aus dem Bild sprachlich aus.

Liebe Grüße, gelunege Momentaufnahme,
lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.09.2006, 18:29

Hallo ihr lieben Kommentatoren,

ich bin ja ganz geplättet- wenn ich das mal so salopp formulieren darf :smile: !
Dieses Gedicht ist schon etwas älter und niemals hab ich darauf eine besonder Rückmeldung erhalten, es wurde immer - wie sagte eine freundin so schön? - als "nettes Nebenprodukt" gesehen.
Umso mehr freut es mich, daß es hier so gut ankommt und das hier auch gesehen wird, was sich damit verbindet und was doch nicht so gelungen ist: das "hastig" nämlich.
Der Gedanke, der hinter dem "hastig" steht, ist der, daß das LyrIch - im Bewußtsein dieses Herbstes rettet, was es vom Sommer zu retten gibt - einerseits, andrerseits sind die Kerne "schwarz und schwer" - bedeutsam zwar, aber nicht unbedingt nur positiv besetzt und die will das Ich auch "hastig verbergen", sprich beiseite schaffen, wegbringen, im Nebel verschwinden lassen.
Es ging mir um diese Doppeldeutigkeit - wenn ihr das nun bedenkt, ist das "hastig" dann noch so "aus dem Rahmen fallend"???

Im Sinne der Ruhe und dessen, was das Gedicht ausstrahlt, überlege ich aber sehr wohl, ein anderes Adjektiv für "hastig" zu suchen.

Das "tastend", liebe Magic, ist sicherlich eine Variante, ich werde es im HInterkopf behalten.

Liebe Kö, die Wehmut schimmert sicherlich schon durch - ist durch das Verträumte des Kämmens ja angedeutet -
und ja, Stefan, es ist eher ein Herbstanfangsgedicht - gedacht gewesen von mir, aber das Sommerende, das "Bilanz ziehen" ist dessen Grundlage, das hast du richtig gelsehen.
Dir, liebe Lisa, danke ich auch für die mich überaus eherenden Worte - es freut mich ungemein!

Ich hatte heute einen anstrengenden "Arzttag" - es ist alles gut, und dank eurer Postings habe ich jetzt doppelten Grund zu Feiern!

Liebe Grüße,

eure scarlett

Bloodbrother

Beitragvon Bloodbrother » 12.09.2006, 19:04

Hallo scarlett,
ein schönes Gedicht und wenn man bedenkt, dass es drei Jahre alt ist, zeigt es mir, dass du auch vor drei Jahren schon gut schreiben konntset.

LG Michael

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 12.09.2006, 20:32

Der Gedanke, der hinter dem "hastig" steht, ist der, daß das LyrIch - im Bewußtsein dieses Herbstes rettet, was es vom Sommer zu retten gibt - einerseits, andrerseits sind die Kerne "schwarz und schwer" - bedeutsam zwar, aber nicht unbedingt nur positiv besetzt und die will das Ich auch "hastig verbergen", sprich beiseite schaffen, wegbringen, im Nebel verschwinden lassen.
Es ging mir um diese Doppeldeutigkeit - wenn ihr das nun bedenkt, ist das "hastig" dann noch so "aus dem Rahmen fallend"???


freu*freu = endlich darf ich es mal sagen bei einenm Gedicht: genau sohabe ich es verstanden. Und trotzdem und gerade deshalb sage ich: streich das hastig (probier es wenigstesn mal optisch aus): diese Doppeldeutigdeutigkeit wird dann genau so deutlich. Man liest es ganz klar heraus...das ist es ja, was das Gedicht ausmacht!

Und schön, dass "alles" beim Arzt gut gelaufen ist :-). So muss es sein!

Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.09.2006, 22:00

OK Lisa, ich freu mich auch, daß endlich :smile: jemand ein Gedicht so versteht, wie ich es meine.
Ich streiche dann mal probeweise das "hastig" -

Abendgrüße,

scarlett

steyk

Beitragvon steyk » 12.09.2006, 22:07

Jawoll ! Ich habs ja gesagt - und andere auch :-)
Laß es bitte so.

Gruß
Stefan

scarlett

Beitragvon scarlett » 12.09.2006, 22:09

@ Stefan: :-)

Gruß,

scarlett

Birute

Beitragvon Birute » 13.09.2006, 09:42

Das ist ein superschönes Bild, liebe scarlett.

Zum Eintauchen.

Lieben Gruß
Birute

lichelzauch

Beitragvon lichelzauch » 13.09.2006, 10:41

Hallo scarlett!

Ich gebe zu, als ich die Diskussion gelesen habe, war ich eher skeptisch was das "hastig" anbelangte... ich dachte, gerade hier läge der Charakter dieses "sich Versteckens" - dabei steckt der vielmehr im ganzen Bild von Sommer - Herbst, Hand und Nebel; aber ohne das "hastig" wird der Vorgang jetzt wirklich vom Bild getragen und dadurch in all den Nuancen geschildert, die es birgt, die von dem "hastig" verdeckt worden wären. Finde ich unglaublich, wie es sich jetzt liest...

Im Übrigen ist das Gedicht ein Paradebeispiel für ein durchgehaltenes und sich wunderbar formendes Bild, wie ich finde (Haarknoten lösen --> kämmen --> Hand) - überhaupt, "Haarknoten lösen", da steckt schon das ganze Gedicht drin!

Eine Sache, die ich mich noch frage, ist, ob man für "Kerne" nicht auch "Samen" sagen könnte (weiß es aber selbst nicht: einerseits wird für mich dadurch das Ambivalente, was man vom Sommer behält, noch deutlicher; du sagst: "was es vom Sommer zu retten gibt - einerseits, andrerseits sind die Kerne "schwarz und schwer" - bedeutsam zwar, aber nicht unbedingt nur positiv besetzt" - "Kern" ist für mich schon an sich nicht positiv; andererseits ist ja der Samen meist im Kern eingeschlossen, insofern wäre "Samen" botanisch auch nicht ganz korrekt. Ist nur so eine Überlegung von mir, die auch nicht auf eine Änderung hinauswill - aber würde es gehen?)


Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich diesen Thread mal kurz für einen weiteren Zweck missbrauche. Ich möchte mich dazu an bloodbrother wenden, könnte das aber auch auf einige weitere Nutzer beziehen.

Hallo bloodbrother,

grundsätzlich habe ich nichts dagegen, dass man mal eben seine Meinung zu einem Gedicht kundtut, das einen berührt hat. Das freut den Autor natürlich immer, und oft ist eine Diskussion schon so weit fortgeschritten, dass es wirklich kaum noch etwas zu sagen gibt, außer eben: "ein schönes Gedicht". Aber dies sollte nicht der Regelfall werden. Es gibt viele Literaturforen, in denen Textarbeit fast nur noch sporadisch ausfällt, und in denen fast nur noch lapidar Geschmacksurteile ausgetauscht werden.
Wie gesagt, das betrifft nicht nur dich, aber meinem Empfinden nach trifft auf so gut wie jeden deiner Kommentare das zu, was an den folgenden Stellen angeprangert wurde:

1. Regelwerk, Punkt 2: http://www.blauersalon.net/online-liter ... .php?t=163

Es geht also um eine Kritik, die auf mehr hinauswill als „Super, hat Spaß gemacht, diesen Text zu lesen!“ oder „Ich kann mit deinem Text nichts anfangen“. Ein zumindest kurzes „warum“ sollte immer mitgedacht und somit mitgeschrieben werden.


2. Thread am Blauen Brett: "Der Salon wächst", Eröffnungspost von Lisa, 6. Absatz http://www.blauersalon.net/online-liter ... php?t=2962

Dabei ist auch manchmal die Art & Weise der Kritik zu beachten (und wieder nehme ich mich nicht aus). [...]Wenig hilfreich sind auch ausschließlich lapidare Kommentare, Geplänkel oder hingeworfene Bemerkungen, ganz gleich, ob sie nun für den Text sprechen oder dagegen. Für den Autor, der seinen Text einstellt, ist es wichtig, ein umfassenderes Feedback zu bekommen.


Außerdem hat Lisa dich glaube ich auch auf diesen Punkt schonmal angesprochen: http://www.blauersalon.net/online-liter ... 6571#16571

Ich bin mir sicher, dass du fundierte Kritik zu einem Gedicht geben kannst, denn du bist ja selbst ein Dichter, und dein letztes Gedicht "Am See" gefiel mir zum Beispiel sehr gut! Ich möchte dich also nicht vertreiben oder so etwas. Aber bis jetzt war eigentlich fast jeder deiner Kommentare substanzlos und es würde mich sehr freuen, wenn sich das ändern würde.

So, entschuldige noch einmal, scarlett, und alle anderen Leser, dass ich deinen Thread hier so gekidnappt habe. Hoffe, das geht in Ordnung.

Liebe Grüße euch beiden,
lichelzauch

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leonie
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Beitragvon leonie » 13.09.2006, 12:59

Liebe scarlett,

ich habe dieses Gedicht auch mehrfach gelesen und mir geht es eher wie lichelzauch (ha, schon wieder richtig geschrieben!!). Ich habe schon beim ersten Lesen gedacht, dass ein Adjektiv zuviel drin ist, hätte aber dafür plädiert, das „ersten“ zu streichen.
Ich habe das Gedicht auch so verstanden, wie Du es gemeint hast und finde in diesem Zusammenhang ein hastiges, fast verstohlenes Wegstecken der Kerne sehr gelungen! Es unterstützt das, was Du sagen willst und lässt in mir ein Bild entstehen.

Liebe Grüße
leonie


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