gedankenlos

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 14:18

Er hatte es eilig, wie immer.
Darum sah er sie auch nicht,
mit ihrem roten Täschchen,
den geschminkten Lippen,
den viel zu hohen Schuhen
zierlich, schüchtern, unscheinbar,
wie bestellt und nicht abgeholt.

Er hastete an ihr vorbei,
hatte längst vergessen,
dass er sie einladen wollte.

Als er den Weg zurückkam -
es mochten Stunden verstrichen sein -
war sie natürlich längst gegangen,
um ein Stück lautloser und hoffnungsloser,
als sie gekommen war.

Man sagt,
er habe nichts besseres gefunden
und dennoch nicht nach ihr gesucht.
Nie wieder sei er ihr begegnet.
Er lasse sein Leben verstreichen
ohne zu ahnen, wie sehr sie ihm fehlte.




Nein, ich bin nicht hoffnungslos. Ich hab nur grad meine Luftballons nicht zur Hand. (Andrea Schwarz)
Zuletzt geändert von tulpenrot am 13.09.2006, 09:35, insgesamt 2-mal geändert.

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 01.09.2006, 18:24

Lieber moshe,
ganz ehrlich:
Ich halte eine Grundsatzdebatte an dieser Stelle für absolut müßig und falsch und das, weil:

1. tulpenrot erschlagen sein wird, wenn sie hier das nächste mal reinguckt

2. Es doch nur assoziationen waren und nie von müssen die Rede war. Ein Aspekt ist, dass es in dem Gedicht um Liebe geht/es ein Liebesgedicht ist. Ein anderer, dass es ein Erzählgedicht ist/sein könnte. NATÜRLICH kann in der Liebeslyrik ein Erzählgedicht sein, ich zitiere nochmal:


was das Verschieben hier angeht nicht so ernst. letzlich dienen die kategorien mehr der orientierung des lesers als einer textkategorisierung.


Niemand spricht also von Müssen. Oder Verschieben. das war eine Idee, mehr nicht. Entscheiden darüber muss tulpe. Und selbst diese Entscheidung wird nicht von besonderer Bedeutung sein.

Bitte habe etwas mehr Feingefühl, was Grundsatzdebatten in Threads von neuen Mitgliedern angeht.

Liebe grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

aram
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Beitragvon aram » 01.09.2006, 19:15

dear all - und ganz besonders tulpenrot!

es gibt zur kategorisierung dieses textes eben zwei sichtweisen -

gerda sagt
Der Text ist prosisch für Lyrik nicht verdichtet genug


...und moshe
Man höre die Melodie des Textes. Für mich ist es Lyrik.


beide ansichten sind vertretbar. der rest ist hickhack.

hallo tulpe -sorry - hallo tulpenrot, ist doch nicht das schlechteste, beim einstand gleich so eine kontroverse auszulösen, oder?

willkommen im salon.
zu deinem text -sorry dass ich dazu jetzt nichts weiter sage - melde ich mich später nochmal zu wort.

liebe grüße, aram

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tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 22:01

Hallo, ihr alle,

das ist ja was! So viel Aufmerksamkeit und Kontroversen! Also, ich werde es mir noch mal überlegen mit der Einordnung. Euer herzliches Willkommen freut mich sehr und ich werde euch nun so nach und nach auch besuchen. Und dass ihr obendrein noch positive Resonanz gebt, ist schön für mich.
Erst mal dieser schnelle allgemeine Gruß - später mehr.
LG
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"Ach, wissen Sie, in meinem Alter wird man bescheiden - man begnügt sich mit einem guten Anfang und macht dem Ende einen kurzen Prozess." AST

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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 23:07

Hallo Gerda,
dein Willkommensgruß hat mich gefreut! Danke. Und dass du so aufmerksam meinen text betrachtet hast - auch dafür ein herzliches Dankeschön.

Deinen Vorschlag, die "viel zu hohen Schuhe" "auszuziehen", und stattdessen hochhackige zu bevorzugen, möchte ich nicht so gerne annehmen. Die Schuhe sind einfach zu hoch! für diese kleine unscheinbare "Person". Ob das zu umgangssprachlich ist? Es ist jedenfalls deutlich. Und eine Umschreibung zu wählen, um diesen Umstand der zu hohen Schuhe deutlich zumachen, wäre mir zu aufgesetzt. Der Text ist ja ziemlich einfach gehalten, nicht dramatisch, sondern schlicht, unscheinbar. Aber es kann durchaus sein, dass mir demnächst etwas besseres einfällt.

Ich kann deine Bedenken erst mal verstehen, wenn du meinst, der Text sei nicht verdichtet genug. Ich hab allerdings den Eindruck, dass man heutzutage sehr gerne reduzierte Texte anbietet - und ihnen nur das Gerippe lässt. (Du wirst sehen, dass ich das auch gerne mache.) Aber ich glaube nicht, dass dies nur allein dann Lyrik sein kann und ausführlichere ungereimte Texte immer Prosa sind. Ob nun dies Lyrik ist oder nicht, ob noch Gedicht oder schon Prosa- dazu kann ich mich eigentlich letztlich nicht äußern, weil ich kein Fachmann bin.

Der Text handelt ja von einer gescheiterten Beziehung - vielleicht könnte man sagen, der Sachverhalt ist in Symbolen/Chiffren ausgedrückt, bzw. vielleicht einfach nur umschrieben. Man ahnt ja nur, was da vorgefallen ist - es ist keine "hautnahe" Erlebnis-Erzählung, die sich in einzelne Szenen aufteilt. eben von daher doch verdichtet... ;-)

Also nun werde ich die anderen Kommentatoren auch noch bedenken.
Dir eine gute Nachtruhe, e sist schon spät geworden
LG tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 23:11

Hallo scarlett,

auch dir danke für dein fröhliches Willkommen!
Ich werde über die Einordnung noch nachdenken.... s.o.
Im Moment möchte ich meinen Text noch hier lassen in diesem Teil.

LG tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 23:25

Hallo moshe,

dass du eine Melodie heraushörst, die vielleicht auch eine Stimmung assoziiert, kommt meinem Empfinden selber sehr nahe.

Die Stöckelschuhe hatte ich im Blick - genauso wie das rote Handtäschchen - und sie transportieren ja Eindrücke oder man verbindet mit ihnen was... Das wäre interessant zu hören, was ihr als Leser da heraushört.

Berlin hat für dich offensichtlich einen großen Reiz.

Warum du allerdings nun über Ehe nachdenkst.... bzw. sie ausklammern willst - dazu gibt der Text eigentlich keinen Anlass. Weder spricht er sich für noch gegen die Ehe aus.

LG tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 23:29

Noch mal hallo Gerda,
ich finde die diskussion hier sehr anregend, so bekomme ich wieder einen neuen Blick auf dmein eigenes "Werk". Keine Sorge, ich bin nicht verschreckt!
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Louisa

Beitragvon Louisa » 01.09.2006, 23:30

Auch ein fröhliches Willkommen von mir!

(es tut mir leid, aber ich muss immer noch an eine Sekte denken, wenn ich das zu jemand schreibe... :mrgreen: )

Also ich mochte Deinen Text auch sehr. Endlich auch mal was für die Sehbehinderten unter uns!

Natürlich fand ich das "rote Täschchen" und die "viel zu hohen Schuhe" am Schönsten, aber auch diese Formulierung:

war sie natürlich längst gegangen,
um ein Stück lautloser und hoffnungsloser,
als sie gekommen war.


-war sehr schön. Ich denke, da könnte man das eigentlich auch schon enden lassen...dieses "Man sagt" hört sich nach einer alten Sage an, aber das Gedicht an sich könnte sich ja wirklich gerade vor der Tür abspielen...das wirkt ein bisschen komisch auf mich...

Aber sonst kann ich mich nur den anderen anschließen! Viel Spaß weiterhin!

Liebe Grüße, louisa

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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 23:37

Hallo Lisa,

danke auch dir für dein Willkommen und für deine vermittelnden Worte. Ich werde also mein Gedicht erst einmal hier lassen. Und ich denke, ihr könnt mit der Zeit damit leben. Vielleicht gibt es mit der zeit auhc Überlegungen, die Kategorien etwas mehr zu öffnen oder vielleicht umgekehrt durch Unterkategorien zu differenzieren.

LG nach Münster
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 23:40

Auch dir, lieber Stefan, möchte ich für dein willkommen und nicht zuletzt für dein Jauu danken!
Die hohen Schuhe lass ich an! ;-)
Aber bitte nciht so zu verstehen, als ob ich von vorneherein Kritiken gegenüber blind oder abgeneigt wäre...
also einen schönen Abend
tulpenrot
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 23:44

Hallo aram,

also das war nun wirklich ein Einstand mit Pauken und Trompeten! Aber das zeigt, dass es hier sehr diskutierfreudige und aktive Leute gibt! Und das ist doch auch nicht das Schlechteste :daumen:

Man "liest" sich
tulpe(nrot)
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 23:54

Hallo Louisa,

das Willkommenheißen erinnert dich an eine Sekte? Ich finde, es ist eine neutrale Geste. Und es eröffnet dem Neuling, sich angenommen zu fühlen.

Also dir auch Danke dafür.

Das finde ich lustig, dass du den Bruch bemerkst. Der Text endete tatsächlich in seiner ursprünglichen Version dort, wo du es auch gerne hättest. Ich hab ihn später angefügt, weil mir ein Gedanke, ein wunder Punkt noch fehlte. "Man sagt" ist im Sinne von: "es wird rumerzählt"... gemeint. Ich wollte zusätzlich klar machen, dass es nicht nur eine verfehlte Liebe (=sie haben sich verpasst) ist, sondern noch eine beklagenswerte Komponente hat.

Eine gute Nacht
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Beitragvon tulpenrot » 01.09.2006, 23:57

an alle,

so, nun hab ich mir aber meine Nachtruhe verdient! Oder????? :pfeifen: Schaut mal auf die Uhr, wann ich angefangen hab, mit dem Antworten! :rolleyes:

Gute Nacht
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Beitragvon tulpenrot » 13.09.2006, 08:20

Hallo,

Ich hab "die Schuhe" geändert.

tulpenrot


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