Ich werde älter

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 01.09.2006, 17:12

Zucker

Sand


Erdbeeren



Schlagsahne




Mund



Es knirscht im Zahnersatz



Ich weiß
Ich werde älter

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 10.09.2006, 10:00

Liebe moshe,
ich habe dieses Gedicht schon ein paar Mal gelesen, aber die Anordnung (also der grund für die Anordnung) lässt sich für mich nicht erschließen. Wolltest du es genau so setzen? Soll das einen Mund darstellen?

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 10.09.2006, 17:12

Liebe Lisa,
verstehe bitte, daß ich auch in der Zeit der Happenings groß geworden bin und damals selbst solche gemacht habe. Ich glaube über meine Documenta-Erfahrungen schrieb ich dir schon mal.

Der Grund für dieses Experiment liegt in drei Komponenten, die bitte in Kombination zu sehen sind:

1. Die Erfahrung des Älter-Werdens am Beispiel Mund im Zusammenhang mit gezuckerten Erdbeeren mit Schlagsahne darzustellen.

2. Die jüngeren Betrachter, die diese Erfahrung noch nicht gemacht haben, zum Fragen anzuregen, wie du es jetzt zum Beispiel getan hast. Ich danke dir schonmal, weil du es mehrfach gelesen hast, um der Sache auf den Grund zu gehen und mich nun auch noch gefragt hast.

3. Den Betrachter zumindest zu einer Augenbewegung zu veranlassen, also zu einer eigenen Aktion, einem Mitmachen. Das klappt hier am Bildschirm bestimmt noch besser, als auf einem Blatt Papier.

OK?

Mit liebem Gruß

Moshe

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 10.09.2006, 18:15

Lieber moshe,

verstehe bitte, daß ich auch in der Zeit der Happenings groß geworden bin und damals selbst solche gemacht habe.


OK?



klar "verstehe" ich das. Warum auch nicht? (das frage ich, weil ich deinen verweis darauf nicht verstehe.

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 10.09.2006, 19:09

Weil damals, die Frage von Form und Inhalt ein heißes Eisen war.

Ein Beispiel: Man entdeckte damals in den Städten, daß Kunst-Förderung eine gute Sache war, wußte aber mit der 'modernen Kunst' nichts anzufangen, fand es aber ungeheuer Wichtig!.
In Göttingen wurde sehr progressiv eine Fußgängerzone eingerichtet, und die sollte natürlich mit ebenso progressiver moderner Kunst möbliert werden, natürlich zu möglichst geringen Kosten, aber zugunsten der örtlichen Kunstszene.
Mit ein paar Anderen gründete ich die Künstlergruppe Machwerk. Wir boten der Stadt Göttingen zu einem relativ niedrigen Preis an, ein Kunstwerk für den nördlichen Eingang der FußgängerZone zu erstellen unter dem Projektitel 'Reiselust'. Es sollte die Frage aufwerfen: Wo ist es schöner? Zuhause oder in der Ferne?
Das Kultur-Dezernat war begeistert, Mittel wuden bewilligt (Ich weiß heute nicht mehr wie viel)
Also kam die Sache ins Rollen.
Wir holten uns vom Schrottplatz eine vorderen Kotflügel von einem VW-Käfer, zerbeulten ihn etwas, sprühten ihn mit Farbe bunt an, schweißten eine Drei-Meter-Hohe Säule, wie aus Griechenland, stellten sie an der vorgesehen Stelle auf. Alle fragten sich, was da jetzt kommt. Nach drei Tagen montierten wir plangerecht den Kotflügel darauf und verhüllten das ganze fest mit Stoff. Nach drei weiteren Tagen kam dann die offizielle Einweihung: Die Presse war da, cirka 200 Leute, der Kulturdezernent hielt ein Rede, wir entfernten den Stoff, einer von uns hielt eine Rede, es war eine Athmosphäre der Begeisterung und nebenbei bekamen wir den Scheck. den wir am nächsten Tag einlösten.
Am Wochenende darauf sind wir zum Landgasthof Mutter Jütte gefahren und haben dort ordentlich Wildschweinbraten gegessen, anschließend wieder zurück nach Göttingen und in der Stammlokal von Gunther Hampel and his Galaxie-Dream-Band samt seiner Musik-Session die Nacht gut gelaunt gezecht.
Dann kam im Stadtrat in einer sehr hitzigen Debatte, unter ständiger Berichterstattung durch die Lokalpresse des Göttinger Tageblattes, die Frage auf, ob unser Werk nun Kunst sei oder nicht. Es zog sich über mehrere Wochen hin und schließlich kam es zu einem Kompromiß: Unser Werk wurde von seinem ursprünglichen Platz entfernt und in den Garten des Heimatmuseums versetzt. Ob es heute noch da steht, weiß ich nicht.
Ich finde die Sache aber bis heute außerordentlich gut, wegen des Inhalts und der Umstände.
Das nannte man ein Happening.

Moshe

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 13.09.2006, 12:20

Lieber moshe,
deine Ausführungen sind interessant und ich habe sie gerne gelesen.

Ich empfinde diese Form hier jedoch nicht als heißes Eisen, es gibt inzwischen sehr viele texte dieser Art, auch viele in meinen Augen unbedeutende Texte, in deren obige Ausführungen von deinen Texten nicht als Verteidigung herhalten. Nicht immer bedeutet andere Form = wertvoller Inhalt. So anders finde ich deine Form übrigens nicht. ich könnte mir stärker eine Kombo mit einem Bild/Collage von Orit vorstellen, in der durch visuelle Mittel die Blickführung, die du hier erzeiugen willst, vom leser GEFORDERT wird....das fänd ich spannend.

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 13.09.2006, 15:03

LIebe Lisa!

Es ist richtig, daß es viele solche Gedichte gibt, aber bisher hier im Salon nicht.
Die Angelegenheit mit Bildern zu kombinieren ist eine gute Idee und spontan fällt mir Ton auch noch dazu ein.

MlG

Moshe


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