Atlantic-City

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
Eliane

Beitragvon Eliane » 09.09.2006, 19:32

Atlantic-City

Spielsüchtige kommen und gehen mit Bussen, mit Flugzeugen
ebben und fluten wie die Gezeiten im Sechsstundentakt
in Perfektion geschleust, beköstigt, gelockt;
dicke Teppiche, goldene Lampen;
der Geruch des Geldes
verführt zum Spiel

-verspielt-

Bye!

But don’t forget our gift: the 10$-coupon, for your next visit!




neue Fassung:


Atlantic-City


Sie ebben und fluten wie die Gezeiten im Sechsstundentakt
die Geldsäcke und Sparstrümpfler in gleichem Maße
geschleust und beköstigt, gelinkt und gelockt
Lüster im Blick auf samtweichem Tritt
dem Geld-Schein zu huldigen
dem Spiel der Verfallenen
Münzen zu frönen

-verspielt-

Bye!

But don’t forget our gift: the 10$-coupon, for your next visit!




letzte Fassung, danke für eure Geduld ;-)
Atlantic-City

Sie ebben und fluten wie die Gezeiten im Sechsstundentakt
die Geldsäcke und Sparstrümpfler gleichermaßen
geschleust und beköstigt, gelinkt und gelockt,
die Lüster im Blick, auf samtweichem Tritt,
dem Geld-Schein zu frönen;
dem Spiel der Verfallenen
Münzen ergeben.

-verspielt-

Bye!
Zuletzt geändert von Eliane am 15.09.2006, 10:59, insgesamt 5-mal geändert.

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 10.09.2006, 04:02

hallo eliane,

der trichter hat einen schönen schwung

ja das gefällt mir, das '-verspielt-' über dem Bye!, der 10$-coupon als stabile basis von allem, der den sog wieder auffängt und sagt: das leben geht weiter, sie dürfen kurz raus um dann wiederzukommen.
und Atlantic-City steht so funkelnd oben drüber.

aram


ps und erinnert mich an meine freundin vor langer zeit die sich in so nem casinovorgarten - also mittlerer park - einen springbrunnen ansehen wollte und dabei auf ein förderband geriet das sie ins casino transportierte, wo sie dann nicht mehr rausfand - nach 20 minuten sah sie wieder tageslicht und dachte sie hätte es geschafft, das war aber nur die pool area. (war aber in las vegas, zählt also nicht)

Eliane

Beitragvon Eliane » 10.09.2006, 06:40

Hallo aram,

danke für's Lesen und Kommentieren.

Hab' die Überschrift noch ein bisschen "funkelnder" gesetzt.

Ich war 1986 dort, als ich meine Schwester in den USA besuchte. Schon kílometerweit stehen die Busse vor der Stadt und ein Privatjet nach dem anderen landet und startet. Irrsinnig!
Meine Schwester meinte, ich solle mir das mal ansehen, es kostete mich fast nichts, 15.-§, inklusive Fahrt, einem riesigen internationalen Buffet vom Feinsten und 10§ in Münzen für die Einarmigen.

Den Coupon für' s Wiederkommen hab' ich noch!

Eliane

Gast

Beitragvon Gast » 13.09.2006, 00:58

Klasse, liebe Eliane, da auch optisch passend in Szene zum Inhalt gesetzt.
Nur noch eine klitzekleine Frage, müsste es nicht beköstigen heißen?
(Verkosten ist doch bei einer Weinprobe angesagt, das meinst du aber nicht sondern im Sinne von bewirten... was auch ginge.

Liebe Grüße, habe mich hier doch noch aufgerafft, obwohl eigentlich zu müde...
;-) Gerda

aram
Beiträge: 4509
Registriert: 06.06.2006

Beitragvon aram » 13.09.2006, 02:45

hallo eliane!

Hab' die Überschrift noch ein bisschen "funkelnder" gesetzt.

interessant, so unterschiedlich kann das wahrgenommen werden - für mich 'funkelt' sie gerade dadurch, dass sie nun hervorghoben ist, nicht mehr.

es kostete mich fast nichts, 15.-§, inklusive Fahrt, einem riesigen internationalen Buffet vom Feinsten und 10§

ich kenn's von '89, damals waren auch die hotelsuiten fast geschenkt - der ganze gewinn kam übers casino, rest war egal - man kriegte die zimmer auch so, musste nicht spielen.
inzwischen hat sich das geändert, soviel ich weiß.

Den Coupon für' s Wiederkommen hab' ich noch!
.-)

zum text kann ich derzeit nicht mehr sagen - schade dass moshe im anderen thread nicht geantwortet hat auf meine frage, ob ganzheitliches, literarisch vollwertiges betrachten der beiträge dieser rubrik für ihn bedeuten würde, den text im trichter genauso 'streng' zu rezensieren wie einen frei gesetzten lyriktext. ich sehe das ja nicht so - was denkst du?

@gerda
müsste es nicht beköstigen heißen?
- spannend, dieser ausdruck ist mir wiederum fremd!

liebe grüße, aram

Eliane

Beitragvon Eliane » 13.09.2006, 19:33

hallo Gerda,

ich habe selbst gestaunt, dass ich VERköstigt geschrieben habe, natürlich muss es BEköstigt heißen. Ich habe es berichtigt.

(höchstens ihr Geld wird "verköstigt" im übertragenen Sinn)

Hallo aram,

ich denke, hier steht das Bild (der SOG ) im Vordergrund, als zusätzliche Ausdrucksform, die gleichzeitig den Blickwinkel des Autors auf das Beschriebene unterstreicht. Ein Casinobetreiber hätte möglicherweise die Form eines gefüllten Geldsäckels gewählt :smile:

Der Text allein würde in der lyrischen Bewertung wohl durchfallen!
Die einzige "besondere Formulierung" ist der Vergleich mit den Gezeiten.

IDEAL wäre natürlich, wenn der Text auch noch in ansprechender Lyrik geschrieben wäre!


liebe Grüße
Eliane

P.S. ....aber hier ist es ja per Einleitung erlaubt, die Form an sich in den Vordergrund zu stellen, was natürlich dazu einlädt, das Lyrische zu vernachlässigen. Hatte ich auch schon in Frage gestellt, ob man es SO formulieren sollte.

Eliane

Beitragvon Eliane » 14.09.2006, 09:00

liebe Rezensierer ;-)

ich habe den Text nun anders formuliert, ein bisschen mit Worten gespielt, siehe oben unter alter Fassung.

für aram: die Überschrift ist in "comic sans" geschrieben, "sans" bedeutet im Französischen "ohne" ;-)

Orit

Beitragvon Orit » 14.09.2006, 22:44

Liebe Eliane!

Die neue Fassung ist lyrischer und raffinierter formuliert.
Aber der erste Text hat für mich etwas Unmittelbareres, daß in mir stärker Bilder hervorruft (Erinnerung an Las Vegas, z.B.
"dicke Teppiche, goldene Lampen, Geruch des Geldes")
Ansonsten kann ich mich dem Kommentar von aram anschließen.
Schwierig zu sagen, welche Fassung "besser" ist.

Einer meiner ersten Eindrücke in Las Vegas: Ich hörte einen
markerschütternen Schrei, kalter Schweiß stand mir auf der Stirn, hörte sich an, als ob jemand ermordet wurde :angst_2: :angst_2: Dann beruhigte ich mich etwas bei dem Gedanken: Ich bin in Las Vegas, da hat wohl gerade jemand sein gesamtes Vermögen verloren. Und dann sah ich was geschah, unmittelbar bei dem nächsten Schrei:
Bungi-Springer ... :tiere0053:

Liebe Grüße
Orit

Gast

Beitragvon Gast » 14.09.2006, 23:05

Liebe Eliane,
mir gefällt di zweite Version entschieden besser.
Nicht dass ich jetzt sagen will, dass man der 2. Version, die Arbeit noch anmerkt, aber dass du daran gut gearbeitet hast, das sehe ich am Ergebnis.
Es fließt von Beginn an, bis zur dritten Zeile sehr gut, ist für mich bis dahin stimmig.
Gerade, dass du mit ebben und fluten beginnst finde ich Klasse...
in doppelter Hinsicht, nicht nur wegen des Vergleichs des "Angesschwemmt-Werdens" der Massen von Touristen mit den Gezeiten, sondern auch wegen der Ebbe, die u. U. anschließend im Portemonaie herrscht. (Nur statt "in gleichem Maße", weil zu lang= gleichermaßen)
Ich habe mal kuriv gesetzt was ich noch ändern würde, aber nur Kleinigkeiten.
Vom Rhythmus her klingt es auch gut in Z.1"kt" und in z. 3 am Z ende
In Z 4 habe ich nur anders gestellt, weil es besser klingt und den Sinn eher trifft ohne das "auf"
Ein bisschen wird mein Lesefluss gehemmt, durch "huldigen" "Verfallenen" "frönen" jeweils am Ende in Z. 5, 6, 7
Ich habe aber keine Patentlösung dafür, nur eine Idee... probiere bitte mal laut zu lesen...

Sie ebben und fluten wie die Gezeiten im Sechsstundentakt
die Geldsäcke und Sparstrümpfler gleichermaßen
geschleust und beköstigt, gelinkt und gelockt
Im Blick die Lüster, samtweich der Tritt
dem Geld-Schein frönen
im Spiel gefallenen
Münzen ergeben

-verspielt-


Genug drüber geschaut?
Ich hoffe und wünsche dir eine gute Nacht
Gerda

Eliane

Beitragvon Eliane » 15.09.2006, 10:50

liebe Orit,

danke für's Lesen und Kommentieren. Ich finde, die goldenen Lampen und die dicken Teppiche finden sich in den Lüstern und dem samtweichen Tritt wieder, hintergründig meinte ich damit auch "den Geld-lüsternen Blick", daher schrieb ich nicht "die Lüster im Blick" sondern nur "Lüster im Blick", aber das ändere ich doch, denn sprachlich überzeugt es mich nicht.

liebe Gerda,

danke für's Drüberschauen und die Änderungsvorschläge.

Ich habe nun mehr Kommata gesetzt, damit klarer wird , wie ich den Text aufgebaut habe. Nach "gelockt" wird der Satz nach dem Nebensatz "Lüster im Blick...." fortgesetzt, sodass es "zu frönen" heißen muss.
"dem Spiel der VERfallenen..." habe ich absichtlich so geschrieben, um gleichzeitig die Sucht darzustellen, deshalb auch mit großem Anfangsbuchstaben.
Trotzdem ergaben sich Änderungen, die du angeregt hast. Ich setze die dritte und letzte Version unter die beiden anderen.

DANKE!

mit lieben Grüßen,
Eliane


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Epiklord und 9 Gäste